Kreisklasse II: Dritte Mannschaft vor dem Wiederaufstieg!

Das gesteckte Saisonziel ist zum Greifen nahe

Schon lange war eine Augsburger Liga nicht mehr so spannend wie diesmal die Kreisklasse II. Zwei Spieltage vor Schluss ist die Tabelle rasiermesserscharf geteilt: Auf den ersten vier Plätzen liegen punktgleich und nur durch das Torverhältnis gestaffelt die Teams Steppach I, SGA III, Kriegshaber III und Rain I. Jede dieser Mannschaften hat acht Zähler auf dem Habenkonto und kämpft um den Aufstieg.

Das Unterhaus der Liga, zu dem im Moment leider auch unsere Vierte zählt, weist dagegen zwischen 3 (Inchenhofen) und 0 Punkten auf (Rochade II).

Dabei will es die Laune des Spielplans zufällig so, dass nun die vorletzte Runde eigentlich schon die entscheidende Aufstiegsrunde wird, denn genau in diesem 6. Umgang müssen alle vier Erstplatzierten untereinander spielen.

Das war die Situation, als wir gestern zu unserem (um eine Woche vorgezogenen) Spiel gegen die SGA III antraten. Dass der Ausgang dieses Kampfes auch andernorts heftig interessierte, bewies der Umstand, dass gegen Mitte des Abends als Kundschafter von Tabellenführer Steppach Schachfreund Hans Bußjäger eintraf. Und das hier bekam er zu sehen:

Brett 1:
Peter Reichardt als Weißer wurde von Uwe Lang im Sizilianer mit einer Spezialvariante auf dem falschen Fuß erwischt, wo Schwarz den Zug d7-d5 bereits im vierten Zug durchsetzen konnte und damit ausglich. Das allein wäre ja vielleicht noch nicht so schlimm gewesen, wenn Peter im 11. Zug nicht folgender Lapsus unterlaufen wäre:

(Stellung nach 11. Lc1-g5?)
Hier hatte Peter schlicht übersehen, dass ja nach 11...Lxg5 12.Sxg5 cxd4 der Springer auf g5 hängt. Um sich nicht in einer trostlosen Stellung mit zwei Minusbauern langsam zusammenschieben zu lassen, führte er die Partie notgedrungen im Opferstile weiter, erhielt aber nach 13.Dh5 h6 14.h4 keinen wirklich gefährlichen Angriff und musste bald die Segel streichen.

Brett 2:
Zwischen Dr. Ulla Münch und Jens Ebeling kam eine Art beiderseitiges Königsfianchetto aufs Brett. Frau Münch wählte anscheinend den falschen Entwicklungsplan; sie verlor einige Tempi, blieb merklich in der Entwicklung zurück und vollzog im 20. Zug einen wahrscheinlich verfehlten Läufertausch auf e5, wonach folgende Stellung aufs Brett kam:

(Stellung nach 20. ... Te8xe5)
Hier glaubte die Weißspielerin, wegen der Schwäche des Feldes e3 bereits eine Qualität geben zu müssen und zog 21. Tf1xf5?! - Im weiteren Verlauf der Partie verwertete Jens den Material- und Stellungsvorteil sicher zum vollen Punkt.

Brett 3:
Hier sah ich zwischen Thomas Städele (Weiß) und seinem Gegner Fuchs eine Art Eigenbau-Sizilianisch mit 2.f4. An sich war in der Stellung nicht viel los, aber Tommi brachte einen der Türme vor seine Bauern auf die dritte Reihe und ballerte damit einfach mal ein paar Löcher in die Luft, um den gegnerischen König zu erschrecken. Auf den Platzpatronenangriff reagierte Schwarz falsch und manövrierte sich im Laufe der Zeit in immer heiklere Lage, bis er schließlich in dieser Position landete:

(Stellung nach 35. Tf3-h3)
Soeben hatte Tommi den ungünstig postierten Randläufer auf h6 angegriffen. Es folgte 35...Th7 36.Txg6+ Lg7 37.Txh7 Kxh7 38.Dh5+, und als Tommi kurz danach auch noch den schwarzen e6-Bauern erbeutete, streckte Herr Fuchs die Waffen.

Brett 4:
Auch am vierten Brett wandelten Schwarzspieler Stefan Kiechl und sein Gegner Dr. Otto in sizilianischen Gefilden, genauer gesagt in der Anti-Sizilianer-Variante mit 2.c3. Stefan kam ziemlich schlecht aus der Eröffnung, rochierte ewig nicht, musste später sogar bei zugiger Stellung Ke8-f8 spielen und stand mindestens zehn oder fünfzehn Züge lang auf Bruch. Ich hab seine Partie daheim in den PC gehackt, und da bewertete das Programm seine Stellung laufend mit mindestens minus zwo Bauerneinheiten - und ich glaube, das war noch geschmeichelt. Kurzer Blick gefällig?

(Stellung nach 28. Sb3xc5)
Tja, also so sah Stefans Stellung im Mittelspiel aus. Falls übrigens jemand den schwarzen König sucht: Es ist der zähneklappernde Typ in Sackleinen da auf f8... Mannomann, dass Stefan das Ding noch in den Remishafen brachte, dafür müssen wir wohl eine Kerze stiften - und seinem Gegner danken.

Brett 5:
Julian Niedermayer kam mit Weiß gegen Schink in einer Aljechin-Verteidigung ganz passabel aus den Startlöchern, obwohl diese Eröffnung ja bekanntlich für beide Seiten nicht leicht zu spielen ist. Im 15. Zug passiert dann plötzlich das hier:

(Stellung nach 15. ... Ta8-b8??)
Schwarz hat soeben seinen Damenturm nach b8 gezogen und dabei offenbar gar nicht mehr auf den Lf4 geachtet. Julian schnappt sich folgerichtig die Qualle und alles sieht erstmal ganz prima aus. Aber dann...! Im folgenden Mittelspiel verliert Julian leider völlig den Faden. Sein Gegner kämpft bewundernswert weiter und übt starken Positionsdruck aus, so dass Julian immer mehr in die Unterlage geht, ein paarmal sogar nur noch wirr hin und her zieht und keinen aktiven Plan mehr findet. Nur 15 Züge später hat sich das Bild total gewandelt:

(Stellung nach dem 30. Zug von Schwarz)
Es war traurig, mit anzusehen, wie die weiße Stellung als Folge des zu passiven Spiels nach und nach abbröckelte und unhaltbar wurde. Spät am Abend gab Julian die Partie schließlich verloren. An diesem Brett wurde gestern am längsten gespielt.

Brett 6:
Seltsame Duplizität der Ereignisse, aber auch der Gegner von Daniel Birth wählte dieselbe Eröffnungsvariante wie unser Tommi Städele, nämlich Sizilanisch mit 2.f4! (das Ausrufezeichen sollte hier lediglich ein Satzzeichen sein, Leute...)
Der Partieverlauf war recht merkwürdig. Weiß verzichtete auf den Zug d2-d4, spielte stattdessen früh e4-e5, was seiner Stellung aber überhaupt nicht bekam. Außerdem wäre schon in der Eröffnung ein taktischer Bauerngewinn drin gewesen, der den weißen Aufbau widerlegt; das hatten aber beide Spieler übersehen (und ich bin mal wieder in der Rolle dessen, der hinterher leicht schlauer sein kann):

(Stellung nach dem 7. Zug von Weiß)
Hier hatte der Weißspieler Nagi soeben 7.fxe5 gespielt, und Daniel antwortete nun Sf6-d7. Das ist zwar auch gut genug, aber 7...Sc6xe5! wäre für Weiß bestimmt eine kalte Dusche gewesen (Idee: Sxe5 Dd4+). Tja, das wär ihr Preis gewesen...!
Aber macht ja nix. Daniel spielte die Partie solide weiter und erarbeitete sich deutliche Vorteile, bis Herr Nagi plötzlich dieses unkorrekte Opfer brachte:

(Stellung nach 19. Se4-f6+?)
Das hätte man ruhig mit gxf6 annehmen dürfen. Daniel jedenfalls traute der Sache nicht, antwortete stattdessen 19... Lxf6 und musste später zu Fuß gewinnen. Das tat er dann allerdings auch in überzeugender Manier. Bravo!

Brett 7:
Am Brett neben mir spielte Detlev Czajka mit Weiß gegen Dieter Labadie. Beide Königsfianchetto, und zwar die Tu-mir-nix-Variante. Nach 20 Zügen eine verkeilte Stellung, wo nur a- und b-Linie bauernfrei sind. Da zieht Dieter auf einmal unmotiviert seinen Ta8 weg und überlässt die wichtige a-Linie kampflos unserem Detlev. Merkwürdig. Jedenfalls schnappt sich Detti die Linie und erarbeitet sich Positionsvorteil, bis er sich in dieser klar besseren Stellung plötzlich auf eine vermeidbare Remisschaukel einlässt:

(Stellung nach 36. Lg2-h3)
Hier fiel beiden offenbar nichts mehr ein, denn nun folgte 36...Sg5 37.Lg2 Se6 38.Lh3 usw. - und wenn sie nicht gestorben sind, dann schaukeln sie noch heute...
Ach nee, ich glaub, sie haben dann doch Remis gemacht und sind nach Hause gegangen. Aber mal ehrlich, als Weißer hätte ich da schon noch ein wenig weiterwursteln wollen.

Brett 8:
Hm, wenn die Dritte schon mich als Ersatzmann aufbietet, dann haben sie innerlich den Aufstieg wahrscheinlich eh schon abgeschrieben. Dachte ich mir, und bastelte also mit meinem Gegner Herrn Konle irgendwas Katalanischartiges aufs Brett. Ich behaupte ja nicht, dass ich wirklich verstand, was ich da fabrizierte, aber mir gefiels nach so 20 Zügen als Schwarzer richtig gut. Brettumspannende Bauernketten. Old Nimzowitsch hätte seine helle Freude dran gehabt. Hans Kmoch auch, denn ich drehte meinem Gegner den schlechten Läufer an und behielt mir dessen Erzfeind guter Springer dagegen übrig. Beim Versuch, die Stellung am Königsflügel aufzuknacken baute ich dann Mist, musste auch dort abriegeln und stand fortan auf Bruch, weil ich für den Gegenangriff am anderen Flügel nicht schnell genug umgruppieren konnte.
Aber irgendwer muss der Schachgöttin Caissa heute ne Ladung Dope in ihren Tee geschmissen haben, denn als ich grad so schön am Verlieren war, kippte sie aus den Latschen und warf ihr Füllhorn um, das sich nun wahrhaft wundersam über mir entleerte:

(Stellung nach dem 34. Zug von Schwarz)
Anstatt sich jetzt in wenigen Zügen meinen unhaltbaren Bauern c6 und damit auch den ganzen Punkt zu holen, bot mir Herr Konle hier mit 35. Da6-b6? den Damentausch an, nach dem ich einfach wieder Gewinnstellung habe. Tja, da wars dann wieder einfach. - Okay, nix anmerken lassen. Vielleicht hat ja von den anderen gar keiner gemerkt, dass ich zwischendrin mal eben 10 Züge lang auf Grätsche stand...

Damit haben wir den unmittelbaren Mitaufstiegskonkurrenten SGA III mit 5:3 besiegt und stehen eigentlich schon mit anderthalb Beinen in der Kreisklasse I. Interessant wird natürlich sein, wie am 24.02. Steppach gegen Rain spielt; ich persönlich tippe auf einen deutlichen Sieg der Steppacher.

Das Restprogramm am 7. und letzten Spieltag (31.02.2007) lautet dann wie folgt:

Kriegshaber IV - Rochade II
Kriegshaber III - Inchenhofen
Rain - SG Augsburg III
SG Augsburg IV - Steppach

Übrigens, Tipp:
Da die Infoseite des Kreisverbands zur Zeit wegen irgendwelcher Probleme nicht richtig aktualisiert wird, kann man sich die Tabellen ebensogut auch auf den Seiten des SK Caissa Augsburg anschauen, die von Thomas Feiertag vorbildlich verwaltet und gepflegt werden. Hier der Link:
Upps, das hat nicht geklappt! Na egal, die Adresse lautet jedenfalls: http://www.sk-caissa.de/

Und noch ein letzter Gedanke: Sollte es heuer mit dem Wiederaufstieg tatsächlich klappen (und es sieht sehr danach aus), dann müssen wir uns nächste Saison vielleicht wirklich mit dem einzufliegenden Neuzugang vom Schachklub Otorohanga verstärken. Ecki, wie weit sind die Transferverhandlungen?



Autor dieser Meldung:Lothar Weimer
Zuletzt geändert von: ALTDATENÜBERNAHME PROWIDE (am 05.12.2008)
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