SKK-Frauenteam wird Bayernliga-Meister

Aufstieg in die Regionalliga ist perfekt

Der Austragungsmodus war in gewisser Weise ein Armutszeugnis für das Frauenschach in Bayern: Anstatt einen richtigen Liga-Spielbetrieb mit Heim- und Auswärtskämpfen aufzuziehen, wurde die Meisterschaft dieses Jahr in einem Rutsch durchgezogen. Ursache war die geringe Anzahl gemeldeter Mannschaften (nur vier Teams, nämlich aus Vaterstetten, Neuperlach, Kriegshaber und Klosterlechfeld). Gespielt wurde am Wochenende 23./24.04.2005 beim Schachklub in Klosterlechfeld.

Unsere Farben wurden vertreten von:

  1. Rosemarie Sodbakhsh (MSF)
  2. Sarna Hacker
  3. Ruth Anhäuser
  4. Valeria Rusovski

Ruth Anhäuser wurde uns dabei als Gastspielerin vom SK Caissa Augsburg ausgeliehen, was durch eine Sonderregelung in der Bayerischen Turnierordnung möglich ist. An dieser Stelle dafür herzlichen Dank sowohl an die Spielerin wie auch an den entsendenden Verein Caissa Augsburg.

Erster Turniertag:

Am ersten Tag stand vormittags die Begegnung mit Vaterstetten auf dem Programm. Beginn war um 10.15 Uhr gewesen; bereits um 11.45 Uhr waren an allen vier Brettern unsere Spielerinnen deutlich im Vorteil (mindestens je ein Mehrbauer, Mannschaftsführerin Rosi stand sogar schon kurz vor dem Partiegewinn). Bald darauf war es amtlich: Kriegshaber - Vaterstetten 4 - 0.

Die Nachmittagsrunde war dann allerdings nicht mehr im gleichen Stil a la lockerer Handgalopp zu absolvieren - da zeigten sich die Gegnerinnen aus München-Neuperlach nämlich deutlich wehrhafter.

Rosi verteidigt sich am Spitzenbrett gegen Evelyn Künzner skandinavisch und gleicht die Stellung zunächst problemlos aus - mehr ist aber lange Zeit nicht drin. Schließlich wählt Rosi absichtlich eine etwas dubiose Abwicklung, um die Stellung zu verkomplizieren, weil sie den hohen Zeitverbrauch ihrer Gegnerin bemerkt. Prompt verliert Frau Künzner in den Verwicklungen kurz die Übersicht und muss die Segel streichen.

Am zweiten Brett hat es Sarna diesmal mit Vera Ronkina zu tun. Französisch, Vorstoßvariante (Sarna mit Weiß). Nach einer schwerblütigen Positionspartie vereinbaren die Spielerinnen im späten Mittelspiel ein stellungsgerechtes Remis.

Ruth an Brett 3 hat Schwarz gegen Erika Stegmaier, die Damenreferentin des Schachbezirks München. In einer unregelmäßigen Eröffnung (weißes Doppelfianchetto) muss sie sich etwas nach Marke Eigenbau zusammenstricken. Das macht sie auch recht gut, aber - einen Moment nicht aufgepasst, da wird ihr mitten auf dem Brett ein Läufer eingeklemmt. Mist! Ruth leistet zwar noch viele Züge lang erbitterten Widerstand, aber Frau Stegmaier lässt sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen: Souverän verwandelt sie die Mehrfigur in einen vollen Punkt.

Valeria an vier spielt so unbekümmert auf, als wäre dies hier nicht eine Mannschaftsmeisterschaft auf Bayerischer Ebene. Sie hat Weiß, also 1. e4. Ihre Gegnerin Juliane Popp antwortet mit d5, also Skandinavisch - eine witzige Parallele zu der Eröffnung bei Rosi am Spitzenbrett. Im Mittelspiel trickst Valeria ihrer Gegnerin geschickt eine Leichtfigur ab, im 23. Zug unterläuft Frau Popp dann noch ein grobes Versehen (Dameneinsteller) - und schon haben wir wieder einen Punkt.

Diese Begegnung war deutlich härter als die am Vormittag, eigentlich ein richtiger Arbeitssieg (2½ zu 1½). Wir führen den Wettbewerb mit 4 : 0 Mannschaftspunkten an und können aus eigener Kraft den Meistertitel schaffen, wenn morgen im letzten Kampf Klosterlechfeld besiegt wird. Die Gegnerinnen im innerschwäbischen Derby haben ihrerseits ebenfalls noch Chancen auf den Titel, müssen aber dazu unbedingt gegen uns punkten - spannende Kämpfe sind also zu erwarten.

Zweiter Turniertag:
Der Meistertitel in der Frauen-Bayernliga berechtigt zum Aufstieg in die Regionalliga, und zwar laut Auskunft des zuständigen Spielleiters Jürgen Müller ohne irgendwelche Relegationsspiele. Also ran an den Speck!

Den ersten vollen Punkt an diesem Tag liefert wieder mal Valeria, die damit in diesem Turnier hundert Prozent (3 aus 3) erzielt hat und sich auf einen satten DWZ-Zugewinn freuen darf. In einem etwas merkwürdigen Damengambit, bei dem ihre Gegnerin Ines Kölbl mit c4-c5 das Zentrum abriegelt, verschafft sich Valeria als Schwarzspielerin zunächst deutliche Positionsvorteile (Läuferpaar gegen 2 Springer). Allmählich gewinnt sie auch den Kampf um die einzige offene Linie für ihre Türme, dringt entscheidend auf die zweite Reihe ein und gewinnt durch ein Fesselungsmotiv einen von Ines Springern.

Dann geschieht lange nichts entscheidendes mehr. In den restlichen drei Partien wird knochenhart um jeden Millimeter Boden gekämpft. Bei Rosi am Spitzenbrett schaut es lange nach einem Remis aus; Sarna und Ruth arbeiten dagegen jeweils einen gesunden Mehrbauern heraus. Das sieht gut aus... Da scheint Rosi plötzlich immer mehr in Schwierigkeiten hinein zu schliddern...

Schließlich vereinbart Ruth aus der Position der Stärke im Leichtfigurenendspiel ein Remis (Springer gegen Läufer, Ruth dabei mit Springer plus Mehrbauer). Zuvor hat sie mit Weiß in einem Sizilianer durch schöne Mittelspielführung Stellungs- und schließlich Materialvorteil herausgespielt. Meiner Meinung nach hätte sie die Stellung durchaus weiter auf Gewinn spielen sollen; das Remisangebot an ihre Gegnerin Ruth Zenker-Kölbl ist allerdings mit der Mannschaftsführerin Rosi abgesprochen. Die gibt nach einem prüfenden Blick auf Sarnas Stellung dafür grünes Licht - und wird damit recht behalten.

Sarna nämlich hat in ihrer Schwarzpartie gegen Andrea Fischer zunächst eine symmetrische, kaugummi-artige Stellung auf dem Brett, verschafft sich aber durch aktiveres Spiel allmählich Vorteile und gewinnt durch einen taktischen Trick im Mittelspiel einen wichtigen Bauern. Die Partie plätschert weiter vor sich hin, man tauscht und tauscht, und schließlich landet man in einem Leichtfigurenendspiel (Sarna mit Läufer+Mehrbauer, ihre Gegnerin mit dem Springer). Nach zäher Kleinarbeit und bewunderswert präziser Endspielführung ringt Sarna ihre Gegnerin im 54. Zug nieder, indem sie auf sehenswerte Weise am Damenflügel mit einem Bauern zum Umwandlungsfeld durchbricht - das ist der Siegpunkt für uns! 2½ Punkte, Mannschaftssieg, Meisterschaft - der Aufstieg in die Regionalliga ist perfekt!

Dass Rosi am Spitzenbrett inzwischen gegen Alexandra Pracht ihre eigentlich haltbare Mittelspielstellung durch zu passive Spielführung so weit verschlechtert hat, bis sie schließlich im Schwerfigurenendspiel unhaltbar wird und verloren gegeben werden muss, spielt da keine große Rolle mehr - als Sarnas Gegnerin am Brett nebenan endlich die Waffen streckt, gibt auch Rosi ihre Partie auf. Jubel!

Anmerkungen zum Turnier:
Rosi erwähnte mir gegenüber, dass sie weder mit Informationsfluss noch mit der Organisation von Verbandsseite her zufrieden sein könne. So wurde sie trotz ordnungsgemäßer, sehr frühzeitiger Mannschaftsmeldung später aufgefordert, ihre Meldung noch ein zweites Mal einzureichen, weil die Erstmeldung offenbar verschlampt worden war. Noch schlimmer war allerdings, dass Rosi den Spielplan mit den gegnerischen Mannschaftsaufstellungen genau einen (!) Tag vor Beginn des Turniers erhalten hat. Sie hält das in einer Liga auf immerhin Bayerischer Ebene für inakzeptabel, und ich pflichte ihr darin durchaus bei. Man stelle sich vor, dass eine der Mannschaftsspielerinnen sich womöglich auf die zu erwartenden Gegnerinnen gezielt vorbereiten möchte, wie es ja in anderen Ligen durchaus üblich ist. Wie sollte das bitte bei dieser kurzen Vorlaufzeit noch zu bewerkstelligen sein?
Auch der Umstand, dass am zweiten Turniertag handstreichartig die Begegnung Vaterstetten gegen Neuperlach nach München (und damit aus dem Einflussbereich neutraler Zeugen) ausquartiert wurde, wirkte nicht gerade professionell.

Aber vielleicht ist das dem BSB ja wurscht. Man fragt sich jedenfalls unwillkürlich, ob es sich aus Sicht des BSB bei dieser Liga nur um eine lästige Pflichtarbeit handelt, derer man sich eben auf die billigst mögliche Weise entledigen möchte. Nur - wenn man das Frauenschach am liebsten los hätte, dann sollte man sich halt offen dazu bekennen, anstatt es durch lieblose, schludrige Organisation langsam sterben zu lassen. Denn so stirbt die Lust am Schachspielen gleich mit, und die Vereine verlieren womöglich unnötig das eine oder andere gefrustete (weibliche) Mitglied.


Autor dieser Meldung:Lothar Sepp
Zuletzt geändert von: ALTDATENÜBERNAHME PROWIDE (am 05.12.2008)
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