Wir müssen noch das Ergebnis der Dopingproben abwarten, und das Resultat des Abends muss auch noch verdaut werden. Diesmal trat der Gegner komplett an und - mit einer Ausnahme - saßen wir einer Mannschaft mit einem Schnitt von ca. 1450 gegenüber. Mannschatfsführer Herbert hatte sich krankheitsbedingt abgemeldet (gute Besserung!), Werner hatte Dienst, Paul war absent und Theo hatte Besuch.
Auch bei der Ersatzbank war es kein Zuckerschlecken, die volle Mannschaft zusammenzubekommen, aber wir haben ja unsere Jugend; Ricardo und Sebastian hatten frühzeitig zugesagt und als dann auch noch Ralf seinen Dienstplan tauschen konnte, hatte ich eine vollständige Mannschaft. Yippeee!
Am Brett 8 gings sowas von ab! Sebastian nutzte die Vorbereitung von Michael vom Vorabend und setzte das Gelernte gleich mal in die Praxis um. Das ging aber zackzack. Nach 11 Zügen hatte Sebastian eine Mehrqualität, nach dreißig Zügen noch einen zusätzlichen Mehrbauern im Endspiel - allerdings noch mit beiderseitigen Damen, was zu endlosen Dauerschachs führte. Nach einer knappen Stunde reichte das Partieformular nicht mehr aus, nach einer weiteren halben Stunde setzte Sebastian seinen Gegner matt. 1 : 0
Bei mir war das Zentrum ziemlich mit Bauern vollgestellt, also musste man drumherum spielen. Bei mir war der schwarzfeldrige Läufer etwas eingeparkt (war aber wichtig für die Verteidigung, dafür spielte Lars ohne weißfeldrigen Läufer und Damenturm, die eingeparkt blieben. Lars ging jetzt auf Königsangriff, ich tendierte eher zu Figurenfang am Damenflügel. Bauerntausch und schon konnte ich eine glette Mehrfigur mitnehmen. Jetzt kamen die letzten verzweiflungsangriffe, die aber nur meine Stellung verbesserten. Das wollte sich mein Gegner nicht länger anschauen und gab auf. 2 : 0
Ricardo an Brett 7 kam sehr gut aus der Eröffnung, stand viel aktiver. Dann passierte ihm etwas, was er leider auch schon vergangene Saison erlebt hatte: Erst stellte er eine Figur ein, danach verschlechterte er seine Stellung zunehmend, bis er dann so chancenlos war, dass er leider nichts mehr gewinnen konnte und er aufgab. 2 : 1
Im Anschluss war dann normales Spielgeschehen; kurzer Blick in die Runde: Moritz hatte einen Mehrbauern im Turmendspiel, schaut gut aus. Michael hatte einen Mehrbauern im D/T/S-Endspiel, sah ziemlich remiselig aus. Daneben hatte Elmar eine komplizierte Stellung, keine Ahnung, wie es da ausgehen würde. Königsflügel beide kompakt, am Damenflügel die große Verwirrung. David hatte aus einer d4-d5 Eröffnung bei eigener unrochierter Königsstellung einen Angriff bekommen, den man normal eher beim klassischen Angriff auf den Drachen sieht. Würde ich mal als potentiellen Punkt verbuchen. Bei Ralf gings hin und her, erst ganz hoffnungsvoll, dann meiner Meinung nach auf Bruch, dann wieder Qualigewinn. Schwierig, Wir hoffen auf ein Remis.
Immer noch 2 : 1.
Auf einmal geht es ganz schnell. An Brett 3 und 4 stellen die Kissinger Spieler jeweils einzügig eine Figur ein.
Brett 4: Bei Elmar geht es ganz einfach: Dr. Hastenpflug möchte verhindern, dass Elmar mit seinem Springer in die Weiße Stellung eindringt und die Türme lahmlegt, deckt also das Springerfeld mit dem Fianchetto-Läufer...
... und läuft in eine Gabel mit Schach und Turmgewinn. Sofortige Aufgabe von Weiß bedeutet 3 : 1
Michael rechnet sicherheitshalber nochmals durch ob kein Unheil droht. Der schwarze Springer kann nicht wegziehen, sonst ist der Turm auf der Grundlinie weg, die Dame ist bedroht , der schwarze Springer mehrfach angegriffen. Michael gewinnt jetzt zwingend diesen Springer, zuvor wurden noch die Damen getauscht. Mehrfigur und Mehrbauer, das braucht man sich nicht mehr anschauen. 4 : 1
Irgendwie ist bei David an Brett 5 die schöne Angriffsstellung nicht durchgeschlagen, irgendwie konnte sich der Kissinger rauswurschteln und jetzt steht David mit seinem unrochierten König eher nicht so doll. Aber, wenn Du meinst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her: Gerade als es aussieht, als hätte der Schwarz seine Stellung konsolidiert, stellt er seinen König so, dass David mit einem Schach (und Bauernschlag) einen Turm gewinnt. Das spielt man nur als Masochist weiter. 5 : 1
Den Sieg hätten wir jetzt schon mal. Ralf kann bis auf jeweils einen Turm alle Figuren abtauschen und seinen Wenigerbauern zurückholen. T + 5 Bauern, sieht sehr remiselig aus. Ist remis. 5,5 : 1,5
Mit einem Remis an Brett 2 hätten wir das Steppacher Ergebnis wiederholt. Moritz erkundigt sich nach dem aktuellen Stand, fragt ob er Remis machen soll. Das entscheidet der Spieler, Spaß haben ist die Vorgabe.
Moritz will Spaß haben, spielt weiter. Doppelturmendspiel, 5 gegen 4 Bauern, davon ist ein Bauer bei Moritz ein Freibauer, der bereits auf die 6 Reihe vorgerückt ist. Der Gegner räumt am Königsflügel die schwarzen Bauern ab, aber der Freibauer wird jetzt verdammt schnell. Ein kleiner Trick klappt nicht, Moritz kann den gegnerischen König abdrängen, jetzt steht der Bauer einen Zug vor der Umwandlung, das Umwandlungsfeld ist vom Turm gedeckt. Jetzt muss Weiß seinen Turm geben um den Freibauern zu tauschen und die weißen Bauern sind nicht so weit dass sie nicht vom Turm aufgehalten werden könnten. Moritz bekommt den ganzen Konkt und wir haben mit 6,5 : 1,5 gewonnen.
Gesagt ist gesagt: "Schau Dir mal Endspiele an, das brauchst du!" (Christoph einen Tag vorher zu Moritz).