Kriegshaber III mit der dritten Niederlage im dritten Spiel

Ein Mannschaftsremis wäre wohl immer drin gewesen


Betrifft Mannschaft: 3. Mannschaft (Kreisklasse I)

Wir sind ja auch wirklich selber schuld: Wenn man nur zu sechst antritt, braucht man sich hinterher nicht über liegen gelassene Mannschaftspunkte beklagen. Fakt ist aber, dass im dritten Punktspiel von Kriegshaber III gegen Rochade Augsburg I in der Schwabenliga II Nord ein 4:4 relativ leicht zu schaffen gewesen wäre - sogar mit den nur sechs Mann, die tatsächlich am Brett waren. Hätte Peter Grabowski nicht krankheitsbedingt mehr tot als lebendig gespielt, wäre ihm wohl mindestens der fehlende halbe Punkt noch zugefallen (er hatte das Remis eigentlich fast die ganze Zeit über quasi in der Tasche).

Die beiden Ausfälle sind natürlich auch ein Thema, über das man reden muss. Soweit ich von Kapitän Thomas Städele hörte, waren bei Harald Gergen sowohl Frau als auch Kind ernsthaft erkrankt, so dass er die beiden nicht allein zuhause zurücklassen konnte. So etwas steht natürlich nicht zur Disposition und muss akzeptiert werden. Nicht so klar ist mir dagegen, warum der zweite fehlende Spieler angeblich erst am Donnerstag Abend beim Kapitän Bescheid sagen konnte, dass er wegen "Terminschwierigkeiten" am Sonntag nicht spielen könne. Immerhin spielen wir nicht in einer Sandkastenliga und kennen die Termine doch bereits Wochen und Monate im Voraus; seriöse Mannschaftsspieler sollten in der Lage sein, sich diese Termine freizuhalten - jedenfalls soweit es eben planbar ist, Ausnahmen siehe oben. Beim Eintreffen im Spiellokal zu erfahren, dass man heute nur zu sechst antritt, ist jedenfalls für den anwesenden Rest der Truppe nicht gerade motivationsfördernd.

Hätten Harald und/oder Peter R. spielen können, dann wäre es m.E. recht wahrscheinlich, dass aus den beiden Partien der fehlende halbe Punkt für (wenigstens) ein 4:4 herausgesprungen wäre.

Aber mei - hätte, würde, wäre, wenn... Nützt alles nix. Tatsächlich gaben wir die Bretter 2 und 3 kampflos ab, und gelaufen ist es insgesamt so:

Nr.Kriegshaber IIIDWZ-Nr.Rochade Augsburg IDWZ3½:4½
01Ebeling, Jens1963-01Zehrfeld, Thorsten2068½:½
02Gergen, Harald1986-02Zimmermann, Dietmar2044-:+
03Reichardt, Peter1874-03Wippich, Markus1956-:+
04Weimer, Lothar1871-04Weichelt, Jens2030½:½
05Grabowski, Peter1835-05Birth, Waldemar18280:1
06Czajka, Detlef1784-07Feder, Georg1730½:½
07Buchberger, Sascha1713-12Berber, Theodor14441:0
08Städele, Thomas1767-13Feicht, Roland15551:0

Wir haben damit immer noch null Mannschaftspunkte auf dem Habenkonto und sind ab sofort definitiv Abstiegskandidat. OK, wir haben in den letzten Runden noch die angeblich schwächeren Mannschaften, gegen die wir noch am ehesten punkten könnten - aber ein Automatismus ist das nicht, und eine Garantie für den Klassenerhalt erst recht nicht.

Zur Auflockerung hab ich Euch hier wieder ein paar Momentaufnahmen aus den Partien aufbereitet:


Brett 1: Thorsten Zehrfeld - Jens Ebeling

Die Eröffnung war ein Königsinder mit 3.g3.

Diagramm 40

Das Diagramm zeigt die Stellung nach dem 38. Zug von Weiß (Ld1-b3). Jens gab hier die Qualität, indem er 33...Txb2 34.Dxb2 Lxg4 35.hxg4 Dxg5 abwickelte. Seine Stellung war danach eher besser als vorher, jedoch immer noch im Gleichgewicht. Im 44. Zug einigte man sich auf Remis.
½-½

 


Brett 4: Lothar Weimer - Jens Weichelt

Damengambit. Eigentlich ein Semi-Slawisch mit Übergang in die Abtauschvariante des Damengambits. Ich kam mit Weiß ganz ordentlich aus der Eröffnung, spielte mit dem isolierten d-Bauern und versuchte programmgemäß, den Vorpostenpunkt e5 zum Aufbau eines Königsangriffs zu nutzen, was aber nicht recht klappen wollte. So blieb am Ende als Gegenwert für den Isolani nur meine aktivere Figurenstellung:

Diagramm 41

Nach 22...Te8 zog ich 23.Txe8+ und bot Remis, was mein Gegner nach einem prüfenden Blick in die Runde akzeptierte.
½-½

 


Brett 5: Waldemar Birth - Peter Grabowski

Semi-Slawisch. Peter war ziemlich problemlos aus der Eröffnung gekommen, und ich empfand diese Partie als die gehaltvollste des Tages - aber das lag vielleicht auch daran, dass ich vom Nebenbrett aus sozusagen einen Logenplatz hatte und viel von diesem Spiel mitbekam. Zunächst mal hatte ich den Eindruck, dass Weiß stellungswidrig (oder jedenfalls zu früh) den Vorstoß c4-c5 gespielt hatte, so dass Peter günstig den Hebel e6-e5 anbringen konnte und damit zeitweise etwas in Vorteil kam. Dieser Vorteil verflüchtigte sich im Mittelspiel aber wieder.

Diagramm 42

Hier sind wir bereits im 28. Zug, wo Peter mittels 28...Dc6 Damentausch anbot. Eine andere Option wäre hier wohl gewesen, sich in die unklaren Verwicklungen nach 28...Dxh2 29.Dxb7 Td8 zu stürzen.

Diagramm 43

Gleiche Partie, Stellung nach 31.Txb7. Peter antwortete hier mit Kf8, was mir überhaupt nicht gefiel, da der schwarze König so auf der 8. Reihe eingesperrt bleibt. Ich hätte lieber versucht, den Monarchen mittels 31...g6 usw. zu aktivieren. - Vielleicht kann ja mal ein Berufenerer als ich dazu seine Meinung abgeben - na Alex, was hältst Du von dem Endspiel? Haltbar sollte es für Schwarz doch allemal sein, oder?

Diagramm 44

Und hier der Tragödie dritter Teil. Wir sind nun in der Situation, wo Peter bereits zwangsläufig einen Bauern verliert. Er hatte soeben 37...d4 gezogen, in der löblichen Absicht, den Isolani aufzulösen. Es folgte aber das Manöver 38.Te5+ Kd7 39.Tf5 (greift Bf7 an) Ke6 40.Tf4, wonach entweder der isolierte d-Bauer des Schwarzen oder der Bf7 ins Gras beißen muss. Peter gab den d-Bauern, und bei 4:3 Bauern auf einem Flügel sollte er immer noch sehr gute theoretische Remischancen haben. Allerdings war Peter an diesem Tag für jeden sichtbar gesundheitlich derart angeschlagen, dass man sich wundern muss, wie er sich überhaupt stundenlang aufrecht am Brett halten konnte. Sein Widerstand erlahmte danach bald, und der Gegner konnte den Mehrbauern verwerten - schade.
1-0

 


Brett 6: Detlef Czajka - Georg Feder

Geschlossenes Englisch. Die Partie tröpfelte so vor sich hin. Auch beim Nachspielen fielen mir keine berichtenswerten Höhepunkte auf, so dass ich hier nur zur Verdeutlichung des Stellungstyps die Situation nach dem 28. Zug von Weiß zeigen will:

Diagramm 45

Detlef hatte soeben 28.Tba2 gezogen. Wie unschwer zu erkennen, beherrscht Weiß die a-Linie, Schwarz die f-Linie. Keiner der Spieler vermochte es im Folgenden, aus seiner Linie irgendwie Kapital zu schlagen.

Diagramm 46

Hier die Abbruchstellung - Schwarz hatte soeben mit dem Zug 35...cxd4 Remis angeboten, was Detlef akzeptierte. Falls wirklich mehr drin war, dann wohl eher früher.
½-½

 


Brett 7: Theodor Berber - Sascha Buchberger

Sizilianisch, Alapin-Variante. In einer scharf angelegten Partie stand wohl Weiß noch etwas besser, jedenfalls bis zu dieser Stellung:

Diagramm 47

Hier war aber unbedingt 19.Tfe1 notwendig. Nach dem tatsächlich gespielten, jedoch fehlerhaften 19.f3?! fand Sascha die starke Antwort 19...Tde8!

Und hier, weils so schön war, noch der Abschluss dieser Partie:

Diagramm 48

Weiß hatte soeben 22.Le2-d3 gespielt, worauf Sascha mit 22...Txh2! 23.Kxh2?? Th5++ (Doppelschach!) den letzten Widerstand brach. Eine bestimmt nicht fehlerfreie, dafür aber eine wirklich mitreißende Partie!
0-1

 


Brett 8: Thomas Städele - Roland Feicht

Moderne Verteidigung. Ich zeige hier nur kurz die Stellung nach Tommis 19. Zug (Dg3):

Diagramm 49

Wie man sieht, droht bereits Dxg6, und falls Schwarz dies durch Kh7 verhindern wollte, wäre Sg5+ (gefolgt von Sxf7) zu überlegen. Weiß ist besser entwickelt und aggressiver aufgestellt. Entschieden wurde die Partie schließlich so:

Diagramm 50

In dieser Stellung nahm Schwarz auf das soeben erfolgte 24.dxe5 den vergifteten Bauern mit 24...Sxe5 heraus - nur um peinlich berührt feststellen zu müssen, dass nach der Antwort 25.Sxe5 der Lf6 gefesselt ist und nicht gut auf e5 wiedernehmen kann. Nach weiteren drei Zügen wollte Meister Feicht nicht länger seine Ruine verwalten müssen und gab verständlicherweise auf.
1-0

 


Soweit die Blitzlichter aus den Partien. Ich habe beim Mannschaftskampf auch ein paar Fotos geschossen - diese findet ihr hier



Autor dieser Meldung:Lothar Weimer
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Karin schrieb am 15.12.2010 gegen 10:17 Uhr Tja, da hat man doch die Wahl zwischen Pest und Cholera: egal ob man sich aus Pflichtgefühl krank ans Brett quält oder aus welchen Gründen auch immer zuhause bleibt: eine Watsch´n gibst immer! Da ist man doch hochmotiviert, sich nächstes Jahr noch mal als Stammspieler aufstellen zu lassen...
Frank schrieb am 15.12.2010 gegen 15:31 Uhr Hallo Karin, ich finde den Einsatz von Peter vorbildlich und lese aus dem Bericht auch keine Kritik heraus... Ist eher für ihn persönlich schade, dass er dann doch noch verloren hat
pronto schrieb am 15.12.2010 gegen 16:36 Uhr hi,ich bin
pronto schrieb am 15.12.2010 gegen 17:09 Uhr hi,ich bin äh,ich wollte sagen äh,verwundert.
lothar, zwischen den 19.t und den 24.äh zug,also nicht weihnachten,gab es doch auch noch andere züge! äh,dazwischen,wie sich ja aus der nummerierung ergibt,ja,z.b tommi 22.sf3 ja, und? hat er gespielt! hat er gespielt.ich konnte h4 spielen.und wo ist dann in deiner ermittlung der zusammenhang zwischen 19 und 24 hm.ja? und hättest du nicht auch nach der anderen seite äh ermitteln können?ja?.um es dann an den st.anwlt weiter zu geben?
mit den schuh find ich gut lodda
mfg
Lothar schrieb am 15.12.2010 gegen 21:05 Uhr für Pronto: Wenn Du im 22. Zug auf Tommis Sf3 mit h4 geantwortet hättest, wäre einfach Dg3-f2 gefolgt, weiterhin mit Vorteil für Weiß (wenn auch nur geringem). Du kannst dann zwar auf f7 zwei & 313;eichtfiguren für den Turm gewinnen, verlierst aber dafür den Bh4, und Dein König steht noch ungeschützter. Der Staatsanwalt sah diese Variante wohl, verwarf sie aber nach Par. 154 I StPO, da sie gegen den Rest nicht wesentlich ins Gewicht fiel :-)
Lothar schrieb am 15.12.2010 gegen 21:15 Uhr für Karin: Dein Beitrag verwirrt mich sehr. Du scheinst in meinen Artikel irgendwo eine Kritik an Peters vorbildlichem Einsatzwillen trotz Krankheit hinein zu interpretieren. Das ist genau das Gegenteil von dem, was meine Intention war. Sein Einsatz war aufopferungsvoll und mannschaftsdienlich, und seine Partie fand ich faszinierend. Er hat Eröffnung und Mittelspiel ganz stark absolviert. Und ich glaube, wenn er nicht so krank gewesen wäre, hätte er die Partie nicht verloren. - Ich denke, das haben auch alle außer Dir so verstanden, wie ich es meinte.
Jens schrieb am 18.12.2010 gegen 21:08 Uhr Hallo Lothar,
ja, für Euch wäre ein 4:4 oder sogar mehr durchaus drin gewesen, möchte aber anmerken, daß auch wir stark ersatzgeschwächt antraten. Immerhin waren unsere Ersatzspieler über 200 DWZ-Punkte niedriger gegenüber ihren Gegnern.
Lothar schrieb am 19.12.2010 gegen 09:44 Uhr für Jens: Ja, stimmt natürlich schon. Aber gespielt wird am Brett, und nicht in der DWZ-Liste - musste ich mir neulich auch mal wieder sagen lassen :-)
Und am Brett spielen kann eben nur, wer auch tatsächlich davor sitzt. Das waren bei uns halt leider zwei weniger als bei Euch...


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