"22. Staufer Open" bzw. "Ernüchternder Leistungsstand"

Für den verspäteten Bericht über das Staufer Open muss ich mich entschuldigen, doch neben einer starken privaten Inanspruchnahme sorgte eine gewisse Erschütterung ob unseres momentanes spielerischen Niveaus für eine gewisse Sprachlosigkeit. Denn anders als von unserem Ecki positiv berichtet - man mag es ihm nachsehen, da er schließlich unser Vereinsvorsitzender ist -, boten die meisten Spieler unseres Vereins in Schwäbisch Gmünd ein eher erschreckendes Bild, woran auch die erzielten Punkte nicht hinwegzutäuschen vermögen, wenn man bedenkt, gegen welche Gegnerschaft die Punkte letztlich errungen, man kann sogar erkämpft sagen, wurden.

 

Doch der Reihe nach. Da sich mittlerweile auch andere Vereinskameraden von meinen sonnigen Prognosen hatten anstecken lassen - neues offizielles Saisonziel: Aufstieg der ersten drei Mannschaften; hätte ich diese Aussage vor vier Monaten gemacht, hätte man mir empfohlen für Kaufbeuren zu spielen, aber nicht für den Schachclub! - beschlossen wir zwischen Weihnachten und "Drei Könige" an Turnieren teilzunehmen, um nicht eingerostet in die "Rückrunde" zu starten. Während sich Helmut Wolfsteiner für das Augsburger IM-Turnier entschied und diese Aufgabe mit Bravour bewältigte - nochmals meinen herzlichen Glückwunsch; ich verweise auf Andi Störs Bericht - entschlossen sich Paul Demel, Christoph Hahn, Peter Reichardt, Dimitri Schechter und ich das altehrwürdige Staufer Open mitzuspielen.

Die Wahl war eigentlich perfekt, denn in Schwäbisch Gmünd sind optimale Turnierbedingungen gepaart mit einer routinierten Organisation und einem wahrlich großen Teilnehmerfeld. Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Chance eine Norm zu erspielen, nahezu gegen Null tendiert. Doch auch in dieser Hinsicht scheint der Veranstalter handeln zu wollen, wenn ich seine Umfrage hinsichtlich einer Aufteilung in ein A und ein B-Turnier richtig deute. Davon einmal abgesehen, schließlich betrifft das ja nur einen kleinen Kreis, ist dieses Turnier unbedingt zu empfehlen!

Um dem Vorwurf vorzubeugen, ich würde den einen oder anderen Spieler bevorzugen, werde ich nachfolgend über das Abschneiden der jeweiligen Spieler in alphabetischer Reihenfolge berichten. Außerdem hoffe ich, dass jeder Teilnehmer an den von mir festgestellten Mängeln arbeiten und diese umgehend beseitigen wird! :)

Demel Paul:

Unser Paul startete erwartungsgemäß mit einem Sieg ins Turnier, wurde allerdings schon in der zweiten Runde Opfer seiner privaten Situation und verlor deshalb. Man muss nämlich wissen, dass Paul solo ist und sich nach der ersten Runde soweit akklimatisiert hatte, dass er sich von da an mehr um die holde Weiblichkeit als um die Berechnung seiner Varianten kümmerte. Die logische Folge war, dass er ziemlich lange im 50%-Bereich rumdümpelte und erst in den letzten drei Runden mit 2,5/3 noch ein, zumindest von den Punkten her, akzeptables Ergebnis erzielte - 6/9. Noch eine abschließende Bemerkung: In der letzten Runde, als das Turnier also fast zu Ende war, siegte Paul endlich gegen eine Frau - zuvor zwei Remis! -, wobei diese verheiratet war und deswegen eigentlich nicht in die "Frauen-Wertung" aufgenommen werden kann. 

Empfehlung: Paul, suche Dir eine Freundin und starte dann durch! :)

Hahn Christoph:

Was den Christoph betrifft, so hinterließ er zweifelsohne den besten Eindruck von uns allen, obwohl seine Ausbeute mit 5,5/9 vielleicht nicht diesen Eindruck erwecken. Er begann mit 2/2, lieferte sich einen spannenden Kampf mit GM Teske, den er zwar letztlich verlor, den Profi aber so mürbe gemacht hatte, dass dieser nach der 5. Runde vom Turnier zurücktrat, ließ sich davon aber nicht entmutigen und legte mit 3/4 in den Runden vier bis sieben nach. Dabei wurde er allerdings dadurch begünstigt, dass sein Gegner in der 7. Runde eine erschreckende Regelunkenntnis an den Tag legte. Denn in einer vollkommen ausgeglichen und mit normalen spielerischen Mitteln nicht mehr zu gewinnenden Stellung bot der Gegner kurz vor Ablauf der Bedenkzeit Remis an, welches Christoph ablehnte. Statt nun die Uhr anzuhalten und beim unmittelbar am Brett stehenden Schiedsrichter zu reklamieren, ließ der Gegner einfach die Zeit ablaufen! Dieser Sieg bescherte Christoph in den beiden Schlussrunden gleich zwei IMs. Dabei vermochte er gegen IM Pribyl Remis zu spielen und eine Gewinnstellung gegen IM Zeller zu erreichen.Gegen letzteren verlor er aber in einer unübersichtlichen Stellung den Überblick und in der Zeitnot dann sogar die Partie. Schade, denn ansonsten wäre das ein tolles Turnier für Christoph gewesen.

Empfehlung: Christoph, es zählen nicht die erreichten Stellungen, auch wenn sie gewonnen sein sollten, sondern die erzielten Punkte. Arbeite also an Deiner Rechentiefe und sei besonders vorsichtig, wenn Du Dich in einer Stellung wohlfühlst! :)

Reichardt Peter:

Auch die 2. Mannschaft zeigt immer mehr Selbstvertrauen, weshalb sich Peter  der Jagd nach "DWZ bzw. ELO-Skalps" hinzu gesellte. Er hatte allerdings mit den für Open typischen Anlaufschwirigkeiten zu kämpfen, wenn man nominell nicht gerade zur ersten Hälfte des Teilnehmerfeldes eines Turniers zählt. So unterlag er nicht nur in der ersten Runde GM Burmakin, er verlor auch noch die zweite Runde. Doch dann legte er den Turbo ein und ließ 3/4 folgen - unter anderem gegen einen indisponierten FM mit immerhin 2347 Elo und 2297 DWZ -, holte in den Runden sieben und acht noch 50% und verlor leider in der letzten Runde - 4/9. Dennoch kann man sagen, dass auch er neben Christoph ein guten Turnier bestritt. 

Empfehlung: Den beschrittenen Weg solltest Du unbedingt beibehalten, wobei ein erhöhtes Maß an Selbstvertrauen am Brett sicherlich nicht abträglich wäre! :)

Schechter Dimitri:

Wenn man nicht gerade Shirov heißt, dann ist ein ein Turnierverlauf in einem GM-Turnier mit einem Sieg in der ersten Runde, anschließenden fünf (!!) Remis, einem Sieg, einem weiteren Remis und einem Sieg zum Abschluss, vielleicht durchaus wünschenswert. Allerdings war Dimas Gegnerschaft nicht ganz so stark, weshalb man die erbrachte Leistung schnell abhaken sollte. Am mangelnden Kampfgeist lag es sicher nicht, denn oftmals war Dima derjenige von uns, der über die volle Distanz ging. Auch an den Theoriekenntnissen lag es nicht, den keiner der Gegner vermochte einen Vorteil im Anfangsstadium gegen ihn zu erzielen. Und was die Rechentiefe angeht, so kann man ihm eigentlich auch keine Vorwürfe machen. Woran kann es also gelegen haben?

Empfehlung: Es fiel mir auf, dass Deine Siege jeweils dann erfolgten, wenn die Stellungen taktisch geprägt waren. Diese entstanden aber regelmäßig dann, wenn die Gegner absichtlich oder aus Unwissenheit den Hauptpfad verließen und "wildern" wollten. Unternahmen sie nichts, so konntest auch Du keinen Vorteil erspielen. Deshalb wäre es vielleicht zu überlegen, das Spektrum der Eröffnungen zu erweitern - gegen schwächere Gegner aggresiver - oder aber nur noch an Turnieren teilzunehmen, die eine stärkere Gegnerschaft garantieren - die holen auch nichts gegen Dich aus der Eröffnung heraus! :)

Vuckovic Aleksandar:

Nachdem ich meinen sportlichen Absturz nicht nur hatte aufhalten können, sondern sogar einen leichten Aufwärtstrend eingeleitet hatte, fuhr ich voller Enthusiasmus nach Schwäbisch Gmünd. Diese Hochstimmung wurde allerdings schon in der ersten Runde jäh getrübt, als mir mein Gegner alles, so übersichtlich das auch sein mag, abverlangte. Doch mit der für mich typischen Zähigkeit vermochte ich ihn doch noch niederzuringen - DWZ-Unterschied von gerade einmal 514 Punkten! - und einen Fehlstart zu verhindern. Die anschließenden beiden Runden verliefen dafür entspannter, was zur Folge hatte, dass ich in der 4. Runde auf GM Buhmann traf - Duplizität der Ereignisse; 21. Staufer Open. Da mir der Verlauf der letztjährigen Partie nicht gefallen hatte - wer mag es schon chancenlos unterzugehen? - entschloss ich mich, eine andere Eröffnug zu wählen, erwischte ihn auch prompt auf dem falschen Fuß und stand solide. Doch wieder einmal vermochte ich eindrucksvoll unter Beweis zu stellen, dass ich die Ideen meiner Zugfolgen, Eröffnungen wage ich es nicht mehr zu nennen, überhaupt nicht verstanden habe und startete, unterstützt durch ein "träges Abbild", einen "Selbstmord mit Anlauf". Der Schock darüber saß so tief, dass ich in den folgenden beiden Runden zwei astreine Verluststellungen "erkämpfte", die ich aber aus unerklärlichen Gründen in jeweils einen vollen Punkt ummünzem durfte - Danke Caissa! In der 7. Runde bekam ich es wieder einmal mit GM Schebler zu tun, mit dem ich mir einen weiteren taktischen Schlagabtausch liefern wollte. Doch dann trat jemand an mich heran, der mir mitteilte, dass ich bei einem Erfolg sogar noch Chancen auf eine Norm hätte, weshalb ich alles komplett umstellte - sehr schlau!! - und eine Variante aufs Brett "zauberte", die, wie ich mittlerweile weiß, eigentlich als nicht spielbar für Weiß gilt. Der anfängliche Bedenkzeitverbrauch nach 21 Zügen sprach Bände. Weiß: 73 Min.; Schwarz 4 Min.!! Nach einer fast fünfstündigen Verteidigungsschlacht durfte ich dann doch noch kapitulieren, um selbiges in der 8. Runde quasi nahtlos fortzuführen. Diesmal war der Gegner glücklicherweise kein GM, sondern ein sogenannter "underdog", der sich in Gewinnstellung mit einem Remis begnügte. Auch die letzte Runde war vom Umherirren in der Welt der Varianten geprägt, sodass sich mein Gegner selber um die Früchte seiner Arbeit betrog und letztlich verlor. 6,5/9 klingt zwar recht gut, doch angesichts der Gegnerschaft, lediglich zwei Spieler wiesen eine höhere Zahl auf als ich, und vor allen Dingen der Qualität der Partien kann man schon fast von Arbeitsverweigerung reden.

Empfehlung: Ein Trainingslager aufsuchen, um sich dort ein Repertoire zuzulegen, Pläne für das Mittel- und Endspiel zu lernen, an der Zeiteinteilung zu arbeiten und eine ansprechende Rechentiefe zu erreichen. :(

Fazit:

Das Turnier offenbarte schonunglos die Schwächen der Spieler unserer 1. Mannschaft - Peter wusste zu überzeugen. Sollten wir diese Missstände nicht baldmöglichst beseitigen, so sehe ich unser Saisonziel als gefährdet an. Glücklicherweise sind die Schwächen, bis auf die meinigen, dergestalt, dass man sie recht schnell beheben kann. Bleibt also nur die Hoffnung, dass Paul, Christoph und Dima dies auch tun werden.

Ansonsten bleibt noch festzuhalten, dass die Teilnahme als Team allen Spaß gemacht hat und man eine Aktion dieser Art in Zukunft durchaus wiederholen sollte. Auch andere Vereinsmitglieder dürfen sich gerne melden! :) 



Autor dieser Meldung:Aleksandar Vuckovic
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