Knappe, unglückliche Niederlage der Ersten gegen Tarrasch München

 

Rein nominell ist Tarrasch München die aktuell stärkste Mannschaft der Landesliga Süd. Allerdings waren in den letzten Jahren die Brettfolge und die tatsächlich antretende Mannschaft zwei Paar Stiefel. So auch heute – und da wir in den letzten Jahren immer ganz gut gegen Tarrasch gespielt haben, gingen wir guter Dinge an den Start.

Die Anreise hatte es aber schon in sich. Zugausfall in Augsburg... dann halt ein anderer Zug... aber irgendwie waren nicht alle Spieler, die im Zug sitzen sollten, im selbigen. Kurz gesagt: Vadim war nicht in München, als es 10 Uhr läutete.

Ich erklärte die Problematik, dass die Anreise etwas chaotisch ist. Sofort hat mein Gegner vorgeschlagen, dass wir alle halt noch ein bisserl warten, aber der Mannschaftsführer von Tarrasch lehnte das ab. Darf er, klar, aber es ist die Landesliga und nicht die Bundesliga. Aber dann eben pünktlicher Start. Vadim kam dann auch mit wenigen Minuten Verspätung und wir waren vollzählig.

Der Kampf begann wechselhaft. Paul an Brett 8 stand m.E. recht bald deutlich besser und erkämpfte sich Zentrumsmajorität. Thomas an Brett 6 hingegen verwechselte früh zwei Eröffnungszüge und stand breit – zumindest auf den ersten Blick. Er Gegner hätte gleich auf den König gehen können und diesen direkt freilegen und attackieren können. Tat er aber nicht.

Denis hatte seinen Einstand bei uns an Brett 5 und stieß auf eine (für mich) etwas schräge Eröffnungsvariante seines Gegners. Für mich sah es sehr früh sehr vorteilhaft für ihn aus.

Sebastian spielte an Brett 4 etwas, was für mich wie vorbereitete Theorie aussah (und er verbrauchte entsprechend kaum Zeit). Als es ans erste richtige Grübeln ging, war die Stellung für mich zu chaotisch, um direkt was sagen zu können.

Michael am zweiten Brett wandelte auf sicheren Theoriepfaden (jedenfalls wirkte es so) und Vadim packte am Spitzenbrett gegen den gegnerischen Großmeister eine „meiner Eröffnungen“ aus. Fand ich natürlich nicht verkehrt.

Roberts Partie an Brett 7 sah auch „völlig normal“ aus.

Ich selbst wählte einen Bird-Larsen und stieß auf eine zähe, aber im Zentrum nicht sehr ambitionierte Variante. Leider hatte ich dann zwei Motive parallel angesetzt, wo man aber sagen muss: entweder oder, aber nie beide zusammen. Kurz gesagt wollte ich zu kreativ sein und habe dadurch meine Stellung leider ruiniert. Der folgende Königsangriff meines Gegners ging wie ein heißes Messer durch Butter und ich musste leider als erster die Segel streichen. Na toll...

Als ich dann an der Analyse saß, kam Thomas und fragte, ob er ein Remisangebot annehmen dürfe/solle. Da Sebastians Partie auf Messers schneide war und ich ja schon verloren hatte, war ich eher für's Weiterspielen, sofern das stellungsgemäß sei. Thomas lehnte dann ab, um ein paar Züge später dann doch in den Remishafen einzufahren. Es machte zwar den Eindruck, als sei die Stellung mittlerweile sogar eher besser für ihn, aber nur bei einer speziellen Abwicklung, die nicht so offensichtlich war.

Denis hatte plötzlich drei Bauern mehr, aber die Stellung war in sich sehr seltsam. Einerseits völlig gewonnen, andererseits kann ein falscher Zug zu tödlichem Gegenspiel führen – alle drei Schwerfiguren im Endspiel und ein König ohne Schutz, aber nur eine offene Linie.

Pauls Gegner opferte dann aus der Not der Verzweiflung eine Figur. Auch hier: gewonnene Stellung, aber ein falscher Zug kann böse enden.

Als dann auch noch Robert einen Mehrbauern hatte, sah alles sehr rosig aus. Bei Michael ging es auf ein klares Remis zu, Sebastian hatte eine Qualität weniger, aber dafür zwei Bauern und die Schärfe war aus der Stellung draußen.

Zählt man das zusammen, kommt man bei Paul und Denis auf zwei Punkte, bei Michael einen halben und bei Sebastian an und für sich auch. Sind mit Thomas' halben schonmal 3,5 Punkte. Und da Robert eigentlich nicht verlieren kann, haben wir einen Mannschaftspunkt fast in der Tasche.

Vadim kämpfte an Brett 1 also fast schon für mehr als einen Mannschaftspunkt. Auch er hatte eine Qualle gegeben und dafür ein aktives Läuferpaar, stand aber unter Druck.

Schließlich holte Paul den Punkt, Michael den halben und Denis ebenfalls seinen Punkt. Und dann kam es dick für uns bzw. gegen uns. Roberts Stellung war vermutlich nicht oder zumindest nicht einfach gewinnbar. Die Dame des Gegners stand aktiv, sein Läufer hingegen passiv. Dafür der Mehrbauer, der am anderen Flügel als 2 gegen 1 einen Freibauern versprach. Ich vermute, dass Robert die Partie unbedingt gewinnen wollte und jetzt kreativ nach taktischen Möglichkeiten suchte. Dafür machte er Konzessionen bei der Stellung an sich – und schwupps, die Taktik klappte nicht und eine Figur war weg. Und damit auch der halbe Punkt, der sicher schien.

Sebastian hatte am Ende dann drei Bauern und Springer gegen Turm und Bauern. Er konnte ein Dauerschach geben (sonst wäre der Bauer des Gegners weg) und so das Remis abholen. Hätte er seinen Springer etwas anders platziert, hätte er sogar auf Sieg spielen können. Zumindest hätte er kein Verlustrisiko gehabt und der Gegner hätte Fehler machen können (auch wenn die Stellung objektiv wohl remis war). Mit einem Tick mehr Erfahrung und Coolness hätte er seinen Gegner noch ein bisserl quälen können und eventuell den Punkt rausquetschen.

So lag es an Vadim, den Kampf noch zu retten, aber gegen 2483 Elo (2484 DWZ) ist das nicht so einfach. Er spielte sehr zäh, nahm dem Gegner mit den Läufern viele Felder, holte sich drei verbundene Freibauern und ließ den Großmeister intensiv grübeln (und seufzen/stöhnen). Beide waren unter Zeitdruck. Letzten Endes hat der GM aber sehr tief rechnen können und hat Vadim durch einen Mattangriff in die Knie zwingen können, sodass das Material, also die Bauern, egal waren.

So haben wir trotz intensiven Kampfes leider knapp mit 3,5 zu 4,5 verloren. Wenn wir weiter so kämpfen, sehe ich gegen die schwächeren Mannschaften, die ja auch noch kommen werden, rosig in die Zukunft. Als nächstes steht aber Garching auf dem Programm, die eine Rechnung mit uns offen haben und heuer sehr stark besetzt antreten. Da hilft nur eins: sich reinhängen und 4 plus x Brettpunkte holen, dann klappt es auch mit den Mannschaftspunkten. So einfach ist es, rein theoretisch.

 

Hier die Statistik:

 

4SC Tarrasch München 1DWZELO-SK Kriegshaber 1DWZELO4½ - 3½
11Maksimenko, Andrei24842483-1Lavrinenkov, Vadim220522261 - 0
23Meier, Volker22872284-2Bintakies, Michael21992166½ - ½
35Schelle, Artur21932225-3Hahn, Christoph, Dr.212521411 - 0
46Andronoudis, Dimitrios2245 -4Reimann, Sebastian20642141½ - ½
57Reinhard, Chetan20892135-5Wiegner, Denis215521660 - 1
68Bolduan, Sebastian, Dr.20992147-6Reis, Thomas21682193½ - ½
710Tauber, Manfred21642281-7Reimann, Robert205320961 - 0
811Lipinsky, Markus19682008-8Demel, Paul207621760 - 1
Schnitt:21912223-Schnitt:21302163 

 

 



Autor dieser Meldung:Christoph,Dr. Hahn
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Wolfgang schrieb am 22.10.2017 gegen 19:15 Uhr Nach dem Spiel ist vor dem Spiel Jungs! Mund abwischen, Visier runter und weiter gehts.


Der vorliegende Bericht ist älter als ein Jahr und kann daher nicht mehr mit Kommentaren versehen werden!
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