Erste Mannschaft: „Schicksalsspiel“ gegen Rottal-Inn

Als Tabellenletzter mit traurigen 0 : 6 Mannschaftspunkten aus den ersten drei Begegnungen spielt es sich nicht so locker und frei, als würde man gesichert im Mittelfeld stehen – oder gar weiter oben in der Tabelle.

Das Heimspiel gegen Rottal-Inn war daher ein „ganz wichtiger“ Kampf. Überwintern wir als Tabellenletzter und noch weiter abgeschlagen oder können wir wichtige Punkte im Abstiegskampf erzielen?

Da heuer möglicherweise drei Mannschaften aus der Landesliga absteigen, ist die Situation schon als prekär zu bezeichnen. Und Rottal-Inn ist eine eingespielte, kompakte und erfahrene Mannschaft, mit der wir immer wieder Probleme hatten. Und dann fiel noch unser Captain krankheitsbedingt aus… Ich übernahm die Mannschaftsführung in Stellvertretung.

Wegen der weiten Anreise hatte Rottal-Inn eine Verlegung auf 11 Uhr beantragt. Dadurch kamen fast alle von uns pünktlich und ausgeschlafen ans Brett. Und pünktlich um 11 gings los, die Uhren wurden gedrückt.

Ich hatte heute eine Miniatur: nach 16 Zügen hatte ich den Punkt eingefahren. Wie üblich spielte ich eine „moderne“ Eröffnung, die nicht dem Mainstream angehört. Das System sieht friedlich aus, zudem positionell etwas schräg (auf den ersten Blick) und eben völlig harmlos. Eine schnellere Version des London System, erkauft durch ein positionelles Defizit. Mein Gegner meinte, meinen Aufbau als harmlos ignorieren zu können und bildete das übliche Triangel als Abwehr (c6, d5, e6). Kurz gesagt, er spielte passiv, aber solide, hierbei aber etwas zu passiv. Mein g4 nebst langer Rochade und plötzlichen taktischen Drohungen am Königsflügel waren schnell zu viel. Ein Figureneinschlag am Königsflügel erzwang dann direkt die Aufgabe. 1 : 0 für uns.

Und siehe da, in der kurzen Zeit hatte sich auch anderswo viel getan. Sebastian griff den Königsinder seines Gegners direkt an – und kam bald aus den ersten Verwicklungen mit einem Mehrbauern heraus. Robert hatte auch schon einen Bauern mehr und Andi eine Qualität mehr. Der Gegner opferte – eigentlich für nichts… mit einem Läufer auf g2 ist ein Schach auf h2 harmlos. Kf1 und der Angriff ist Vergangenheit. Besser wäre gewesen, statt die Dame auch noch auf h2 aus dem Spiel zu nehmen, mit der Qualle weniger weiterzuspielen und auf Felderkontrolle zu gehen. So aber war es für Andi einfach – ein zweizügiges Matt interessierte ihn schon nicht mehr… die Stellung war auch so elementar gewonnen und bald stand es 2 : 0.

Matthias spielte an Brett 7 mal wieder mit schwarz (er hat regelrecht Pech – immer schwarz…). Seine Eröffnungswahl als solide zu bezeichnen empfand Sebastian als diskussionswürdig, aber im Vergleich zu meinen Schwarzeröffnungen würde ich den Ausdruck so stehen lassen. Die Partie endete dann auch in einer sehr soliden, ausgeglichenen Stellung. Das Remis half uns, jetzt hatten wir schon 2,5 Punkte. Direkt darauf kam ein Remisangebot von Roberts Gegner, immer noch mit einem Minusbauern. Aber Robert spielte mit zwei Springern gegen Springer plus Läufer und er hatte das Gefühl, dass der Trend gegen ihn lief. Bevor noch was passiert, nahm er in Rücksprache mit mir an. Jetzt waren es schon der Punkte drei.

Sebastian stand glatt auf Gewinn – virtuell also vier Punkte. Vadim an Brett eins stand solide und – wie ich fand – mit Vorteil. Denis an Brett fünf verteidigte mit schwarz – den Stellungstyp kenne ich von vielen Partien. Man steht etwas passiv, hat aber viele Ressourcen. Sah insgesamt auch ausgeglichen aus. Und Michael an Brett drei stand ebenfalls keineswegs schlechter. Aus einer soliden Stellung holte er mit schwarz Ausgleich und dann noch etwas mehr.

Sebastians Endspiel war schön zum Zuschauen – drei verbundene Freibauen, die schon weit vorne waren. Dann lief ein Randbauer des Gegners in Richtung Umwandlung. Beide hatten Turm plus Leichtfigur (Sebastian hatte einen Springer, der Gegner einen Läufer). Es gab viel zu entscheiden… soll man die Qualität opfern, um den Bauern aufzuhalten? Oder doch eine ganze Leichtfigur? Sebastian entschied sich für letzteres nebst erzwungenem Turmtausch. Jetzt waren es vier Bauern gegen einen Bauern plus Läufer. Die drei verbundenen Freibauern entschieden dabei die Partie. Vier Punkt, ein Mannschaftspunkt war gesichert.

Nachdem Vadim dann in aller Ruhe die Stellung optimierte, um mit schwarz ganz sicher einen Punkt zu holen und Denis seine solide Stellung in einen halben Punkt konvertierte, stand es nun 5,5 : 1,5. Und Michael hatte mittlerweile ein gewonnenes Endspiel auf dem Brett. Aus irgendeinem Grund bot er dann in Gewinnstellung ein Remis an, was der Gegner natürlich auch annahm.

Irgendwie lief heute alles rund. Wir hatten an keinem Brett Probleme, die Punkte waren alle sauber erspielt. Auf dem Papier sind beide Mannschaften fast gleichwertig. Unter dem Strich entscheidet aber die Tagesform oder auch der Zufall – wer z.B. welche Eröffnung vorgesetzt bekommt und damit umgeht.

Für uns waren die beiden Mannschaftspunkte äußerst wichtig und auch die Brettpunkte sind sehr hilfreich. Jetzt überwintern wir nur noch als Drittletzter und haben die besten drei Mannschaften hinter uns. Wenn wir den aktuellen Schwung mitnehmen, dann sollte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir es heuer nicht packen sollten. Und laut Orakel hat sich die Wahrscheinlichkeit von drei Absteigern verringert. Vielleicht läuft es dann doch auf die üblichen zwei hinaus, was für uns hilfreich wäre.

Der MSC 1836 verzerrt zwar den Wettbewerb – gegen uns traten sie mit einem Mannschaftsschnitt von 2268 an, gegen Unterhaching nur mit 2127, mit 2228 gegen Haunstetten und gegen Passau auch nur mit einem 2147er Schnitt. Aber diese wechselhaften Aufstellungen von Retortenmannschaften kennt man ja – da hilft nur, unabhängig davon unbeirrt weiterzuspielen. Was es einer Mannschaft bringt, sich mit Titelträgern zuzupflastern, die dann bei manchen Kämpfen nicht antreten, um dann nur im Mittelfeld zu landen, dafür aber im hinteren Tabellenbereich für ungleichen Wettbewerb zu sorgen (oder auch oben, wenn ein Aufstiegsaspirant plötzlich gegen eine IM-Truppe spielen darf), frage ich mich schon seit Jahren.

Da lobe ich mir unsere Truppe und auch Mannschaften wie Rottal-Inn (oder Gröbenzell usw.), die so was nicht nötig haben und einfach seit Jahren solides Amateurschach spielen.

In diesem Sinne :-)
Christoph

 

P.S.: Zum Abschluss noch die Statistik:

 

Die aktuelle Tabelle

RangMannschaft 12345678910 MPktBPkt
1.SC Gröbenzell 1**  5  5 8 - 021,0 - 11,0
2.SK Tarrasch München 1 **    58 - 020,5 - 11,5
3.Münchener SC 2  **  634 5 - 318,5 - 13,5
4.MSA Zugzwang 23 **    64 - 416,0 - 16,0
5.SC Rottal-Inn 1    **2 4 - 414,5 - 17,5
6.TSV Haunstetten 1 2 **   4 - 413,5 - 18,5
7.SK Passau 2  5 **  43 - 516,0 - 16,0
8.SK Kriegshaber 13 6  **  2 - 614,0 - 18,0
9.SC Unterhaching 134    ** 1 - 713,0 - 19,0
9.SK Freising 1  2 4  **1 - 713,0 - 19,0

 

Und die Einzelpartien:

SK Kriegshaber 1DWZELO-SC Rottal-Inn 1DWZELO6 - 2
11Lavrinenkov, Vadim23092306-1Riediger, Martin214622061 - 0
22Reimann, Sebastian21592146-2Ager, Josef212821461 - 0
33Bintakies, Michael21652156-3Bensch, Patrick21732182½ - ½
44Hahn, Christoph, Dr.21492163-6Wagner, Hans211121831 - 0
55Wiegner, Denis21422166-7Wahrlich, Andreas21352147½ - ½
68Reimann, Robert20402096-8Walch, Ingo20542111½ - ½
710Reimann, Matthias19842011-9Jergler, Karl-Heinz20652077½ - ½
811Stör, Andreas21112185-13Spiesberger, Gerhard202620041 - 0
Schnitt:21322153-Schnitt:21042132

 

 



Autor dieser Meldung:Christoph,Dr. Hahn
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
VicePresident schrieb am 09.12.2019 gegen 12:52 Uhr Gratuliere zum Sieg und zum gut geschriebenen Artikel!
Lothar schrieb am 09.12.2019 gegen 18:24 Uhr Fühlt sich gut an, Kriegshaber 1 nicht mehr am Ende der Tabelle zu sehen. Aber wie du auch selbst schon betont hast: Auch Platz 8 ist noch keineswegs safe...
Patrick schrieb am 09.12.2019 gegen 18:31 Uhr Glückwunsch zum Sieg, weiter so!


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