Aichach war an den beiden ersten Brettern mit zwei 1700er Spielern sehr ordentlich besetzt, also war die Mannschaftsstrategie, vorne an den beiden ersten Brettern irgendwie einen Zähler oder so zu holen und hinten sollten wir die besseren Karten haben. Nachdem wir praktisch in Bestbesetzung angetreten waren, sollte das irgendwie zu machen sein.

Soweit zumindest die Theorie.

Für den Beobachter war die Begegnung ein Wechsel zwischen Freude und dezenter Resignation. Es ging ganz gut los, denn Vadim lag voll auf Kurs, als er in einem wilden Figurenabtausch mit einer Mehrfigur gegen einen Wenigerbauern übrigblieb. Turmpaar und Läuferpaar (und was für ein Läuferpaar!!) gegen Turmpaar und Läufer, alles läuft nach Plan. Mein Eindruck war, dass hier Vadim nicht mehr viel an Plänen einfiel, wie er seinen Materialvorteil verwandeln sollte. Irgendwie kam er immer defensiver zu stehen, und wollte dann mit Gewalt den Durchbruch erzwingen, was so aber auch nicht klappte. Jedes mal, wenn ich vorbeikam und reinschaute, hatte er seine Stellung wieder etwas verschlechtert, und als er dann einen zweiten Bauner (mindestens) verlor, bot er Remis an, was der Gegner annahm.

An Brett 3 ließ sich Isabel auf heterogene Rochaden ein, mit der Idee, Königsangriff zu bekommen, aber leider bekam sie ihren f-Bauern nicht an die Front, musste dauernd aufpassen, dass ein gegnerischer Springer im Zentrum dort nicht reinschlagen konnte. Also Wechsel der Strategie: Sie ging auf die Bauern im Zentrum los. Einen konnte sie erobern, aber danach ging es nicht recht weiter: ihre Dame war vor den eigenen Bauern und Figuren allein auf weiter Flur und wurde von den gegnerischen Steinen getrieben. Frank und mir blieb fast das Herz stehen, als der Gegner die Dame hätte gegen einen Turm rausoperieren können, aber nicht gesehen - uff!!! Danach konnte Isabel vereinfachen und langsam ihr Material vorwerfen. Nach einem hübschen taktischen Manöver hatte sie dann eine Qualität mehr und der Turm gegen den Läufer war zu mächtig. Der Rest war saubere Abwicklung und Verwertung. Sauber!

Chris war in einer sizilianischen Eröffnung unterwegs, hatte dann aber einige Neuerungen in der Stellung, so ne Mischung aus Drachenaufbau und Najdorf, von beiden die Löcher in der Königsstellung. Das ging auch nicht gut, denn der Gegner sprang ihn sofort an und verlegte mit seinem f-Bauern den Königsflügel. Nach einem Figurentausch stand Chris dann ganz schnell auf Bruch, baldiges Matt unvermeidbar.

Am Spitzenbrett saßen sich Sascha und Julian gegenüber und eine Caro-Kann-Eröffnung war nach wenigen Zügen extrem scharf. Sascha hatte am Damenflügel klare Vorteile, Julian konterte im Zentrum. Sascha hatte einen Bauern auf die 7. Linie einzementiert, Julian schob seinen Zentrumsbauern. Die vielen Möglichkeiten ließen bei Sascha die Bedenkzeit drastisch schmelzen, außerdem überschätzte er seinen Diagonalläufer g2-a8, statt ihn gegen einen starken gegnerischen Verteidigungsspringer im richtigen Moment zu tauschen, hielt er zu lange an diesem Läufer fest. Naja, in der Zeitnot konnte Schwarz dann ins weiße Lager einbrechen und den König ins Zentrum treiben, wo Matt nicht mehr vermeidbar war.

War auf jeden Fall eine spannende Kiste und die Partie wird wohl noch längere Zeit analysiert werden.

Jetzt sind wir mal gespannt, ob das Match bei der SGA kommende Woche stattfinden wird!