Tief im Abstiegskampf verstrickt, nachdem wir dreimal in Folge verloren haben (da kommt ja fast ein FC-Köln-Feeling auf), standen wir gegen Ingolstadt nun mit dem Rücken zur Wand. Doch angeschossene Kriegshaberaner sind nicht zu unterschätzen!
Der Kampf begann eigentlich ganz gut – Robert hat aus der Eröffnung dank der suboptimalen Zugfolge des Gegners, einen bequemen Vorteil erspielt. Wir waren auf den beiden hinteren Brettern ohnehin nominell deutlich überlegen (aber Zahlen sind Schall und Rauch). Die anderen Bretter waren völlig o.k. Es zeichnete sich nirgends ein größeres Problem ab.
Robert hat dann nicht ganz so aktiv weitergespielt, wie es vielleicht möglich gewesen wäre. Doch von außen sagt sich das so einfach. Jedenfalls mündete die Partie schließlich in einem Remis. Er Status quo blieb.
Meine Partie verlief erst auf ausgetretenen Theoriepfaden, wenn man das bei meinen Varianten überhaupt sagen kann. Mein Gegner wählte dann eine als nicht nachhaltig angesehene Nebenvariante in der Nebenvariante. Als dann noch ein überraschender Zug meines Gegners kam, ich war nun auch „out of book“. Das Standardmotiv, mit dem man in der Variante leichten Vorteil für Schwarz holt, ging nicht mehr, dafür standen sich die weißen Figuren auf den Füßen.
Ich versuchte, das auszunutzen und habe dann alles auf eine Karte gesetzt – trotz Läuferpaar des Gegners das Zentrum geöffnet (bei offener Königsstellung meinerseits), dabei einen Bauern geschnappt. Es kam zum Generalabtausch und mein Gegner wollte mich dann bei ungleichfarbigen Läufern einfach mattsetzen. Ich gab die Dame für zwei Türme und konnte die Initiative behalten und seinen Läufer in Zaum halten. Es können eben beide Parteien angreifen. Mein Mattnetz war schneller und nachhaltiger, sodass ich kurz danach den Punkt melden konnte. Vermutlich wäre die Partie remis ausgegangen, wenn weiß besser verteidigt hätte, aber es war für uns beide ein Ritt auf der Rasierklinge.
Andi hatte seinen Gegner irgendwie im Griff, meinte ich, wobei irgendwie schon sehr viel getauscht wurde. Schließlich opferte Andi dann im Schwerfigurenendspiel einen Bauern, den der Gegner nicht nahm. Dafür schob sich ein Freibauer (der vorher ein Zentrumsisolani war) nach vorne. Kurz gesagt, der zweite volle Punkt wurde eingesackt.
Sebastian hatte es direkt neben mir mit einer witzigen Eröffnung zu tun. Der Gegner spielte e5 nebst De7, h6, c6, d6 … alles sehr passiv, aber man kann ja viel spielen. Ohne echte Schwächen kann sich auch schwarz einiges erlauben. Der Entwicklungsrückstand war aber frappierend. Als dann auch noch ein g5 kam, sah es schon wackelig aus. Sebastian opferte folgerichtig eine Figur im Zentrum und öffnete die Stellung. Schade war, dass er dann lieber etwas Material zurückhaben wollte, als stringent den Gegner abzuschießen. So wurde aus der Figur eine kleine Qualle weniger und der Angriff sah gestoppt aus. Etwas Initiative blieb, aber ich war dann verunsichert, wie es denn ausgehen würde. Offenbar war die Stellung später potentiell ausgeglichen, als der Gegner dann danebengriff und alles wegwarf. Gut für uns, ein weiterer voller Punkt.
Bei Thomas entwickelte sich die Partie sehr ruhig und langsam und dann saß ich im Nebenraum an der Analyse. Ich weiß daher nicht, wie es dazu kam, aber auch er holte den vollen Punkt. Wunderbar! 4,5 : 0,5. wir hatten bereits gewonnen.
Michael überraschte mich mit seiner Zugfolge in der Eröffnung. Offenbar hatte er was vorbereitet ;-). Das ganze sah, nachdem ich die Eröffnung als eher ausgeglichen wahrnahm, dann sehr bequem für Michael aus. Die Partie mündete in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern. In der Analyse stand eine Gewinnstellung für ihn auf dem Brett, aber ich weiß nicht, ob die virtuell oder real erreichbar war. Jeder weiß, wie schwer man bei ungleichfarbigen Läufern einen Mehrbauern druchbringt – meist nämlich gar nicht! Ergo: remis , 5 : 1.
Denis hatte sich aus einer ruhigen, ausgeglichenen Eröffnung in aller Ruhe eine wunderschönes Knetendspiel herausgeholt. Für mich sah es nur noch so aus, dass unklar ist, wie lange es noch dauern wird. Und dann kam der sechste Punkt. Was will man mehr?
Vadim kämpfte an Brett eins und spielte die Eröffnung sehr aktiv und innovativ. Man kann auch mit schwarz den Gegner anspringen. Ich fand die frühe und mittlere Eröffnungsphase aber sehr undurchsichtig. Sah gut für ihn aus, aber taktisch konnte der Gegner Drohungen parieren. Als ich später wieder hinsehen konnte, sah ich eine für mich remisliche Stellung, die Vadim solange auskämpfte, bis er mit Springer und Bauer gegen Läufer spielte. Der Läufer hatte genug Platz, folglich remis. Vadim meinte, dass auch vorher nicht mehr drin war.
So haben wir an keinem Brett verloren und nur drei Remisen abgegeben. 6,5 : 1,5 - ein perfekter Tag. So können wir mit etwas mehr Selbstvertrauen weiter gegen den Abstieg kämpfen. Ein paar Mannschaftspunkte brauchen wir noch – oiso pack ma's o!
Hier noch die Statistik:
1 | SK Kriegshaber 1 | DWZ | ELO | - | SK Ingolstadt 1 | DWZ | ELO | 6½ - 1½ |
1 | 1 | Lavrinenkov, Vadim | 2205 | 2226 | - | 1 | Spieß, Martin | 2197 | 2135 | ½ - ½ |
2 | 2 | Bintakies, Michael | 2199 | 2166 | - | 3 | Geberl, Hans Walter | 2180 | 2213 | ½ - ½ |
3 | 3 | Hahn, Christoph, Dr. | 2125 | 2141 | - | 4 | Ebenhöch, Daniel | 2084 | 2046 | 1 - 0 |
4 | 4 | Reimann, Sebastian | 2064 | 2141 | - | 6 | Reilein, Christian | 2191 | 2266 | 1 - 0 |
5 | 5 | Wiegner, Denis | 2155 | 2166 | - | 7 | Senftleben, Oliver, Dr. | 2051 | 2086 | 1 - 0 |
6 | 6 | Reis, Thomas | 2168 | 2193 | - | 8 | Zeindlmeier, Thomas | 1929 | 2018 | 1 - 0 |
7 | 7 | Reimann, Robert | 2059 | 2096 | - | 12 | Hartmann, Ralf, Dr. | 1828 | | ½ - ½ |
8 | 11 | Stör, Andreas | 2124 | 2185 | - | 14 | Köglmeier, Stefan | 1790 | | 1 - 0 |
Schnitt: | 2137 | 2164 | - | Schnitt: | 2031 | 2127 | |