Zweite verliert 3:5 gegen Caissa

Im Abstiegsstrudel


Betrifft Mannschaft: 2. Mannschaft (Schwabenliga II Nord)

Wieder einmal wurde die Last Berichterstattung für den Kampf gegen Caissa meinen Schultern aufgebürdet, als ich nach meiner Partie, durch ein Bier bereits wehrlos gemacht, von Viktor mit diesem Ansinnen überrumpelt wurde. Während des Kampfes war ich dieser meiner harrenden Aufgabe noch nicht gewahr, weshalb meine Chronik dementprechend lückenhaft ausfällt; auch kann ich mich der Reihenfolge der Ereignisse nicht genau entsinnen. Ich werde das Geschehen darum brettweise aus meiner subjektiven Warte wiederzugeben versuchen.

Bereits vor dem ersten Zug waren die Spitzenbretter von Caissa ob des Fehlens unseren etatmäßigen Spitzenbrettes Felix Stelter sichtlich irrtiert. Sie hatten sich auf unsere gewöhnliche Aufstellung mit Felix am ersten und mir am zweiten Brett vorbereitet, was aber vergebliche Liebesmüh war, da Felix eine Woche zuvor bereits in der ersten Mannschaft ausgeholfen hatte und darum nicht mehr einsatzberechtigt war, weil ein Spieltag als ein Spieltag zählt, auch wenn er reell auf zwei verschiedene Tage aufgeteilt ist.

So bekam ich es am ersten Brett mit Robert Luhn zu tun. Auf mein Königsindisch im Anzug (von bösen Zungen als Königsindisch am Schlafanzug verspottet) baute er sich meiner Meinung nach etwas ungeschickt auf, und so kam ich nach einigen typischen Autopilotenzügen zu einem starken Angriff. In den Büchern aus meiner schachlichen Jugendzeit (kaum einer mag es glauben, aber mein erstes Schachbuch war eines von Tal) enden solche Angriffe immer mit Figurenopfer und Kombinationen und Donnerhall und Matt, bei mir reichte es nur zu einem kümmerlichen Bauerngewinn und einem abgeklemmten gegnerischen König. Die Stellung war sehr gut bis gewonnen für mich, und letztlich konnte ich nicht völlig souverän aber doch ziemlich sicher, auch begünstigt durch Roberts Zeitnot, die Partie zum Sieg führen.

Am Brett zwei neben mir akzeptierte Helmut Schönau gegen Gerhard Rampp einen typischen katalanischen Opferbauern auf c4, und es ergab sich das übliche Szenario mit einem weißen e4/d4-Zentrum gegen einen schwarzen a6/c6/b5/c4-Bauernblock am Damenflügel. Irgendwann dachte ich, daß es jetzt dem Schwarzen an den Kragen ginge, aber dann einigten sich beide auf Remis. Ich habe von der Stellung und der nachfolgenden Analyse nicht viel mitbekommen; vielleicht stimmte das klerikale Ambiente mit leise vernehmbaren Mönchsgesängen, andeutungsweise zu riechendem Weihrauchduft und gedämpftem Kirchenglockengeläut auch die Herzen der hartgesottensten Kämpfer milde. Möglicherweise war die Stellung aber auch einfach nur im dynamischen Gleichgewicht.

Peter Grabowski an Brett drei eröffnete wohl larsenoid, schien irgendwann eine Qualität auf c6 geopfert zu haben, büßte einen Bauern auf h2 ein und verlor; mit Details kann ich hier leider nicht aufwarten.

Ähnlich bruchstückhaft ist mein Wissen über die Partie von Bruno Stubenrauch an Brett vier. Er verbrauchte schon in der Anfangsphase viel Zeit und ich hatte den Eindruck, sein lang rochierter König könnte Probleme bekommen. Von seinem Sieg erfuhr ich dann erst aus dem Ligamanager.

Zur Partie von Vikor Kaiser am fünften Brett kann ich mehr sagen, da ich nach dem Kampf mit der halben Caissamannschaft im Annapam war und dort die Partie vorgeführt bekam. In einer Sizilianischvariante mit Lb5, deren Name ich nicht kenne, hatte Viktor einen Zug lang die Gelegenheit, etwas Schärfe ins Spiel und seinen Gegner ins Schwitzen zu bringen. Nachdem er sich diese Möglichkeit entgehen hatte lassen, versuchte er es mit einem Königsangriff auf eher konventionelle Art und Weise, der aber gut abgefangen wurde und nach einigen Verwicklungen zu einer Mehrqualität für seinen Gegner führte. Als dieser aber in Zeitnot einen Bauern hergegeben hatte, griffen womöglich ähnliche Mechanismen wie am zweiten Brett, und der Punkt wurde geteilt.

Ebenfalls im Annapam bekam ich die Partie von Erich Beck vom sechsten Brett zu Gesicht. Er geriet in einem g3-Königsinder anfänglich unter positionellen Druck, konnte sich aber unter gütiger Mithilfe seines Gegners befreien und eine gute Stellung erreichen. Nachdem er allerdings etwas vorschnell einen Bauern gefressen hatte, drang sein Gegner mit seiner Dame in seine Stellung ein und konnte dort eine Figur und in letztendlicher Konsequenz einen ganzen Punkt erobern.

Über die Partie von Wolfgang Buchert an Brett sieben zu schreiben ist keine dankbare Aufgabe. Nach seiner langen Turnierpause konnte Wolfgang noch nicht an seine normale Form anknüpfen und opferte inkorrekt nach bis dahin tadelloser Behandlung des Caro-Kann-Panowangriffs einen Läufer auf h7. Vor schätzungsweise zwanzig Jahren hatte ich einmal die Gelegenheit, einen unverwüstlichen und damals trotz seiner bereits weißen Haare auch gefürchteten Blitzspieler zu beobachten, wie er einen schlechten Zug von sich in seiner bajuwarischen Muttersprache mit den Worten "Sakra, etz hob i scho a weng gschpunna" kommentierte. Wie dem auch sei, die im Kontext von Brett zwei erwähnte Atmosphäre ließ Wolfgangs Gegner unbeeindruckt, und so ging hier trotz langanhaltender Gegenwehr ein Punkt für uns verloren.

Ins kalte Wasser geworfen wurde an Brett acht Matthias Frenkel, den Viktor erst am Freitag vorher als Ersatz für den kurzfristig erkrankten Peter Reichardt rekrutierte. Er kam in der Eröffnung in Nachteil, konnte dann jedoch ausgleichen, um schlußendlich im Endspiel von seinem trickreichen Gegner doch noch überlistet zu werden.

Alles in allem gibt es an der Niederlage nichts zu meckern, womit wir leider auf den vorletzten Platz zurückgefallen sind. Die guten Nachrichten für uns sind aber, daß wir noch zwei direkte Tabellennachbarn in den ausstehenden Kämpfen vorgesetzt bekommen werden, und daß mit der Paarung Kötz vs. Rochade sich noch zwei Mannschaften aus dem unteren Tabellenteil gegenseitig Punkte wegnehmen werden.



Autor dieser Meldung:Viktor Kaiser
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