Das Halbfinale fand heute in Gräfelfing statt. Da der Weg dorthin bekanntermaßen derart idiotensicher ist, dass selbst ICH mich nicht verfahren konnte, wurde ich kurzerhand alleine mit unserem U12-Dream-Team auf die Reise geschickt. Wie sich später herausstellte, taten die Herren Trainer sich und Ihren Nerven mit dieser Entscheidung einen sehr großen Gefallen. Dazu aber später mehr.

Da die Fahrt hauptsächlich aus dem Abspulen von Kilometern auf der Autobahn bestand und diesmal weder durch lustige Ortsnamen noch durch originelle Hinweisschilder aufgelockert wurde, entstand ein gewisses Maß an Langeweile im Grabomobil. GUT, dass wir Erik an Bord hatten! Fing er doch kurz hinter Augsburg an, aus dem Kopf (also auswendig!) aus einem Donald-Duck-Comic zu rezitieren und hörte nicht mehr auf damit, bis wir unseren Parkplatz direkt vor dem Spiellokal einnahmen. Seine Alleinunterhaltung dauerte also geschlagene 40 Minuten, ohne Pause!!! Da kann ich als heimliche Ehrenbürgerin von Oberschnatterbach und staatlich geprüfte "Ratsch´n" nur ehrfürchtig staunen - alle Achtung!

Glücklicher Weise waren wir eine halbe Stunde vor Spielbeginn bereits vor Ort, so dass es mir gelang, seine Mannschaftskollegen aus ihrem Scheinkoma wieder zu erwecken und sie sich noch ausgiebig warm spielen konnten. Das Los hatte uns wieder einmal die Wertinger in Runde 1 beschert. Und was soll ich sagen: das inzwischen schon traditionelle Ergebnis stand nach 1 1/2 Stunden auf dem Spielplan: SKK gegen Wertingen 3 : 1 (keiner der Beteiligten auf beiden Seiten hat eine Erklärung dafür, warum Felix gegen Alexander Höhn einfach kein Mittel zu finden vermag!). Und dabei hat Felix derart verbissen gekämpft, dass er sogar in die Zeitnotphase geriet und erst nach rund 80 Zügen Matt gesetzt werden konnte. Als geborene Optimistin betrachte ich diese Entwicklung als Anzeichen für eine Verbesserung und einen baldigen Sieg von Felix :)...

An dieser Stelle möchte ich noch einen kleinen Einblick in Eriks Humor gewähren: wie hinlänglich bekannt, vermag ich die herrschenden Stellungen auf den Brettern nur sehr rudimentär zu beurteilen. Da unsere Jungs dieses Defizit bei mir bestens kennen, sind sie stets bemüht, mir in verständlichen Worten eine aktuelle Beschreibung zukommen zu lassen. So auch Erik zum laufenden Spiel von Zarko gegen Andreas. Zitat von Erik: "Zarko ist einen Turm und eine Dame vorn." Voller Neugierde wagte ich also doch einen Blick auf das Brett, nur um festzustellen, dass Zarko neben dem König über eine Dame, einen Turm und zwei Freibauern gegen den blanken König seines Gegners verfügte! --> Erik nennt einen leichten Hang zur Untertreibung sein eigen, deucht mir.

Nach dieser Anstrengung war erst einmal die Mittagspause angesagt: also durften sich unsere Jungs den Bauch vollschlagen und wurden anschließend von mir zu einem kleinen Verdauungsspaziergang genötigt (unter lautstarkem Protest, wie ich hier anmerken möchte).
Pünktlich um 13.00 Uhr startete die zweite Runde, in der Windach gegen uns gelost wurde. Hier spielten unsere Jungs wieder sprichwörtlich (und real) mit dem Rücken zur Wand. Und ich muss Alex Recht geben: Caissa scheint wirklich eine Rechnung mit dem SKK offen zu haben. Alle vier hatten sich eine astreine Gewinnstellung herausgearbeitet. Bis:
Erik einzügig seine Dame einstellte,
Zarko sich nach nochmaligem Hinweis "wirklich lange" Zeit zum Nachdenken ließ, nur um schließlich doch "den dümmsten Zug zu finden" (Zitate Zarko) und
Maxi nach mir unbekannter Art und Weise auch seine Partie abgab.
Lediglich Felix konnte sich behaupten und setzte seinen Gegner sechs Minuten vor eigenem Zeitablauf matt. "Kurios" ist das Wort, das diese Runde MEINER MEINUNG NACH wohl am besten beschreibt >:(...

Da dieses Halbfinale durch zähes Ringen bei allen vier Mannschaften gekennzeichnet war, dauerten die Partien allesamt sehr lange. Die dritte Runde startete deshalb erst um 15.00 Uhr. Als einziger Gegner blieb für uns nur noch der Gastgeber Gräfelfing übrig. Und die Punktesituation stellte sich dergestalt dar, dass noch drei Mannschaften ins Finale einrücken konnten. Diese letzte Runde barg also jede Menge an Spannung. Hier möchte ich auch auf die "weise Vorraussicht" meiner Trainerkollegen nochmals eingehen. Frei nach dem Motto: "Selig seien die Unwissenden!" stand ich locker und entspannt hinter den SKK-Brettern. Ganz anders meine versierten Betreuer-Kollegen: hier wechselten die Gesichtsfarben von aschfahl bis puterrot und an den teilweise sehr nervösen Gesten und Mimiken erkannte sogar ich, dass die Spannung kaum mehr zu ertragen war. Nur, für welche Seite stand es denn nun besser?!?

Nach bereits 15 Minuten deutete sich das Drama für den SKK an, als Zarko wirklich SEHR unglücklich verlor. Während ich versuchte, den armen Jungen wieder einigermaßen zu beruhigen, was mir leider nur ansatzweise gelang (scheinbar erstreckt sich mein empathisches Talent rein auf weibliche Homo sapiens), gelang Erik nach 30 Minuten der Ausgleich. Maxi und Felix bekamen dies Alles mit und waren sichtlich entschlossen, für Ihre Kameraden zu kämpfen. Wohl wissend, dass nur ein Mannschaftssieg den Einzug ins Finale ermöglichte, stellten sich die beiden mit entschlossenem Blick ihren Gegnern. Und eine Zeit lang sah es auch gut für uns aus. Felix hatte wieder einmal eine Gewinnstellung auf dem Brett und auch Maxi hielt gut mit. Aber am heutigen Tag waren die Gegner einfach eine Spur zu stark für unsere Recken: nachdem Maxi nach 90 Minuten die Segel streichen musste (seinem Gegener gelang das Matt noch in eigener Zeitnotphase), konnte man geradezu minutiös den Blackout von Felix beobachten.

Es hat einfach nicht sollen sein: am heutigen Tag waren Gräfelfing und Windach die stärksten Mannschaften und ziehen völlig zu Recht ins Finale ein: GRATULATION !!!
Und auch wenn ich wieder der "sinnentleerten Lobhudelei" bezichtigt werde: ich stehe fest dazu, dass unsere Jungs am heutigen Tag ihr best Mögliches gegeben haben (ICH habe die Entschlossenheit und den Siegeswillen in ihren Augen gesehen!). Mehr kann man nicht erwarten - sage ich.

Abschließend möchte ich noch den Organisatoren in Gräfelfing mein Lob aussprechen. Die Räumlichkeiten waren MEHR als ansprechend und auch die restlichen Rahmenbedingungen (von der "richtigen" Küche über diverse Sofas, das Spielmaterial, die Verpflegung bis hin zum Kicker war alles geboten) waren sehr besucherfreundlich :)