Der SKK trat erwartungsgemäß zahlenmäßig führend bei der diesjährigen Blitz-Einzelmeisterschaft an, die vom SK Göggingen ausgetragen wurde. Als Spielort wurde das Hotel Ibis gewählt, da die Bezirksmeisterschaft mit dem Henry-Herbst-Blitzturnier zusammengelegt wurde. Hier gab es für mich bereits die erste Überraschung: Wenn ein Verein (Göggingen) ein Blitzturnier ausrichtet, dann würde ich mehr als nur einen Teilnehmer des ausrichtenden Vereins erwarten. Aber wofür gibt es den SKK, der das Teilnehmerfeld ja deutlich füllte?
Es traten an: Felix, Paul, Thomas und meine Wenigkeit. Als Favoriten wurden zumindest aus meiner Sicht Boris Grimberg, Mark Safyanowsky und Bernd Hoy eingestuft, wobei ich mir durchaus Hoffnungen machte, mich mal wieder für die Bayerische Blitz-EM qualifizieren zu können. Nicht vergessen durfte man auch die starken Blitzer Armin Wolf und Korbinian Nuber. Und natürlich die gesamte Kriegshaberaner Equipe.
Das Feld war mit 16 Teilnehmern überschaubar, aber gut besetzt. Die Hälfte der Teilnehmer hatten eine DWZ über 2100, nur zwei Teilnehmer unter 1900. Da das Turnier für 40 Teilnehmer ausgelegt war, habe ich vorgeschlagen, doppelrundig zu spielen, was glücklicherweise – Erklärung folgt – angenommen wurde.
Mein Start verlief schockierend. Ich hatte ja schon letzten Sonntag in der Landesliga erschreckend schlechtes Schach gespielt, beim Blitzen tags zuvor bei den Schachfreunden Starnberger See (Tutzing, meine Heimatgemeinde) war ich auch sehr schlecht in Form. In der ersten Runde trat ich gegen den späteren Turnierletzten Ilia Kramer an. Ich wurde sofort konsequent überspielt und stand einfach auf Verlust. Mir tat es eigentlich richtig leid, gewonnen zu haben. Den Umstand verdankte ich dem hohen Alter des Gegners, der mit über 80 Lenzen tapfer antrat, in vielen Partien sehr gut stand und oft auf Zeit verlor. Ich stand so schlecht, dass ich nur noch schwindeln konnte. Bei einem Angriffsversuch stellte ich einzügig die Dame ein, was Kramar zum Glück nicht sah. Dann stand ich plötzlich gut und gewann.
Glück gehabt – nächste Runde… Wieder mehr Blindspielen als richtiges Schach. Diesmal gegen Korbinian Nuber. Ergo: eine Null. Ich gurkte so vor mich hin und holte, wenn ich mich recht erinnere (die Verdrängung setzte rasch ein) 1,5 Punkte aus 4 Partien. Das remis holte ich mit Glück und zähem Verteidigen gegen Bernd Hoy in einer eigentlich schönen, ultrascharfen Partie, in der ich irgendwann anfing zu patzen. Mark Safyanowsky zerlegte mich dann gnadenlos und ich war deutlich abgeschlagen. Punktgleich mit Paul fragte dieser, wo meine Punkte seien, da ich doch besser blitze als er. In dem Moment bezweifelte ich diese Aussage, aber aufgegeben hatte ich noch nicht.
Die Wende kam vermutlich durch die Mac-Donalds-Pause (?) von Thomas. Ich gewann die Partie kampflos (er wollte sie nicht nachspielen) und ich hatte Zeit, mich etwas auszuruhen und meine Konzentration zu suchen. Wer kennt das Gefühl noch, dass man sich ans Brett setzt und irgendwie kein Gefühl für das Spiel aufbringen kann und mehr oder weniger mechanisch Züge ausführt, ohne wirklich hinzuschauen oder gar minimal zu rechnen?
Ich verlor zwar auch gegen Felix (der so oft gegen mich gewinnt, dass ich sehr ungern auf ihn treffe) und gegen Armin Wolf, aber jetzt habe ich wenigstens etwas mehr gesehen. Der Aufwärtstrend blieb und ich fühlte mich von Partie zu Partie besser. Als ich dann mit schwarz gegen Boris Grimberg mit einem sehr scharfen Paulsensizilianer gewann, fühlte ich mich wieder pudelwohl. Ich habe dann in der Hinrunde den Rest der Punkte geholt und fand mich trotz des extrem miesen Starts auf Platz 5 mit 2 (jedoch gefühlten 5) Punkten Rückstand auf den führenden Bernd Hoy wieder. Damit war ich bester Kriegshaberaner. Paul spielte vermutlich meist zu langsam – jedenfalls habe ich ein paar wenige Partien gesehen, in denen er aus Zeitgründen verlor. Von Felix habe ich außer, dass er mich zerlegt hat, wenig mitbekommen und Thomas konnte teils gegen die besten gewinnen, verlor aber dafür gegen die schwächsten.
Kurze Pause – Schokolade essen und mit Cola Koffein tanken und los geht’s…
Erste Rückrunde wieder gegen Kramar – und wieder stehe ich nach kurzer Zeit glatt auf Verlust. Man sollte halt das Figureneinstellen irgendwann lassen. Mit einem Turm minus habe ich ihn dann mit einer extrem billigen Falle im Quasiendspiel mattsetzen können und habe mich erneut ob des Punktes geschämt. Es folgte eine bessere Partie gegen Nuber und damit ein wichtiger Punkt. Was mir da noch nicht klar war: ich verlor in der Rückrunde keine einzige Partie! Gegen Bernd Hoy wurde ich dank eines Eröffnungsfehlers meinerseits völlig zusammengeschoben, kam aber mit etwas Glück und wiederum zähem Verteidigens raus und konnte wieder ein Remis erzwingen. Nachdem ich von Armin Wolf in der ersten Runde auseinandergenommen wurde, konnte ich jetzt den Spieß umdrehen und kam recht geschmeidig zum Sieg. Mark Safyanowsky hat mich wieder überspielt (was mir gegen ihn meist passiert), konnte aber recht mühelos das Remis holen. Er war der einzige, der gegen mich einen positiven Score von 1,5 zu 0,5 holte. Nach dem diesem Remis gewann ich alle weiteren Partien, auch gegen Grimberg. Das gab 14 Punkte aus 15 Partien (nachdem ich in der Vorrunde nur 10,5 Punkte holte).
Einzig Korbinian Nuber konnte noch mit mir schritthalten, nachdem Bernd Hoy schwächelte. Wir waren lange Zeit punktgleich, bis er ein hochdramatisches Remis abgegeben musste. Ich sah zwischendurch, wie er es schaffte, sechs Züge in einer Sekunde zu absolvieren (Mattsetzen mit König plus Turm gegen König bei wenigen Sekunden Zeit). Jetzt hatte er ein Endspiel, bei dem er noch drei Sekunden Zeit hatte, der Gegner hingegen 15 Sekunden. Letzterer verbrauchte ca. 5 Sekunden pro Zug, Korbinian hingegen 0,3 Sekunden. Es kam, wie es kommen musste, die Zeit des Gegners war nach drei Zügen abgelaufen. Korbinian rief zwar Zeit, aber seine eigene lief währenddessen auch ab. Ergo remis und nur ein halber Punkt. Ich musste jetzt „nur noch“ die beiden letzten Runden gewinnen, was ich ja zum Glück schaffte. Somit bin ich jetzt schwäbischer Blitzmeister (und des ois a Oberbayer)
Mein Fazit des Turniers:
1.) Meiner zurzeit schwankende Spielstärke nervt mich, solange sie aber oft genug zum Guten ausfällt, kann ich damit leben.
2.) Halbseidene Bauernopfer für etwas Initiative sind im Blitz oft genau das richtige… *grins*
3.) Paul sollte einfach etwas schneller spielen…
4.) Göggingen hat zwar eine starke Aufstellung, aber offensichtlich wenig Vereinsleben (kenne mich als Oberbayer ja nicht so sehr bei den schwäbischen Vereinen aus), was ich schade finde.
5.) 16 Teilnehmer sind etwas mager für eine Bezirksmeisterschaft, aber durch die Doppelrundigkeit gab es genug Schach und das Feld war dafür ja auch sehr gut besetzt.
6.) Doppekrundigkeit hat einen großen Vorteil: Man kann eine verpatze Vorrunde noch ausgleichen.
7.) Ich muss mir unbedingt meine „Theoriekenntnisse“ gegen Moderne Verteidigung verbessern.
8.) Ich verstehe nicht, warum Felix im Mittelfeld landet – als Taktiker sollte er seine Gegner reihenweise ummähen, so wie er meist mit mir tut. Also Felix: mehr im Club Blitzen ;-)
9.) Und als letzter Punkt: mein erster schwäbischer Titel! Es lebe die Kriegshaberaner Blitztradition!
Zum Abschluss noch die Tabelle:
1. Hahn, Dr.Christoph 2107 SK Kriegshaber 24,5
2. Nuber,Korbinian 2169 SC Dillingen 24,0
3. Hoy,Bernd 2233 SK Klosterlechfeld 22,5
4. Safyanowsky,Mark IM 2222 SC Dillingen 22,0
5. Grimberg,Boris FM 2306 SAbt TSV Haunstetten 19,5
6. Wolf,Armin FM 2163 SAbt TSV Haunstetten 19,0
7. Demel,Paul 2130 SK Kriegshaber 15,5
8. Rebitzer,Winfried 1943 SK Mering 14,0
9. Heinrich,Helmut 1972 SK Klosterlechfeld 12,5
10. Neiß,Josef Martin 2000 SK Mering 12,0
11. Stelter,Felix, Dr. 2172 SK Kriegshaber 11,5
12. Martin,Michael 1866 BC Aichach 11,0
13. Städele,Thomas 1734 SK Kriegshaber 11,0
14. Hutter,Otto 1918 Schachges. Augsburg 8,5
15. Eichner,Manfred 1912 SK 1908 Göggingen 8,0
16. Kramar,Ilia 1965 SC Lechhausen 4,5