Nicht zu 0 verloren! - 1 : 7 gegen Kissing 2

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5. Mannschaft (Kreisliga III 2017/2018): Spielbericht 3. Runde

In der dritten Runde spielten wir gegen die nominell gleichstarke 2. Mannschaft aus Kissing.

Wir traten mit 7 Stammspielern an. Ralf musste leider kurzfristig absagen, weil zwei seiner Mitarbeiter ausfielen, und Daniel sprang für ihn ein.

 

— xxx —

 

Am 1. Brett spielte Herberts Gegner mit den weißen Figuren das 'Blackmar-Diemer-Gambit': 1. d4 d5 2. e4 dxe4 3. Sc3 Sf6 4. f3 exf3. Sowohl 5. Sxf3 als auch Dxf3 führen beide zu scharfem Spiel. Weiß verschafft sich auf Kosten des Bauern Entwicklungsvorsprung und offene Linien, spielt aggressiv von Anfang an auf Matt, es gibt komplizierte taktische Varianten und Schwarz verliert bei Ungenauigkeiten rasch die Partie. Wenn Schwarz alle Gefahren umschiffen kann, liegt Weiß materiell soweit zurück, dass er aufgeben kann. (Die Bewertung des BDG ist wohl nach wie vor unklar, interessanterweise sind laut Wikipedia aber zwei Drittel aller Turnierpartien für Weiß gewonnen.) So oder so ein schnelles Spiel, wahrscheinlich hatte Herberts Gegner an dem Abend noch was vor. Der Plan ging leider auf. Herbert holte sich nach Dxf3 mit Dxd4 einen zweiten Bauern, musste seine Dame aber wieder zurückziehen und Weiß kassierte 2 Züge später den Bauern auf b7 und den Turm auf a8 ein. "Wer wagt, gewinnt", Gewinstellung für Weiß bereits nach 7 Zügen! Im Endspiel mit Turm, Springer und Mehrbauer gegen Läufer, gab Schwarz die Partie schließlich auf. 0 : 1.

 

Auf Brett 2 wurde eine Variante des offenen Sizilianers gespielt, Elmar befehligte dabei die weiße Armee. Ich spreche leider kein sizilianisch, soweit ich die Partie aber verfolgen konnte, blieb die Stellung über die Eröffnung hinaus noch einige Züge ausgeglichen. Elmar wies mich auf Fehler in seiner Notation hin, so dass mir der Verlauf der Partie am Ende nicht ganz klar wurde. Offensichtlich schwenkte die schwarze Dame, unterstützt vom Turm, in einen gefährlichen Königsangriff ein und Weiß gab die Partie auf, bevor sein König mattgesetzt werden konnte. 0 : 2.

 

Ludwig verteidigte sich an Brett 3 klassisch russisch. Beide Spieler entwickelten ihre Figuren buchmäßig, rochierten kurz, tauschten Leicht- und Schwerfiguren ab. Nachdem noch zwei Springer und jeweils 6 Bauern in relativ symmetrischer Anordnung auf dem Brett übrig waren, einigte man sich auf Remis. 1/2 : 2 1/2.

 

Mike spielte an Brett 4 mit Weiß gegen die Tarrasch-Variante der Franzöischen Verteidigung, jedoch mit dem Unterschied 2. d3. Weiß und Schwarz stellten sich vorsichtig auf und es wurde eine sehr ruhige Partie. Kurze Rochade, Schwerfiguren auf der Grundreihe in die Mitte, herumtänzeln der Leichtfiguren über’s Brett, immer am Rande der Reichweite des Gegners. Erst im 19. Zug kam es zu Feindberührung und die Springer wurden abgetauscht. Insgesamt wurden noch je 2 Bauern geschlagen, das war's. Die Partie verblieb im Großen und Ganzen in Remisbreite und endete dementsprechend. 1 : 3.

 

Am 5. Brett spielte Michael (Schwarz) die Tschigorin-Variante des Damengambits. An sich wollte er mir seine Mitschrift gar nicht geben, erlaubte mir aber letztlich doch, über die Partie zu berichten - Danke dafür. Also hier die Highlights der Partie: Im Mittelspiel brachte Schwarz, statt kurz zu Rochieren, Läufer und Springer ungeschickt in eine Bauerngabel und stand auf Verlust. Weiß übersah den Zug h3, mit dem er sich entweder den schwarzen Springer oder sogar den schwarzen Turm mit gleichzeitigem Schachgebot hätte holen können. Michael nutzte die Gelegenheit und gabelte mit besagtem Springer das gegnerische Herrscherpaar, Schwarz musste Federn lassen und verlor die Qualität. Leider reichte das trotzdem nicht, um die Partie zu drehen. Die Stellung von Weiß war zu gut, weil der schwarze König nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden war. Schwarz versuchte mehrfach die Damen zu tauschen, was Weiß immer wieder vereiteln konnte. Schließlich ließ sich Michael das Matt seines Königs im Zentrum zeigen. 1 : 4.

Michael gratulierte seinem Gegner zu diesem wunderschön gelungenen Matt. Er meinte, an dieser Stelle könne man nicht aufgeben, so ein Mattsetzen dürfe man seinem Gegner auf keinen Fall vorenthalten. Das fand ich eine sehr schöne Geste! (Wer meinen Artikel vom 10.11.17 gelesen hat, weiß was ich damit meine.)

 

Brett 6, ich (Patrick) spielte mit Weiß das London System. Trotz kleiner Ungenauigkeiten kam ich gut aus der Eröffnung heraus. Schwarz schlug mit seinem Springer meinen schwarzfeldrigen Läufer auf g3. Für das Läuferpaar bekam ich eine offene H-Linie und den Bauern auf h7. Anstatt aber meinen Angriff am Königsflügel konsequent weiterzuverfolgen - der schwarze König duckte sich nach f7 weg, zog ich meinen Läufer zurück nach d3. Es kam zum Abtausch von 2 Bauern und 2 Springern, ich behielt meinen Mehrbauern. Die nächsten Züge konnte ich keinen guten Plan entwickeln. Meine Idee, den Springer von d2 über f3 nach d4 zu entwickeln und später weiterzusehen (z.B. g4 nebst Sf5), war zu langsam und erwies sich obendrein als schlecht. Die lange Rochade mit anschließender Öffnung des Zentrums wäre eher angesagt gewesen. Von wegen: "Ein schlechter Plan ist besser als gar keiner" (Lasker). Ich fesselte meinen Springer an die Dame und der schwarze König wanderte auf mir unerklärbare Weise von f7 zum Damenflügel, als hätte er gar lang rochiert. Für die nächsten planlosen Züge verbrauchte ich sehr viel Zeit und plötzlich zeigte meine Uhr 16 Minuten an. Damit war meine Konzentration dahin. Als meine Uhr nach 35 Zügen nur noch eine halbe Minute anzeigte, gab ich auf. Mein Gegner stand bereits knapp davor meinen Monarchen mattzusetzen. 1 : 5.

 

Am 7. Brett verteidigte sich Josef holländisch mit Schwarz gegen das London System. Sein gedeckter Bauer f5 versperrte dem weißen Läufer auf d3 seine schöne Angriffsdiagonale und es gelang ihm, durch Abtausch einiger Leichtfiguren zu vereinfachen (ähnlich der letzten Partie in der Kreisliga III). Im 20. Zug holte sich die weiße Dame einen ungedeckten Bauern. Fehler, denn an dieser Stelle zeigt der Computer eine zwingende 9er-Zugfolge, die den weißen König Matt setzt. (Für diejenigen die es interessiert, habe ich die Stellung oben als Bild zum selber Rätseln eingestellt.) Statt dessen spielte Josef Kh8 und entfesselte damit einen seiner beiden Türme, die bereits auf der F-Linie verdoppelt waren, ich würde sagen ein natürlicher Zug - man ist ja kein Computer. Nach diesem Zug hoppelte der weiße Springer auf e4 und holte sich einen zweiten Bauer ab. Das Blatt wendete sich und 6 Züge später gab Schwarz auf. 1 : 6.

 

An Brett 8 trafen die Ersatzspieler beider Mannschaften aufeinander. Daniel (Weiß) und Ben hatten bereits eine Remis-Begegnung in der U14-Jugend-Kreis-Einzel-Meisterschaft und sind Klassenkameraden. Weiß spielte das London System und hat wahrscheinlich die Eröffnungszüge verwechselt. Nach 1. d4 d5 2. Lf4 Lf5 muss Weiß 3. c4 spielen. 3. e3 d6 und dann erst c4, so wie es kam, war ein Fehler, ermöglichte es doch Schwarz, nach Abtausch des weißen Springers auf b1 gegen seinen weißfeldrigen Läufer, Lb4+ zu spielen - mit Bauerngewinn und verhinderter Rochade des weißen Königs. Als Daniel dann noch e4 spielte und damit die Deckung des d-Bauern aufgab, konnte Schwarz mit seiner Dame den Bauern schlagen und ins gegnerische Lager eindringen. Damit war die Partie leider schon gelaufen. Schwarz übersah einmal die Möglichkeit Dame und Läufer in der a7-g1-Diagonale aufzustellen und einmal ein zwingendes Matt in 2 Zügen, aber an der grundlegenden Situation änderte sich nichts mehr. Es gelang Weiß sogar noch Mattdrohungen mit Turm und Dame bzw. Läufer und Dame aufzustellen, aber er kam einfach nicht zum Zuge. Die letzten 10-15 Züge von Weiß waren durch Schachgebote der schwarzen Truppen fast alle erzwungen, und es folgte schließlich das unvermeidbare Matt mit Dame, Läufer und Springer nach 36 Zügen. 1 : 7.

 

— xxx —

 

1 Verein, 2-3 Runden, 5 Mannschaften, 11 Kämpfe, 88 Einzel-Partien.

Bisherige Bilanz: 2 Siege, 1 Remis, 8 Niederlagen (S: 19/R: 28/V: 41).

 

An dieser Stelle Glückwunsch an Viktor und Deine 2. Mannschaft zu Eurem Sieg in der Schwabenliga II Nord am 12. November. Ihr hebt den Schnitt!

Unsere 5. Mannschaft nimmt derzeit den 8. Platz (von 9) ein.

 

„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ (Sepp Herberger, Ex-Bundesnationaltrainer des DFB)

 

Es liegen noch 5 Runden vor uns. Wir sollten also unbedingt noch ein bisschen an Technik, Taktik, Kreativität, Planung, Weitblick, Kraft und Ausdauer arbeiten - und vor allem nicht aufgeben!



Autor dieser Meldung:Patrick,Dr. Kreisberger
Aufrufe:Dieser Artikel wurde bisher 307 Mal gelesen.


Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
WolfgangMalcher schrieb am 13.11.2017 gegen 21:09 Uhr Wie immer ein wahrhaft epischer Bericht. Leider ohne HappyEnd. Aber egal, nach dem Kampf ist vor dem Kampf. Beim nächsten Mal wird es sicher besser.
Lothar schrieb am 13.11.2017 gegen 21:56 Uhr Hey, da haben wir ja ein wahres Kommentator-Talent in unsere Mitte bekommen! Klarer Fall von Beruf verfehlt - Sportreporter wärs gewesen...


Der vorliegende Bericht ist älter als ein Jahr und kann daher nicht mehr mit Kommentaren versehen werden!
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