Ist ja schon gut!!! Ich gestehe meinen Irrtum ein, gelobe, dass ich NIE mehr an der heiligen Kuh "Internet" zweifeln werde und habe reumütig meine Headlines erneut geändert!

Nachdem Anja und Tamara gestern Abend mit den Hühnern ins Koma fielen, dachte ich eigentlich, dass zwei wohlerfrischte und kampfbereite Mädels heute Vormittag den Turniersaal stürmen. Im Falle von Tamara scheint dem auch so gewesen zu sein. Anja hingegen schlich mit Kopfschmerzen herum und wollte erst gar nichts essen, weil es ihr obendrein noch übel war. Das durfte doch nicht wahr sein! Ein déjà vue aus dem letzten Jahrüberkam mich. Aber zum Glück ist meine Tochter eine Meisterin darin, sich "durchzuzwingen" (ihre eigenen Worte!) und so begab sie sich einigermaßen gefasst ans Brett. Als ich dann ihre heftig gähnende Gegnerin erblickte, glätteten sich meine Sorgenfalten ein wenig...

Kommen wir also zu den Paarungen der 5. Runde:
U10: Anja an Brett 2 gegen Jule Binner
U14: Isabel sieht sich an Brett 2 Isabell Groschwitz gegenüber
U14: Tamara spielt gegen Sophia Wetzler an Brett 4
U16: an Brett 3 kämpft Noa gegen Laura Gamisch

Ich begab mich erst einmal auf unser Zimmer, hatte ich jetzt doch endlich Gelegenheit und vor allem genügend Zeit, die vielen Berichte unserer serbo-schwäbischen Betreuer-Dream-Team-Hälfte zu studieren. Sehr erbaulich und angenehm zu lesen: da kann die tiefenentspannte Erzähltante aus Kreuth nicht anders, sie muss ein dickes Lob aussprechen :-))) Aber meine innere Unruhe (die sich so alleine auf dem Zimmernur ins Negative versteigen konnte) trieb mich kurz darauf wieder in den Speisesaal zu den anderen Müttern. So ein gepflegter Plausch unter Damen wirkt doch immer Wunder. Und wie gut ich daran getan hatte!
70 Minuten nach Partiebeginn ging die Tür auf und Pokerface-Anja schritt den langen Gang vom Turniersaal bis zu unseren Sitzplätzen entlang. Erst im allerletzten Moment konnte sie ihr Strahlen nicht mehr zurückhalten: sie hatte wirklich gewonnen!!! Da trat das ein, was mein Mann sich so sehr bei mir wünscht und was so selten geschieht: ich war sprachlos. Diese junge Dame wächst heuer wahrlich über sich hinaus, elefantastisch!!!

Nun scheint mir der Moment gekommen zu sein, die Frage unserer Jungens nach dem weiblichen Geheimrezept zu beantworten: da ja alle verfügbaren Schachprofis und Trainer in Bad Kissingen weilen, blieben für unsere Amazonen in Kreuth nur noch Schach-Dummies als Betreuerinnen übrig. Das ist auch der Grund, warum in all meinen Berichten keine einzige Zeile zu Stellungen, Eröffnungen oder sonstigem Schach-Fachgesimpel zu lesen ist. Fachlich müssen sich die Mädels (außer Isabel) also selbst helfen. Unsere Stärke hier vor Ort liegt im weiblichen Fingerspitzengefühl, die jungen Damen mental zu motivieren und stabil zu halten. Und ohne falsche Bescheidenheit möchte ich bemerken, dass uns dies offensichtlich bisher prima gelungen ist :-) .

Tamara bestätigte gerade obige These, kam sie zwar mit traurigem Blick und geknickter Haltung in den Garten geschlichen, konnte ihre Mutter auch für ein paar Momente überlisten, aber dann hielt sie die Schauspielerei doch nicht mehr durch. Mit breitem Grinsen verkündete sie ihren Sieg - zweites elefantastisch!!!
Momentan sitzt sie zusammen mit Anja vor dem Brett und sie analysieren (Tamaras Antrieb sei Dank!) ihre gerade gespielten Partien. Bist Du zufrieden Alex?!?

Beim Mittagessen erfuhr ich, dass Noa erneut Remis gespielt hat, sich für die restlichen Partien aber fest vorgenommen hat zu gewinnen, damit sie der befürchteten Schelte ihres Trainers entgeht. Auch eine Form von Motivation. Isabel hat leider verloren.

Die Pause nutzte Anja, um gegen ihre nächste Gegnerin Crocket zu spielen (es hatuns allen sehr viel Spaß gemacht!). Tamara und Noa zogen es vor, ein gutes Buch zu lesen. Isabel residiert außerhalb und entgeht somit meiner Beobachtung. Runde 6 sieht so aus:

U10: Anja - immer noch auf Rang 2 - spielt gegen Verena Gauchel an Brett 2
U14: die viertplatzierte Tamara tritt ebenfalls an Brett 2 gegen Katharina Mehling an
U14: Isabel (momentan auf Rang 8) darf sich an Brett 4 mit Anna-Maria Hock messen
U16: die ebenfalls achtplatzierte Noa spielt auch an Brett 4 gegen Lena Antczak

Nach dem Abendessen werde ich noch die Ergebnisse verkünden und die Auslosung der letzten Runde. Bis später also, Eure Karin

Das darf doch nicht wahr sein! Langsam glaube ich, dass es den "Grabowski-Fluch" gibt! Eine Stunde nach Rundenbeginn trug es sich zu, dass eine völlig aufgelöste Anja auf mich zukam, heulend, nach Luft ringend und mir verkündete, dass ihr unglaublich schlecht sei. Weder frische Luft noch die Kühlung der Stirn oder sonstirgend etwas wollten helfen oder wenigstens die Übelkeit lindern. Also trottete ich hinter meiner Tochter in den Turniersaal, immer bereit, ihr bei einem Schub irgendetwas vor den Mund zu halten und sah zu, wie sie aufgab und das Drama mitihrem Namen quittierte. Dass kurz vorher Noa freudestrahlend aus eben diesem Saal kam und beinahe entschuldigend berichtete, dass sie ihre Gegnerin nach dem 19. Zug matt gesetzt hatte, geriet dabei kurzfristig in den Hintergrund. Darum an dieser Stelle noch einmal mein explizietes Lob an Noa und die klare Aufforderung:freue Dich über den Sieg, Du hast ihn dir wirklich verdient!

Während ich Anja auf dem Zimmer ruhig stellte und sie sich ausruhte, beendeten auch die beiden anderen Mädels ihre Partien. Beim Abendessen erfuhr ich, dass Isabel gewonnen hat (Schön!), Tamara aber leider gegen Katharina kein Rezept fand. Somit haben wir folgenden Zwischenstand vor der letzten Runde:

U10: Anja ist zum Glück sanft abgerutscht und belegt noch Rang 3 (hat also morgen noch alles in der Hand, aus eigener Kraft aufs Treppchen zu kommen; ich werde mich jedoch hüten, ihr das zu sagen!)
U14: Tamara belegt momentan Rang 6, dicht gefolgt von Isabel auf Rang 7
U16: Noa liegt vermutlich weiter auf Rang 8 bzw. in dessen Nähe

Die Paarungen der letzten Runde lauten:
U10: Brett 3: Verena Kolb gegen Anja
U14: Brett 2: Isabel gegen Melina Siegl
U14: Brett 3: Isabell Groschwitz gegen Tamara

U16: die letzte Paarung heute läuft noch, ich reiche diese Daten daher im morgigen Bericht nach

Ich möchte meiner Tochter nämlich noch einen gänzlich schachfreien Abend bescheren (inzwischen geht es ihr wieder besser, ich vermute eine Kreislaufgeschichte) und mich ausschließlich ihr widmen. Denn mental hat sie die Geschichte noch lange nicht verdaut. Und auch mir reicht es zugegebener Maßen für heute zum Thema "Schach"...