Ich hab ja in Steppach einen Ruf zu verteidigen, und so gelang es mir wieder mal dank soliden Zeitmanagements, gerade mal 15 Minuten zu spät ans Brett zu eilen. Offenbar hatte ich damit das Beste bereits verpasst, denn Regeldiskussionen waren zum Zeitpunkt meiner Ankunft bereits vorbei (nur für Eingeweihte und Interessierte: mal auf die Homepage des Bayerischen Schachbunds gehen und dort in der Rubrik Bundesrechtsausschuss den Fall Krumbach - Göggingen bzw. Krumbach vs. Spielleiter Schwaben nachblättern).
Nach einer Stunde zirpte mal dezent irgendein Handy, aber es waren nur unterschiedliche Mimiken zu entdecken (Manfred Wiedemann schaute mißtrauisch in die Runde - wer war das? - und die üblichen Verdächtigen schauten komplett unschuldig - was issn ein Handy?). Nix passiert.
Nachdem ich 20 Züge absolviert hatte (5 Minuten) machte ich mal einen Rundgang. Neben mir waren der Erfinder des Turboschachs aus Steppach (Hernandez Mora - 40 Züge, 7 Minuten) und der Entdecker des bedächtigen Partieaufbaus (Stefan, 30 Züge, 1,5 Stunden...) am Werk, wobei Stefan die Hoheit im Zentrum, eine Qualität und dann Haus und Hof (2 Mehrfiguren und der letzte Springer des Gegners war völlig abgeschnürt) hatte. Lothar hatte eine der Stellungen, die ich immer hoffe nicht zu bekommen (sehr gedrückt, irgendwie kann man nix machen, außer warten), aber solide und ohne irgendwelche Gefahren. Am Spitzenbrett hatte Peter ein einfaches Mehrtempo und machte erste Angriffsbemühungen, daneben hatte Jens bereits das etwas aktivere Spiel. Erich und Detlef - ein kurzer Blick brachte mir keine tiefschürfenden Erkenntnisse und bei Partien von Tommy traue ich mich schon länger keine Einschätzungen mehr. Da erkenne ich die Feinheiten nicht oder zu spät.
Gut, weiterspielen.
Besonders inspiriert gingen wir nicht zu werke, das sah manchmal bei mir hübsch aus, ließ sich aber alles locker verteidigen. Kurze Tauschaktion, danach waren noch jeweils 7 Bauern, Doppelturm und Läufer (Matheis) bzw. Springer (bei mir) auf dem Brett und ich bekomme ein Remisangebot.
Als braver Mannschaftsspieler und Ersatzspieler trabe ich zum Mannschaftsführer: "Tommy, ich hab ein Remisangebot??" - "Ach schau einfach mal rum und entscheide selber".
Danke fürs Gespräch...
Wenn mir jetzt nicht irgendein prickelnder Plan einfällt, dann isses wirklich remis. Ich sehe ein putziges Springeropfer, das die Stellung aufreißt und einen Bauern gewinnen könnte.
Nö, verrechnet. Jetzt kommt Schwarz mit 3 gegen 1 Bauern auf meinen Könisgflügel, ich habe 4 gegen 2 Bauern am Damenflügel bzw. Zentrum. Bei mir verteidigt der König mit, bei Schwarz darf der König gegen meine Bauern nicht mitspielen, weil abgeklemmt. Auf meinen König rollen jetzt 2 Bauern und ein Turm zu, ich lasse einen schnellen Freibauern in der Mitte laufen, der zur Dame mit Schach einläuft und dann wird es zweizügig matt. Erster!
... aber seeehr knapp, denn Stefan meldet seinen Punkt nur kurz darauf. Bei 2 : 0 für uns macht Detlef rasch Remis, denn viel war in seiner Stellung nicht drin (Angst!!). Ich komme gerade zurecht, um zu sehen, wie Jens an 2 mit einem ganz feinen Manöver die Gegnerische Königsstellung atomisiert und seinen Punkt meldet. Es steht jetzt 3,5 : 0,5, wir werden doch aus den verbleibenden 4 Partien einen Puntk rausholen!
An Brett 1 wählt Peter den falschen Plan, in wenigen Zügen fällt seine Stellung auseinander. Schade, Steppach holt auf. Lothar hat zwar keine Angriffschancen, aber seine Stellung ist völlig konsolidiert, da kommt nix rein, also bleibt auch hier nur die Punktteilung. 4 : 2 und es laufen noch die Partien von Erich und Thomas.
Bei Erich schaut es nicht gut aus, zum Glück übersieht Ceh die optimale Fortsetzung, die wohl den ganzen Punkt gesichert hätte und begnügt sich mit einem Mehrbauern. Schwerfiguren sind alle vom Brett, es bleibt ein 4-Läuferendspiel mit Springer, sehr kompliziert. Erich passiert noch die Zeitkontrolle und dann versandet die Partie zum Remis. Gewonnen. Allerdings hatte hier Thomas (ich sag doch, ich kann seine Stellungen nicht einschätzen!) im Turm Läufer-Endspiel 5 gegen 2 Bauern, danach einfach 3 Mehrbauern und nach ein paar Vereinfachungen hatte er einen gewonnene Stellung und den Punkt. Was mir aber immer wieder Bewunderung abnötigt, ist sein Gegner, Herr Sieber, der auch im hohen Alter noch eine scharfe Schachklinge schlägt und nebenbei die Kondition für eine 5-stündige Partie mitbringt.
Insgesamt haben wir die ersten beiden Zähler eingefahren, die uns zusammen mit unserem Brettpunktekonto sehr gut tun!
| | TSV Steppach I | () | - | | SK Kriegshaber III | () | 2½ - 5½ | |
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| | SK Kissing I | () | - | | TSV Haunstetten II | () | 2½ - 5½ | |
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| | SK Caissa Augsburg I | () | - | | SK Gersthofen I | () | 2 - 6 | |
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| | SK Göggingen II | () | - | | SK Friedberg im GSV II | () | 5 - 3 | |
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| | TSV Steppach I | () | - | | SK Kriegshaber III | () | 2½ - 5½ | |
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1 | 2. | Wiedemann, Manfred | (1823) | - | 1. | Reichardt, Peter | (1814) | 1 - 0 | |
2 | 4. | Bussjäger, Hans | (1776) | - | 2. | Ebeling, Jens | (1942) | 0 - 1 | |
3 | 5. | Ceh, Janos | (1699) | - | 3. | Dr. Beck, Erich | (1849) | ½ - ½ | | 4 | 6. | Sieber, Siegfried | (1695) | - | 4. | Städele, Thomas | (1843) | 0 - 1 | |
5 | 7. | Wilke, Detlev | (1691) | - | 5. | Weimer, Lothar | (1815) | ½ - ½ | |
6 | 8. | Miller, Hans |
(1636) | - | 6. | Czajka, Detlef | (1754) | ½ - ½ | |
7 | K1. | Matheis, Volker | (1623) | - | K2. | Frank, Eckhardt | (1834) | 0 - 1 | |
8 | C1. | Hernandez Mora, Juan | (1579) | - | B2. | Kiechl, Stefan | (1687) | 0 - 1 | |