Weil’s so schön war (?) noch einmal! - 1 : 7 gegen Lechhausen 2

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5. Mannschaft (Kreisliga III 2017/2018): Spielbericht 4. Runde

In der vierten Runde spielten wir im Gemeindehaus St. Simpert gegen die 2. Mannschaft des SC Lechhausen 1908, die unserer, von ihrer nominellen Spielstärke her, deutlich überlegen war (1540 gg. 1304). In beiden Mannschaften gab es eine Vater-Sohn-Kombination in der Aufstellung.

3 Stammspieler fielen aus und die Jugendlichen hatten am selben Tag ihre Mannschaftskämpfe in der U20 und U14. Es sah also zunächst nach 3 leeren Brettern aus. Erfreulicherweise sprangen Oliver, Bastian und Daniel ein, die an diesem Tag schachlich also bereits einiges geleistet hatten.

Herzlichen Glückwunsch an Bastian, der gegen zwei stärkere Gegner remisierte, und an Daniel, der mit aggressivem Angriffsspiel in beiden Partien einen Vorteil erkämpfte und in einer der beiden Partien den Punkt holte.

Wegen Raumunklarheiten begannen wir an 5 Brettern mit zehn Minuten Verzögerung, 3 Partien starteten nochmals 10-15 Minuten später.

 

— xxx —

 

Ludwig spielte an Brett 4 die Philidor-Verteidigung gegen 1. e4. Beide Spieler entwickelten ihre Figuren buchmäßig (Antoschin-Variante), wobei Schwarz aber zuerst den Damenflügel entwickelte und später den Königsläufer fiancchettierte. Weiß und Schwarz rochierten lang, was Weiß leider in deutlichen positionellen Vorteil brachte. Weiß konnte die schwarzen Truppen und eine drohende Springergabel am Königsflügel mit seinen Läufern problemlos neutralisieren und gewann durch gleichzeitigen Angriff von Läufer und Dame letztendlich eine Leichtfigur. Bereits eine halbe Stunde nach Anpfiff warf Ludwig in aussichtsloser Situation als erster das Handtuch. 0 : 1.

 

Als nächstes verloren wir einen Punkt an Brett 8. Daniel (Schwarz) spielte Skandinavisch 3. ... Dd8. Weiß brachte mit Lf4 und Sb5 seine Leichtfiguren in den Angriff und drohte ebenfalls eine klassische Springergabel, was Schwarz falsch parierte (mit Turm statt Springer) und ihn im nächsten Zug einen Bauern kostete. 10 Züge später hätte Daniel die Möglichkeit gehabt, den Bauern zurückzugewinnen und die Partie zu drehen, denn der weiße Bauer auf c5 war durch einen an seine Dame gefesselten Bauer nur scheinbar gedeckt. Es kam aber anders - Schwarz zog b6 und gab Weiß damit Zeit, Deckung mittels einer Bauernkette aufzubauen. Weiß zog dann Dame und Turm auf die offene d-Linie, mit Röntgenblick auf die schwarze Dame. Nach Abtausch fast aller Figuren kam es zu einem Endspiel mit jeweils einem Turm und 6 gegen 5 Bauern für Weiß. Weiß verwandelte 2 Bauern in Damen und setzte den schwarzen König schließlich eiskalt matt. Sehr tapfer, dass Daniel diese Partie bis zum Schluss gespielt und nicht vorher aufgegeben hat! 0 : 2.

 

Am 1. Brett spielte Herbert spanisch, sein Gegner die Steinitz-Verteidigung, wobei Weiß im 4. Zug d3 statt d4 zog (was in dieser Variante Schwarz zwingen würde, das Zentrum aufzugeben). Die Eröffnung gestalte sich ruhig und ausgeglichen. Im 12. Zug zog Weiß seinen angegriffenen Springer leider auf das falsche Feld und stellte in Folge einen Bauern ein. Im 25. Zug war es wieder ein ungenauer Springerzug, der Weiß einen weiteren Bauern das Leben kostete. Schwarz konnte durch ein Schachgebot mit seiner Dame auch noch einen dritten Mehrbauern gewinnen. Das Zentrum war damit offen - bis auf die Damen und 2 ungleichfeldrige Läufer waren alle Figuren bereits vom Brett - und der weiße König stand „nackt im Wind“. 2 Züge vor dem unvermeidbaren Matt durch Dame und Läufer gab Herbert die Partie auf. 0 : 3.

 

Brett 5, ich (Patrick) spielte mit Weiß (natürlich wieder) das moderne London System. Bereits in den ersten 15 Zügen zog mein Gegner mit seinem schwarzfeldrigen Läufer drei Mal - Lf8-b4-d6-e7 - und mit seiner Dame zwei Mal - Dd8-b6-d8 -, was ihn wertvolle Tempi kostete. Nachdem mich Eckhardt das letzte mal (vollkommen zurecht) für mein aggressives Spiel und unnötiges „reinopfern“ gerügt hatte, entwickelte ich diesmal ganz brav zunächst alle Figuren, rochierte kurz und wartete ab, was mein Gegner spielen würde. Das zahlte sich aus. Ich war besser entwickelt, hatte gute Zentrumskontrolle und meinen Springer bereits auf dem Schlüsselfeld e5 platziert. Nachdem meinem Gegner schier die Züge ausgingen, ließ er mit einem unachtsamen b5 seinen Springer hängen. Ich schlug zu: Springer x Springer mit gleichzeitiger Gabel auf Dame und Läufer, dann Springer x Läufer. Jetzt galt es, den Vorteil zu behalten und in eine gewonnene Partie umzuwandeln. Ich tauschte also Figuren ab und hatte nach 25 Zügen Turm, Läufer und Springer gegen Turm und Läufer. Meine Figuren waren aktiv, mein Läufer war der Gute und mein König in Sicherheit, während der schwarze König im Zentrum stand und sein Turm und Läufer hinter der eigenen Bauernkette noch feste schliefen. Angesichts dieser Lage gab mein Gegner auf. 1 : 3.

 

Am 7. Brett, Bastian befehligte die weißen Truppen, kam es durch die Züge 1. d4 e6 2. c4 c5 3. d5 exd5 4. cxd5 zu einer Benoni-Stellung. ‚Ben-Oni’ kommt aus dem Hebräischen und heißt ‚Sohn des Leides‘ - im Gegensatz zu ‚Ben-Jamin‘, ‚Sohn des Glücks‘ (1. Buch Mose, die Geschichte über Jakob und Rachel). Der Autor Aaron Reinganum veröffentlichte gemeinsam mit Johann Daniel Albrecht Hoeck 1825 ein Buch über die Verteidung gegen Gambitzüge im Schach, und gab ihm den Titel ‚Ben-Oni‘, weil es in einer ‚melancholischen‘ Phase seines Lebens entstanden war. Ich habe die Partie nicht mitverfolgen können und an der Stelle, wo die Partie interessant wurde, sind Ungereimtheiten in der Notation, so dass ich leider nichts genaues berichten kann, außer das Bastian die Partie nach 27 Zügen durch Aufgabe verlor. Damit stand es 1 : 4.

 

Oliver spielte an Brett 6 mit Schwarz gegen Ruy-Lopez, und zwar eine selten gespielte Variante mit Sge7 im dritten Zug (Cozio) und anschliessendem Fiancchetto des Königsläufers und kurzer Rochade. Weiß verpasste im Mittelspiel einen Qualitätsgewinn und wenige Züge später einen gefährlichen Angriff von Dame und Läufer gegen den ungeschützten schwarzen König, der entweder zu einem schnellen Matt oder aber zumindest einer deutlich überlegenen Stellung für Weiß geführt hätte. Stattdessen erzwang Weiß nach einem verwirrenden Zug des schwarzen Springers den Abtausch der Damen und die Stellung war wieder nahezu ausgeglichen. Nach weiteren taktischen Verwicklungen mündete die Partie in ein Endspiel mit positionellem und materiellem Vorteil für Weiß (2 T, S, 7 B gg. 2 T, L, 6 B), das aber bis zum Schluß unheimlich spannend und lehrreich blieb. Weiß konnte seine Türme über die offene c- und e-Linie auf die 7. Reihe manövrieren und innerhalb von ca. 20 Zügen nach und nach Figuren abtauschen und 2 verbundene Bauern regelrecht auf die 6. Reihe walzen (T, 3 B gg. T, 2 B). Es war ein harter Kampf, aber als Oliver letztendlich mit dem Rücken zur Wand stand und seinen Turm für einen Bauern geben musste, ergab er sich verständlicherweise. 1 : 5.

 

Auf Brett 2 kam es zu einem Zweispringerspiel im Nachzuge. Elmar (Schwarz) verschaffte sich kurzfristig einen Mehrbauern, aber nach 10 Zügen war das Zentrum offen, das Material wieder ausgeglichen und Weiß hatte einen Turm auf die offene e-Linie gestellt. Im Verlauf des Mittelspiels holte sich ein weißer Springer den weißfeldrigen Läufer. Die Frage war jetzt: Springer nehmen oder mit einem Bauernzug den weißfeldrigen Läufer von Weiß einsperren und wiedernehmen? Elmar entschied sich für Ersteres. Dies ermöglichte leider einen gedeckten Angriff des (nicht eingesperrten) Läufers auf die Dame, mit Spieß auf den Turm, und Weiß holte sich die Qualität. Trotz Gewinstellung für Weiß wurde es auch in dieser Partie nochmal richtig spannend. Die verbliebenen Kräfte wurden auf den Königsflügel verlagert. Schwarz vermied den Damentausch. Es gab diverse Springergabeln von beiden Seiten, die aber durch „Verknotung“ von Türmen und Damen alle nicht wirklich gespielt werden konnten. Es war nicht ganz einfach zu erkennen, aber Weiß machte einen nur scheinbar merkwürdigen Damenzug, der in der Abwicklung einen Schlagzug eines weißen Turms mit gleichzeitigem Abzugsangriff der Dame gegen den verbliebenen schwarzen Turm ermöglichte. Damit war die Partie bedauerlicherweise gelaufen. 1 : 6.

 

Am 3. Brett spielte Ralf mit Weiß 1. e4 und es kam zu einem offenen Sizilianer mit Abtausch des schwarzen c- gegen den weißen d-Bauern und Fiancchetto des schwarzen Läufers, ähnlich der Drachenvariante (etwas andere Zugfolge). Beide Spieler rochierten kurz, beide Läuferpaare wurden abgetauscht, die Stellung blieb bis weit ins Mittelspiel ausgeglichen. An welcher Stelle die Partie dann zugunsten von Schwarz kippte, ist mir aufgrund von fehlenden Zügen in der Notation nicht ersichtlich geworden. Im 33. Zug brachte Schwarz seine Dame mit Schachgebot auf die 2. Reihe, auf der der Turm bereits zur Verstärkung bereitstand. Zwei Damen und zwei Türme verließen freiwillig das Geschehen und Schwarz verblieb mit einem Turm (und einem Springer?) mehr auf dem Brett. Ralf gab sich an dieser Stelle geschlagen und beendete damit das Spiel und den Mannschaftskampf. Endergebnis 1 : 7.

 

— xxx —

 

Es lief mal wieder nicht so gut für unsere Mannschaft!

 

 

„Humor ist, wenn man trotzdem schacht.“

(Ephraim Kishon)


 

Dennoch, die Partien waren abwechslungsreich und teilweise sehr spannend. Und auf jeden Fall waren in dieser Runde die edlen Rösser die Hauptdarsteller: Drohende, ausgeführte, verhinderte, übersehene und unmögliche Springergabeln waren an allen Brettern an Sieg und Niederlage wesentlich beteiligt.

 

Ich möchte mich ganz herzlich für das zahlreiche positive Feedback von Euch über meine bisherigen Beiträge/Berichte bedanken!

 

To be continued in 2018 …

 

 

Ich wünsche Euch allen und Euren Familien eine besinnliche Adventszeit, frohe Weihnachten und ein gesegnetes, gesundes, glückliches, friedliches und neben dem Schach auch in allen anderen Bereichen erfolgreiches neues Jahr.



Autor dieser Meldung:Patrick,Dr. Kreisberger
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Eckhardt schrieb am 05.12.2017 gegen 19:38 Uhr Ach Menno, irgendwie läufts in der Fünften heuer so gar nicht! Wie der große Fussball-Philosoph Uwe Wegmann doch einst so schön sagte: Haste Sch.... am Fuß, haste Sch.... am Fuß.
Eckhardt schrieb am 05.12.2017 gegen 19:40 Uhr Übrigens: Beim Lesen der Partien und vor allem der Eröffnungen wird mir jedesmal ganz blümerant. Als bekennender Kaffeehausspieler finde ich allein die Benennung der Eröffnungen (samt Untervarianten) beeindruckend. Danke Patrick für die Arbeit und für die Leidensfähigkeit des Mannschaftsführers.
WolfgangMalcher schrieb am 06.12.2017 gegen 22:19 Uhr Mal wieder ein vortrefflicher Beitrag von Patrick! Mir macht es immer Spaß seine Berichte zu lesen. Für das Jahr 2018 wünsche ich ihm natürlich auch alles Gute und Gesundheit! Darüber hinaus wünsche ich ihm und der 5ten endlich den ersten Sieg!


Der vorliegende Bericht ist älter als ein Jahr und kann daher nicht mehr mit Kommentaren versehen werden!
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