Thematurnier Halbslawisch, als Landesligakampf Kriegshaber gegen Zugzwang München getarnt

Bericht von MichaelBintakies

In der 2. Runde trafen wir auf den mit Großmeistern gespickten Aufstiegsaspiranten Zugzwang München.Deren GMs erledigten ihre Aufgabe. Während des Kampfes hatte ich den Eindruck, daß sie ihre Spielevon A-Z dominierten. Bei Hertneck hat vielleicht zu dem Eindruck beigetragen, daß er die ganze Zeitzufrieden wie ein chinesischer Mönch lächelte. Vielleicht hat er einfach Freude am Schach. Die Computeranalyselieferte dann nämlich ein differenzierteres Bild.

In allen Weißpartien spielten die Zugzwängler 1.d4. In 3 Fällen antworteten wir mit Halbslawisch.Eine Ausnahme bildete nur der Berichterstatter. In allen 3 Halbslawisch-Partien wählten die Gästeden Aufbau mit e3 und b3 und jedesmal kamen sie sehr gut aus der Eröffnung und erziehlten dannauch 2,5 : 0,5 Punkte, womit wir noch gut bedient waren.
Hat es vielleicht in der Schachakademie München, die ua von Kindermann und Hertneck bestritten wird,kürzlich einen Intensivkurs dazu gegeben?

Tipp:In einigen Fällen erwähne ich konkrete Zugmöglichkeiten. Die Partien sind auf der Seite des bay. Schachbundsonline nachzuspielen.Auf der Seite des Schachklubs Zugzwang gibt es einen Spielbericht aus Sicht der Gäste.

Brett 1
Thematurnier, die Erste.
GM Kindermann steht optisch aktiver, Helmut steht hinten drin, hält aber die Stellung gut zusammen.Der Computer zeigt bis zum 27.Zug Ausgleich an. Im 28. bringt der GM ein meisterliches Turmopfer und sofort schnelltauch die Computerbewertung der weißen Stellung in die Höhe. Trotzdem ist es auch danach noch nicht völlig klar.Erst als Helmut im 30.Zug seinen Schutzspringer vom König abzieht ist es hinüber. Fazit: Eine Partie ohne schwarzeAktivität, bei dem Gegner vielleicht entschuldbar.

Brett 2
Alex lieferte sich mit GM Hertneck eine originelle, offene Feldschlacht. Sehr kompliziert. Der Computer ist nur phasenweisemit den Zügen beider Spieler einverstanden und so wogt das Schlachtenglück auch bis zum 23.Zug hin und her. Mit seinem 24.unterläuft Alex dann ein ernster Fehler, als er die schwarzen Figuren aktiv ins Spiel kommen lässt. Ab da senkt sich die Waage langsam zugunsten des Müncheners.

Brett 3
Nachdem mein Gegner sein 1.d4 ausgeführt hatte, waren meine Gedanken etwa wie folgt:
Hä? Er spielt doch sonst 1.e4. Bestimmt hat er mit seinem großmeisterlichen Freund von Brett 1, den Autor des besten Holländisch-Buches auf dem Markt, etwas gegen mein Holländisch ausgeheckt. Würde ja zu gerne wissen, was. Geht aber leider nicht. Ist ein Mannschaftskampf und kein Einzelturnier. Also trocken Philidor-Schachbrot statt faszinierendes Holländisch.Nach einer weißen Ungenauigkeit komme ich mit Ausgleich und der Aussicht auf Initiative aus der Eröffnung. Dem wollte Dirr nicht tatenlos zusehen, aber die von ihm initiierte Stellungsöffnung vergrößerte seine Probleme. Es ergab sich ein Endspiel mit einem Mehrbauern für mich, daß leider trotzdem remislich war. Angesichts der Zeitknappheit meines Gegners entschloß ich mich, den Bauern für Initiative zurück zu geben. Mit wenig Zeit gelang es Weiß nicht mehr, die richtige Verteidigung zu finden.

Brett 4
Paul kam erst 15 Minuten zu spät und dachte dann eine Stunde über seinen 9.Zug nach. Es war die sog. Tango-Eröffnung, die Peter Reichardt vor 2 Jahren in Crailsheim - sehr erfolgreich - spielte und die er, Paul, Christoph, Dima und ich abends angeregt analysierten. Vielleicht versuchte Paul, sich an diese Analysen zu erinnern? Jedenfalls hatte er nach 9 Zügen noch 20 Minuten Restbedenkzeit und für mich ist es erstaunlich, daß er überhaupt noch 40 Züge hinbekommen hat, ja sogar bis zum 13. besser und bis zum unnötigen Damentausch im 20. noch gleich stand.

Brett 5
Thematurnier, die Zweite.
Andi spielt bisher in dieser Saison glücklos. Wie in der ersten Runde stand er massiv hinten drin, nachdem er sich im 11.Zug einen schwachen, rückständigen Bc6 geschaffen hat. Aufgrund etwas schlappen weißen Nachsetzens hätte er die Schwäche im 14.Zug, taktisch begründet, durch Vorziehen nach c5 loswerden können und alles wäre im Lot gewesen. Stattdessen die Keule im 17. Sf3-g5 mit Doppelangriff auf f7 und aufgedecktem (Lg2) Angriff auf c6. Einer der beiden wichtigen Bauern mußte fallen und damit war die Partie praktisch entschieden.

Brett 6
Ein echter Felix! Man hätte es nach den ersten 6 Zügen nicht gedacht, kam doch der Abtausch-Slawe aufs Brett. Eine Stellung, wie man sie sich 'Felix-feindlicher' kaum vorstellen kann. Es drohte dröges Positionsspiel statt Taktik-Gewirble. Aber dann schwächte der Münchener Mäzen der Schachakademie und des Klubs Zugzwang seinen Königsflügel systematisch selbst. Und Felix lässt sich da nicht lang bitten. Nach 13 Zügen hatte er Gewinnstellung, nach 21 war er als erster fertig.

Brett 7
Thematurnier, die Dritte.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Thematurnier-Teilnehmern des SKK behält Helmut den Bauern d5 als Fels in der Brandung.Leider kam trotzdem auch er schlecht aus der Eröffnung, als er seinen schwarzfeldrigen Läufer gegen einen Springer gab und auch noch zuließ, daß Weiß die halboffene A-Linie bekam. Danach stand er sehr gedrückt und passiv und Weiß konnte sich den Gewinnweg eigentlich in Ruhe aussuchen. Stattdessen tauschte der die Damen, was schonmal das Damoklesschwert des Königsangriffs aus der Stellung nahm und einen Zug später hätte Helmut auch noch völlig ausgleichen können (22...cxb statt Te8?). So gewann Weiß die Qualität für einen Bauern bei technisch gewonnener Stellung. Aber die Technik wurde nicht gezeigt (Zeitnot?), stattdessen bekam Helmut 2 verbundene, vorgerückte Freibauern. In unklarer, studienartiger Stellung mit Gewinnchancen für beide Seiten wurde dann Remis vereinbart.

Brett 8
Wie 2 wilde Stiere gingen Harald und sein Spielpartner aufeinander los (Sizilianisch). Im 13. Zug brachte Harald ein unklares Bauernopfer für Initiative. Im 21. dann der Fehler des Gegners: Harry gewinnt die Qualle. Danach waren mehrere klare Gewinnabwicklungen möglich (z.B. 27.Sc7!). Stattdessen gelang es Schwarz, die Qualität zurückzubekommen, allerdings unter Inkaufnahme eines Turmendspiels mit Minusbauern. Hier wäre die einzige schwarze Chance in aktivem Gegenspielgelegen. Stattdessen versuchte er lediglich, die verbliebenen Bauern zu halten. Daher setzte sich Haralds Mehrbauer leicht durch.

Kriegshaber I - Zugzwang München 3,5:4,5


Helmut Wolfsteiner 2316 - Stefan Kindermann 2500 0:1
Aleksandar Vuckovic 2284 - Gerald Hertneck 2528 0:1
Michael Bintakies 2148 - Ulrich Dirr 2234 1:0
Paul Demel 2088 - Daniel Krklec 2187 0:1
Andi Stör 2216 - Bernhard Gerstner 2152 0:1
Felix Stelter 2209 - Roman Krulich 2170 1:0
Helmut Schönau 1934 - Felix Brychcy 2067 1/2
Harald Gergen 1986 - Julian Garbotz 1897 1:0


Autor dieser Meldung:Andreas Stoer
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