Kreisliga I: Kriegshaber III verliert zuhause deutlich gegen Tabellenführer Haunstetten

Es ist zwar Fasching, und da sollte man nicht Trübsal blasen, aber so richtig Spaß macht's dann trotzdem nicht, wenn ich als Chronist schon wieder eine fette Niederlage unserer dritten Mannschaft vermelden muss. Okay - dass es schwer würde gegen Tabellenführer Haunstetten, die klar stärkste Mannschaft der Liga, war vorher schon ausgemachte Sache. Dass es nicht einfacher wird, wenn von unseren vorderen Brettern gleich drei en bloc wegbrechen, klingt auch irgendwie schlüssig. Immerhin hatte es unser rühriger Teamcaptain Thommy geschafft, am Vorabend auf den letzten Drücker noch ein paar Ersatzspieler zu schanghaien, die nicht schnell genug auf die Bäume verschwunden waren. Wir waren kurz davor gewesen, sogar ein Brett ganz freilassen zu müssen. Aber wie gesagt, mit Werner Krammer, Bastian Harjung, Dr. Mayr und Ralf Gerber konnten unsere stark gelichteten Reihen gerade noch eben so wieder geschlossen werden. Ein Desaster wurde es trotzdem...

Nr.Kriegshaber IIIDWZ-Nr.Haunstetten IIIDWZ2½-5½
04Städele, Thomas (MSF)
1760-02Beck, Gerald19120-1
05Weimer, Lothar1788-04Karg, Tobias18441-0
06Rehe, Walter1805-05Kowalewski, Przemyslaw1818½-½
07Stakor, Darko1616-08Urbach, Isaak1834½-½
17Harjung, Bastian1558-09Kutschick, Robert (MSF)
16300-1
19Krammer, Werner1551-10Barskiy, Vitaliy1771½-½
20Dr. Mayr, Christian1534-11Grimberg, Mikhail17890-1
31Gerber, Ralf1379-14Poizner, Illia16110-1

Zum Kampfverlauf:

Bei Anpfiff um kurz nach 18.00 Uhr waren wir immerhin vollzählig, und auch Haunstetten hatte nicht seine Optimalaufstellung aufgeboten. Mit einer Extraportion Dusel wäre also vielleicht eine Überraschung für uns drin...

19.00 Uhr

Ich drehe mal ne Runde und sehe mir das Schlachtfeld an:

An Brett 1 spielt unser Mannschaftsführer Thomas Städele mit Schwarz gegen ein weißes Doppelfianchetto. Immer wenn ich nicht weiß, wie die Eröffnung heißt, nenne ich es einfach unregelmäßig, und das ist es wohl auch. Sieht ganz danach aus, als ob das eine schwerblütige Positionspartie werden will. Thommy mag ja eigentlich lieber immer die fetzigen Sachen.

Ich selbst (Lothar Weimer) sitze heute an Brett 2 und spiele mit Weiß mal wieder irgendeinen uninspirierten d4-Eigenbau-Mischmasch. Die Gefahr für Schwarz ist dabei nicht so sehr, dass ich damit seine Stellung aus den Angeln heben könnte, sondern eher, dass er über der drögen Stellung einschläft.

Unser unverwüstlicher Walter Rehe spielt heute an Brett 3 mit Schwarz. Abtauschfranzose. Damit ist eigentlich schon alles gesagt.

An Brett 4 sitzt Darko Stakor vor den weißen Klötzen. London System gegen schwarzes Doppelfianchetto. Eine Linie geöffnet, Bauernverteilung symmetrisch, aber Darko sieht nicht zufrieden aus. Er hätte wohl gerne mehr aus der Eröffnung rausgeholt.

Witzig bestückt ist heute unser Brett 5: Bastian Harjung wurde kurz zuvor vom Königsbrunner RAPID-Turnier eingeflogen, wo er in der U18 ein Score von 4 aus 7 gemacht hat. Jetzt legt er nach und gibt sich, auf einer Leichenbahre spielend, die Eight-Games-a-Day-Challenge (wieviele Partien kann ich an einem Tag spielen, bevor ich wirklich richtig platt bin?) Dafür, dass er heute schon 7 Partien in den Knochen, bzw. in den Gehirnwindungen, stecken hat, sieht er sogar noch recht proper aus. Hat Schwarz gegen ein London System.

Sagt mal, spielen wir eigentlich ein Thematurnier zum London System? Werner Krammer an Spielwiese 6 hat das als Weißer ebenfalls auf dem Brett. Schwarz hat sich dagegen nach damenindischen Mustern aufgebaut, wobei der schwarze Lb7 intensiv den Rücken seiner Bauern betrachet. Ich stemple ihn im Geiste mal zum schlechten Läufer, außerdem hat Werner das Läuferpaar, sieht also ausbaufähig aus.

An Brett 7 verteidigt sich unser Dr. Christian Mayr als Schwarzspieler Skandinavisch. Auch eine der Eröffnungen, die ich irgendwann mal hätte lernen wollen.

Ralf Gerber an Brett 8 mit Weiß, ich wollte schon wieder schreiben "unregelmäßig", aber nein, meine Datenbank behauptet während des Eingebens der Partie, dass das ein Grand-Prix-Angriff im Sizilianer gewesen sein soll. Ich glaub's einfach.

 

19.50 Uhr:

Basti muss leider den Löffel, äh, den Punkt abgeben. Vielleicht hat er sich doch auf der Leichenbahre etwas wund gelegen. Kurz vor Schluss konnte ich noch sehen, dass er eine Figur gegen zwei Bauern erobert hatte, aber sein König auf b7 fror, bar jeden Bauernschutzes, danach so arg, dass er seine Krone wegschmiss und nicht mehr leben wollte. Tja, jetzt sucht Basti eine neue Herausforderung - hey, gibt es eigentlich noch diesen 24-Stunden-Blitz-Marathon beim SK Doppelbauer Kiel? Falls ja - auf nach Kiel, Basti!

20.10 Uhr

Ralf Gerbers Brett ist verwaist. Wo ist er hin? Und vor allem - wie ging die Partie aus? Aber wozu ist man schließlich Ermittler: Er sitzt mit dem Gegner im Analyseraum und betreibt Ursachenforschung. Später erfahre ich, was passiert war:

 
 Diagramm_69

Ralf am Zug hätte hier Sd4-b3 spielen müssen, um den Schaden in Grenzen zu halten. Leider griff er stattdessen zu Sd4-e2, was von Schwarz mit c3xb2 und Figurengewinn gekontert wurde. Mit der Minusfigur versuchte Ralf zwar noch, einen Angriff gegen den schwarzen König aus dem Boden zu stampfen, aber das gelang nicht - 2:0 für Haunstetten.

20.30 Uhr

An Brett 6 stellen Werner und sein Gegner die Kampfhandlungen ein: Remis. Zwischenstand jetzt ½:2½ gegen uns.

20.50 Uhr

Es remiselt weiter - auch Darko hat den Punkt mit seinem Gegner geteilt. Am Ende stand ein nicht so häufig anzutreffendes Vier-Läufer-Endspiel mit einer Handvoll Bauern beiderseits auf dem Brett. Das Remis geht in Ordnung, auch bei der nachträglichen Analyse fanden wir keine zündenden Ideen, um hier Wasser aus dem Stein zu pressen. Damit steht es 1:3.

21.15 Uhr

Christian hat einfach 25 Züge lang vergessen zu rochieren, was seinem Gegner leider nicht verborgen blieb. Eine Fesselung in der e-Linie auf den unrochierten schwarzen König war dann so unangenehm, dass kurz darauf Material verloren ging. Hm, schon 1:4 jetzt. Unsere Stellungen sterben weg wie die Fliegen...

21.30 Uhr

Thomas neben mir am ersten Brett sieht auch hochverdächtig aus. Also nicht er selbst, sondern die Ruine, die er vewaltet. Minusqualle und ein schlechter Läufer, dazu ein gegnerischer gedeckter Freibauer direkt vor dem schwarzen König - summa summarum würde ich sagen, das gibt die nächste Null für uns.

21.42 Uhr

Unser einziger Sieg des Abends kommt von mir. He, das war kein Witz, als ich vorhin sagte, dass mein Gegner Gefahr läuft, von meinem drögen Geschiebe einzuschlafen. In der Eröffnung war er tatsächlich kurz unaufmerksam:

 
 Diagramm_67

Klarer Fall von Sekundenschlaf: Hier hatte Schwarz soeben c7-c6 gespielt, woraufhin ich mir mit Sf3xe5 ein Bäuerlein einverleibte. Danach tauschten wir in ein Leichtfigurenendspiel, wo ich mehrere Jahrhunderte lang versuchte, das Bäuerlein irgendwie zur Geltung zu bringen. Nach beiderseitigen Fehlern gewann ich noch einen zweiten Bauern und konnte die Partie mit einer netten kleinen Umwandlungskombi abschließen:

 
 Diagramm_68

Mit dem taktisch gerechtfertigten g5-g6+ läuft der g-Bauer einfach bis ins Ziel durch (Kxg6? kostet ja wegen des Abzugs Sd6+ den Sb7). Auf mein g6+ folgte noch Kg8 und Lc4+, dann Aufgabe, und wir hatten unseren ersten und einzigen vollen Punkt. Zwischenstand nun 2:4.

21.55 Uhr

Walter Rehe hatte sich in seinem Abtauschfranzosen einen isolierten Damenbauern verpassen lassen. Irgendwann hörte ich ihn dann aus dem vorderen Zimmer wehklagen, als er einen möglichen Figurengewinn durch Schlagen mit dem falschen Stein verpasst hatte - er haderte darauf kurzzeitig laut hörbar mit seinem Schicksal. Am Ende wurde es ein weiteres Remis zum 2½:4½. Damit war der Kampf endgültig den Bach runter.

22.05 Uhr

So ist's recht, Kapitän Thommy verlässt traditionsgemäß als Letzter unsere sinkende Titanic. Aufgabe zum Endstand von 2½:5½. Der Eisberg, den wir heute gerammt haben, war wirklich ziemlich groß.

Autsch, das hat richtig weh getan...

Hier noch der Link zum Ligamanager



Autor dieser Meldung:Lothar Weimer
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
VicePresident schrieb am 17.02.2019 gegen 10:37 Uhr Auch dies mal wieder ein bombastischer Bericht von Lothar. Hier merkt man die Akribie mit welcher Ermittler jeden Tag an die Arbeit gehen. Und nachdem das London System ja fast so häufig gespielt wird wie man im Winter Schnupfen bekommt, wäre ein Thematurnier doch eine gute Idee, oder etwa nicht??
Lothar schrieb am 17.02.2019 gegen 12:31 Uhr Hi Wolfgang, für ein Thematurnier ist im Jahresspielplan leider kein Platz mehr. Außer wir spielen es mit Bulletblitz-Bedenkzeit, dann ziehen wird in einer Stunde durch :-)
Christoph schrieb am 17.02.2019 gegen 12:51 Uhr Cooler Bericht, Lothar - danke!

Und Thematurnier London System? Da spiele ich nur mit, wenn ich in jeder Runde schwarz haben darf. :-P
Lothar schrieb am 17.02.2019 gegen 13:44 Uhr An Christoph: Verstehe ich. Mir schlafen dabei auch regelmäßig die Füße ein.
VicePresident schrieb am 17.02.2019 gegen 14:38 Uhr An Lothar: Warum spielst Du es dann wenn es deinen Füßen nicht gut tut?!
Lothar schrieb am 17.02.2019 gegen 15:59 Uhr Woher soll ich bitte wissen, was ich spiele? Meine Stellungen erhöhen lediglich die Entropie des Universums.
VicePresident schrieb am 17.02.2019 gegen 17:33 Uhr Wow - jetzt werft aber einer mit physikalischen Begriffen um sich! Hoffentlich erreichst Du mit deinen Eröffnungen in den nächsten Jahren nicht die maximale Entropie, denn sonst schaut es in unserem Universum düster aus... :-)


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