Letzten Samstag stand in der Kreisliga 2 die vorletzte Runde der Saison an. Zu Gast war die Mannschaft aus Thierhaupten. In der Tabelle war Kriegshaber IV auf dem vorletzten Platz, einen Punkt hinter Thierhaupten. Um den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen, musste also ein Sieg her. Im Tennis würde man das einen "Big Point" nennen.
Als erstes war David fertig: Eine Partie, die die Remis-Breite nie verließ. Ein dermaßen totes Endspiel weiterzuspielen, wäre wirklich albern gewesen.
Mein Gegner stellte im vierten Zug einen Bauern ein. Die Stellung hätte er ganz gut als Gambit weiterspielen können - statt gab er aber dann einen Springer für drei Bauern und fand sich in einer völlig verlorenen Position wieder.
Rolf verteidigte sich zunächst sauber, obwohl die feindliche Leicht- und Schwerartillerie bedrohlich in Richtung des ramponierten Königsflügels zielte. Den Mattangriff konnte er letztendlich nur unter Figurenverlust abwehren, danach war die Stellung hoffnungslos.
Paul spielte ebenfalls mit einer Figur weniger. Diese hatte er aber absichtlich geopfert, um eine Bresche in die gegnerische Königsstellung zu schlagen. Leider benötigte er danach einige Züge, um weitere Figuren in den Angriff einzubeziehen. Diese Zeit nutzte sein Gegner, um eine effektive Verteidigungsstellung aufzubauen, so dass die Attacke nicht so recht in Fahrt kam. Nach dem klassischen Gegenschlag im Zentrum kam Pauls König selber in die Bredouille und aus war's.
Thilo bekam es an Brett 7 mit dem DWZ-stärksten Thierhauptener zu tun. Dabei musste er einigen Druck am Königsflügel aushalten, was als Schwarzer im geschlossenen Königsinder eher ungewöhnlich ist. Kein Wunder, dass beide in der komplexen Stellung viel Zeit verbrauchten und in Zeitnot gerieten. Als dann die Klötze nach der Zeitkontrolle durchgezählt wurden, stellte sich heraus, dass Thilo einen Springer mehr hatte. Wie man eine solche Stellung gewinnt, wollte sich der Gegner nicht mehr zeigen lassen.
Darko lieferte sich mit seinem Gegner ein positionelles Duell, wobei sich keiner der Kontrahenten eine Blöße gab. Auch diese Partie endete mit einem ausgespielten Remis.
Zu diesem Zeitpunkt stand es 3:3, gespielt wurde nur noch an zwei Brettern. Moritz hatte dem Gegner beim Übergang ins Endspiel geschickt einige Bauernschwächen zugefügt. Einmal mehr zeigte sich dann die Brisanz eines Endspiels mit ungleichfarbigen Läufern. Ich habe nicht gesehen, wie es dazu kam, aber plötzlich hatte Moritz drei Bauern mehr. Dieser Bauernwalze hatte der Thierhauptener nichts entgegenzusetzen - 4:3!
Der Sieg lag jetzt zum Greifen nah, Ecki musste an Brett 1 "nur" noch remisieren. Leider hatte er das nicht mitbekommen, so dass er weiter auf Gewinn spielte. Von der Stellung her war das absolut gerechtfertigt: In einem späten Mittelspiel umzingelten Turm, Läufer, Springer, König und 2 Bauern den gegnerischen Monarchen, der über keinen Bauernschutz mehr verfügte. Ein Matt lag in der Luft, wobei aber weder die Akteure noch die Kiebitze konkret eines sahen. Zuvor hatte Ecki ein positionelles Qualitätsopfer gebracht, wonach sich eine komplexe Stellung fernab des Mainstreams ergab. Auf bekannte Denkmuster kann man in solchen Positionen nur begrenzt zurückgreifen, da will jeder Zug erarbeitet sein. Dieser Kraftanstrengung musste unser Mannschaftsführer nach 4 3/4 Stunden wohl Tribut zollen, jedenfalls stellte er seinen König in Zeitnot so unglücklich an den Rand, dass er einfach Matt gesetzt wurde. Dem Gegner war der unverhoffte Sieg sichtlich peinlich, er entschuldigte sich sogar noch - sieht man auch nicht oft!
Das 4:4 fühlte sich somit wie eine Niederlage an. Letztendlich haben wir damit aber die Chancen auf den Klassenerhalt gewahrt, sind aber jetzt auf die Schützenhilfe der Haunstettener angewiesen. Diese müssen gegen Thierhaupten gewinnen und unsere Vierte muss Caissa putzen. Für Spannung am letzten Spieltag ist also gesorgt!