17.AFRO 2010 -2. Tag Turnierimpressionen
Alles in geordneten Bahnen
Sowas hatten wir noch nie in 17 Jahren AFRO-Geschichte: In der ersten Runde der A-Gruppe kommen - teilweise nach langem, zähen Kampf - fast genau die Ergebnisse entsprechend der Schweizer System-Losung heraus, das heißt obere Hälfte der Setzliste gewinnt gegen die untere Hälfte (an 38 von 41 Bretter!!) Naja, 3 Remisen darf man als statistische Ungenauigkeit verbuchen.
Dieses Jahr haben wir erstaunlich viele Partien, die in der Zeitnotphase direkt (d.h. Klappe fällt bevor 40 Züge nachgewiesen werden können) oder indirekt (d.h. wegen Zeitnot wird die Stellung weggeworfen) entschieden werden. Dreimal fällt die Klappe bereits, bei mindestens 4 Partien passierten in der Zeitnot schlimme Dinge.
Tolle Partien: Es sind sehr schöne Partien zu beobachten. Der Zungenschnalzer des Tages war das Turmopfer von Christina Dauer in der 4. Runde mit zwingendem Mattangriff. Sehr schön die Endspielbehandlung von Nadja Jussupow (Bauernendspiel mit 2 Springern gegen einen Turm) und das noch angesichts der Zeitkontrolle. Das Bauern-Läuferendspiel (gleichfarbige Läufer) in der 4. Runde von Thomas Sörgel sollte in jedem Jugendtraining vorgeführt werden.
Schiedsrichter: Viel Laufarbeit, aber wenig Aufreger. Eine angekündigte Remisreklamation nach 10.2 (man hat sich dann doch vorher auf Remis geeinigt) Ein gefallenes Blättchen und das in Verbindung mit schlecht entzifferbaren Notationsformularen. Tja, wenn mans dann eh nicht lesen kann, wozu schreibt man dann mit?? Etwas schwierig ist die Durchsetzung der Turnierruhe. Welcher Teil von Ruhe bitte! ist denn nun nicht verständlich???
Favoriten: In der A-Gruppe kamen die 4 Ersten der Setzliste drei Runden lang im Formationsflug daher, jeweils drei Siege. In der 4. Runde musste der 4. - Helmut Wolfsteiner - bereits die Segel streichen, Arnaudov ein remis abgeben, so dass morgen die beiden letzten mit weißer Weste die Klingen kreuzen werden. In der B-Gruppe hat sich der Vorjahresgewinner der B-Gruppe Yin von Platz 12 der Setzliste bereits wieder an Brett 1 vorgeschlichen und zeigt klare Ambitionen, seinen Vorjahreserfolg wiederholen zu wollen.
Familiy Affair: Nach der Dritten Runde war in der B -Gruppe Familie Grabowski in geschlossener Formation zu bewundern: Auf 3 aufeinanderfolgenden Plätzen in der Tabelle lagen die Kinder unmittelbar vor der Mutter (1/2 Wertungspunkt Vorsprung). Das muss man in einem 132er-Feld erst mal schaffen!
Aufgefallen: After play Analysen: (1) um ein Haar hätte ich den Favoriten platt gemacht, ich hatte ihn schon auf der Schippe - und die Partie wird mehr als einmal vorgeführt. (Beim Eingeben der Partie stellt sich raus, dass man aus Vereinfachungsgründen einen kleinen, feinen und entscheidenden Bauern weggelassen hat. (2) Besonders schön, wenn man das Ergebnis der Analysen im Analyseraum auf dem Brett stehen lässt. Damit sich die ganze Welt an der Brillanz der Stellung erfreuen kann am besten die Stellung in Kunstharz gießen und dem Museum vermachen. Irgendwie sind die Zeiten wohl schon ne Ecke vorüber, wo man den Schachnovizen und -eleven eingetrichtert hat, dass man nach der Partie / Analyse seine Klötzchen zumindest wieder in die Grunstellung auf das Brett packt. Uncool? Mag sein.
Außenstehende haben so diverse Vorurteile über Schachspieler. Diese Vorurteile sind natürlich blanke Übertreibung / Unterstellung und entbehren jeglicher Grundlage. Wer in der Lage ist (oder in der Lage zu sein glaubt), eine Kombination mit 3 Zügen durchrechnen zu können, der ist doch soviel Schöngeist und Ästhet, dass es ihm nie in denn Sinn käme, sein Mittagessen zwischen Schachfiguren und -kästchen reinzudrücken, die Teller und Rest dann grad soweit zur Seite zu schieben, um an die Schachuhr ranzukommen und inmitten der Essensreste und des Abfalls weiterzublitzen. Und wer die besagten Kombis mit 3 und mehr Zügen im Griff hat (oder zu haben meint), der hat ja auch den Zusammenhang zwischen Toilettenbesuch und Toilettenspülung voll im Griff. Soviel zur Theorie zumindest...
Na, dann freuen wir uns wieder auf die beiden kommenden Tage, viel Spaß allerseits!
Autor dieser Meldung: | Eckhardt Frank | Aufrufe: | Dieser Artikel wurde bisher 271 Mal gelesen. |
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