Langsam hört das Klingeln in meinen Ohren wieder auf. Doch, das war laut am Sonntag. Trotz zahlreicher Ermahnungen zur Ruhe, aber knapp 70 Kinder, dazu Eltern und Betreuer.

War laut.

Vorgeschichte:
Erstmals gespielt wurde der KidsCup beim SC Lechhausen. Schon beim ersten mal sprengten die Teilnehmerzahlen sowohl alle Erwartungen als auch die Räumlichkeiten bei St. Simpert. Deswegen rief mich (SEHR kurze Zeit vor dem Termin) Thorsten vor 4 Jahren an, ob ich denn irgendeine Idee hätte, wo man den Amateur Kids Cup 2013 austragen könnte. Idee hatte ich keine, aber Internet und ein Telefon und nach einem guten Tag zahlreicher Telefonate hatte ich dann in Pfersee das Pfarrheim von Herz Jesu gebucht.
In den folgenden drei Jahren wurde der Kids Cup dann auf der Augsburger Frühjahrsausstellung veranstaltet. David und Thorsten haben Nerven wie Drahtseile gezeigt.
Dann wieder dieses Jahr.
Klingeling, das Telefon. "Hier Thorsten". Tja, die Afa-Macher haben ein neues Konzept, da passt der Kids Cup nicht mehr dazu. Und wieder die Frage wegen möglicher Räumlichkeiten. Ist ja blöd (für mich), mir fällt da immer irgendwas ein. Die Terminfrage war dann ein weiteres Problem, denn man durfte nicht mit irgendwelchen Liga-Spielterminen kollidieren, auch Jugend-Termine waren freizuhalten und dann waren Pfingst- und Sommerferien zu beachten. Wir fanden dann tatsächlich ein Zeitfenster, das all diese Bedingungen erfüllte und an dem auch noch ein geeigneter großer Saal frei war.

Es war ja irgendwie klar, dass es nicht beim Raum organisieren bleiben würde. Irgendwie wurde es dann "mein" Turnier.
Nur mal zur Erinnerung: derzeit arbeite ich 600km von Augsburg entfernt, komme Ende der Woche angebraust. Am Samstag war ich mit den Jugendlichen Squashern des Königsbrunner SC in Taufkirchen bei München auf einem Turnier (kam gegen 22 Uhr heim). Und so kam es, dass ich dann am Sonntag morgen um 6 Uhr aufstand, Spielmaterial für 64 angemeldete Spieler (das sind 32 Garnituren, für die, die gerade ihren Taschenrechner verlegt haben) zusammentrug und vom Schachklub (2.Etage) herunterschleppte und zum Pfarrheim Hlst. Dreigfaltigkeit transportierte. Zwei Stunden vor Turnierbeginn bekamen wir Zutritt zum Spiellokal und dann bauten jemand, der gerade von einem Fußbruch genesen war (Thorsten) und ein älterer, übermüdeter Herr (ich) Tische, Stühle, Organisations-Equipment und Spielmaterial auf. Ich meine mich ja zu erinnern, dass im KVA derzeit ca. 400 Spieler gemeldet sind...

Let the games begin
Ab neun Uhr kamen dann die ersten Spieler, Betreuer und Helfer. Wir hatten Getränke und etliche Kuchen und Gebäckstücke (danke an die Helfer von Rochade). Es gab dann noch etwas organisiertes Chaos mit den Mannschaftsmeldungen, denn es war eigentlich wie immer:
- es waren ein paar Spieler ausgefallen, man brauchte Ersatzleute um die Mannschaft aufzufüllen
- ein paar Spieler kamen spontan und nicht unbedingt angekündigt
- der letzte traf während der ersten Runde ein
- Zuletzt gab es noch die eine oder andere Befindlichkeit zu lösen.

Alles Fein. Kann losgehen.

Beim Amateur Kids Cup lässt es sich der Augsburger Schulreferent, Herr Hermann Köhler, nicht nehmen und eröffnet persönlich die Veranstaltung mit einem freundlichen und motivierenden Grußwort. Das ist ihm sogar wichtiger als sein eigentlich freier Sonntag vormittag. Dafür möchten wir Herrn Köhler auch an dieser Stelle herzlich danken!
Herr Köhler hat dem Turnier auch eine großzügige finanzielle Unterstützung gewährt, so dass neben schönen Pokalen (ich soll an dieser Stelle ausrichten: handgestaltete Pokale! Unikate, gibt es so nirgendwo mehr!) für alle Teilnehmer Urkunden, Medaillen und spezielle Schachkreisverband Augsburg Kugelschreiber als Preise und Andenken beschafft werden konnten. Thorsten Zehrfeld hat unserem Schulreferenten auch genau erklärt, wie der Zuschuss zum Wohle der Kinder verwendet wurde.

Im Anschluß erläuterte Thorsten nochmals kurz die Regeln und Rahmenbedingungen, und dann erfuhr David zu seiner Überraschung, dass er ganz spontan der Schiedsrichter der Veranstaltung ist.
Wie gesagt: wer nicht bei "drei!" auf dem Baum ist ...

Der Amateur Kids Cup
Mit leichter Verzögerung (ca. 20 Minuten) ging es dann los. In der Mitte 64 erwartungsfrohe Kinder, die es kaum erwarten konnten, den ersten Zug zu machen und die Uhr zu drücken. Rundherum an allen Wänden die Betreuer, Eltern, Verwandten, Geschwister, sprich: die Fans.
Bei den Zuschauern konnte man grundsätzlich zwei Gruppen unterscheiden: Schach-Spieler und nicht-Schach-Spieler. Erstere sah man immer wieder in diverse Stellungen auf dem Brett linsen, danach kam ein entsetztes Abwenden oder ein Kopfschütteln oder ein tiefes, langes Luft anhalten.
Nicht-Schach-Spieler sahen dem Treiben mit einer Mischung aus Staunen und Interesse zu.

Sportlich gesehen waren die SpielerInnen der Grundschule Zusamaltheim I eine Klasse für sich. Bereits nach der vorletzten Runde standen sie schon als Sieger fest, dabei überrollten sie manche Gegner nahezu. Dahinter landete aus der selben Grundschule die zweite Mannschaft, die - nicht ganz so stark wie die erste Mannschaft - sich den einen oder anderen Wackler erlaubt hatte, aber immer stärker wurde, je länger das Turnier dauerte. Hier konnte man sehen, dass in Zusamaltheim tolles Nachwuchsschach mit zweimal Training pro Woche betrieben wird und dass einige Spieler bereits im vierten Jahr beim Schach aktiv dabei waren. Man kann sich nur wünschen, dass diese Kids nach der Grundschule ihre schachliche Karriere in einem Schachverein fortsetzen werden.

Aus Funktionärssicht aus dem Kreis Augsburg war besonders erfreulich, dass ein bereits fast tot-geglaubter Schachverein ein kräftiges Lebenszeichen sendete. Während Augsburger Vereine mit nominell zahlreichen Jugendlichen durch Abwesenheit glänzten, meldete der TSV Dasing nach jahrelanger Absenz eine Jugendmannschaft. Leider musste einer der Spieler kurzfristig krankheitsbedingt absagen, aber mit freundlicher Nachbarschiftshilfe durch Spieler von Rochade Augsburg bekam der TSV Dasing seine Mannschaft an den Start, und landete gleich mit Platz 3 auf dem Treppchen.

Ausbaufähig ist die Teilnahme am Amateur-Kids-Cup durch die Augsburger Gymnasien. Mit der Vertretung des Rudolf-Diesel-Gymnasiums war gerade mal ein Augsburger Gymnasium am Start, Realschulen fehlten komplett. Hier sehe ich noch Luft nach oben.

A propos Schulen: Dank 4 Mannschaften der GS Zusamaltheim waren die Hälfte aller Teilnehmer Schul-Mannschaften. Hoffen wir, dass das auch für die Vereine den Zuwachs beim Nachwuchs bringen wird.

"Kreativ-Teams": Daran arbeiten wir noch ein bißchen...
Das mit den Straßen-Teams / Freundschafts-Teams blieb diese Jahr ganz außen vor. Witzig war, dass aus Göggingen eine reine Mädchen- und eine reine Jungen-Mannschaft kamen, genannt "Gögginger Mädchen" und "Gögginger Buben". Da hat Herr Pitl wieder mal eine hübsche Überraschung hervorgezaubert.
Bei den Spielern von Rochade konnten sich gerade noch die Spieler der 3.Mannschaft auf Rochade Schach-Tiger einigen.
Aber die Idee ist auf jeden Fall witzig und sollte weiter verfolgt werden.

Das Wichtigste beim Kids-Cup soll ja der Spaß am Schach sein, und das war dann auch so. Trotzdem war für mich zu beobachten, wie mit Fortgang des Turniers immer mehr Spieler (und Eltern und Betreuer) die Projektion von Tabelle und Ergebnissen umlagerte. Da wurde auch haargenau verfolgt, ob ein gerade gemeldetes Ergebnis schon in die Rangliste Eingang gefunden hatte. Dass ich aber die Tabelle (MANNSCHAFTS-Tabelle) gleich aktualisiern soll, wenn gerade mal ein Spieler gewonnen hat und noch alle drei anderen Begegnungen laufen, das ist dann etwas viel verlangt!
Und vor der letzten Runde fingen dann schon etliche an zu rechnen, wie sie für welche Platzierung spielen müssten und gegen wen sie wohl als nächstes gelost werden könnten. Wie die "Großen". Gut, dass es auf diesem Level noch keine Wertungszahlen gibt!

Bedenkzeit: Einerseits spielen junge Schachspieler sehr oft viel zu schnell. Andererseits war es beeindruckend zu sehen, dass es in jeder Runde mehrere SpielerInnen gab, die ihre Bedenkzeit voll ausnutzten, und die einie oder andere Partie wurde auch tatsächlich entschieden, weil die Klappe fiel. Die kalkulierte Maximalspielzeit von 30 Minuten pro Runde konnten wir kein einziges mal unterbieten.
Wobei es auch immer wieder aufs Neue nett zu beobachten ist, wenn ein Jugendspieler beim ersten Spiel mit Schachuhrdie meiste Zeit der Partie nur fasziniert den Fortschritt der analogen Uhr verfolgt und darüber schon mal die Partie vergisst.

Energie: Zum Glück war das Wetter gut. Einigermaßen warm, man konnte also zwischen den Runden auch draußen herumwetzen, was auch einige der Kids ordentlich nutzten. Die Gottesdienstbesucher der Hlst. Dreifaltigkeit schauten ganz überrascht, wieviel "junges Gemüse" um die Kirche herum unterwegs war.
Besondere Anziehungskraft entfachte dabei der Wasserbrunnen, mit dem die eine oder andere Spritz-Schlacht geführt wurde, bis dann eine Betreuerin kurzerhand den Hahn abmontierte und bei der Turnierleitung hinterlegte.

Abschluss
Grundsätzlich hatte ich für die Siegerehrung einen Fotoapparat eingesteckt und angesichts leidvoller Erfahrungen hatte ich mich am Vortag bei der besten Ehefrau von allen auch versichert, dass er funktionstüchtig sei.
War er aber nicht.

Deswegen habe ich dann die Preisverleihung mit der Handy-Kamera festgehalten. Alle Bilder auf dieser Homepage in der Rubrik "Fotogalerie". Als mein Knipsomat das Kompliment von Thorsten hörte, dass er (der Knipsomat und ich) jetzt "die Presse" sind, war er gleich so stolz, dass der Akku genau bis zum letzten Bild gehalten hat.

Die Preisverleihung machten dann Thorsten und David gemeinsam, um das auch in angemessener Zeit durchzuziehen.

Danach halfen noch viele fleißige Hände, das Material wieder einzusammeln und zu verstauen, die Tische und Stühle abzubauen, vielen Dank an alle die hier geholfen haben. Auch der Rücktransport des Materials in den Schachklub und das Verstauen ging diesmal hurtig von der Hand, denn mit fünf fleißigen Helfern war es schnell geschehen.

Nicht nur die Organisatoren waren hinterher etwas erschöpft, auch die Kinder und Spieler konnten bei der Frage "und hat es Spaß gemacht" nur noch ein Restchen Energie aktivieren. Trotzdem sah man rundum viele strahlende und stolze Gesichter. Jetzt hoffen wir, dass das Flämmchen in den jeweiligen Schachvereinen zu einer warmen Glut heranwächst und die Jugendabteilungen der Schachvereine nährt.

Also weitersagen: Kommendes Jahr wird wieder ein Augsburger Amateuer Kids Cup stattfinden. Weitersagen und selber mitmachen.

Die Abschlusstabelle:

Mannschafts-Rangliste: Stand nach der 7. Runde
Rang	MNr	Mannschaft	TWZ	At	S	R	V	Man.Pkt.	Brt.Pkt	Buchh
1.	10.	GS Zusamaltheim I			6	1	0	13 - 1	23.0	59.0
2.	11.	GS Zusamaltheim II			5	0	2	10 - 4	17.5	60.0
3.	14.	TSV Dasing			5	0	2	10 - 4	16.0	58.0
4.	4.	SK Rochade Augsburg I			4	1	2	9 - 5	18.5	61.0
5.	1.	SK Kissing			4	1	2	9 - 5	18.0	42.0
6.	3.	SC Lechhausen			3	2	2	8 - 6	16.0	58.0
7.	7.	SK Kriegshaber I			4	0	3	8 - 6	15.0	52.0
8.	16.	Rudolf-Diesel-Gymnasium			3	1	3	7 - 7	14.0	49.0
9.	12.	GS Zusamaltheim III			2	3	2	7 - 7	13.5	50.0
10.	6.	SK Rochade Augsburg II			3	0	4	6 - 8	13.5	45.0
11.	5.	Hans Adlhoch Grundschule			2	1	4	5 - 9	11.5	45.0
12.	2.	Gögginger Buben			2	1	4	5 - 9	10.0	53.0
13.	8.	SK Kriegshaber II			2	1	4	5 - 9	9.5	35.0
14.	15.	Göggingen Mädchen			2	0	5	4 - 10	12.0	42.0
15.	13.	GS Zusamaltheim IV			1	2	4	4 - 10	8.5	37.0
16.	9.	Rochade Schach-Tiger			0	2	5	2 - 12	7.5	38.0

und für die Jäger und Sammler noch die Kreuztabelle, damit man nochmal nachschauen kann, gegen wen genau man wie gespielt hat.

Kreuztabelle im Schweizer-System nach der 7. Runde
Rang	MNr	Mannschaft	TWZ	1	2	3	4	5	6	7	8	9	10	11	12	13	14	15	16	Man.Pkt.	Brt.P
1.	10.	GS Zusamaltheim I		**	3	3	3½	4	2	3½					4					13 - 1	23.0
2.	11.	GS Zusamaltheim II		1	**	1	2½		3	2½	3½			4						10 - 4	17.5
3.	14.	TSV Dasing		1	3	**	½		3			3	2½		3					10 - 4	16.0
4.	4.	SK Rochade Augsburg I		½	1½	3½	**		2		4	3	4							9 - 5	18.5
5.	1.	SK Kissing		0				**				2	4	3	1½		3½		4	9 - 5	18.0
6.	3.	SC Lechhausen		2	1	1	2		**	3							3	4		8 - 6	16.0
7.	7.	SK Kriegshaber I		½	1½				1	**	3			3		3	3			8 - 6	15.0
8.	16.	Rudolf-Diesel-Gymnasium			½		0			1	**	2		4	3½	3				7 - 7	14.0
9.	12.	GS Zusamaltheim III				1	1	2			2	**	2½		3			2		7 - 7	13.5
10.	6.	SK Rochade Augsburg II				1½	0	0				1½	**				2½	4	4	6 - 8	13.5
11.	5.	Hans Adlhoch Grundschule			0			1		1	0			**		4		3½	2	5 - 9	11.5
12.	2.	Gögginger Buben		0		1		2½			½	1			**	2			3	5 - 9	10.0
13.	8.	SK Kriegshaber II								1	1			0	2	**	0	3	2½	5 - 9	9.5
14.	15.	Göggingen Mädchen						½	1	1			1½			4	**	1	3	4 - 10	12.0
15.	13.	GS Zusamaltheim IV							0			2	0	½		1	3	**	2	4 - 10	8.5
16.	9.	Rochade Schach-Tiger						0					0	2	1	1½	1	2	**	2 - 12	7.5

Nachdem ich mehrfach gefragt worden bin, warum bei GS Zusamaltheim sowohl römische ("I", "II") als auch arabische Ziffern (4) verwendet wurden: Beim Druck der Auslosungen und Tabellen schneidet das Turnierverwaltungsprogramm nach 17 Stellen ab; deswegen und um Unklarheiten zu vermeiden...