Mit einem gewissen Respekt waren wir in die Vorbereitung der Partie gegen die bislang ungeschlagenen Lechhauser gegangen, die mit einer sehr ausgeglichen besetzten Mannschaft ihre bisherigen Begegnungen klar dominiert hatten. Deswegen hatte schon 3 Wochen vor dem Spieltermin mit der Organisation der Mannschaft angefangen, damit wir auch auf alle Fälle eine wettbewerbsfähige Mannschaft an den Start bekommen.

Spielbeginn ist pünktlich um 18 Uhr, bei beiden Mannschaften fehlt noch jeweils ein Spieler (bei uns Michael, bei Lechhausen Geier). Michael hat irgendwie die Zeit übersehen, aber er hat ja keinen langen Weg.

Nach weniger als einer Stunde sind die beiden ersten Partien auch schon wieder zu ende:

An Brett 7 spielt David gegen einen physisch gehandicapten Gegner und der ist so mit seinem Gipsarm und dem ungewohnten Schreiben mit der linken Hand beschäftigt, dass ihm die ganze Stellung und die Partie abhanden kommt.

Etwas ganz Wildes passiert am Brett 2: Michael hat ganz normal die Eröffnung absolviert, sein Gegner schlägt auf g2 in die unrochierte Königsstellung und bedroht Turm h1 und Springer f3. Etwas überraschend gibt hier Michael auf; mit Ke2 wäre alles gedeckt gewesen, Schwarz hätte sich jetzt sogar ernsthaft Gedanken machen müssen, wie er jetzt seine Dame retten und außerdem noch das einschlagen auf g2 mit schlimmer Stellung verhindern möchte. Naja, kann passieren.

An Brett 8 hat Matthias bereits eine Mehrfigur und eine Mehrstellung, da brennt nichts mehr an. Auch bei Elmar sieht es zunehmend immer besser für uns aus, dafür hat Herbert zwei Wenigerbauern im Turm-/Bauern-Endspiel, das schaut nicht gut aus. Bei mir ist nach heterogenen Rochaden eine vogelwilde Stellung auf dem Brett, meine groß-rochierte Königsstellung steht etwas mehr unter Druck als der weiße Königsflügel. Bei Paul sieht es ausgeglichen mit leichten Vorteilen für Paul aus. Christian tauscht zunehmend alle Figuren, bietet dann remis, was der Mannschaftsführer von Lechhausen seinem Spieler verbietet, denn

an Brett 8 macht Matthias jetzt den Sack zu und wandelt seinen inzwischen eindeutigen Materialvorteil in einen ganzen Zähler um. zwei Mehrfiguren und gefühlte 6 Mehrbauern machen nicht wirklich Spaß für den mit dem Wenigermaterial.

Elmar steht an Brett 6 inzwischen drückend überlegen auf Angriff, die Möglichkeiten, Material einzustellen hat er ausgelassen und ganz trocken verwandelt er nun seinen ganzen Punkt.

Drei zu eins für uns, nicht schlecht.
An Brett 5 hat Christian alle Figuren getauscht, es bleibt ein Endspiel mit jeweils 6 Bauern; Christian hat am Damenflügel vier gegen drei, am Königsflügel zwei gegen drei Bauern, aber (meine Einschätzung) positionell Vorteile. Wir haben es hinterher nicht völlig ausanalysiert, aber es sah meist recht gut aus. Schade, dass Christian nach einem etwas passiven Einstiegszug in das Endspiel mit der Punkteteilung zufrieden war. Das war ein klasse Endspiel zum Züge zählen.

Huch, was war denn da los? An Brett 4 hat Herbert einen Bauern zurückgeholt, hat jetzt nur noch einen Wenigerbauern und kann das dann tatsächlich ins remis abwickeln.

So, jetzt steht es 4 : 2 für uns und die beiden letzten Partien schauen nicht schlecht aus. Paul steht vorteilhaft, bei mir hat Valentin den Damenflügel mit Bauern zugeschoben, da geht null komma gar nix mehr. Und am Königsflügel da greift nur einer an, nämlich ich. Außerdem habe ich den weißfeldrigen (aktiven) Läufer und die gegnerische Bauernkette am Damenflügel steht auf weißen Feldern. Ich kann auf f2 einschlagen und den Bauern gewinnen, den ich dann auch sofort wieder einstelle.
also: es tauschen sich jetzt alle Figuren und wir landen im Bauern-Endspiel. Jetzt muss ich mal lange rechnen und Züge zählen: wenn ich passiv spiele, haben ich ein sicheres Remis (und dann haben wir gewonnen). Aber vielleicht geht auch a bisserl mehr. Beim Turmabtausch hat mein Gegner suboptimal fortgesetzt, in einer anderen Variante wäre nicht mehr als remis rausgekommen. So kann ich aber mit dem König zur Bauernkette eilen und ein Tempo vor Weiß einen Bauern zur Dame verwandeln. Danach kommt Damentausch und die Partie ist gewonnen.

Jetzt kann Paul an Brett 3 ganz entspannt aufspielen. Er lehnt ein Remisangebot ab, denn es schaut schon sehr gut aus für ihn. Dann verliert er leider den Faden und setzt zu passiv fort. Nach Bauernverlust hat der Gegner auf einmal einen Freibauern und jetzt schaut es gar nicht mehr gut für uns aus. Ein Wenigerbauer, noch dazu ein gedeckter Freibauer, das ist nicht gut. Es dauert dann noch einige Züge, aber gegen die Niederlage stemmt sich Paul vergebens. Schade.

Insgesamt freuen wir uns aber über einen 5 : 3 Sieg gegen den bisher ungeschlagenen Spitzenreiter. Ich gehe aber davon aus, dass wir auch nach dieser Runde über Tabellenplatz 4 nicht rauskommen werden. Schon in drei Wochen müsse wir dann gegen Rochade gegen das nächste Spitzenteam der Liga ran!