Klubmeisterschaft 2009 - Bericht zur 2. Runde

Kurzberichte zu den Partien der 2. Runde

Ein Nachtrag aus der ersten Runde: Die Partienotation Schönau A. - Gröger liegt mittlerweile vor.

Alexander Schönau - Mike Gröger

Eröffnung unregelmäßig. Schwarz entschied die Partie für sich, als es ihm um den 23. Zug gelang, bei Weiß den neuralgischen Punkt f2 zu erstürmen und so den weißen König auszuräuchern:

Diagramm   16

Bei Schwarz zielen bereits die Da2 sowie der Ld4 auf den Brennpunkt f2. Nach Alexanders verfehltem 23. Zug Lb7-d5? antwortete Mike Te6-f6, ebenfalls mit Zielrichtung f2. Nach dem Wegzug der Dame fielen Mikes Figuren dann wie Heuschrecken über den weißen König her und setzten ihn ruck-zuck matt.
1-0


So, nun aber zu den Partien der zweiten Runde:

Helmut Schönau - Herbert Birkle

Englisch. Herbie gab (zu?) früh das Läuferpaar auf, beherrschte aber mit seinen Mittelbauern e5 und d5 zunächst das Zentrum. Helmut knabberte es später von der Seite her an, zerbröselte es und sammelte am Damenflügel zwei Bauern ein. Den KO-Schlag versetzte er Schwarz aber in dieser Stellung:

Diagramm   17

Herbie wollte sich soeben auf d3 mit dem Monsterspringer einnisten, was Helmut aber brachial mit 19. Td1xd3! zurückschlug - nach e4xd3 kann man nämlich durch die Demaskierung des Lg2 auf d5 noch ein weiteres Stück pflücken, und das genügte Helmut zum Sieg.
1-0


Rosemarie Sodbakhsh - Dr. Erich Beck

Englisch, symmetrische Variante. Zuerst ein vorsichtiges Belauern, dann urplötzlich ein scharfer taktischer Schlagabtausch:

Diagramm   28

Erich hatte soeben Sc3-e2+ gezogen. Es lohnt übrigens, diese Stellung einmal von einem Schachprogramm untersuchen zu lassen! - Vermutlich wäre nun 13. Dd2xe2 Lg4xe2 14. Sc6xd8 am besten gewesen. Rosi wich aber in der Diagrammstellung mit dem König aus und hätte nun eigentlich nach 13. Kg1-h1? b7xc6! eine Figur verlieren sollen, denn auf 14. f2-f3 (wie in der Partie geschehen) geht dann Se2xc1 - entweder rettet sich danach der Springer über das Feld d3, oder der Lg4 zieht weg. Erich bekam aber Panik und opferte hier mit Se2xg3? ohne Not die Mehrfigur gleich zurück. Die Partie mündete schließlich in ein Endspiel mit gleichfarbigen Läufern und Plusbauer für Weiß, in dem Erich allmählich zusammengeschoben wurde. Wieder mal einer von Rosis typischen Schwindel-Siegen...
1-0


Sascha Buchberger - Lothar Weimer

Caro-Kann. Sascha tischte mir eine selten gespielte Variante auf, die ich noch nicht kannte (3. f2-f3). Ich investierte einige Bedenkzeit und fand tatsächlich am Brett den besten Aufbau dagegen. Nach einem Tempoverlust mit dem Damenläufer entglitt Weiß schon die Initiative. Der Knackpunkt der Partie war, als Sascha in dieser Stellung

Diagramm   18

mit 13. Se2-f4? den schwachen Punkt e6 in meinem Lager angriff. Nach der Antwort f6xe5! 14. Sf4xe6 Tf8-e8 zeigte sich aber, dass der unrochierte weiße König in der Mitte zu verwundbar war - das kostete eine Figur. Sascha opferte schließlich den kecken Springer auf g7, aber sein Angriff verpuffte schnell, und am Ende fehlte ihm halt das Material.
0-1


Eckhardt Frank - David Schury

(Korrigierte Fassung, nachdem mich David auf einen Fehler in der Notation aufmerksam machte)

Skandinavisch hat in diesem Turnier richtig Konjunktur - auch David versuchte sich an dem frühen schwarzen Zentrumskonter. Ecki ging forsch zur Sache: h- und g-Bauern nach vorn, lange Rochade, und beide weißen Läufer ballerten gegen Davids Königsfestung. Dann geriet plötzlich Davids Dame in die Klemme:

Diagramm   19

An dieser Stelle geschah 16. d3-d4 Le5-f6? 17. Lc4-d3, und Schwarz gab kopfschüttelnd auf. Dabei hätte er sogar noch einen Zug vor der Aufgabe mit Dg6-f6 (anstelle von Le5-f6?) den Kopf halbwegs aus der Schlinge ziehen können...
1-0


Mike Gröger - Stefan Schneider

Sizilianisch mit 2.c3, Alapin-Variante. Thema des Mittelspiels war lange der Kampf gegen den weißen Isolani d4. Die Partie war 30 Züge lang ziemlich im Gleichgewicht, bis Weiß schließlich in dieser Stellung fehlgriff:

Diagramm   20

Anstatt hier mit 31. a3-a4! die Auflösung der Schwäche a3 zu erzwingen, zog Mike 31. Le3-c1? und verlor nach Stefans Antwort Dd8-a8 den a3-Bauern ersatzlos. Als wenige Züge später durch eine Ungenauigkeit auch noch der Isolani d4 fiel, war die Partie entschieden.
0-1


Armin Straller - Markus Buchberger

Italienisch, Giuoco piano. Schwarz wählte einen ungewöhnlichen Aufbau mit Sg8-e7 und f7-f6. Wegen der gelockerten Bauern konnte Markus nicht rochieren, aber er griff dafür Armins Königsbastion an. Allerdings übertrieb er die Aggressivität definitiv, als er hier

Diagramm   21

mit Lg4xh3? eine Figur opferte, ohne dafür ausreichende Gegenchancen zu erhalten. Armin hielt dem Angriff stand und kam mit der Mehrfigur auf die Siegerstraße. Dabei konnte er es sich an einer Stelle sogar leisten, ein Matt in 1 auszulassen:

Diagramm   22

Hier hätte Armin nämlich mit 22. Le3-g5# den schwarzen König sofort zur Strecke bringen können. Er war aber schon so auf die abzuspulende Kombination fixiert, dass er gar nicht mehr anders konnte, als mit Tg8xa8 den Turm einzusacken. So musste er eben noch 30 weitere Züge bis zum verdienten Sieg arbeiten. Beim Nachspielen imponierte mir Armins Übersicht (mal abgesehen von dem eben gezeigten Lapsus) und die schon recht ordentliche Technik, mit der er seinen Vorteil zum Punktgewinn verwertete. Bravo!
1-0


Thomas Städele - Stefan de Lange

Französisch, Abtauschvariante. Eine Positionspartie, in der zunächst viel laviert wurde, bevor richtig was passierte. - Hier bekam Weiß mit 29. Db3xd5+ erstmals Zählbares in die Hand:

Diagramm   23

Stefan ging mit dem König nach f8 aus dem Schach. In der Vorausberechnung hatte er sich wohl darauf verlassen, dass er nach 30. Dd5xc6 die Figur durch De7-e2 zurückgewönne. Er wurde aber durch Tommis Zwischenzug 30. Sd3-f4 überrascht und gab auf.
1-0


Dr. Jochen Cantner - Tamina Maenner

Hier kam mit Zugumstellung eine Variante der Tschigorin-Verteidigung im abgelehnten Damengambit aufs Brett. Allerdings ließ sich Tamina schon in der Eröffnung einen Läufer abklemmen, und zwar auf ähnliche Weise wie in der berühmt-berüchtigen Arche-Noah- Falle:

Diagramm   24

Joe hatte soeben mit 5. a2-a3 den Fesselungsläufer auf b4 angerempelt. Tamina reagierte darauf mit dem fehlerhaften Rückzug nach a5, und nach der weiteren Folge 6.b2-b4 La5-b6 7.c4-c5 sah sich der schwarze Läufer von Bauern umzingelt und wanderte in die Kiste. Auch im Rest der Partie waren noch etliche weitere jugendtypische Leichtsinnsfehler zu sehen - aber genau die künftig zu vermeiden, kann man ja zum Glück in unseren Jugendgruppen lernen. Kopf hoch, Tamina, im Laufe des Turniers kommen auch leichtere Gegner!
1-0


Johannes Kellermann - Alexander Schönau

Damenbauer. Die Eröffnung behandelten beide Jugendliche zwar etwas unkonventionell, aber sie bauten sich sinnvoll und logisch auf und entwickelten ihre Figuren ordentlich. An einer Stelle allerdings entging gleich beiden, dass Schwarz einen horrenden Bock geschossen hatte, der sofort die Partie hätte kosten können:

Diagramm   25

Alexander hatte hier zuletzt den Entwicklungszug Sb8-d7?? gespielt, worauf auch Johannes seine Mobilisierung mit dem (an sich ganz vernünftigen) 14.Th1-e1? fortsetzte. Viel peinlicher für Schwarz wäre allerdings stattdessen 13.Lf4-c7 gewesen, da die schwarze Dame an Atemnot leidet. Tja, schon einen Zug später ging der Trick nicht mehr - so musste Johannes eben bis tief ins Endspiel hinein für seinen Sieg arbeiten...
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Maximilian Kling - Tamara Buchberger

Preußische Partie (Zweispringerspiel im Nachzug). Hier hat man beim Nachspielen unwillkürlich den Eindruck, dass man schon die ersten Früchte erfolgreicher Jugendarbeit sieht, denn die Eröffnung spielten beide blitzsauber "nach Theorie". Insbesondere war im 5. Zug von Schwarz der naheliegende aber fehlerhafte Bauernrückgewinn mit Sf6xd5? unterlassen worden. An dieser Stelle jedoch

Diagramm   26

kannte ich bislang nur die Fortsetzung c7-c6 7.d5xc6 b7xc6 - die weißen Figuren werden zurückgeworfen, Schwarz steht prächtig und hat Kompensation für den Minusbauern. In der Diagrammstellung parierte Tamara stattdessen das Schachgebot mit Lc8-d7, behielt einen Minusbauern ohne Gegenwert und verlor später. Hier kann im Jugendtraining noch nachgefeilt werden!
1-0


Markus Maenner - Dr. Josef Fischer

Königsindisch, Smyslow-System. Schwerblütiger Kampf, typisch für die Eröffnung halt. Die Partieführung sah von beiden Seiten sehr professionell aus - hätte mir jemand die Partie "blind" vorgeführt, ich hätte nie darauf getippt, dass sie von zwei Vereinsneulingen gespielt wurde. Wie auch immer, auch hier sorgte ein Fehler für das berühmte Salz in der Suppe:

Diagramm   27

Dr. Fischer hatte hier soeben raumgreifend mit f7-f5 den weißen Läufer befragt. Nach der Antwort 18.Le4-c2 oder auch erst 18.d5xc6 war die Stellung wohl noch mehr oder minder im Gleichgewicht. Unglücklicherweise wollte Weiß hier aber wohl nur so wenig wie möglich zurückweichen, verfiel deshalb auf 18. Le4-d3?? und verlor nach der Bauerngabel e5-e4 eine Leichtfigur. Zwar sammelte er dafür noch ein paar Bauern auf, aber die fehlende Figur kompensierte das in der gegebenen Stellung nicht.
0-1


Sebastian Frank - Matthias Straller

Wie schon gemeldet, musste Sebastian wegen einer schweren Angina pectoris auf diesen Kampf verzichten. Er gab die Partie verloren, ohne anzutreten.
0-1 (kampflos)

 



Autor dieser Meldung:Lothar Weimer
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
David Schury schrieb am 06.04.2009 gegen 09:22 Uhr Zu meiner Partie: Ganz so war die Schlussstellung nicht...
Da stand glaube ich noch ein Bauer auf g4...
Auf jeden Fall wars eine Damenverlustsstellung
Lothar schrieb am 06.04.2009 gegen 19:23 Uhr OK David, interessant. Vielleicht kannst Du demnächst mit mir die Notation nochmal zusammen durchgehen, dann finden wir den Fehler wahrscheinlich.
Stefan Kiechl schrieb am 06.04.2009 gegen 20:31 Uhr Die Artikel mit den Diagrammen sind eine absolute Bereicherung für unsere Homepage. Super!
Lucky schrieb am 07.04.2009 gegen 10:03 Uhr Wie geht es bei Kellermann vs. Schönau eigentlich nach 13. Lc7 Lh4 weiter? Es bleibt schlecht für Schwarz, aber einen direkten Totschlag sehe ich jetzt auf die Schnelle nicht ...
Aber die Idee mit den Diagrammen ist echt gut!
Lucky schrieb am 07.04.2009 gegen 10:04 Uhr Und tut mal was dagegen, daß man das Wort blind nicht verwenden kann
Lucky schrieb am 07.04.2009 gegen 10:04 Uhr Kann man doch, aber irgendwas ist vorhin schiefgelaufen ...
Lothar schrieb am 07.04.2009 gegen 21:34 Uhr an Lucky: Oha, stimmt ja! Beste Variante nach 13.Lc7 Lh4 ist wohl 14.Dd6 De7 15.Dxc6 La6. Immerhin Mehrbauer plus Stellung. Aber Du hast recht, weit und breit kein KO zu sehen...
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