Auftakt mit Punkteteilung! (4 : 4 gegen Rochade 3)

5. Mannschaft (Kreisliga III 2018/2019): Spielbericht 1. Runde

Unsere erste Runde lief unter dem Motto "alt gegen jung". Unser Gegner 'Rochade 3' trat mit 5 Kindern und Jugendlichen an.

 

Eine Untersuchung (Dr.-Ing. F. Schubert, Entwicklung eines Talenteindex-Systems für die Vereinsarbeit im Schach-Jugendbereich U8 - U20, USV TU Dresden, 2014) zeigt, dass Kinder und Jugendliche, je nach ihrer schachlichen Begabung, binnen weniger Jahre enorme DWZ-Anstiege erzielen können. Das macht die Einschätzung der Spielstärke mitunter schwierig. Verschiedene psychische und emotionale Aspekte sind beim Spiel Erwachsener gegen Kinder und Jugendliche für beide Seiten sicher ebenfalls nicht ohne Bedeutung.

Ich kann zwar nur für mich sprechen, aber ich finde es immer "heikel", gegen diese Spielergruppe anzutreten.

 

Unsere Gegner waren sympathisch, pünktlich und hochmotiviert, die Stimmung war gut. Unsere Mannschaft war vollzählig. Beste Voraussetzung also für die erste Runde der Saison.

 

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Gut eine halbe Stunde nach Spielbeginn war die Partie an Brett 6 auch schon wieder zu unseren Gunsten beendet. Josef hatte seinen Gegner nach 19 Zügen mattgesetzt. Er spielte mit Weiß das moderne London System - einen typischen Aufbau mit den Zentralbauern auf d4 und d5 sowie zwei sich duellierenden schwarzfeldrigen Läufern auf d6 und g3. Schwarz hatte sich unglücklicherweise, nachdem er seinen c-Bauern auf der 7. Reihe ließ und den Damenspringer gleich auf c6 entwickelte, hinten derart eingeengt, dass sich seine Figuren gegenseitig auf die Füße traten. Um Luft für den Läufer zu schaffen, brachte er seinen Springer an den Rand. Währenddessen startete Weiß bereits, ohne zu rochieren und unter Zuhilfenahme der g- und h-Bauern, seinen Angriff am Königsflügel. Die h-Linie „Sesam-öffnete-sich“ fast wie von selbst. Die schwarzen Truppen hatten Dame, Turm und 2 Läufern auf benachbarten Diagnonalen nichts mehr entgegenzusetzen und so war es um deren Monarchen geschehen. 1 : 0.

 

Am 5. Brett konnte Ralf mit Schwarz seinen Gegner nach knapp eineinhalb Stunden und 18 Zügen mattsetzen. Er spielte die Preußische Verteidigung auf einen Italiener (bekannt als Zweispringerspiel im Nachzuge). Es gelang ihm, den an die Dame gefesselten Sf3 anzugreifen, abzutauschen und damit die Festung vor dem weißen König zu knacken. Materiell war die Partie noch ausgeglichen. Schwarz brachte Läufer und Springer am Königsflügel in Position, danach seine Dame mit Schach auf die offene g-Linie. Die Stellung erinnerte ein wenig an eine Schlange die vor dem Bau einer Maus auf der Lauer liegt. Hätte Weiß vorher noch den Springer geschlagen, wäre die Stellung möglicherweise zu halten gewesen (wie in der Fabel, in der die Schlange, vor lauter Warterei, in der Kühle der Nacht steif wird und reglos verharren muss, als die Maus ihr Versteck verlässt - und zum Schluss sogar noch von dieser zum Abendessen verspeist wird). Stattdessen zog er seinen Königsläufer zur Verteidigung zurück auf die Grundlinie. Jetzt aber war die schwarze Dame auf dem Mattfeld g2 doppelt gedeckt. Weiß konnte nur entweder den Läufer oder den Springer schlagen, und so kam was kommen musste. 2 : 0.

 

Am 3. Brett wurde eine Spanische Partie gespielt. Elmar spielte mit Schwarz 3. … a6 und Weiß entschied sich mit 4. Lxc6 für die Abtauschvariante. Beide Feldherren entwickelten ihre Figuren und rochierten kurz, es kam zunächst zu keiner weiteren Feindberührung. Weiß brachte seinen Springer auf f5 und zog seine Dame 3 Züge später auf g3 nach. Schwarz übersah das einzügige Matt auf g7 und verlor sang- und klanglos nach nur 18 Zügen die Partie. 2 : 1.

 

An Brett 1 spielte unser neuer Frontmann Stefan mit Schwarz eine 1. … d6-Eröffnung: Nach den Zügen 1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 e5 4.dxe5 dxe5 5.Dxd8+ Kxd8 kommt es in dieser Variante zum frühen Damentausch mit Verlust der Rochade für Schwarz. Trotzdem der schwarze König im Zentrum verbleibt (und Weiß gerne lang rochiert), ist er nicht zwangsläufig in Gefahr, alles ist möglich. In der gespielten Partie blieb die Stellung recht ausgeglichen. Alle Figuren wurden abgetauscht, beide behielten 7 Bauern. Wäre da nicht dieser vermaledeite Doppelbauer für Schwarz auf der e-Linie gewesen, hätte es ein Remis werden können. Aber so konnten 4 Plebejer und der letzte Adelige die Schlacht am Königsflügel für sich entscheiden. 2 : 2.

 

Am 4. Brett spielte Schwarz die Pirc-Verteidigung gegen Mikes 1. e4. Beide rochierten kurz, es kam nach und nach zum Abtausch von 2 Bauern, sämtlicher Springer, beiden weißfeldrigen Läufern und 2 Türmen. Die Partie verlief lange Zeit in Remisbreite. Ein kleiner Fehltritt der schwarzen Dame ermöglichte Weiß schließlich einen ersten Bauerngewinn. Im Folgenden konnte Weiß Läufer und Damentausch erzwingen und dabei 2 weitere schwarze Bauern einheimsen. Als Schwarz seine letzte Schwerfigur zum Tausch anbot, nahm Mike dieses Angebot dankend an und brachte seinen König ins Zentrum. Mit 3 Bauern im Minus und einem zur Passivität verdammten König, gab Schwarz die Partie verständlicherweise auf. 3 : 2.

 

Auf's 7. Brett kam eine Italienische Partie. Rolf (Schwarz) spielte mutig auf Risiko. Weiß marschierte keck mit seinen Bauern am Königsflügel nach vorne, obwohl er vorher noch kurz rochiert hatte. Schwarz gab seinen Springer für 2 Bauern und legte den gegnerischen König bloß. Das Mittelspiel war ein wildes Gemetzel mit Abtausch von Bauern, aller Leichtfiguren und der Damen. Schließlich holte sich Rolf seine Figur zurück und gab dafür einen Bauern. Nach Adam Riese waren noch 4 Türme im Spiel und Rolf hatte mit 5 Bauern einen mehr. Weiß schob seinen a-Bauern Schritt für Schritt bis auf die 7. Reihe vor, während Schwarz seinen Turm ebenso geschickt, mit Hilfe eines Schachgebotes auf a1 manövrierte. Die Umwandlung des weißen Bauern konnte Schwarz dennoch nicht mehr verhindern und Rolf gab die Partie auf. 3 : 3.

(Die Spannung der letzten Züge müssen Rolf schwer zugesetzt haben. Ein genauerer Blick auf die Stellung hätte nämlich das Remis aufgedeckt, auf das er abgezielt hatte. Weiß hatte, um seinen Bauern zu decken, den Turm von der 2. Reihe abgezogen und damit den eigenen König geschwächt. In dem Moment, in dem Weiß zur Dame umgewandelt hätte, wäre für Schwarz ein Dauerschach mit beiden Türmen auf der f-Linie möglich gewesen. Ein Remis hätte uns den Punkt in der Gesamtwertung gesichert. Schade!, aber immerhin eine heiße Partie!)

 

Herbert spielte mit Weiß an Brett 2 ein Spanisches Vierspringerspiel. Auch in dieser Runde herrschte lange Zeit ein Gleichgewicht der Kräfte. Beiderseitige kurze Rochade, Entwicklung, Umgruppierung, Abtausch von Bauern und Leichtfiguren. Weiß konnte seine Türme auf der f-Linie verdoppeln. Mit einem fragwürdigen Springertausch ermöglichte er jedoch Schwarz die Öffnung und Inbesitznahme der d-Linie. Weiß besetzte den Vorposten d5 mit seinem Läufer, verlor aber einen Zentralbauern, da Schwarz mit dem Springer schlug und den verteidigenden e-Bauern wiederum mit seiner Dame nehmen konnte. Dafür hatte Weiß die Initiative. Ein Turmopfer am Königsflügel hätte in ein Endspiel mit Mehrbauer und Dame gegen 2 Türme gemündet. Aber die Partie verlief anders. Weiß versuchte mit seinen Schwerfiguren das gegnerische Lager zu infiltrieren. Erst am Königsflügel, was Schwarz parierte, dann eben über das Zentrum, was zu langsam war. Schwarz hatte die Bauernmehrheit am Königsflügel und schob diese nach und nach über die Demarkationslinie, während er von hinten gefahrlos mit seinen Schwerfiguren decken konnte. Am Ende hatte Schwarz Dame und Mehrbauer gegen Turm. Herbert fügte sich dem Schicksal und gab auf. 3: 4.

 

Ich (Patrick) spielte am 8. Brett mit Weiß das moderne London System - den selben Aufbau wie Josef an Brett 6. Schwarz spielte Lxg3 und ich öffnete meine h-Linie. Im Mittelspiel konnte ich 2 Bauern gewinnen, also entschloss ich mich abzutauschen und ins Endspiel zu gehen. Die Umsetzung war leider ungeschickt, verschaffte ich mir auf dem gewählten Weg doch tatsächlich 2 Doppelbauern. Nachdem ich nicht rochierte sondern meine Türme mit dem Zug Kf2 verband, konnte mein Gegner einen seiner Türme mit einem Schachgebot auf die 2. Reihe bringen. Das setzte mich enorm unter Druck. Die Folge war, dass ich meinen König nicht sonderlich gut aktivieren konnte, während mein Gegner seine Türme bedrohlich auf der b-Linie verdoppelte. Ein Remisangebot meinerseits war keine Option, ich wollte und musste unbedingt gewinnen, damit die Mannschaft in der Gesamtwertung zumindest das Remis erreichte. Mein Gegner hätte das Blatt an 2 Stellen durchaus noch wenden können. Mein Plan, einen Mehrbauern zu opfern, um zumindest 2 Türme abzutauschen, gelang und ich konnte meinerseits einen Turm mit Schachgebot auf die 7. Reihe bringen. Was folgte war ein äußerst zähes Geduldspiel über mehr als 30 Züge, in dem ich mit meinem Turm 3 gegnerische Bauern vom Feld räumte. Mein Gegner und ich konnten jeder sogar noch einen Bauern in eine Dame umwandeln. Schwarz zwar zuerst, ich dafür aber mit Schachgebot. Dann war die Luft raus und die Partie für mich kurz vor knapp doch noch gewonnen. 4 : 4.

 

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Nominell hatten wir eine höhere Spielstärke als unsere Gegner. Solange es nicht so weiter geht, wie in der letzten Saison, ist das Remis für mich aber in Ordnung.

 

"Man spielt so gut, wie man trainiert" (Fußball-Zitat)

 

 Also "mehr trainieren!" heißt die Devise, dann könnten wir auch mehr Punkte holen.



Autor dieser Meldung:Patrick,Dr. Kreisberger
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
WolfgangM schrieb am 03.10.2018 gegen 11:18 Uhr Es ist wieder soweit. Was bin ich froh das die Saison in der KK3 nun endlich begonnen hat. Ein erneut toller Bericht von Patrick - weiter so. Mit einem Unentschieden seit ihr gut gestartet, auch wenn es am Ende vielleicht auch zu einem Sieg gereicht hätte.
Thorsten schrieb am 04.10.2018 gegen 10:47 Uhr Schöner Bericht eines spannenden Punktspiels.
Viele Grüße aus Pfersee.


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