Mannschaftspokal Augsburg - wir sind im Finale!

Knapper Sieg gegen überrschend stark aufspielendes Lechhauser Team

Gestern abend spielte eine Viererauswahl unseres Klubs in Lechhausen gegen das Gastgeberteam. Es ging um den Einzug ins Finale des Augsburger Mannschaftspokalwettbewerbs. Die Aufstellungen:

LechhausenDWZ-KriegshaberDWZErgebnis
Valentin Usselmann1642-Michael Bintakies21510 - 1
Peter Hartmann1754-Bernd Bauer1915½ - ½
Walter Portegies1609-Helmut Schönau1969½ - ½
Amirani Bobgiashvili-----Stefan Kiechl1699½ - ½

Sieht man sich nur die Papierform an, hätte es eigentlich ein Spiel auf ein Tor werden sollen. Dem war aber keineswegs so, denn die Lechhausener wuchsen praktisch über sich hinaus und spielten jeder für sich deutlich über ihrer Normalform. Aber der Reihe nach:

21.00 Uhr:

Als ich zusammen mit Dr. Erich Beck zum Kiebitzen in Lechhausen eintraf, war noch nicht allzuviel passiert. An eins hatte Michael mit Weiß so eine Art Holländisch im Anzug Marke Eigenbau auf dem Brett stehen, zumindest sah es für mich danach aus. Erich erzählte mir später, er habe auf dem Partieformular abgelesen, dass der erste Zug nicht 1.f4, sondern 1.f3 gewesen sei. Sehr merkwürdig. In einem Pausengespräch bot mir Michael an, mir bei Gelegenheit mal die Stellung zu erklären - schade, dass es dazu nicht mehr kam, denn ich hätts bitter nötig gehabt...

Bernd war am zweiten Brett als Schwarzer aus einem Sizilianer ziemlich gut herausgekommen. In schon recht offener Stellung hatte er zwei Läufer gegen zwei Springer des Gegners - das sah verheißungsvoll aus.

Helmut spielte wegen der Besonderheit des Pokalmodus am dritten Brett ebenfalls mit Schwarz und hatte einen mir ausgeglichen scheinenden Slawen auf dem Brett. Das wiederum unterschied ihn von Stefan, der den Slawen nicht auf dem Brett, sondern gegenüber sitzen hatte - der Name seines Gegners klang irgendwie nach russischem Großmeister. Zum Glück spielte Herr Bobgiashvili dann doch nicht ganz wie ein solcher. Stefan hatte Weiß und stand gegen die Pirc-Verteidigung seines Gegners sehr frei - 4 Reihen Raum gegen 3 beim Gegner.

21.15 Uhr:

Helmut scheint in Schwierigkeiten zu stecken und eine Qualität zu verlieren, beide gegnerischen Läufer greifen jeweils einen seiner Türme an. Stellung sehr taktisch und nicht leicht zu durchschauen. Stefan gewinnt nach Abholzaktion im Zentrum einen Bauern - allerdings, wie mir scheint, nicht forciert. Bernd hat großen Stellungsvorteil und vermiest seinem Gegner gerade per Schachgebot das Rochaderecht. Michael stößt seinen g-Bauern bis g5 vor die gegnerische Rochadestellung. Mir blieb lange unklar, was die Burschen am ersten Brett da überhaupt trieben - auf dem Brett gabs kaum richtige Feindberührung, die Stellung seltsam kaugummiartig mit viel Fernwirkung. So muss sich wahrscheinlich ein Neandertaler mit Keule in der Pranke fühlen, wenn er völlig verstört zwei eleganten Florettfechtern zuschaut...

21.25 Uhr:

Bernd opfert einen Bauern, um an den im Zentrum stecken gebliebenen König des Gegners ran zu kommen. Richtiges Rezept, die Stellung schreit danach, das Opfer muss korrekt sein. Stefan pflegt seinen gesunden Mehrbauern und schickt sich eben an, mit den vertrippelten Schwerfiguren auf d7 in die gegnerischen Eingeweide einzusteigen. Bei Helmut steht noch immer die Qualle ein. Der Gegner nimmt sie einfach nicht, sondern macht dauernd noch stärkere Züge, aber Helmut scheint auf Zack zu sein und hält gegen. Er muss aber höllisch aufpassen. Bin richtig froh, dass ich das nicht spielen muss. Und an Brett 1 sind mir inzwischen wenigstens ein paar Schuppen von den Augen gefallen, nachdem Michael seinen g- gegen den f-Bauern des Gegners getauscht hat: Er hat jetzt die offene g-Linie als Operationsbasis auf die schwarze Rochadestellung. Da wird also bestimmt bald Artillerie auffahren...

21.40 Uhr:

Häh, wie bitte? Helmut hat plötzlich nicht ne Qualle weniger, sondern mehr - der Gegner hat sie reingesteckt, aber die Stellung gabs wohl auch her. Herr Portegies operiert dazu noch ständig mit Damenopferwitzen. Helmut muss ablehnen, weil er sich sonst durch Zweiläufermatt den Blattschuss einfängt. Völlig unklar, das Ding. Nach der Partie wird Helmut zu seinem Gegner sagen, dass er zwischendrin mal zu dreiviertel auf Bruch stand - wars vielleicht hier?

21.50 Uhr:

Bernd brütet lange über dem richtigen Angriffsplan und verbraucht ne Menge Zeit dabei. Irgendwie scheints nicht recht weiter zu gehen, der Gegner verteidigt sich zäh. An Stefans Brett inzwischen ein Turmpaar getauscht, also jetzt KDT-Endspiel mit Plusbauer. Sieht nach langwieriger Verwertungsphase aus, sollte aber mit Geduld und Spucke zu machen sein. Helmut hat eben das stark aussehende c4-c3! gespielt. Nach meinem Eindruck hat er damit seine Schwierigkeiten gelöst und sollte langsam Oberwasser bekommen.

22.10 Uhr:

Stefans Gegner startet einen Schummel-Gegenangriff. Helmut scheint Bauer und Stellung mehr zu haben, Druck vermeintlich abgeschüttelt, aber ungleichfarbige Läufer. Ich träume vom 4-0 gegen Lechhausen. - Bei Michael jetzt optische Vorteile, die auch ein Neandertaler als solche erkennen kann: Vorpostenspringer e5, riesenstarker Flankenläufer auf b2, offene g-Linie, und der Schnittpunkt g7 liegt genau vor dem schwarzen König. OK, danke Jungs, jetzt ist auch bei mir der Groschen gefallen. - Bernds Angriff ist zum Stehen gebracht, aber so ganz wohl scheint sich sein Gegner auch nicht zu fühlen: Er bietet remis an, was von Bernd sofort akzeptiert wird. Die erste entschiedene Partie des Abends.

22.20 Uhr:

Am Königsflügel schiebt Stefan nun langsam seine Bauern vor und wehrt damit gleichzeitig den Platzpatronenangriff ab. Langsam aber sicher sollte das ein Punkt werden. - Bei Helmut geht der heiße Tanz doch noch weiter, sein Gegner zaubert immer neue taktische Ideen aus dem Hut. Dann der Herzstillstand-Schocker: Herr Portegies reklamiert Helmuts Blättchenfall! Das Blättchen ist auch gefallen, aber zum ersten Mal - Helmut hat noch ne ganze Stunde bis zur Zeitkontrolle. Puh, Durchatmen! Helmut gibt die Qualität, hat dafür zwei Freibauern auf c3 und e4. Könnte auf Remis hinauslaufen - aber wer mich fragt, kann ebensogut würfeln.

22.30 Uhr:

Bei Michael am Spitzenbrett sind mittlerweile auf der g-Linie die Kanonen aufgefahren, eine Turm-Dame-Batterie leuchtet übel in Usselmanns Stellung rein. Im Gebälk des schwarzen Hauses knirscht es schon bedenklich. - An Helmuts Brett forciert der Gegner jetzt Dauerschach. Händeschütteln, das zweite Remis des Abends ist perfekt. Es steht 1 zu 1. Zu Andi Anhäuser, der grad mal wieder von den Fidschi-Inseln oder so eingeflogen kommt, flüstere ich rüber, dass das gut für uns sei, da ja jetzt nur noch die zwei klar besser stehenden Partien für uns laufen. Das sollte dicke langen. Von wegen.

22.40 Uhr:

Es läuft gerade Stefans starke Phase. Er drängt den Gegner zurück, gewinnt mehr und mehr die Kontrolle über die Stellung, beherrscht mit beiden Schwerfiguren die einzig offene Linie. Dann eine fragwürdige oder sogar eine Fehlentscheidung - er wickelt in das meist schwer zu gewinnende Damenendspiel ab und sein König hat kein Versteck vor gegnerischen Schachgeboten. Wie will er das noch gewinnen? Ich hätts lieber gesehen, wenn er die Türme auf dem Brett behalten und seine Stellung langsam weiter verstärkt hätte.

22.55 Uhr:

Wie befürchtet ist es jetzt tatsächlich passiert: Stefan gibt trotz Mehrbauer selbst Dauerschach, da er keinen probaten Gewinnweg mehr findet. Das dritte Remis, wobei zwei Stellungen ursprünglich klar besser waren und Gewinnhoffnungen nährten (bei Bernd und Stefan). Jetzt spielen sie nur noch am Spitzenbrett. Verdammt - wenn es auch bei Michael zum Remis verflachen sollte, wäre jede Zweit- und Drittwertung gleich und es gäbe Losentscheid übers Weiterkommen. - Aber Michael gewinnt Material, er hat nun T+3B für S+L des Gegners. Die Verwertung zieht sich jedoch und scheint schwieriger als gedacht. Usselmanns sehr passiv stehende Figuren kommen unter weiteren Materialeinbußen schließlich wieder ins Spiel und werden gar bedrohlich, werfen Michaels aktiven König sogar wieder bis nach b1 zurück. Spannung pur, eine Traube von Kiebitzen schart sich um das Brett. Aber es dauert...

00.15 Uhr:

Ein großes Lob auf Michael! Er hat alles cool berechnet. Als er mit Txa5 den letzten schwarzen Bauern vom Brett operiert, lässt er damit ein gegnerisches Turmschach zu, das wie ein ziemlich heikler Mattangriff aussieht - aber wie gesagt, er hat alles berechnet, bricht dem letzten Angriff des Schwarzen schließlich die Spitze und fährt die Ernte ein - Spiel, Satz und Sieg! Wir sind im Finale!

Ich bedanke mich hiermit sowohl bei denen, die gestern gespielt haben, als auch bei denjenigen, die als Ersatz zur Verfügung standen oder letztes Mal wegen der gegnerischen Absage nicht zum Zuge kamen.



Autor dieser Meldung:Lothar Weimer
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Andreas Anhäuser (SC Suva) schrieb am 20.12.2008 gegen 20:24 Uhr In der Tag - ein sehr spannender Kampf, von dem ich leider das Ende verpasst habe. Deshalb vielen Dank an das SYSTEM für den ebenso spannenden Bericht!
Lothar schrieb am 20.12.2008 gegen 22:39 Uhr Bis vor kurzem hieß ich noch Lothar Weimer, aber der neuen Redakstionssoftware gefiel halt mein Name nicht mehr.
Lothar schrieb am 21.12.2008 gegen 10:02 Uhr @Andi: Spielst Du gar nicht mehr beim SK Levuka?
Bernd schrieb am 21.12.2008 gegen 12:58 Uhr Meine Prognose war nach etwa nach 70min Spielzeit ein eindeutiges 3-0 für uns außer bei Helmut war ich mir unsicher. Aber solche Pokal spiele haben eben wirklich etwas Besonderes an sich.
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