Wir konnten beruhigt den Mannschaftskampf gegen Tarrasch München antreten. Ein Brettpunkt und der Abstieg ist abgewehrt. Und es müsste ja mit dem Teufel zugehen, wenn wir 0 : 8 untergehen würden. Zudem hatten wir letztes Jahr gegen Tarrasch gewonnen, warum also auch nicht heuer?

Tarrasch trat sportlich fair gut besetzt an, obwohl es für sie um die goldene Tomate ging. Unsere Marschrichtung war, den einen Brettpunkt (z. B. über zwei Remisen) abzuholen und dann nach Lust und Laune weiterzuspielen.

Den ersten halben Punkt holte Robert, wobei ich nicht allzuviel von der Partie gesehen hatte. Ich war mit der meinen beschäftigt. Den Klassenerhalt sicherte dann Reinhold, der gegen ukrainischen Großmeister Maksimenko antreten durfte. Maksimenko hat in der Saison (und auch letztes Jahr) jede Partie bis zum Ende ausgekämpft. Hier verflachte die Stellung aber aus der Eröffnung heraus, sodass schließlich wohl nichts mehr zum Kämpfen übrig blieb (ich habe auch das dann nicht mehr gesehen). Starke Leistung von Reinhold!

Paul stand zwischendurch sowas von gut, dass ich dachte, er würde die etwas verkorkste Saison mit einem Sieg beenden. Leider schaffte es sein Gegner irgendwie, zu überleben, sodass auch hier ein Remis das gütliche Ende war.

Andi hatte seine Partie aus der Eröffnung heraus sehr gut im Griff. Plötzlich sah ich, dass er eine Mehrqualität besaß und ganz gemütlich auf Gewinn spielen konnte. Der ganze Punkt kam dann auch alsbald.

Matthias hatte einen Zentrumsbauern seiner Gegnerin sehr weit nach vorne gelockt, sodass dieser dann richtig schwach war. Auch hier war es ein Spiel auf nur zwei Ergebnisse, das dann optima für uns ausfiel.

Michael hatte sich mit den schwarzen Steinen gegen den DWZ-mäßig deutlich überlegenen Gegner einen kleinen Vorteil herausgespielt, der dann immer deutlicher wurde. Leider hat es hier nicht für den ganzen Punkt gereicht. So holte Michael den vierten Brettpunkt und für uns somit einen weiteren Mannschaftspunkt, der uns von den hintersten Plätzen deutlich absetzte.

Meine eigene Partie lief durchwachsen. Ich verlor leider recht früh den Faden und patzte dann positionell etwas herum und schmiss eine an und für sich gute Stellung einfach weg. Das Endspiel war nicht mehr zu halten und ich gab den Punkt ab.

Sebastian kämpfte von uns am längsten. Lange Zeit sah es sehr offen aus. Schließlich gab Sebastian eine kleine Qualität für Aktivität. Letztere schwand dann sodass er den undankbaren Job hatte, mit einem Turm gegen zwei Leichtfiguren kämpfen zu müssen. Leider hat es nicht mehr zum Remis gereicht.

Es war mehr drin für uns, aber ein Remis gegen Tarrasch, die heuer eine gute Saison gespielt hatten, war ein Achtungserfolg und hat uns sicher auf dem siebten Platz die Saison beenden lassen.

Als Gesamtfazit der Saison kann man vielleicht ziehen, dass wir heuer irgendwie beides hatten: Glück und Pech. Pech deshalb, weil wir ein paar Kämpfe völlig unnötig weggeworfen haben. Glück aber auch deshalb, weil wir gegen Garching – trotz deutlichen Ergebnisses – durchaus hätten verlieren können.

Die Bilanzen:

Reinhold holte an Brett 1 solide 2,5 Punkte aus sechs Partien, was einer Leistung von 2250 entspricht. An Brett 1 weht ein rauer Wind in der Landesliga.

Sebastian hatte an Brett 2 sicher kein Wunschergebnis erspielt. Ein halber Punkt aus sieben Partien sieht auf den ersten Blick sehr mager aus. Er hatte aber einen Gegnerschnitt von 2297, darunter einige Titelträger bis zum Großmeister. Gerade aus Partien gegen richtig starke Gegner kann man lernen, das Ergebnis ist da eher sekundär wichtig.

Ich hatte an Brett drei eine ausgesprochen gute Saison, auch wenn die Niederlage in der letzten Runde dann doch weh tat – auch in Bezug auf meine DWZ-Leistung, die dann auf 2250 fiel. Nach dem völlig verkorksten AFRO und dem durchwachsenen Weihnachtsopen taten die 5 Punkte aus 9 Partien aber richtig gut.

Michael spielte eine Bombensaison und holte viele wichtige Punkte. Es waren sogar sieben an der Zahl aus neun Runden, was eine Leistung von 2411 ergab.

Andi hatte an Brett 5 ein paar Höhen und Tiefen und wird mit seinen 2,5 aus 6 nicht zufrieden sein. Der ganze Punkt heute gegen Tarrasch war aber enorm wichtig und die Leistung mit 2037 im normalen Schwankungsbereich.

Robert hatte auch teils etwas Pech, spielte aber mit 3,5 aus 7 ein solides Ergebnis und eine Leistung von 2055.

Thomas hatte zwischenzeitlich einen richtigen Lauf und in zwei Partien sogar richtig Pech. Es war also noch mehr drin. Die 5,5 aus 8 waren sehr wichtig für uns und die Leistung mit 2227 wunderbar.

Bei Paul war heuer leider der Wurm drin. Ein Punkt aus sieben Partien tut richtig weh. Aber manchmal läuft es nicht – im nächsten Jahr kann das dann wieder ganz anders aussehen. So sind ca. 60 DWZ-Punkte in einer Auswertung weg (so erging es mir im AFRO). Das hat aber den Vorteil, dass man unterschätzt wird und man dann in der nächsten Saison gnadenlos zuschlagen kann.

Matthias hatte an Brett 8 (ja, er ist der neunte Spieler, aber es fällt ja immer irgendwo irgendwer aus) seine erste Landesligasaison bestritten. Oft ist es schwer, in einer der höheren Ligen einzusteigen, insbesondere, wenn man sich dabei selbst unter Druck setzt. Matthias spielte aber ganz ruhig seine Partien, hätte teils auch noch ein bisserl mehr rausholen können – also auch hier noch Luft nach oben. So kam er mit 4 aus 7 über die Zielgerade, was einer Leistung von 2051 entspricht.

Johannes hatte eine furchtbaren Start, aber die Partien waren teils so scharf, dass es auch ganz anders hätte ausgehen können. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die entscheiden, wie es läuft. Der halbe Punkt gegen Gröbenzell war mehr als stark erspielt. 0,5 aus 4 ist die Bilanz, die aber nicht seinem Potential entspricht. Geht die Entwicklung weiter, wird Johannes bald deutlich weiter oben spielen können.

Felix hat gegen Freising einen extrem wichtigen Punkt geholt und war somit der ideale Ersatzspieler.

Wir kamen fast ganz mit den zehn für die Erste Mannschaft vorgesehenen Spielern aus. Gerade das kompakte, gemeinsame Antreten ist wichtig. Was mir an unserer Mannschaft mit am besten gefällt: wenn es bei einzelnen mal nicht gut läuft, dann baut niemand Druck auf – im Gegenteil, man hält zusammen und macht keinerlei Vorwürfe. Und wenn es mal richtig gut läuft, dann wird das natürlich umso mehr gesehen. Positive Bestärkung nennt man das.

Dank der tatkröftigen Unterstützung von Thomas war die Mannschaftsführung heuer eine Kleinigkeit. Wenn wir jetzt noch das Dauerthema „Organisation der Fahrer“ in den Griff bekommen, wäre ich fast wunschlos glücklich.

Hier die Statistiken:

inoffizielle DWZ-Auswertung