Erste Runde des Schwäbischen Mannschaftspokals - oder: Demotivation pur - schwäbisches Chaos

Mit viel Motivation tritt der SKK heuer wieder am schwäbischen Mannschaftspokal an. Kurz nach den Ferien (als Lehrer bin ich nunmal in den Sommerferien nicht greifbar), ging es schnell daran, eine oer zwei Mannschaftenm aufzustellen. Anmeldeschluss war der 18.9.2016, also eine Woche nach den Ferien.

 

Freitag Abend, 16.9.2016 im Schachklub: Problem - relativ wenig Anwesende, aber eine Mannschaft per Mail schon fast fertig. Meine Idee: eine Mannschaft anmelden, nachfragen, ob ich eine zweite bis Dienstag oder Mittwoch nachmelden könne.

Das gehe nicht, da es jetzt genau acht Mannschaften seien, also keine Nachmeldung möglich. Nun gut, schade, aber da kann man nichts machen. Und 8 ist eine ideale Zahl, verstehe ich, denn 9 wären wirklich suboptimal. Da aber erst am Spieltag gelost werden solle, dachte ich, es könne auch kurzfristiger gehen. Aber so ist es, dann spielen wir mit einer Mannschaft.

Und dann die Überraschung: kurzfristig wird vermeldet, dass 18 Mannschaften (!) antreten. Da haben sich offenbar am Sonntag abend noch zehn weitere Mannschaften angemeldet. Sachen gibt's... Vielleicht kam kein Angebot, dass wir doch noch eine zweite Mannschaft an den Start bringen können, weil es dann eine ungerade Zahl wäre? Aber wie gesagt: dafür gibt es ja die Fristen. Ich hätte mir nur etwas mehr Zeit nach den Ferien gewünscht. Aber egal.

Was mich dann aber völlig überrascht hatte: Jetzt sollen die meisten spielfrei sein, da ja von den 18 zwei Mannschaften raus müssen. Ergo spielen vier Teams, alle andere kommen per Freilos weiter (sic!).

Was heißt das im Klartext? Nun, 18 Mannschaften zu je vier Spielern wurden organisiert, aufgestellt und alle Spieler haben für den 25.9. zusagen und sich den termin freihalten müssen. Friedberg als Ausrichter hat einen großen Raum gemietet(!), damit alle Platz haben. Und dann haben 14 mal 4, also 56 Spieler frei und sich umsonst den Tag ferigehalten? Und Friedberg als Ausrichter hat völlig unnötig den Raum organisiert?

Doch weiter geht es mit dem schwäbischen Chaos (als Oberbayer darf ich das so schreiben?)... Es sieht so aus, als wäre gar nichtgelost worden, wer spielen muss und wer einfach so weiter kommt. Zufälligerweise spielt ene Friedberger Mannschaft und drei Augsburger Teams, die ums Eck liegen. Mit Göggingen und Kriegshaber sind die nominell wohl stärksten zwei Teams unter den Vieren. Geht das eigentlich, dass nicht gelost wird, wer weiter kommt, sondern das einfach gesetzt wird? Falls es zufälligerweise bei 18 Teams aus ganz Schwaben genau drei Augsburger und ein Team des Gastgebers erwischt, dann ist das statistisch außergewöhnlich.

Aber egal - ich sehe es eher so, dass wir das Glück hatten, spielen zu können, denn es dient ja auch zum Warmwerden für die Ligasaison. Mit der Aufstellung Hahn, Bintakies, Mitterwald, Schönau haben wir ein gutes Team an den Start gebracht. Und wir wollen ja spielen.

Doch das Chaos ging weiter. Um 10 Uhr waren alle Mannschaften vor Ort. Aber wer spielt jetzt gegen wen? Es gab keine Auslosung, nichts. Natürlich war der zuständige Spielleiter nicht vor Ort und hat natürlich den Friedbergern nicht diesbezüglich Bescheid gegeben.

Aber auch egal, wir wollen ja Schachspielen. Also haben wir selbst per Zettel gelost und kamen zu den Begegnungen Schachfreunde Augsburg II - Göggingen und Kriegshaber - Friedberg II. Mit einer Viertelstunde Verspätung konnte schließlich begonnen werden (wir haben zur Sicherheit noch gewartet, ob dann doch noch jemand käme).

Was beudetet das letzten Endes? 56 Spieler haben kurzfristig einen freien Tag. Friedberg zahlt unnötig Raummiete. Und für die zweite Runde wird wieder ein großer Raum benötigt (nur gibt es noch keinen Ausrichter). Welchen Stellenwert hat ein Pokalturnier, wenn man Mannschaften organisiert und dann kurzfristig diese nicht spielen? Hätte man nicht das Feld erst kleiner werden lassen? Dann wären neun Mannschaften übrig geblieben. Dann hätte man nur zwei Mannschaften (als Los) in einer Zwischenrunde gegeneinander antreten lassen und dann wären es wieder acht. Für das Zwischenspiel wäre kein besonderer Raum nötig und die dann dritte Runde wäre im kleinen Kreis zu acht gewesen. Dann kann sicherlich auch leichter ein Raum gefunden werden.

Ob das so gemäß Spielordnung überhaupt geht, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht ist es auch so vorgeschrieben, dass zuerst auf 16 reduziert wird. Andersrum hätte man sich ein Spiel sparen können und nur zwei, nicht vier Mannschaften hätten eine Runde mehr spielen müssen. Und es hätten alle, die sich den Tag frei gehalten haben, auch spielen können.

So wirkt es nicht gerade motivierend. Und dann das Chaos mit dem Losen mangels Turnierleiters (oder Bestimmen eines solchen). Die Stimmung war jedenfalls voller Galgenhumor. Eine Werbung für den Mannschaftspokal war es jedenfalls nicht.

Nun endlich zum sportlichen Teil des Berichts... Wir waren mit unserer Aufstellung haushoher Favorit gegen Friedberg II (wobei es gegen Göggingen wohl eng gewesen wäre - wegen der Berliner Wertung muss man hart kämpfen). Aber der Pokal schreibt eigene Regeln. Ich weiß noch, wie wir vor einigen Jahren als haushoher Favorit mit einer sehr guten Aufstellung im Allgäu rausgeflogen sind.

Ich drufte/konnte/musste an Brett eins antreten und hatte die Schwarzen Steine. Meine Partie habe ich noch nicht von der Engine durchschauen lassen, aber ich meinte, direkt deutlichen Vorteil herausgeholt zu haben. Mein Gegner wich von der Theorie ab und ich hatte das ausnutzen können. Bislang hatte ich alle Partien in genau dieser Variante gewínnen können (eine selten gespielte Variante gegen Englisch, die Blatny mehrfach mit schwarz gespielt und getestet hat). Und wieder kam mein Schlendrian, den ich beim AFRO schon gepflegt hatte (und den ich bei der Bayerischen Einzel - so dachte ich - abgeschaltet habe), zurück. Ein etwas ungenauer Zug, das sichere Gefühl, Gegenspiel taktisch im Griff zu haben... Und doch kam der Zug, der nicht gehen sollte. Eigentlich (wie hasse ich das Wort), ja eigentlich wollte ich da eine Figur für drei Bauern, offenen König des Gegners und Option auf Bauer Nummer vier geben. Aber der Gegner hätte dann das Läuferpaar, und das kann stark werden. Und dann an Brett 1 im Pokal und Berliner Wertung... man grübelt, rechnet, überlegt... und bricht nach einer Viertelstunde Bedenkzeit ab. Schließlich konnte ich auch einfach einen Bauern "gewinnen", auch wenn ich dann die Initiative abgebe und passiv stehen werde. Aber Bauer ist Bauer. Nach der Denkphase zum Opfer habe ich "natürlich" die Alternative nicht mehr so genau angesehen und einen starken Zug des Gegner völlig unterschätzt.

Es kam, wie es kommen musste. Der Bauer war irrelevant, ich wurde zurückgedrängt und kam in eine schrecklich passive Position. In der Analyse sah meine Opferalternative hervortrabend, äh, hervorragend aus. Und jetzt diese Passivität. Den Bauern musste ich zurückgeben (statt einen zweiten zu gewinnen, wie ich hoffte). Mein Gegner spielte das sehr stark und zerlegte mich. Super! Brett eins sollte auf keinen Fall verlieren, aber es war hoffnungslos.

Hach, wie schön sah es an Brett zwei aus. Michael hatte ja weiß zugelost bekommen und spielte eine meiner früheren Lieblingseröffnngen. Und der Gegner ließ Michaels Hauptpläne zu. Man muss dazu sagen, dass Michael sehr genau weiß, was er in seinen Eröffnungen tut. Und er wuste natürlich wie und wann er seinm Läuferpaar hergeben muss, um so Initiative zu bekommen. Es läuft oft auf einen starken Königsangriff bei geöffnetem Zentrum heraus. Um das zu verhindern, muss sich Schwarz oft recht verbiegen, wenn er nicht exakt weiß, wie man sich aufstellen muss. Und dann kann man oft den Angriff abbrechen und das Verbiegen, sprich die positionellen Konzessionen des Schwarzen ausnutzen. So war es auch. Es sah sehr gut für Miachael aus.

Johannes an Brett drei hatte auch weiß (wegen der Berliner Wertung). Hier war alles sehr solide. Schwarz spielte eine "Strong-Point-Strategie" und Weiß hat Raumvorteil und hält die Zentrumsspannung aufrecht. Da die Partie in meinem Rücken lief und ich beschäftigt war, meine Rouine zu verwalten, habe ich dann eine Wissenslücke. Ich kam in einem Endspiel Läufer (Johannes) gegen Springer mit Mehrbauer für Johannes wieder ans Brett. Sah interessant aus, aber mit sehr guten Remischancen für Friedberg.

Helmut an Brett vier hatte wiederum schwarz (klar), spielte extrem solide, wenn auch zuerst recht passiv. Cattenacio eben. Er ließ den Gegner machen und wartete in aller Ruhe ab...

O.k., also meine Partie war eigentlich zuende, als Michael gewann. Wenn Johannes den Sieg nicht schafft, dann wird es also extrem eng. Brett vier sah auch sehr nach Punkteteilung aus. Wir waren also schon fast weg.

Aber im Pokal muss gekämpft werden! Ich freute mich über jeden Halbzug mehr, den ich noch machen durfte, mein Gegner bekam knappe Zeit und er stand vor der Wahl, wie er abdrücken soll. Er hat aber möglicherweise nicht daran gedacht, dass ich bei Mannschaftskämpfen (und oft auch bei anderen Turnieren) wirklich bis zuletzt versuche, maximalen Widerstand zu leisten. Ich habe schon einige Ruinen retten können. Und siehe da, mein Gegner wollte es konkret machen. Statt eine Figur zu gewinnen, für die ich zwei Bauern und Gegenspiel bekäme (obwohl letzteres leider hätte abgetötet werden können und ich dann platt gewesen wäre), wollte er mehr. Sprich eine Qualität plus durchgedrückten Bauern wenige Züge später - mindestens also einen Turm plus Stellung. Das verstehe ich natürlich, wenn ich nicht eine letzte Falle aufgebaut hätte. Und siehe da, ich lebte wieder und das sogar recht gut. Zwei Züge später war ich tiefenentspannt. Ich konnte Materialverlust verhindern, abtauschen und den Freibauern auf der siebten Reihe halten. Das Schwerfigurenendspiel (je zwei Türme plus Dame) war problemlos, das der gegnerische König offen war.

 
Johannes spielte druckvoll mit viel Elan sein Endspiel, wickelte dann aber doch in eine theoretische Remisstellung ab. Der Gegner hätte seine Leichtfigur opfern können und der letzte Bauer, ein Randbauer, wäre auf der falschen Farbe gewesen, der König ins Eck gekommen. Ich dachte, das sei Absicht gewesen, da wir dann durch Berliner Wertung durch wären (solange ich nicht nochmal herumpatze). Doch statt eines Remisangebots oder dem sofortigem Figurenopfer nebst Angebot kam die Aufgabe des Gegners. Sehr kurios, aber das passiert bei einem über vierstündigen, intensiven Pokalfight. Für uns war das sehr erleichternd, denn jetz´t sah es sehr gut für uns aus. Mein Gegner musste mittlerweile wählen: Dauerschach oder extremes Risiko (und dann wohl Verlust, wenn nicht wieder Dauerschach geht). Ich hatte fast letzteres erhofft, da nur so ein Ausscheiden hätte verhindert werden können (ich hätte gerne noch gewonnen). Aber nach sehr langer und gründlicher Grübelei wählte mein Gegner dann etwas frustriert das Dauerschach. Damit war es amtlich: wir kommen weiter.

Helmut spielte in aller Seelenruhe weiter, während ich im Analyseraum war. Ich habe dann nur das Ergebnis mitbekommen: Helmut hat die Partie gewonnen! Satrk gemacht - in der Ruhe liegt die Kraft.

Und somit haben wir mit 3,5 : 0,5 sehr deutlich gewonnen. Souverän war es aber nicht, sondern ein packender und spannender Pokalkampf bis fast zuletzt. Wir werden uns also steigern müssen (insbesondere ich), wenn wir noch länger im Pokal mitmischen wollen...

Göggingen stolperte auch nicht und hat  auch 3,5 : 0,5 gewonnen.

Hier die Einzelergebnisse:

 

Brett

Heimmannschaft

DWZ

Gastmannschaft

DWZ

Ergebnis

SF Augsburg II

1385

SK Göggingen 1908

1959

0,5 : 3,5

1

Thoma, Gunther

1505

Lipok, Christoph

2209

0 : 1

2

Hofmann, Werner

1456

Dr. Müller, Werner

2084

0 : 1

3

Wuthe, Steven

1363

Meszaros, Ignac

1874

½ : ½

4

Zolnhofer, Wernfred

1215

Gerber, Helmut

1668

0 : 1

SK Kriegshaber

2050

SC Friedberg II

1807

3,5 : 0,5

1

Dr. Hahn, Christoph

2098

Kessler, Helmut

1840

½ : ½

2

Bintakies, Michael

2139

Göllner, Kurt

1841

1 : 0

3

Mitterwald, Johannes

1965

Forster, Rudolf

1789

1 : 0

4

Schönau, Helmut

1998

Lutz, Andreas

1757

1 : 0

siehe auch: http://www.schachverbandschwaben.de/meisterschaften/mannschaftspokal-201617.html






Autor dieser Meldung:Christoph, Dr. Hahn
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Wolfgang M. schrieb am 26.09.2016 gegen 20:48 Uhr Wieder mal ein Hochgenuss diesen Bericht zu lesen! Treffend porträtiert und kommentiert. Und dann am Ende noch gewonnen - Hut ab!
Lothar schrieb am 27.09.2016 gegen 10:13 Uhr Prima Bericht, danke Christoph!


Der vorliegende Bericht ist älter als ein Jahr und kann daher nicht mehr mit Kommentaren versehen werden!
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