Kreisliga I - Unsere dritte Mannschaft gewinnt 5:3 gegen Friedberg II


Betrifft Mannschaft: 3. Mannschaft (Kreisklasse I)


Da die Berichterstattung über unsere dritte Mannschaft in den letzten Jahren recht, ähm, sagen wir, überschaubar geworden ist, habe ich mir vorgenommen, wenigstens hin und wieder etwas über die heldenhaften Taten unserer Matadore für die Nachwelt zu hinterlassen. Nach dem ja eigentlich schon längst überfälligen Untergang der Menschheit wird nämlich bestimmt nach tausend weiteren Jahren oder so mal ein Raumschiff der Xenochessianer auf der Erde landen und dann als einziges Zeugnis unserer einstigen Existenz meine quasi in digitalen Stein gemeißelten Mannschaftskampfberichte ausgraben. Es ist also durchaus eine große Verantwortung und Ehre für mich, hier zu schreiben...

Tja nun... Nachdem wir die erste Runde am 19.09.2015 beim Heimspiel gegen Gersthofen mit 3,5 : 4,5 souverän versemmelt hatten, mussten wir nun am 17.10.2015 auswärts gegen Friedberg II antreten. Erfreulich aber irgendwie doch ganz ungewohnt war dabei, dass wir diesmal sogar komplett (!) antreten konnten. Was war da schief gelaufen? Im vorigen Punktspiel gegen Gersthofen hatte doch noch alles geklappt mit unserem liebgewonnenen Wieviele-Bretter-lassen-wir-heute-frei-Toto. Hat man sich an diese spannende Einstimmung auf jeden Mannschaftskampf erstmal gewöhnt, dann fehlt einem richtig was, wenn plötzlich um 18 Uhr acht eigene Leute dröge auf der Matte stehen. Naja, ganz so war's natürlich nicht. Zwei von uns kamen doch erst um 18:10 Uhr angetütert, und genau die beiden punkteten später dann sogar noch voll. Aber ich greife vor.

Noch vor einigen Wochen hatte ich mich ja bei der Jahreshauptversammlung mit der flapsigen Bemerkung, unsere Dritte sei doch sowieso irgendwie kugelfest und unabsteigbar, weit aus dem Fenster gelehnt. Im realen Leben helfen solche Sprüche aber halt leider nicht viel - da müssen echte Punkte her. Und die wollen erstmal erkämpft sein.

 

Nr.Friedberg IIDWZ-Nr.Kriegshaber IIIDWZ3:5
01Forster, Rudolf1819-01Knipfer, Andreas18751-0
02Goellner, Kurt1820-02Mitterwald, Johannes1917½-½
03Lindner, Dominik1646-04Städele, Thomas17830-1
04Treiber, Marco1646-05Weimer, Lothar1740½-½
05Kemmerling, Thomas1758-06Kling, Maximilian1721½-½
06Hager, Eberhard1753-07de Lange, Stefan16300-1
07Miller, Peter1603-09Voss, Michael18900-1
08Lutz, Andreas1796-13Kiechl, Stefan1687½-½

Zum Kampfverlauf:

18:15 Uhr
Mittlerweile sitzen den acht Friedbergern tatsächlich auch acht Kriegshaberaner gegenüber. Ich schiebe bei mir schnell ein paar uninspirierte Standardzüge hin und riskiere dann einen ersten Rundblick: An Eins spielt Andreas Knipfer mit Weiß gegen Forster, der schon von Beginn an wieder sein gefürchtetes Gummischach aufzieht (wird Weiß es schaffen, den schwarzen Pudding irgendwie an die Wand zu nageln?). Irgendein unregelmäßiges Zeugs halt. An Brett zwei bekommt Johannes mit Schwarz auf seinen Sizilianer die Variante mit 2.c3 serviert. Brett drei Tommi mit Weiß, 1.e4 c5 2.f4. Sollte man den Grand-Prix-Angriff nicht in der besseren Form mit erst 2.Sc3 spielen, um die Antwort 2...d5 auszuschalten? Vielleicht ne Neuerung im zweiten Zug, kommt in der Kreisliga ja gar nicht so selten vor. Egal, weiter: Bei mir an vier mit Schwarz steht jetzt ein Damengambit auf dem Brett. Erst wollte ich ja Slawisch spielen, dann lenkte ich aus Ratlosigkeit doch um in die Cambridge-Springs-Variante, von der ich eigentlich gar nicht so viel halte. Aber ich habe ja schon lange aufgehört, mich über das zu wundern, was ich da so zusammenspiele. Am fünften Brett hat Maxi Kling Weiß. Sieht aus wie die verbesserte Steinitz-Verteidigung in Spanisch. An Brett sechs hat es Stefan de Lange als Schwarzer gegen Hager mit einem angetäuschten Franzosen zu tun: 1.e4 e6 2.b3. Wird bestimmt recht positionell, ich tippe jetzt schon mal auf Remis im 119. Zug durch das feine Läufermanöver Lb2-a1!! und patt. - Da an Brett 7 Fozzi (ja, genau, der Fozzi - die lebende Legende! Er spielt wieder!!) Weiß hat, muss ich nicht erst eigens erwähnen, dass die Partie mit 1.f4 begann - upps, tschuldigung. Aber auch Marathonmann Stefan Kiechl an der Acht kann f4, jedoch als Schwarzer halt leider nur im Nachzug, was dann bekanntlich Holländisch heißt. Und das, nachdem er mit 1.d4 e6 erst eine andere Richtung antäuscht, bevor er auf des Gegners 2.c4-Aufschlag knallhart mit 2...f5 retourniert. Damit ist der Gegner ganz bestimmt auspräpariert, wie wir Profis von den unteren Ligen das nennen, und der volle Punkt praktisch schon im Sack. Aufgewühlt schlurfe ich zurück an mein Brett, wo schon ein paar Beruhigungs-Gummibärchen auf mich warten.

18:40 Uhr
Brett 1: Bei Andi noch nix geschlagen, keine Feindberührung.
Brett 2: Johannes spielt jetzt gegen den weißen d4-Isolani. Ein Evergreen sozusagen. Oder in den Worten von Kaiser Franz Beckenbauer: "It's a Klassiker!"
Brett 3: Tommi hat das Läuferpaar aufgegeben. Wofür? Muss das so? Der Läufer ist doch der wo schräg zieht, gell? Hach, wenn ich doch mehr von diesem komischen Spiel verstünde!
Brett 4: Naja, ein bissel was weiß ich immerhin auch. Nämlich dass in meinem Cambridge-Springs-Dings nach 6...Da5 die Neuerung 7.a3? meines Gegners in unteren Klassen schon oft versucht und ebenso oft widerlegt wurde. Autopilot an und schwupps, schon hab ich nach 10 Zügen einen gesunden Mehr-Freibauern auf der a-Linie. Hier zitieren wir mal einen frühen Boris Becker: "Na, das ist ja einfach!"
Brett 5: Bei Maxi, ihr wisst schon, der Steinitz-Spanier, sind mittlerweile die weißfeldrigen Läufer abgetauscht, und Schwarz expandiert am Damenflügel.
Brett 6: Stefan de Lange und sein Gegner haben ein Springerpaar abgetauscht, beschränken sich aber sonst jeder auf drei Reihen. Die vierte und fünfte Reihe scheint komplett aus verminten Feldern zu bestehen, jedenfalls will die keiner betreten oder besetzen. Anti-Kontakt-Schach. Vielleicht auch Schattenboxen. Mutet jedenfalls so aus der Ferne beim Vorbeischlendern seltsam an.
Brett 7: Und Fozzibär hat nach 10 Zügen eine Stellung, die ich nicht verstehe. Aber das könnte man eigentlich von ca. 95 Prozent aller Schachstellungen sagen. Also, das muss uns nicht beunruhigen, und tut es auch nicht. Wissenden Gesichtsausdruck aufsetzen, nix anmerken lassen, weitergehen.
Brett 8: Stefan "The Dutch" Kiechl in Aktion. Sein Gegner mit Weiß hat nach 12 Zügen etwas mehr vom Zentrum, musste sich dafür aber auf der c-Linie einen vermutlich unbedeutenden Doppelbauern verpassen lassen. Was, wie - wer besser steht? Woher soll ich denn das wissen??

19:00 Uhr
Brett 8: Nochmal zu Stefan Kiechl - gefällt mir richtig gut, dieses holländische Rumgemurkse. Er legt die Partie sehr positionell an, hat das Feld vor dem gegnerischen Doppelbauern jetzt zuverlässig unter Kontrolle, das könnte mal einen schönen Landeplatz für seinen Springer abgeben. Stefan hat die bessere Bauernstruktur, und mit dem Springer gegen den Läufer bei verkeilter Stellung außerdem wohl auch die bessere Leichtfigur. Ich tippe auf leichten bis mäßigen Vorteil für Schwarz (= Stefan).
Brett 2: Hier wird Johannes jetzt von seinem Gegner mit einem Figurenangriff am Königsflügel konfrontiert. Der Angriff ist aber nur was für die Optik, ohne wirklich gefährlich zu sein. Johannes schubst seinen Le7 nach f6, das reicht schon, um den Pseudo-Angriff zu parieren. Wirklich beunruhigt sieht unser Mann auch nicht gerade aus.

19:07 Uhr
Brett 8: Kleine Unruhe im Spielsaal, nachdem Stefans Gegner die Damen abtauscht und gleichzeitig Remis anbietet. Es steht 0:0, Stefan guckt kurz in die anderen Bretter und informiert Teamcaptain Tommi Städele. Der überlässt die Entscheidung Stefan selbst.

19:10 Uhr
Brett 8: Stefan nimmt das Remisangebot an. Ich hielt seine Stellung für etwas angenehmer und hätte tendenziell eher weitergespielt. Andererseits ist der Gegner DWZ-stärker, und mit Schwarz ist Remis doch ein gutes Ergebnis! Es steht also 0,5 : 0,5.
Brett 7: Fozzi hat dankenswerterweise so gespielt, dass inzwischen sogar ich die Stellung kapiere. Er expandiert und hat sowohl schönen Raumvorteil als auch Entwicklungsvorsprung. Schwungvoll vorgetragen, das Ganze. Chapeau!

19:20 Uhr
Brett 7: Jetzt hat Fozzi auf d6 einen gedeckten Monsterspringer eingepflanzt und drückt am Damenflügel. Der Jedi-Läufer auf g2 fuchtelt mit seinem Laserschwert bis nach b7 rein, und Darth Vader, äh, die schwarze Dame, wuselt wirr in der Gegend rum...
Brett 4: Bei mir regiert die Einfalt. Nach meinem mühelosen Bauerngewinn ist der Rest leider eine Sache der Technik. "Leider" deshalb, weil ich die Technik ja nicht beherrsche. Und so tausche ich mich stumpfsinnig in Entwicklungs- und Stellungsnachteil rein. Ich ahne schon, wie das wieder endet. Beim Schach hab ich so oft Deja-vu-Erlebnisse, das glaubt mir keiner.
Brett 3: Tommi neben mir an Drei hat jetzt die typische Grand-Prix-Struktur, also den f-Bauern auf der fünften Reihe, gegen das schwarze Bauerndreieck e6-f7-g6.
Brett 6: Beim Schattenboxen zwischen Stefan de Lange und Altmeister Hager noch immer keine Feindberührung. Jeder andere Partieausgang als remis käme hier einer Sensation gleich.
Brett 5: Maxi Kling hat inzwischen 30 min weniger Zeit auf der Uhr als sein Gegner, aber die Stellung scheint mir im Gleichgewicht zu sein.
Brett 1: Bei Andreas am Spitzenbrett weiter eine zähe Partie gegen Forster, hoher Zeitverbrauch von beiden, erst 13 Züge gespielt. Unser Mann hat kurz rochiert, Schwarz dagegen lässt den König aufreizend lange in der Mitte stehen. Kann man das irgendwie bestrafen? Vermutlich knobelt Andreas genau daran herum.
Brett 2: Johannes hat den flapsig vorgetragenen weißen Königsflügelangriff lässig abgewehrt, steht nach meinem Eindruck positionell eine Spur besser, aber insgesamt ist hier nicht viel los.

19:30 Uhr
Brett 3: Tommi Städele lässt gerade seinen Grand-Prix-Bauern f5xg6 nehmen. Schlägt der Gegner mit fxg6 oder hxg6 zurück? Tommis Dame wartet jedenfalls schon auf e1, um nach bekanntem Strickmuster bald auf h4 aufzutauchen.
Brett 2: Johannes hat die Möglichkeit, das Läuferpaar des Gegners zu skalp.., äh, halbieren und rechnet wohl gerade genau daran herum.
Brett 4: Bei mir wirds langsam übersichtlicher, immer noch 6 gegen 5 Bauern. Ich mach mir mehr Notizen über die anderen Partien, als in meine eigene reinzuschauen. Offenbar bin ich der Meinung, dass sich die Stellung schon irgendwie von selber gewinnen wird. Mein Gegner schaut aber so komisch, als hätte er da andere Pläne.

19:40 Uhr
Brett 5: Maxis Gegner hat einen rückständigen Bauern auf d6, das Feld d5 ist fest in Maxis Hand. Da drücken wir doch mal den Like-Button.
Brett 3: Auch links von mir gibts was Neues. Tommis Gegner hat sich für fxg6 entschieden. Also offene f-Linie für beide.

19:45 Uhr
Brett 5 stellt nach 20 Zügen auf Vorschlag von Schwarz alle Kampfhandlungen ein. Remis. Auch hier sah ich eigentlich (mindestens) leichte Vorteile für unseren Mann. Zwischenstand damit jetzt 1:1.
Brett 4: Mein Gegner hat soeben stark 20.Se5 gespielt. Langsam muss ich aufpassen, dass ich nicht in einen unkalkulierbaren Königsangriff reinlaufe. Am Damenflügel habe ich eine gewonnene Position, aber was nützt das, wenn der Königsflügel die Grätsche macht?

19:55 Uhr
Brett 2: Der Gegner von Johannes konnte mit dxe5 inzwischen seinen Isolani beseitigen, aber Schwarz hat nun das Läuferpaar. - Und während ich stillfein die Partie beobachte, beweise ich so ganz nebenbei Plancks Quantenphysik, denn allein durch mein Beobachten bewirke ich eine Veränderung der Realität, nämlich dass Weiß nun sofort Remis anbietet. Schrödingers halbtote Katze, da ist sie, und überlegt Sekundenbruchteile an dem Remisangebot rum! Ist die Partie nun schon remis, oder wird es doch noch weiter gehen? Schnell wegschauen könnte noch helfen, aber nein! Da hat Johannes das Remis akzeptiert. Ich hab schon wieder durch mein zu langes Hinschauen die Wirklichkeit beeinflusst. Scheiß Quantenphysik! Jetzt stehts doch tatsächlich 1,5 : 1,5... Wer soll denn hier heute noch ein Siegtor schießen, wo der FCA heut zuhause auch schon 0:2 verloren hat. Ein Omen?

20:10 Uhr
Brett 6: Wie haben es die Kerls da nur geschafft, in einer so berührungsarmen Stellung drei Leichtfigurenpaare und je einen Bauern zu tauschen? Noch immer siehts auf dem Brett so aus, als würden zwei befreundete Heere mit einem Wassergraben dazwischen nebeneinander her exerzieren.
Brett 1: Nach 19 Zügen lungert der schwarze Gummikönig noch immer in der Mitte rum. Och Manno! - Andreas versucht daher folgerichtig, die Mitte zu öffnen.

20:20 Uhr
Brett 4: Bei mir wirds allmählich brenzlig. Ich sehe sozusagen die Dampfwalze auf mich zurollen, spiele aber weiter mit meinen Murmeln auf der Straße rum. Soll heißen, mein Gegner bringt gerade alle Kanonen gegen meinen König in Stellung, und ich schiebe am anderen Flügel die Bäuerlein vor. Und das, obwohl mir mein Lenor-Gewissen sagt, dass diese Art der Reaktion hier bestimmt etwas, nun ja, subadäquat ist.
Brett 3: Tommi neben mir hat inzwischen eine Art Königsangriff ans Laufen gebracht.

20:30 Uhr
Zweieinhalb Stunden sind jetzt gespielt, Zwischenstand immer noch 1,5 : 1,5.
Brett 7: Fozzi hat den schwarzen b7-Bauern erobert und steht jetzt total überlegen. Das muss ein ganzer Punkt werden.
Brett 1: Weiterhin hoher Zeitverbrauch am Spitzenbrett. Das Zentrum wurde doch noch nicht geöffnet. Für mich irgendwie alles nebulöses Geisterschach, zumindest vom schnellen Mal-eben-kurz-Reinschauen habe ich keine Ahnung, worum es hier überhaupt geht. Aber deshalb spiele ich ja auch nicht vorne auf der Eins.

20:40 Uhr
Brett 3: Bei Tommi weiß ich im Moment nicht mehr so recht, wer da wirklich besser steht. Und vor allem, wer hier eigentlich wen angreift. Denn Schwarz hat jetzt die Schwerfiguren in der offenen f-Linie verdoppelt. Tommi muss aufpassen. Oder genauer gesagt, beide müssen in dieser Stellung höllisch aufpassen. Das ist so ne typische Stellung von der Machart "Der erste Fehltritt verliert sofort die Partie".
Brett 4: Ich kriege allmählich echt Angst, dass ich es mal wieder versemmle. Weiß hat drohend seinen f-Bauern bis nach f5 vorgeschoben und rückt mir gefährlich auf den Pelz. Die am Damenflügel positionell gewonnene Stellung kann ich ruhigen Gewissens in die Tonne treten, wenn mein König jetzt in wenigen Zügen hopps gehen sollte. Aber mein Gegner schaut laaange rein, seine Uhr läuft runter und runter und wird sicher gleich den Erdmittelpunkt erreicht haben...

20:47 Uhr
Brett 3: In Tommis Partie neben mir ist es jetzt ein Hauen und Stechen. Jeder will dem anderen an die Gurgel.

20:55 Uhr
Brett 1: Hier wurden inzwischen die Damen getauscht. Müsste wegen des in der Mitte befindlichen schwarzen Königs wohl tendenziell wünschenwerter für Schwarz gewesen sein. Ähm. Nur damit ich halt überhaupt irgendwas schreibe.
Brett 7: Michael hat auf der offenen d-Linie nun verdoppelte Türme aufgefahren.

21:15 Uhr
Brett 4: Bei mir kam es, wie es kommen musste. Der Gegner hat meine Königsstellung zertrümmert, weil ich zu lange tatenlos zugesehen habe. Mit Mühe und Not kann ich das sofortige Matt verhindern, aber jetzt habe ich statt eines gesunden Mehrbauern eine glatte Minusqualle. Allerdings ist noch nicht alles verloren, denn auf der a-Linie habe ich einen vorgeschobenen Freibauern. Und mein Gegner rennt in die Zeitnot. 31 Züge gespielt, und er hat weniger als 8 Minuten Rest, ich dagegen noch 41. Wenn mein König stirbt, dann wenigstens mit einem hübschen Zeitpolster auf der Uhr. Das kann ich ihm dann ja mit in die Schachtel reinlegen, zum Einkuscheln.
Brett 3: Tommi hat in dem rasiermesserscharfen Mittelspiel irgendwie einen Bauern erbeutet. Aber das Brett brennt noch, überall blitzen die Messer.
Brett 4: ...und jetzt ballert mein Gegner unter dem Eindruck seiner entschwindenden Bedenkzeit einen Turm in die Ruinen meiner Königsstellung, erzwingt damit Dauerschach mit seiner Dame und lässt mich letzten Endes ratlos mit der Frage zurück, ob das nun Glück für mich war oder Pech. Jedenfalls ist damit die vierte Punkteteilung perfekt - es steht 2:2.

21:25 Uhr
Brett 3: Plötzlich ein kleiner Tumult - Tommi gewinnt! Im Rasiermesserduell hat erst Tommi einen dicken Patzer fabriziert, den der Gegner sofort mit einem noch dickeren Lapsus konterte. Kreisliga at its best! Das Matt in zwei ließ sich Tommi dann nicht entgehen. Das ist der Führungstreffer zum 3:2 für uns - yeah!
Brett 7: Fozzi und der in Ehren ergraute alte Kämpe Peter Miller haben hier unterdessen ins Endspiel abgewickelt. Unser Mann mit S+4B gegen L+3B bei Schwarz. Sollte mit der richtigen Technik nun einigermaßen holperfrei zu gewinnen sein.
Brett 1: Am Spitzenbrett haben Sie mittlerweile eine Stellung, die man entweder als spätes Mittelspiel oder wahlweise als frühes Endspiel bezeichnen könnte: 2T+L gegen 2T+S, bei beiderseits 6 Bauern. Wobei Andreas den Läufer hat. Aber wie gesagt, bitte bitte fragt mich keiner, wer hier besser steht. Vielleicht gilt hier einfach, was Hundebesitzer immer so gerne sagen: "Die wollen nur spielen!"
Brett 6: Bei Stefan de Lange steht inzwischen ein Schwerfigurenendspiel auf dem Brett, DTT:DTT bei je 7 Bauern. Beide Könige gut geschützt. Ich würde sagen, remisträchtig. Wenn überhaupt, könnte wohl eher Weiß noch den schwarzen König bloßlegen als umgekehrt. Also vielleicht leichte bis mikroskopische Vorteile für den Gegner.

21:32 Uhr
Brett 7: Fozzi gewinnt! Das ist das 4:2! Die Gratulanten stürmen herbei, herzen den siegreichen Matador, eine spontane Konfettiparade wird improvisiert, man hebt den Helden auf Schultern empor und trägt ihn durch die Straßen Friedbergs, welche von taumelnden, siegtrunkenen Kriegshaber-Fans gesäumt sind, und ja, KRIEGSHABER IST WELTMEISTER! - Ähm, also tschuldigung, es gehen mir beim Schreiben glatt manchmal die Gäule durch. Da ist es gut, dass mir Altmeister Miller in den Block diktiert, was ich bitteschön wirklich schreiben möge: "Lothar, schreib einfach rein: Miller scheitert nach heldenhaftem Kampf an seiner Endspielschwäche." Wunsch hiermit erfüllt. Wobei nachzutragen wäre, dass es auch Spieler geben soll, die es gar nicht mal bis ins Endspiel schaffen. Mich zum Beispiel.

21:41 Uhr
Brett 1: Das ist jetzt zu einem Doppelturmendspiel mit je 6 Bauern, äh, vereinfacht - darf man das hier so sagen?
Brett 6: Hä? Wasn hier plötzlich los?? Stefan de Lange hat plötzlich zwei Mehrbauern (7 gegen 5). Und irgendwie hat Sfr. Hager es geschafft, einen seiner Türme so auf a1 einzuparken, dass der mindestens noch ein paar Züge lang Zuschauer bleibt und Weiß quasi mit einem Turm weniger spielt. Das sollte jetzt aber einen vollen Zähler für Schwarz bringen. Ich weiß natürlich, dass ich dann einen Besen fressen muss, aber sei's drum.

21:45 Uhr
Brett 6: Noch ein Turmpaar getauscht, so dass bei Weiß nur noch der eingesperrte auf a1 übrig blieb. Überhaupt steht bei Weiß jetzt alles auf der Grundreihe, Stefan dL mit Schwarz klar auf Gewinn. Moment mal, mit 33...Dd4 kann er doch jetzt zugleich Dd2# und DxTa1 drohen! Wäre das nicht der Ausmacher? - Bange Minuten des Wartens folgen...

21:48 Uhr
Yeah, Stefan findet es, zieht Dd4! Und sofort reicht ihm der Gegner die Hand zum Zeichen der Aufgabe rüber. Das ist der Mannschaftssieg, wir führen 5:2! Go, Kriegshaber, go go go!

21:55 Uhr
Jetzt wird nur noch an Brett 1 gespielt. Es ist jetzt abzusehen, dass Andreas im Doppelturmendspiel einen Bauern auf der f-Linie verlieren wird.

21:57 Uhr
Der Bauer ist tatsächlich weg, dazu noch ein Turmpaar getauscht. Es gibt ja das Bonmot, dass Turmendspiele immer remis seien, aber hier liegt die Sache etwas anders. Da nicht alle Bauern am selben Flügel stehen, ist die Verteidigung stark erschwert.

22:25 Uhr
Andreas leistete noch eine eine ganze Weile Widerstand, konnte aber das Turmendspiel mit dem Minusbauern nicht mehr halten. Schade, denn nach der Partie bekam ich mit, wie beide Spieler die Einschätzung teilten, dass Weiß über weite Strecken der Partie etwas besser gestanden haben soll.

Damit endet der Kampf 5:3 zu unseren Gunsten und wir haben 2:2 Zähler auf dem Mannschaftspunktekonto. Sag ich doch - die Dritte ist einfach unabsteigbar!



Autor dieser Meldung:Lothar Weimer
Zuletzt geändert von: Stefan Schneider (am 23.10.2015)
Aufrufe:Dieser Artikel wurde bisher 341 Mal gelesen.


Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Michael schrieb am 21.10.2015 gegen 10:34 Uhr Wow, welch epischer Bericht.
Stefan K. schrieb am 21.10.2015 gegen 21:08 Uhr Hallo Lothar, danke für den Bericht - nicht die Mannschaftskämpfe sind das Highlight, sondern die Berichte danach!!
Lothar schrieb am 21.10.2015 gegen 21:48 Uhr Genau, Stefan. Ich spiel ja selber auch nur immer mit, um dann in den Berichten später nachzulesen, was ich da eigentlich gemacht habe.
Wolfgang M. schrieb am 23.10.2015 gegen 15:55 Uhr ...ein Hammerbericht! Das der LW noch Zeit zum Spielen hatte ist schon erstaunlich!
Lothar schrieb am 23.10.2015 gegen 17:30 Uhr Ooch, naja... Immer wenn ich zufällig gerade mal wieder an meinem eigenen Brett vorbeikam, hab ich halt schnell irgendwas gezogen. Das Ergebnis war ja auch entsprechend.


Der vorliegende Bericht ist älter als ein Jahr und kann daher nicht mehr mit Kommentaren versehen werden!
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