Bayerische Schulschach-Meisterschaft 2011

Schon seit der letzten Meisterschaft, an der unsere Jungens bekanntermaßen den vorletzten Platz belegt hatten, brannten die Gebrüder Nürnberg und Vuckovic darauf, sich zu rehabilitieren. Und ich kann ohne Übertreibung sagen, dass es mir in den vergangenen zwölf Monaten nicht immer leicht gefallen war, sie in Zaum zu halten. Außerdem kam noch hinzu, dass mit Dennis und Zarko gleich zwei Spieler durch den Wechsel an eine weiterführende Schule dem Team nicht mehr zur Verfügung stehen werden, sodass auch dieser Punkt zu der Einstellung „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ führte.Um allen ein möglichst schönes, vorerst letztes gemeinsames Turnier zu ermöglichen, hatte ich mich auf die Odyssee begeben, in diesen Zeiten klammer Kassen einen Sponsor aufzutreiben, sollte doch die Meisterschaft im zentral gelegenen Aschaffenburg stattfinden, was für uns bedeutet hätte, am Turniertag bereits um 3.30 Uhr aufzustehen, um mit den entsprechenden Zügen pünktlich zu Turnierbeginn zu erscheinen. Eine Zumutung! Doch glücklicherweise gelang es mir, einen Geldgeber zu finden - er möchte anonym bleiben -, dem ich hiermit für sein Engagement herzlich danken möchte!So, mit reichlich Geld ausgestattet, reisten wir bereits am Vortag an, stiegen in einem adretten Hotel ab und obwohl wir in drei verschiedenen Zimmern untergebracht waren, herrschte bereits ab 20.30 Uhr Nachtruhe und die Kinder schliefen! Ich war begeistert! :)

Am nächsten Tag ging es dann endlich los. Und während ich die Jungens noch einmal darauf einschwor, einfach nur das umzusetzen, was sie in den vergangenen Monaten gelernt hatten und alle Partien auszuspielen, hörte ich, wie von den anderen Betreuern die Plätze schon vergeben wurden. Der Name der Drei-Auen-Schule fiel dabei kein einziges Mal!

In der ersten Runde bekamen wir es mit einer Mannschaft zu tun, die sich als nicht ganz ebenbürtig präsentierte, sodass ein auf dem Papier lockeres 4:0 für uns heraussprang. Ungeachtet des klaren Ergebnisses hatte ich, oh Wunder, wieder etwas zu bemängeln. Denn die Gebrüder Nürnberg schienen vor lauter Aufregung alles vergessen zu haben und stolperten quasi zum Sieg. Gegen stärkere Gegner wäre ihnen das sicher nicht geglückt.

Durch den hohen Sieg wurden wir gleich gegen den erklärten Favoriten aus Würzburg gelost, der dann auch dementsprechend selbstbewusst antrat. Doch der anschließend entfachte Kampf war so heftig und die Ereignisse so dramatisch, dass sie alle anwesende Betreuer um Jahre altern ließen. Während Zarko und Robert sicher agierten, hatten meine Sorgenkinder nach bereits wenigen Zügen völlig aussichtslose Stellungen auf dem Brett. Das Wort „Gegenspiel“ konnten sie zu diesem Zeitpunkt sicher nicht einmal buchstabieren und die anderen Betreuer gingen schon zur Tagesordnung über. Ich verließ den Spielsaal und kehrte erst dann wieder zurück, als ich eine gewisse Unruhe bei den anderen Betreuern wahrnahm. Wieder im Spielsaal zurück konnte ich auch die Ursache der Unruhe ausmachen: Robert hatte gewonnen, Dennis hatte eine Mehrfigur und Zarko hatte einen Bauern geopfert, um Herr der schwarzen Felder zu werden! Zunächst passierte lange nichts, doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Thomas kapitulierte, Dennis übersah ein wunderschönes Matt, das der Gegner mit einem Turmopfer eingeleitet hatte und Zarko konnte sich mit einer taktischen Glanzleistung einen ganzen Turm erspielen. So kam es, dass beim Stande von 1:2 aus unserer Sicht nur noch der Kapitän kämpfte. Bei knapper Bedenkzeit des Gegners und im Bestreben denn Ausgleich möglichst bald herzustellen übersah Zarko ein bekanntes Motiv und lief in ein Dauerschach rein – 1,5:2,5. Ein Remis mit Folgen und deshalb für Zarko ein Schock, der ihn das ganze Turnier über begleiten sollte!

Auf den anschließenden glatten 4:0-Erfolg der 3. Runde folgte in der 4. Runde ein weiterer vermeintlicher Topfavorit. Und hier wähnte ich mich in einer schlechten Fortsetzung eines Horrorfilms! Denn während Zarko und Robert die Gegner verbissen ansprangen, wiederholten Thomas und Dennis ihre Fehler aus der 2. Runde! Mangelnde Moral konnte man niemandem vorwerfen und so kam es, dass alle Partien nahezu zeitgleich mit dem erwarteten Ergebnis beendet wurden ==> 2:2. Noch bevor ich etwas hätte sagen können, trat Zarko in seiner Eigenschaft als Mannschaftsführer – die Rolle kommt immer dem Spitzenbrett zu – heran und wusch den Gebrüdern Nürnberg dermaßen den Kopf, wie ich es aus pädagogischen Gründen nie gewagt hätte. Doch offensichtlich hat diese „Methode“ kurzfristig durchaus ihre Vorzüge, denn die Qualität der Bretter 2 und 4 nahm merklich zu!

Es folgten noch ein Sieg (3:1), ein Unentschieden und ein Sieg in der Abschlussrunde (4:0), sodass letztlich der 3. Platz heraussprang. Nur Zarko konnte sich über diesen Erfolg absolut nicht freuen als er feststellen musste, dass ausgerechnet sein Remis im Spitzenspiel den Turniersieg verspielt hatte. Trotz aller Versuche, ihm die „Schuld“ zu nehmen und das Ausspielen diverser psychologischer Karten, ließ er sich nicht von seiner Ansicht abbringen und war einfach nur traurig! :(

Einzelergebnisse:

1. Brett: Zarko Vuckovic 6,5/7
2. Brett: Thomas Nürnberg 3,0/7
3. Brett: Robert Vuckovic 7,0/7
4. Brett: Dennis Nürnberg 4,0/7

Die Abschlusstabelle bitte ich Euch der entsprechenden Homepage der BSJ zu entnehmen.

Fazit:
- Es war ein nettes Turnier
- Entschuldigt den späten Bericht, denn das Turnier fand bereits Ende März statt
- Alle Jungens haben sich spielerisch verbessert
- Der 3. Platz ist ein Erfolg
- Schulschach boomt, haben doch im parallel stattfindenden Grundschul-Cup insgesamt 27 (!) Mannschaften teilgenommen
- Jugendarbeit macht Spaß und bringt den Vereinen viel, ist aber sehr anstrengend
- Ich bin definitiv zu alt für die Doppelfunktion Vater/Trainer


Autor dieser Meldung:Aleksandar Vuckovic
Aufrufe:Dieser Artikel wurde bisher 262 Mal gelesen.


Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Karin schrieb am 28.04.2011 gegen 17:39 Uhr
Auch wenn der Bericht sehr spät ins Netz kam hat mich doch jedes Wort gefesselt und bewegt. Und auch wenn Zarko es mir vermutlich nicht glauben wird, so bin ich doch felsenfest davon überzeugt, dass ALLE Spieler einer Mannschaft zu Sieg bzw. Niederlage beitragen und nicht nur der Kapitän dafür verantwortlich zeichnet. Ja, ein Dauerschach ist super ärgerlich, aber ein Sieg an Brett 2 oder 4 hätte auch Wunder gewirkt...


Der vorliegende Bericht ist älter als ein Jahr und kann daher nicht mehr mit Kommentaren versehen werden!
Terminvorschau:
Schachcafé am Mittwoch - Klublokal geöffnet ab 17 Uhr am Mittwoch, 03.04.2024

Monatsblitz, Beginn 20:00 Uhr am Freitag, 05.04.2024

Schachcafé am Mittwoch - Klublokal geöffnet ab 17 Uhr am Mittwoch, 10.04.2024

Zirbel-Cup Runde 5, Beginn 19:30 Uhr am Freitag, 12.04.2024

Alle Saisontermine

Künftige Termine




Aktuelle Downloads:
Alle Partien des AFRO-A 2023 (PGN-Format)
(Dateigröße: 218.92 KB)

Schwäbische Meisterschaft 2024
(Dateigröße: 168.66 KB)

Beitrittsformular Jugendliche
(Dateigröße: 92.43 KB)

Alle Partien des Augsburger Weihnachts-Opens 2023 im Format .pgn
(Dateigröße: 127.75 KB)

Satzung des Schachklubs Kriegshaber
(Dateigröße: 108.62 KB)

Alle Partien des AFRO-A 2022 (PGN-Format)
(Dateigröße: 211.47 KB)

Beitrittsformular Erwachsene
(Dateigröße: 91.84 KB)

SEPA-Lastschrift für Mitgliedsbeiträge
(Dateigröße: 95.79 KB)

Ausschreibung Zirbel-Cup 2024
(Dateigröße: 217.41 KB)

   Datenschutz     |    Haftungsausschluß     |    Administration / Redaktionssystem     |    Impressum

Anzahl der Zugriffe seit 21.12.2008 um 18:46 Uhr: 830689

Powered by PHP 7.2