Begünstigt, vom Pech! (2 ½ : 5 ½ gegen Schachfreunde Augsburg 3)

5. Mannschaft (Kreisliga III 2017/2018): Spielbericht 7. Runde

In der siebten und vorletzten Runde mussten wir auswärts gegen den Tabellenführer antreten.

 

Milde Temperaturen um die 10 Grad, etwas Regen zwar, aber immerhin kein Schnee - die ersten zarten Vorboten des Frühlings kündigten sich an.

8 besetzte Bretter - Oliver und Christian sprangen kurzentschlossen für Mike und Josef ein. Alle waren fast pünktlich da und hochmotiviert.

Der Raum war groß, frisch gelüftet und doch angenehm warm. An den Tischen war alles aufgebaut und genug Platz für Schachbrett, Schachuhr, Wasser, Verpflegung, Notationsblatt und Ellenbogen. Wir wurden von unserem Gastgeber willkommen geheißen.

 

Diesmal war ich rundum zufrieden!

Und voller Zuversicht, dass wir heute gut spielen würden ...

 

Es ging an allen Brettern gemächlich los, die Heerführer brachten ihre Truppen wohlbedacht in Stellung. Als ich nach etwa einer Dreiviertelstunde zum ersten Mal einen Blick durch die Runde machte, sah ich nur vereinzelte Bauern abseits der 64 Felder stehen.

 

— xxx —

 

Nach knapp zwei Stunden ging die erste Partie am 4. Brett zu unseren Ungunsten zu Ende. Ludwig spielte (wie in der 3. Runde schon mal mit einem Remis) mit Schwarz eine russische Partie, die e-Bauern wurden abgetauscht (Hauptvariante). Beide rochierten kurz. Schwarz hätte den weißen b-Bauern nach 11. b4 einfach nehmen können, entschied sich aber dafür, seinen Turm auf die offene e-Linie zu entwickeln. Die Partie blieb bis ins Mittelspiel ausgeglichen. Später holte sich Ludwig aber doch noch einen Mehrbauern. Wie es weiterging habe ich nicht mitbekommen und die Notation wird an der entsprechenden Stelle etwas unklar. Ludwig meinte, er habe einen taktischen Fehler gemacht. Die Partie endete nach 41 Zügen durch Aufgabe. 0 : 1.

 

10 Minuten später verlor Michael mit Weiß seine Partie an Brett 5. Er spielte Französich, die Abtauschvariante, brachte seine Dame auf d2 und beendete seine Entwicklung mit der langen Rochade im 9. Zug. Schwarz rochierte kurz. Leichtfiguren wurden abgetauscht - Weiß behielt beide Springer, Schwarz Springer und schwarzfeldrigen Läufer. Während Michael seine Türme auf der e-Linie verdoppelte und sein Springer auf den Vorposten e5 hoppelte, übersah er eine Springergabel gegen seine Dame und Turm. Dies kostete ihn die Qualität. Er brachte zwar etwas später seinerseits ebenfalls eine Springergabel gegen Dame und Turm aufs Brett, der Zug des Springers gab aber die c-Linie frei und ermöglichte Schwarz ein Abzugsschach mit seinem Turm. So wurden letztlich die Damen getauscht und durch den Verlust des Springers aus der vorher verloren Qualität ein ganzer Turm weniger. An dieser Stelle gab Michael verständlicherweise auf. 0 : 2.

 

Ralf spielte an Brett 3 mit Weiß ebenfalls Französisch, aber eine Variante, bei der es zum Abtausch der e4- und d5-Bauern kommt und der weißfeldrige Läufer des Weißen über d3 auf e4 landet. (Es gibt die ähnliche und offensichtlich auch heute noch beliebte sogenannte MacCutcheon-Variante ohne Abtausch der Zentralbauern: 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 4. Lg5 Lb4). Durch eine schöne Taktik - Springerschach mit gleichzeitigem Abzug von der h1-a8-Diagonale und freilegen des Angiffs der Dame auf Läufer und Turm - konnte Ralf nach 15 Zügen einen Turm für eine Leichtfigur und einen Bauer gewinnen. Nachdem Schwarz sich einen weiteren Mehrbauern holte und der Vorteil dadurch etwas schrumpfte, entschied sich Ralf dafür, mehrmals abwechselnd mit seiner Dame Schach auf d3 und g3 zu bieten und man einigte sich vor einer dreimaligen Stellungswiederholung auf Remis. ½ : 2 ½.

 

Am 8. Brett spielte Christian als Ersatzmann für Josef mit Schwarz - übrigens zum ersten Mal in dieser Saison. Weiß spielte eine offene Partie mit 1. e4, 2. b3 und späterem Fiancchetto des schwarzfeldrigen Läufers. Bereits nach 6 Zügen hatte Schwarz eine Leichtfigur für einen Bauern gewonnen und stand auf Gewinn - wobei es mehrere Zugfolgen gegeben hätte und eine stärkere sogar den Bauern auf dem Brett gelassen hätte. Die Partie war damit jedoch keineswegs vorbei, es folgte eher ein turbulenter Schach-Krimi. Erst holte sich Weiß im Mittelspiel einen weiteren schwarzen Bauern, dann gelang es ihm auch noch aus der weißen Mehrfigur nur noch eine Qualität zu machen und die Stellung war wieder fast ausgeglichen. Christian konnte wenige Züge später seinen bisher noch schlafenden Turm auf die offene h-Linie bringen und hatte damit eine sehr aktive Stellung. Er fand den besten Zug (-7) mit der Dame nicht und bot diese stattdessen zum Tausch an. Wenig später übersah er auch noch den im gegenüberliegenden Eck lauernden Weißen Läufer, der seinen Power-Turm gnadenlos vom Brett fegte. Die Partie wäre eigentlich gelaufen gewesen (+5), aber Christian gab nicht auf sondern bot mit dem f-Bauern Schach und spielte unverdrossen weiter. Weiß, dessen gefesselter Springer zwar hing, der aber Läufer und Mehrbauer hatte, vermied verständlicherweise eine dreimalige Stellungswiederholung mit den gegnerischen Türmen auf der 1. und 2. Reihe, er spielte ja nun auf Gewinn. Er zog stattdessen unpräzise und verlor erst den Springer und wurde im Anschluss, für ihn völlig überraschend, durch Springer und Turm im Zentrum mattgesetzt. Welch ein Ende! 1 ½ : 2 ½.

 

Oliver spielte für den verhinderten Mike an Brett 7, er war Weiß. Er hatte bereits 2 Partien für die U20-Landesliga in München hinter sich und brachte uns an diesem Abend auch noch einen ganzen Punkt. Der „gefürchtete“ (siehe Bild oben, © Uli Stein) geschlossene Sizilianer wurde gespielt, ähnlich dem sogenannten Grand-Prix-Angriff. (Hier spielt Weiß früh Sc3 (verhindert ... d5), Sf6 erst nach f5, später den Königsläufer auf c4 oder b5). Beide rochierten kurz. Weiß besaß für wenige Züge einen Mehrbauern. Nach 17. Sxc6 (schlägt Springer) mit gleichzeitiger Gabel auf Dame und Läufer, holte sich Schwarz den Springer mit dem anderen Läufer zurück, übersah dabei aber 18. De6+ nebst 19. Dxc6 (unmittelbarer Verlust des ‘rächenden‘ schwarzen Läufers). Diesen Vorteil liess sich Oliver bis zum Ende der Partie nicht mehr nehmen. Schwarz übersah eine Möglichkeit für ein Remis durch Dauerschach, Weiß übersah ein Matt in 2 Zügen. Also ging es ins Endspiel. Oliver konnte einen entfernten Freibauern in eine Dame umwandeln und setzte den Gegner im 52. Zug matt. 2 ½ : 2 ½.

 

1. Brett, Herbert (Weiß), wieder sizilianisch, diesmal offen. Beide Könige rochierten kurz, Weiß verlor ein Tempo durch einen Springer-hin-und-zurück-Zug, Schwarz bekam einen Doppelbauer auf der b-Linie, die a-Linie öffnete sich. Das Mittelspiel war alles in allem ein Manövrieren in Remisbreite, ehrlich gesagt für mich zu kompliziert. Durch eine für Schwarz ungeschickte Schlagfolge gewann Herbert im 30. Zug eine Qualität und war damit nach mittlerweile 3 Stunden Spielzeit materiell und positionell im Vorteil. Und dann verließen sie ihn! Herbert bezeichnete es mit „Blackout: 31. Te1??“. Noch bevor die Dame den hängengelassenen Springer mit einem gleichzeitigen Schachgebot abmurksen konnte, gab er auf. 2 ½ : 3 ½.

 

Ich (Patrick) spielte am 6. Brett mit Schwarz die Altindische Verteidigung gegen 1. e4. (Der Königsläufer wird im Gegensatz zur KID nicht fiancchettiert sondern nach e7 entwickelt.) Die d-Bauern verschwanden vom Brett. Ich verriegelte mit einer Bauernkette den Damenflügel und wartete ab, wie mein Gegner rochieren würde, bis ich mich entschied entweder im Zentrum vorzudringen oder am Königsflügel anzugreifen. Nachdem mein Gegner seine Dame auf d3 positionierte, rochierte ich kurz und stellte meinen Turm auf der 8. Reihe vis-à-vis. Dies ermöglichte mir einen Doppelangriff (mit Turm und Springer) auf die Dame und anschließenden Gewinn des e-Bauern. Danach gelang mir ein weiterer Abzugsangriff mit Springer auf Turm und Läufer auf Dame. Das Zwischenschach meines Gegners kostete ihn letztlich nicht nur die Qualität sondern den ganzen Turm. Jetzt konnte ich Schach geben und nach und nach Figuren abtauschen. Leider habe ich mein Problem mit der Zeit immer noch nicht ganz im Griff. Ich geriet in Zeitnot. Ich schaffte zwar noch 5-10 Züge in 2 Minuten, aber nach 38 Minuten fiel mein Blättchen (mein Gegner hatte auch nur noch 3 oder 4 Minuten übrig). Mit 3 Mehrbauern (6 gegen 3) und ungleichfabigen Läufern hatte ich an sich eine Gewinnstellung. Tja, Pech gehabt. Aber, wie ich finde, eine meiner bisher schönsten Partien. 2 ½ : 4 ½.

 

Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Partie am 2. Brett ebenfalls schon im Endspiel (wohlgemerkt es war bereits weit nach 22.00 Uhr). Elmar lehnte das Damengambit ab und zog Entwicklung vor. Nach 15 Zügen - 4 Bauern und 4 Leichtfiguren waren schon abgetauscht - konnte Weiß einen wichtigen Zentrumsbauern gewinnen. Diesen gab er bis zum Schluss nicht mehr her. Damentausch, weiterer Figurentausch, Bauern mussten sich ihrem Schicksal stellen. Schließlich blieben 2 Türme und 4 gegen 3 Bauern (2 auf der a-Linie, 3 gegen 2 am Königsflügel) für Weiß übrig. Elmar bot Remis, sein Gegner lehnte ab. An sich war die Partie sehr ausgeglichen und hätte durchaus auch mit einem Remis enden können. Hätte …, ein unvorsichtiger Bauernzug genügte leider und die Partie war verloren (die Engine springt von +1 auf +7,5). Die Umwandlung des h-Bauern war an sich nicht mehr zu verhindern. Höchstens auf Kosten des a-Bauern, was wiederum einen entfernten Freibauern für Weiß geschaffen hätte. Schade. Elmar gab nach 54 Zügen sichtlich geknickt auf. 2 ½ : 5 ½.

 

— xxx —

 

Wir haben gut gespielt, gekämpft und leider doch verloren. Das Ergebnis hätte aber genausogut andersrum sein können. Auch wenn es in dieser Saison wohl nichts mehr werden wird, die Richtung stimmt. Lob an die gesamte Mannschaft!

 

„Immer der vorletzte Fehler gewinnt!“ (S. Tartakower)



Autor dieser Meldung:Patrick,Dr. Kreisberger
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
WolfgangMalcher schrieb am 14.03.2018 gegen 13:30 Uhr Und ich habe mich schon gewundert warum der Bericht von Patrick dieses Mal so lange auf sich warten lässt!
WolfgangMalcher schrieb am 14.03.2018 gegen 13:32 Uhr Wie immer ganz toll, vor allem sehr lebendig, geschrieben. Es fühlt sich beim Lesen immer an, als ob man selbst dabei gewesen wäre!


Der vorliegende Bericht ist älter als ein Jahr und kann daher nicht mehr mit Kommentaren versehen werden!
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