Zweite verliert 3:5 gegen Rochade

Nah am Abgrund


Betrifft Mannschaft: 2. Mannschaft (Schwabenliga II Nord)

Vor vielen Jahren, als ich noch in der ersten Mannschaft und diese in der Regionalliga spielte, gab es einen Kampf gegen einen Verein, der mittlerweile im Ligamanager nicht mehr vertreten ist, damals aber vor allem durch eines seiner Mitglieder, das es später sogar durch eine Kombination von Schachprogrammen und elektronischer Übertragungstechnik zu deutschlandweiter Bekanntheit brachte, in Schwaben einen speziellen Ruf genoß. Bei dieser Begegnung fiel auf einmal die Sicherung aus, wonach alle im Dunklen saßen und das oben bereits erwähnte Mitglied mit seinem Busenfreund schon auf Reklamation wegen irregulärer Spielbedingungen sann. Dem konnte Bruno allerdings durch das Überbrücken einer Sicherung mittels eines damals noch im Umlauf befindlichen Einpfennigstückes einen Riegel vorschieben. Eben dieser Busenfreund verließ, als es wieder Licht geworden war, den Spielraum, den er aber kurz darauf mit weit außeinanderstehenden Füßen, dafür aber eng zusammengepressten Knien und der dringlichen Frage nach Klopapier wieder betrat. Anstelle des verlangten Klopapiers wurde er mit Papierservietten abgespeist - ein Utensil, das Bruno in Ermangelung von Filtern auch zum Brauen von Kaffe verwendete. Dieser denkwürdige Mannschaftskampf kam mir wieder in Erinnerung, weil während der gesamten Begegnung mit der ersten Mannschaft von Rochade kein Strom und damit kein Licht vorhanden war, und das Klopapier erst eine Minute vor Beginn aufgefunden wurde. Wie man sieht war früher nicht immer alles besser.
Damit wendet sich der Bericht seinem eigentlichen Sinn und Zweck zu, nämlich der Beschreibung der Partien dieses Aufeinandertreffens. Normalerweise sollte ich über meine Partie am zweiten Brett gegen den alten Fahrensmann Dietmar Zimmermann am meisten zu sagen haben, die Partie war jedoch so kurz und mündete deutlich vor dem zwanzigsten Zug in ein Remis durch Zugwiederholung, daß ich es bereits damit bewenden lassen will.
Im Gegensatz dazu stoben am ersten Brett bei Felix die Funken: Nachdem er in der Eröffnung seinem Naturell gemäß eine ruhige Fortsetzung mit gutem Spiel verschmäht hatte, konnte sein Gegner durch langes Rochieren in eine scheinbar (sic!) gefährdete Stellung klaren Vorteil erlangen. Felix opferte eine Figur, und den Zuschauern um Edelkibitz Wolfgang Buchert war nicht klar, was von der Stellung zu halten war. Der Partieverlauf und die nachfolgende Analyse lieferten jedoch das gleiche Ergebnis, nämlich einen Gewinn für Weiß.
Am dritten Brett kam Helmut als Schwarzer in der Eröffnung schwer unter Druck, sein Gegner konnte sich aber anscheinend (sic!) nicht zwischen den vielen ihm zur Verfügung stehenden guten Zügen entscheiden und wählte, wie so oft in solchen Situationen, einen der wenigen schlechten Züge. Helmut gewann eine Figur, und auch wenn es danach noch links und rechts und hinauf und hinunter wogte, gewann er am Ende seine Partie.
Nebenan am vierten Brett hatte Peter Reichardt im Damengambit ein imposantes Zentrum mit Bauern auf e4 und d4 aufgebaut, während sein Gegner am Damenflügel vorzugehen schien. Peter versuchte dann, seine Aktivitäten auf den Königsflügel auszuweiten und beorderte seine Dame dorthin, wo sie aber, statt zu jagen, gejagt wurde. Irgendwie ging dann, wie genau, weiß ich nicht, eine Figur verloren, was Peter eine Zeitlang nicht realisierte, ihn dann, nachdem er es bemerkt hatte, zur Aufgabe veranlasste.
Mit der Partie von Peter Grabowski am fünften Brett stößt der Bericht nun in den Bereich des Spielraumes vor, in dem die ganze Zeit über Halbdunkel herrschte. Aufgrund dieser Lichtverhältnisse sah ich von dieser Partie wenig; ich weiß nur, daß es eigentlich die ganze Partie in einer ruhigen Stellung völlig ausgeglichen stand, bis Peter mit einem Zug die Partie wegwarf.
Der Meister der eröffnungstechnischen Understatements, Bruno Stubenrauch, ließ sich an Brett sechs entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten sogar zu einer Zentrumsformation mit Bauern auf d4 und e4 hinreißen. Er baute leichten Druck auf, den sein Gegner mit einer kleinen Kombination abzuschütteln versuchte, was ihm aber einen Minusbauern einbrachte. Leider wurde bei Bruno die Zeit knapp, und statt eine aussichtsreiche Fortsetzung zu wählen, wickelte er in ein Turmendspiel ab, in dem er zwar immer noch einen Mehrbauern besaß, sein Turm dafür aber sehr passiv stand. Am Ende war hier nicht mehr zu holen als ein halber Punkt.
Viktor hatte es am düsteren siebten Brett mit einem nominell deutlich unterlegegen Gegner zu tun, und so troff seiner Partieanlage das Testosteron schon aus der Grundreihe. Er entschied sich für einen benoniartigen Aufbau, wobei er das Feld e5 noch mit einem Bauern auf g5 gegen den gegnerischen f-Bauern absicherte - Bobby Fischer wäre begeistert gewesen. Zwischendurch schien er mir deutlichen Vorteil erreicht zu haben, aber auf einmal kam sein Widersacher zu unerwartet starkem Gegenspiel, und die Partie drohte zu kippen. Dann setzte sich Viktor aber am Damenflügel durch und stand am Ende mit Randbauer, Läufer, Turm und König gegen Turm und König da. Kurz vor dem Ziel eiferte er aber Ulrich Hoeneß in Belgrad 1976 nach und stellte seinen Läufer ein. Immerhin war die Konsequenz nicht ganz so drastisch wie damals, aber ein halber Punkt von einem ganzen war trotzdem weg.
Am achten Brett bei Erich dümpelte das Geschehen in einer aus einem Damenbauernspiel entstandenen symmetrischen Stellung, in der jeder einen schlechten Läufer hatte, längere Zeit vor sich hin. Das ging auch so weiter, und am Ende stand ein unangefochtenes Remis
Der aktuelle Stand ist nun, daß wir den Abstieg aus eigener Kraft nicht mehr verhindern können: Dillingen hat einen Punkt, wir drei, und Kötz und Rochade jeweils fünf. In der letzten Runde spielen noch Kötz gegen Rochade - eine pikante Paarung angesichts der Tabellensituation, da mit einem Unentschieden beide gerettet wären - und wir müssen in Dillingen antreten. Was uns retten könnte, ist, daß mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Schwabenliga I keine Mannschaft in die Schwabenliga II Nord absteigt, weshalb ein vorletzter Platz auch zum Klassenerhalt genügen könnte. Da Dillingen sechseinhalb Brettpunkte weniger als wir hat, würde uns sogar eine Niederlage in der Höhe von 1:7 genügen, um diesen Platz zu erreichen. Falls wir höher verlieren, dann ist uns auch nicht mehr zu helfen.


Autor dieser Meldung:Viktor Kaiser
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Stefan K. schrieb am 24.03.2015 gegen 19:47 Uhr Schade, Ergebnis und Tabellenstand sind wirklich nicht erfreulich, aber der Bericht hat einen hohen Unterhaltungswert. Danke!
Friedrich Roser schrieb am 29.03.2015 gegen 19:19 Uhr -Sehr schöner Bericht!
Kriegshaber II bleibt trotzdem in der Liga, Daumendrück :-)


Der vorliegende Bericht ist älter als ein Jahr und kann daher nicht mehr mit Kommentaren versehen werden!
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