Schöner Saisonausklang - Erste gewinnt gegen Tarrasch München

Was habe ich herumgerechnet, bei welchen Konstellationen wir noch theoretisch absteigen können. Natürlich kam es dann auch (fast) genau so. Freising gewinnt knapp gegen Dillingen, Rottal gewinnt gegendas hoch favorisierte Garching. Hätten wir jetzt sehr hoch verloren, also beispielsweise 0,5 : 7,5. ja dann hätte es uns (dann auch zurecht) erwischt. Die Rechnerei hatte sich dennoch gelohnt, denn nach dem ersten Punkt des Tages konnten wir den Klassenerhalt schonmal feiern. Rein verbal natürlich, denn sieben Partien liefen da noch.

 

Am besten ist es aber, wenn man klare Tatsachen schafft und nicht auf Brettpunkte, sondern auf Mannschaftspunkte scharf ist. Dass Tarrasch für uns in Schlagdistanz ist, wussten wir ja. Dass wir in den letzten beiden Kämpfen gegen Rottal und gegen Tarrasch insgesamt vier Mannschaftspunkte holt, davon war aber nicht auszugehen. Nun gut, der FCA hat ja auch gegen Bremen gewonnen ;-).

Zum Mannschaftskampf... Familie Reimannund Andi (Stör) waren alle drei familiär verhindert. Es sprangen ein als Edeljoker Felix, als regulärer Joker Johannes und trotz seiner im Moment auf dem Papier eher ernüchternden Bilanz als tapferer Joker Andrwas (Knipfer).

Reinhold bot seinem großmeisterlichen Gegner an Brett 1 früh remis - die Eröffnung war auch, nun sagen wir mal: ruhig. Das Angebot wurde aber von GM Maksimenko abgelehnt und als Belohnung musste Reinhold bis zum Schluss kämpfen.

Michael an Brett 2 verteidigte mit den schwarzen Steinen gegen Volker Meier und kam in eine ihm gut bekannte Standardstellung. Sollte nicht viel anbrennen, die Wogen waren sehr niedrig, um nicht zu sagen, alles äußerst ruhig.

Paul an Brett 3 trat gegen Artur Schelle an, auch ein erfahrener Gegner. Die Eröffnung sah irgendwie nach Theorie aus, aber in den Hauptvarianten kenne ich mich nicht so gut aus. Sah aber alles o.k. aus.

An Brett 4 war dann mein Brett zu finden. Mein Gegner ist nominell schwach, spielte bei Opens auch mal 1800er Leistungen, spielt heuer in der Landesliga aber selbst gegen IMs sehr erfolgreich. Schwer eizuschätzen. Ich habe mich jedenfalls recht intensiv vorbereitet und habe meine alte Liebe, nämlich e6 und b6 gegen d4, c4 und e4 mal wieder eingesetzt. Ständiges Wechseln des Repertoires hat auch seine Vorteile - der Gegner ist nicht so gut vorbereitet. Wie auch immer, ich kam eröffnungstypisch erstmal in eine gedrückte Stellung.

Thomas kam gegen Manfred Herich an Brett 5 sehr gut aus der Eröffung. Ich spiele das System des Gegners ja selbst mit schwarz ab und an (aber dann doch etwas anders, was das Konkrete betrifft), gegen mich hat da aber noch nie jemand lang rochiert. Thomas schon und das hatte was. Raum, Druck auf der offenen Linie. dah richtig gut aus.

Felix' Partie an Brett 6 Chetan Reinhard sah erst gar nicht nach Angriff aus. Es entwickelte sich eine recht ruhige Stellung, aus der Felix aber - wie üblich - das gesamte Angriffspotential herausholte. Wehe, wenn er losgelassen...

Johannes spielte an Brett 7 gegen FM Rudolf Buchner, einen starken und sehr erfahrenen Gegner. Ich kann mich selbst an eine extrem harte Partie gegen ihn erinnern. In seiner unbekümmerten Art spielte Johannes druckvoll und holte aus seinem Spanier richtig viel haraus. Der leichte Vorteil schien sich in deutlichen Vorteil zu entwickeln. Sah auch gut aus.

Andreas trat an Brett 8 mit Enrico Koch gegen einen nominell gleich starken Gegner an. Aber Zahlen sind in dieser Liga irgendwie Schall und Rauch. Mit den schwarzen Steinen wurde Andreas klassisch unter Druck gesetzt, löste das aber, indem er sich einen Isolani verpassen ließ. Den mit dem Läufer als Großbauern zu decken, sah erstmal seltsam aus, aber der Gegner muss erstmal was draus machen. Als der Läufer dann getauscht wurde, erhielt der Zentrumsiolani einen unterstützenden Partner. Für mich alles unklar.

Es sah also insgesamt gar nicht schlecht aus. Thomas' Druck sorgte dann sehr früh für den ersten Punkt und damit, wie schon geschrieben, für den Klassenerhalt. Ddie Stellung brach regelrecht auseinander und am Ende musste der Gegner richtig leiden bzw. wurde klar ausgetreten.

Michael holte dann alsbald ein Remis und wir hatten schon 1,5 Punkte. Mittlerweile stand Felix auch schon auf Gewinn. Der Angriff entwickelte sich, die Bauern stürmten, nichts ging mehr. 2,5 Punkte!

Mir drohte der Erstickungstod. Das heißt, ich muss aktiv spielen oder ich muss lange leiden. Wenn die eigenen Bauern im Weg stehen und den Springern die Felder nehmen, dass muss man die eben opfern. Ich steckte also zwei Bauern ins Geschäft, da der gegnerische König noch im Zentrum stand. Sah verrückt aus, aber selbst mein Rybka gibt mir recht - ich hatte Kompensation. Und da der Gegner nicht computerlike spielte, zumal ihm die Zeit langsam ausging (die Stellung war extrem komplex), war er vier Züge später bereits völlig breit. Ich durfte dann sogar richtig durchopfern und so das Matt erzwingen. 3,5 Punkte.

Andreas hatte mittlerweile einen Bauern mehr, klar war es aber noch nicht. Auf alle Fälle stand er sehr gut. Als er dann in den Analyseraum kam, meinte er, er hätte doch "nur" Remis gespielt. Was heißt da "doch nur"? Wir hatten einen Mannschaftspunkt sicher und waren jetzt sogar aus der Brettpunktezone, was den Abstieg angeht, draußen. Für Tarrasch bitter, denn die Münchner mussten gewinnen, wenn sie eine Aufstiegschance behalten wollten (es steigen heuer zwei Mannschaften auf). Umso wichtiger, dass wir regulär kämpfen und nicht pro forma und lustlos einen Brettpunkt holen. Wie oft wird das Tabellenbild verzerrt, weil manche Mannschaften am Ende nicht mehr voll spielen? Wir haben hingegen tapfer gekämpft, typisch Kriegshaber!

Da Johannes so gut stand, müssten eigentlich zwei Mannschaftspunkt klar gehen. Dann kam er aber in den Analysebereich und fragte mich, ob er in einer völlig verlorenen Stellung weiterkämpfen muss oder lieber doch aufgeben sollte. Hm, da muss was sehr schief gegangen sein. Ich habe es aber nicht gesehen, da ich dabei war, die taktischen Untiefen meiner Stellung mit meinem verblüfften Gegner zu analysieren (er hat das Opfer erst nicht ernst genommen). Johannes hat dann entschieden, nicht unnötig zu leiden und gab auf.

Reinhold stand mittlerweile sehr unter Druck. Sein Gegner hat erst am Damenflügel Raum gewonnen und Druck gemacht, dann dort erstmal alles in der Schwebe gelassen, um am Königsflügel durchzubrechen. Paul kam auch unter Druck (ich habe nicht gesehen, wie es passierte, aber er hatte dann einen Bauern im Turmendspiel weniger - einen Freibauern am Damenflügel bei je zwei Bauern am Königsflügel. Sah irgendwie nach remis aus, aber das muss man erst mal spielen. Tendenz also eher mau für uns. Also wieder raus und weiter Analysieren... und siehe da, Reinhold und Paul kamen gleichzeitig heraus. Paul hielt das Remis, Reinhold leider nicht (seine erste Niederlage in dieser Saison!). Ergo: 4,5 zu 3,5 für uns.

 

Jetzt haben wir 9:9 Mannschaftspunkte und sind auf einem schönen sechsten Platz. Weilheim und der MSC 1836 steigen auf: Gratulation!

 

Hier die Daten für Statistikfreunde:

 

5SC Tarrasch 45 München 1DWZELO-SK Kriegshaber 1DWZELO3½ - 4½
11Maksimenko, Andrei24672478-1Schnelzer, Reinhold, Dr.218722171 - 0
22Meier, Volker22122229-2Bintakies, Michael21562190½ - ½
35Schelle, Artur21552219-4Demel, Paul21482176½ - ½
46Lipinsky, Markus20222005-5Hahn, Christoph, Dr.212721790 - 1
57Herich, Manfred20942177-7Reis, Thomas215421930 - 1
613Reinhard, Chetan20762112-9Stelter, Felix, Dr.207820700 - 1
715Buchner, Rudolf20622211-13Mitterwald, Johannes191721151 - 0
817Koch, Enrico18961968-14Knipfer, Andreas18751978½ - ½
Schnitt:21232174-Schnitt:20802139 

Und die Abschlusstabelle:

 

RangMannschaft 12345678910 MPktBPkt
1.SK Weilheim 1**5455414 - 442,0 - 30,0
2.Münchener SC 1836 1**365413 - 541,5 - 30,5
3.SC Tarrasch 45 München 1**46511 - 739,0 - 33,0
4.SV Deggendorf 13**4410 - 838,0 - 34,0
4.SC Garching 1980 254**410 - 838,0 - 34,0
6.SK Kriegshaber 14**559 - 936,0 - 36,0
7.SC Rottal 132**8 - 1034,5 - 37,5
8.SC Dillingen 1334**67 - 1132,5 - 39,5
9.SK Freising 144243**7 - 1132,0 - 40,0
10.TSV Trostberg 13432**1 - 1726,5 - 45,5

 

Fazit:

Reinhold hat eine wirklich tolle Saison gespielt. 50% der Punkte (3,5 aus 7) und eine DWZ-Leistung von 2394 trotz der Niederlage in der letzten Runde.

Michael hat an Brett zwei ebenfalls hart kämpfen müssen und 3,5 aus 9 geholt (Leistung 2185) - alles paletti.

Andi hatte an Brett drei erst drei Niederlagen in Folge einstecken müssen. Das ist hart! Danach aber stark zu spielen, erst ein Remis zu holen, um dann gegen Rottal den mit entscheidenden ganzen Punkt zu holen, ist  besonders hervorzuheben. Natürlich spiegelt sich die "lange Rochade" in der Leistung (2023, 1,5 aus 5), aber die Big Points sind wichtiger als die DWZ (ist eh alles nur im langen Durchschnitt aussagekräftig).

Paul musste an Brett vier ebenfalls knabbern. Wenn man aber bedenkt, was Paul für mörderische Arbeitszeiten hatte (teils nur eine Stunde Schlaf vor dem Kampf), und wenn man zudem sieht, dass er trotzdem alle Kämpfe bestritten hat, sind die 4 Punkte (aus neun Partien) allesamt hart erarbeitet. (Leistung 2099)

Ich bin mit 5 aus 9 (Leistung 2201) zufrieden, aber nicht mit allen Partien (wird jedem so gehen).

Robert hat zum Einstand sehr gute Partien und auch über 50% geholt (3,5 aus 6). Ich erinnere mich daran, wie Robert humpelnd und mit Krücken gegen Freising antrat, anstatt sich krank zu melden. Meist misslingt die erste Saison in einem neuen Verein (wenn ich an meine erste Saison beim SKK denke...), nicht aber bei Robert. Mir der Leisting von 2178 dürfte er auch zufrieden sein.

Thomas an Brett sieben - er wollte es so... Ich hätte ihn auch deutlich weiter oben gesehen. Das zeigt aber, wie kompakt wir aufgestellt sind. 5 aus 8 ist ein sehr gutes Ergebnis - Leistung von 2158. Alles im Grünen Bereich.

Sebastian an Brett acht. Erste Saison Landesliga mit DWZ 1900 (als U16-Jugendlicher). Kann schief gehen, muss aber nicht. Ich glaube immer daran, dass gerade das Spielen in einer höheren Liga beflügeln kann. Als Saisonvorbereitung spielte Sebastian ja auch schon unser Elo-Turnier mit und zeigte sein großes Talent. Man kann ihm beim Besserwerden regelrecht zusehen. Leider war er am Ende lange krank und konnte daher nicht durchspielen. 5 aus 7 ist als Einstand aber legendär (und er war ja nicht nur an Brett 8, er rückte teils bis auf Brett 6 hoch). Seine Leistung: 2220! Na also! Sebastian und Robert haben unserer Mannschaft sehr gut getan - und beide sind Kämpfer, wie wir alle ;-):

Nicht zu vergessen unsere Ergänzungsspieler (so sagt man heute, glaube ich). Allen voran Johannes, der 2,5 aus 4 toll punktete. Einen halben Punkt schenkte er für den Mannschaftssieg her (Remis mit Figur mehr, dafür zwei MP sicher). Gefühlt also 3 aus 4. Und das als (fast) Schachanfänger. Mach weiter so, Johannes.

Andreas hat dreimal sein Glück versucht und steht fast immer bereit, auch kurzfristig. Das hilft einem Mannschaftsführer sehr. Und ich weiß, wie gut Andreas spielen kann. 1 aus 3 klingt nicht soo gut (ist es aber), aber allein das Remis heute war mit entscheidend für den Mannschaftssieg. Was will man mehr?

Helmut sprang zweimal ein. Felix hat in der Zweiten eine Bombensaison gespielt, weshalb ich ihn auch nicht aus der Zweiten herausreißen wollte. Dafür kam Helmut zweimal zu dem "Vergnügen" (und hat dann für heute Veto eingelegt). 0,5 aus 2 klingt deutlicher als es ist (zu kleine Stichprobe, siehe auch bei Andreas). Eine Partie war wirklich Pech - einmal nicht hingesehen...und schon ist es passiert.

Maxi Kling spielte auch schon Oberliga. Heuer "durfte" er mit nach Deggendorf. Eigentlich lief die Partie sehr gut, bis die Zeit fiel. 0 aus 1, aber ebenfalls nicht aussagekräftig.

Und nachdem die Zweite nicht mehr auf- und abstiegsgefährdet war, konnte Felix heute aushelfen - und spielte wie in alten Zeiten: Druck aufbauen, angreifen, punkten. Heuer nur einmal. Dafür aber zigmal an Brett 1 der Zweiten.

 

Kurzum: wir haben eine sehr geschlossene und kompakte Mannschaftleistung erzielt und verdient die Klasse gehalten. Dass wir am Ende dann so deutlich im Mittelfeld gelandet sind, war nicht klar - ich hätte lieber früher die Punkte geholt, dann spielt man beruhigter. Wir können aber auch Abstiegskampf - trotz des letztjährigen Traumas. Gut zu wissen! Die Spielerdecke ist leider noch etwas dünn. Der zweiten täte es gut, wenn wir uns noch verstärken würden, da immer mal jemand ausfällt. Außerdem wollen wir auch mal wieder hoch in die Oberliga. Es war schön da oben. Aller guten Dinge sind Drei. Zweimal waren wir in der Oberliga... das Dritte mal kommt bestimmt ;-)



Autor dieser Meldung:Christoph, Dr. Hahn
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