Erste Mannschaft: Klassenerhalt trotz Niederlage fast geschafft

 

Abstiegskampf ist immer dramatisch. Man lässt dort Punkte liegen, wo es vermeintlich leichter wäre, sie zu holen und muss dann gegen starke Mannschaften umso härter kämpfen. 4 : 10 Mannschaftspunkte sind schon eine Hypothek, die wir mitschleppen – dann muss man eben gegen Gröbenzell punkten. Nichts ist unmöglich!

 

Gröbenzell trat gewohnt stark und kompakt an. Auf dem Papier ist da wenig zu holen, aber wenn wir gegen Deggendorf nur knapp verlieren – und die traten mit Groß- und Internationalen Meistern an. Nun denn, lasst es uns probieren.

 

Alle Partien begannen relativ normal bis auf Thomas' Begegnung mit Bernd Hoy. Es kam eine absolute Chaosstellung auf's Brett. Thomas hätte früh in der Eröffnung seinen Gegner austreten können (sagt der Computer, aber Mensch sieht da zu wenig). Man sieht selten den gegnerischen König zu Fuß durch das Zentrum auf der dritten Reihe bis nach b1 laufen – wohl wissend, dass der weiße dafür auch noch einen Bauern geopfert hat. Die Partie war vogelwild. Und wie so oft bei solchen Partien geht das alles dann remis aus. Hier wurde aber bis ins Endspiel mit Dame gegen Turm und Läufer gebissen und gekämpft.

 

Michael zeigte die gewohnt sichere Partieanlage, nur dass diesmal die Partie wirklich in völlig seichten Gewässern mündete und folglich auch remis ausging.

 

Andis Partie habe ich fast nicht gesehen. Er meinte, sein Gegner hätte zu früh remis angeboten, da er durchaus noch auf Sieg spielen hätte können (hätte, hätte, Fahrradkette oder so ähnlich). Aber gut für uns, besser einen halben als keinen Zähler.

 

Ich selbst war auch sehr beschäftigt. Mein Gegner, Mario Taggatz, wollte mich zu einem Franzosen überreden, auf den ich aber heute keine Lust hatte. So kam ich über Umwege in eine meiner etwas eigenwilligen Eröffnungen. Mario provozierte mich dann, indem er bewusst in einen drohenden Königsangriff rochierte, damit ich überziehe. So brannte das Brett ab Zug 8. Es war lange Zeit sehr zweischneidig. Nach einem Qualitätsopfer meinerseits, mit dem ich nur das Gegenspiel behindern wollte, um dann doch noch den schwarzen König aus seiner Festung zu holen, gab Mario die Qualle direkt zurück und forcierte ein totremises Bauernendspiel. Statt den letzten Turm zu tauschen haben wir dann direkt remis vereinbart. Der Computer hat meinen Angriff dann tatsächlich widerlegt, aber die Züge waren für einen Menschen extrem schwer zu sehen. Objektiv hatte ich Glück, subjektiv war es eine ausgeglichen aggressive Partie.

 

Reinhold fragte seinen Gegner ebenfalls, ob er mit einem Remis einverstanden wäre – der wollte aber nicht und lehnte ab. Man muss dazu sagen, dass die Eröffnungsvariante sehr remislastig ist, aber vorher oft durch fast aus dem Nichts auftauchende Taktikmotive alles andere als einfach zu spielen ist. Auch hier ging es für den unbedarften Zuschauer dann etwas hin und her. Schließlich bekam Reinhold zwei Springer für einen Turm, stand aber optisch nicht koordiniert. Ich hatte mir ernsthaft Sorgen gemacht, aber auch nur oberflächlich draufgeschaut. Der weitere Verlauf sprach für Reinhold, der schließlich am Ende eine Mehrfigur hatte – nur waren die Bauern fast alle weggetauscht. Am Ende war zu wenig Material übrig und auch hier gab es ein remis.

 

Johannes kam in den Genuss, eine Theorievariante, die er komplett im Kopf hatte, runterspulen zu können. Sein Gegner, der bärenstark spielt und jahrelange Zweitligaerfahrung mitbringt, musste hart arbeiten, viel durchrechnen und die besten Züge ohne Buch im Kopf finden - und fand sie. Das kann dann wiederum auch Frust bringen. Die Stellung wat objektiv dann wohl ausgeglichen, subjektiv war sie aber noch gefährlich für Johannes. Am Ende mündete sie in einem Turmendspiel mit Minusbauern für Johannes, das aber laut Lehrbuch zu halten sein müsste. Es wurde also auch hier bis zum bitteren Ende gekämpft - und Johannes schaffte es, das Remis zu halten. Gut, dass er inzwischen auch Endspieltraining macht.

 

Sechs Remisen – und keines davon geschoben!

 

Leider haben wir aber die beiden anderen Partien verloren. Paul wurde, wenn ich es richtig mitbekommen habe, langsam aber sicher in eine etwas schlechtere Stellung gedrückt und hatte dann die Aufgabe, ein Turmendspiel remis zu halten (mit einem Minusbauer). Die Aufgabe sah schwer aus, mit gewissen Hoffnungen, aber objektiv waren diese nicht wirklich deutlich auszumachen. Leider konnte er es dann auch nicht mehr halten und verlor.

 

Matthias an Brett 8 hatte wiederum die Gefährlichkeit von ungleichfarbigen Läufern unterschätzt. Beide hatten am Ende nur Dame plus Läufer, der Rest war weggetauscht (natürlich noch Bauern, Könige). Franz Scheckenbach, bekannt für sein gutes taktisches Gespür, nutze das Gespann Dame plus Läufer, das wegen der Ungleichfarbigekeit ungebremst war, um Matthias schlicht mattzusetzen. Die Konstellation war so nicht nötig – aber aus Erfahrung lernt man und tauscht etwas anders ab.

 

Trotz unserer 3 : 5 – Niederlage ist der Klassenerhalt jetzt fast(!) in trockenen Tüchern. Die Oberligaabsteiger sind klar, was Nord/Süd angeht, sodass jetzt wirklich nur eine Mannschaft aus der Landesliga Süd absteigt. Freising hat allerings die Rote Laterne abgegeben, da sie gegen Dillingen gewinnen konnten. Sie haben jetzt also auch 4 Mannschaftspunkte wie wir. Auch Garching hat gewonnen und ebenfalls 4 Mannschaftspunkte. Röhrnbach bleibt bei 2 Mannschaftspunkten und ist letzter. Sollten wie aber gegen Tarrasch in der letzten Runde verlieren und Röhrnbach gegen Freising gewinnen, dann wären alle hinteren Mannschaften mannschaftspunktgleich. Also entscheiden die Brettpunkte.

 

Gut, dass wir hier einen deutlichen Vorsprung haben. Eine Beispielrechnung, wie wir noch absteigen können:

 

Röhrnbach gewinnt 4,5 : 3,5 – dann hat Röhrnbach 29,5 Brettpunkte und Freising 30. Wir haben aktuell 29 Brettpunkte. Das heißt, wenn wir gegen Tarrasch 1 : 7 verlieren, haben wir dann den Klassenerhalt geschafft. Bei einem 5 : 3 für Röhrnbach wäre es andersrum (Röhrnbach 30, Freising 29,5). Also wieder würde ein 1 : 7 reichen. Bei einem 5,5 : 2,5 für Röhrnbach würde ein 0,5 : 7,5 reichen und bei einem noch höheren Sieg könnten wir mit 0 : 8 verlieren.

 

Wir müssen(!) also noch einen Brettpunkt holen, um ganz sicher die Klasse zu halten. Und da man schon Pferde vor der Apotheke kotzen sah, müssen wir nochmal richtig ran. Und irgendwie habe ich ein deja vu – denn letztes Jahr war es sehr ähnlich. Auch da hätte eine nicht zu hohe Niederlage gereicht und wir spielten dann gegen Tarrasch in München. Wie auch heuer. Und letztes Jahr haben wir gegen Tarrasch gewonnen. Das geht auch heuer! Auf keien Fall dürfen wir larifari antreten, denn sonst werden wir noch nervös. Sollten aber zwei Remisen irgendwo möglich sein, sollten wie diese annehmen. Wenn wir den ersten Brettpunkt haben, können wir ganz befreit aufspielen.

 

Die Saison müssen wir rasch abhaken. Es lief für ein paar Spieler richtig gut, für andere bisher eher katastrophal. Aber das ist eben Schach. Mal läuft alles, man ist im „Flow“, mal geht irgendwie gar nichts zusammen. Wichtig ist und war, dass wir nicht in Panik gerieten und auch gegen Gröbenzell gut und zäh gekämpft haben. Am Ende geht es um jeden Brettpunkt (was ich gegen Rottal schon anmerkte, als ich Michael zum Weiterspielen animierte und er statt remis dann den ganzen Brettpunkt holte).

 

Ach ja, das berühmte Ligaorakel gibt uns eine 0,1%-Chance auf den letzten Platz (was Abstieg bedeuten würde). Allerdings werden wir mit 38% Wahrscheinlichkeit vorletzter. Da wir gegen Tarrasch gewinnen werden (was sonst), ist das alles aber nur Rechenspielerei. Aber es sollte uns zu denken geben. Also: noch ein bisserl mehr trainieren, noch geschlossener als Team antreten und wir packen es auch nächstes Jahr. Und irgendwann beginnen wir die Aktion „Wiederaufstieg“. Im Moment ist das aber so weit entfernt, wie der Traum der 60er, irgendwann wieder erstklassig zu sein. Obwohl – nein, so hoffnungslos ist es bei uns nicht :-).

 

Hier die Statistik:

 

SK Kriegshaber 1DWZELO-SC Gröbenzell 1DWZELO3 - 5
11Schnelzer, Reinhold, Dr.22002193-1Schuster, Karsten22542291½ - ½
23Hahn, Christoph, Dr.20832133-2Taggatz, Mario21932174½ - ½
34Bintakies, Michael21332166-3Kempter, Ronald21662233½ - ½
45Stör, Andreas21432185-4Rohrmüller, Ulrich21682216½ - ½
57Reis, Thomas21522193-6Hoy, Bernd22422259½ - ½
68Demel, Paul21372176-7Grawe, Christian219322310 - 1
79Mitterwald, Johannes20202096-8Pieper, Thomas, Dr.21762204½ - ½
810Reimann, Matthias18891962-9Scheckenbach, Franz207021260 - 1
Schnitt:20942138-Schnitt:21822216 

 

 

Mannschaft 12345678910 MPktBPkt
1.SV Deggendorf 1**566 5516 - 041,5 - 22,5
2.SC Gröbenzell 13** 555614 - 237,5 - 26,5
3.TSV Haunstetten 12 **12 - 434,5 - 29,5
4.SC Tarrasch 45 München 12**55 10 - 635,5 - 28,5
5.SC Dillingen 1 33**439 - 732,0 - 32,0
6.SC Rottal 1334** 35 - 1130,0 - 34,0
7.SK Kriegshaber 13 **54 - 1229,0 - 35,0
8.SC Garching 1980 23 **654 - 1228,5 - 35,5
9.SK Freising 135532** 4 - 1226,5 - 37,5
10.SV Röhrnbach 123 **2 - 1425,0 - 39,0

 

 

 

 


 

 



Autor dieser Meldung:Christoph, Dr. Hahn
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