Erste Mannschaft: Hart erkämpfter Mannschaftspunkt im fernen Passau


Betrifft Mannschaft: 1. Mannschaft (Landesliga Süd)

Tief im Abstiegskampf zogen wir los, um gegen Passau unseren Schwung vom Rottal-Kampf mitzunehmen. Um optimal antreten zu können, reisten wir bereits am Samstag an und nächtigten in Passau – natürlich wurde Abend nochmal die eine oder andere Eröffnung studiert, um sich ein letztes Mal zu präparieren. Dann – natürlich am nächsten Morgen – ein entspanntes Frühstück, und ohne Stress und vor allem ausgeschlafen ging es an die Bretter.

Passau II trat gut besetzt an, aber nicht in der theoretischen Bestbesetzung. Vermutlich existiert die nur auf dem Papier? Jedenfalls saßen wir einem starken, nominell ebenbürtigen Gegner gegenüber. Wir waren bereit, zu kämpfen, doch nach nur acht Zügen kam an Brett zwei schon das erste Remisangebot. Sebastian lehnte jedoch nach Rücksprache mit dem Captain ab.  Wenn wir schon so weit fahren, dann wollen wir auch spielen. Dass die Partie am Ende trotzdem remis ausging, macht da gar nichts. Man muss aber auch dazu sagen, dass die Eröffnung recht dröge war. Ich habe ja früher selbst mal Trompowski gespielt. Das, was Sebastians Gegner dann aufs Brett gebracht hatte (mit weiß), ist oft nur wenig spannend. Die Partie war auch die erste, die beendet wurde.

Mittlerweile hatte Vadim am Spitzenbrett meines Erachtens bereits den Plusgleichmodus einschalten können, stand also gefahrlos besser und konnte auf Gewinn spielen. Paul hatte Initiative und Angriff, was sehr gut aussah. Nur sollte die Initiative abebben, dann wäre seine Struktur schlechter. Robert hatte bald die Damen getauscht und das damenlose Mittel- bzw. Endspiel sah erstmal recht friedlich aus. Michael hatte mit weiß sehr friedlich begonnen – sah für mich dann auch recht ausgeglichen aus. Bei Matthias war zu Beginn auch nicht so viel los. Nur hat er erneut sehr viel Zeit verbraucht. Und wenn man dann die zweite Hälfte bis zur Zeitkontrolle schnell spielen muss bzw. das letzte Viertel nur auf Basis des Inkrements,  dann erhöht sich die Fehlerquote fast zwangsläufig. Oft/meist geht es aber erstaunlich gut. Jedenfalls hat Matthias die Ruhe weg und scheint von der runterlaufenden Uhr absolut nicht nervös zu werden. Thomas hat über Umwege eine seiner Lieblingsstrukuren aufs Brett bekommen, wobei er zwar gut stand, aber nicht wirklich viel los war in der Stellung. Bleibt noch meine Partie, die ich direkt auf krumme Wege lenkte – ich spielte eine Hippoaufbau. Mein Gegner griff nicht sofort an, sondern baute sich langsam auf, verbesserte seine Stellung Stück für Stück, sodass ich aufpassen musste. Zwei Ideen, die ich hatte und dann in der Partie verworfen hatte, führten Postmortem zu chaotischen Analysen, aber der Computer hat meine Bedenken bestätigt. Es war also doch richtig, nicht zu kreativ zu sein. Im achtzehnten Zug war es dann aber leider so weit. Statt doch einfach nur abzutauschen und in ein Endspiel überzuleiten, das der Computer  als völlig ausgeglichen bewertet, spielte ich mit dem Feuer – Figuren auf dem Brett lassen, Gegner kommen lassen… nur hielt das die Stellung nicht aus. Die Folge: ein mittellanger Leidensweg, um dann am Ende doch einfach ausgetreten zu werden.

Da ich dann lange mit der Analyse des taktischen Chaos‘ beschäftigt war, muss ich jetzt einen zeitlichen Sprung machen. Bei 1,5 : 0,5 gegen uns wechselte ich vom Spielsaal in die Analysierzone und kam beim Stand von 3 : 3 zurück.

Was ist passiert? Paul hatte seine Partie gewonnen, konnte den Angriff also offenbar durchdrücken. Vadim hat ebenfalls gewonnen – ich gehe davon aus, dass Vadim die Stellung genossen hat und seinen Gegner langsam aber sicher weggedrückt hat. Thomas hatte remisiert – aus der Stellung war wohl nicht mehr zu holen. Und Matthias hat leider verloren. Er hätte das Remis sicher halten bzw. erzwingen können, doch statt seinen Springer aktiv nach vorne zu stellen, verteidigte er passiv, was zur Verluststellung führte. Wenn man das Rettungsmotiv sieht, erscheint es sehr leicht, dieses in der Partie zu finden. Steckt man aber drin in der Partie, sieht das ganz anders aus.

Im Analysebereich hieß es, dass beide noch laufenden Partien besser für Passau stünden. Na super, also doch ein 5 : 3 oder 4,5 : 3,5 für Passau?

Roberts Stellung fand ich dann aber gar nicht so schlecht, als ich wieder in den Spielsaal kam. Es sah eventuell auch so aus, als hätte er sogar tricksen können. Das Remis ging aber völlig in Ordnung. Folglich lag es jetzt an Michael.

Und, oh Schreck, er kämpfte in einem Turmendspiel mit zwei gegen drei Bauern, wobei sich zwei am einen Flügel (g- und h-Linie) gegenüberstanden und der Mehrbauer des Gegners ein Freibauer (b-Linie) war. Turm und König des Gegners waren am Freibauern, Michaels König hatte das Nachsehen. Sah glatt verloren aus. Aber nach 70 Zügen und wenig Zeit auf der Uhr kann noch viel passieren. Der Gegner entscheidet, die Bauern am Königsflügel nicht mehr zu decken, sondern den eigenen Freibauern besser zu unterstützen, wodurch Michal den h-Bauern nehmen konnte. Das kostete aber zwei Tempi, die sehr wertvoll sein können.

Und dann kommt da so ein Gedanke auf… was, wenn er den zweiten Bauern bekommt und dann den Turm gegen der Freibauern opfert? Vielleicht reicht auch der eine Bauer, weil der andere getauscht wird und der Freibauer dann mit des Königs Hilfe, eben den Turm wert ist?

Das Dumme ist nur – der Gegner hätte das antizipieren können. Und vom Gefühl her denke ich, dass er das alles hätte vermeiden können. Mit dem König auf die a-Linie gehen, dann zu drohen, den Michaels Turm abzublocken, um den Bauern umwandeln zu können. Er zog den König aber  auf die andere Seite, wo er im Weg stand, was Michael dann das entscheidende Tempo gab. Et voilà: es funktionierte. Michael rettete den halben Punkt und damit einen Mannschaftspunkt.

So war es ein glückliches unentschieden. Es fühlte sich aber anders an, da wir ja mehr Potential in den Partien hatten – z.B. bei Matthias. Oder selbst bei meiner Partie. Ich kann aber nicht abschätzen, ob unsere Gewinnpartien nicht auch anders hätten verlaufen können. Man denkt ja immer, „was wäre, wenn“, aber der Gegner kann ja genauso denken. Folglich sollten wir mit dem Mannschaftspunkt zufrieden sein.

Da die Möglichkeit besteht, dass heuer drei Mannschaften absteigen (das Orakel rechtet es mit der Wahrscheinlichkeit von 1:3), müssen wir unbedingt noch weiter punkten. Rein theoretisch können auch vier Mannschaften absteigen, aber hier sind wir bei 3:1000, also kann man das praktisch streichen.  Wir haben gegen die besten Mannschaften gespielt und haben nur noch Gegner auf Augenhöhe. Es sollte also noch was gehen. Wie hart es zugeht, erkennt man daran, dass noch sieben Mannschaften absteigen können. Freising hat erst einen Mannschaftspunkt und müsste eine sehr starke Serie hinlegen. Heute haben sie denkbar knapp mit 3,5:4,5 gegen Haunstetten verloren (schon das zweite Mal). Unterhaching, auch hinter uns liegend, hat gegen Rottal ein 4:4 erreicht, wodurch beide stark abstiegsgefährdet sind. Rottal steht zwar recht weit oben in der Tabelle, muss aber noch gegen die stärksten Mannschaften antreten. Das Orakel meint daher, dass Freising mit 97,7%(!!), Unterhaching mit 54,5% und Rottal mit 41,1% absteigen. Unsere Abstiegsgefahr wird noch mit 13,4% angegeben.

All diese Statistiken sind aber wackelig, denn die Liga ist recht ausgeglichen. Es ist nicht gesagt, dass die DWZ-stärkere Mannschaft jeweils die Kämpfe gewinnt. Daher Schluss mit Prozentrechnung. Wir holen einfach noch ein paar Mannschaftspunkte, idealerweise deren zwei gegen Haunstetten, und dann schaun mer mal.

Hier noch die Statistik:

2SK Passau 2DWZELO-SK Kriegshaber 1DWZELO4 - 4
12Mostbauer, Florian23502326-1Lavrinenkov, Vadim228223140 - 1
24Offinger, Robert21242181-2Reimann, Sebastian21852146½ - ½
35Kaiser, Richard20642068-3Bintakies, Michael21652156½ - ½
46Lang, Josef20552079-4Hahn, Christoph, Dr.216021631 - 0
57Koller, Hans-Juergen21172173-7Reis, Thomas21372193½ - ½
68Schmid, Franz21602183-8Reimann, Robert20402096½ - ½
710Schneider, Roland20722097-9Demel, Paul204521760 - 1
813Schüller, Ernst21302181-10Reimann, Matthias201220111 - 0
Schnitt:21342161-Schnitt:21282156 
RangMannschaft 12345678910 MPktBPkt
1.SC Gröbenzell 1**   55 10 - 025,5 - 14,5
2.SK Tarrasch München 1**    58 - 224,0 - 16,0
3.Münchener SC 2  **6 34 7 - 323,0 - 17,0
4.TSV Haunstetten 1 2**   6 - 418,0 - 22,0
5.SC Rottal-Inn 1   ** 245 - 518,5 - 21,5
6.SK Passau 2  5** 4 44 - 620,0 - 20,0
7.MSA Zugzwang 23   ** 64 - 619,5 - 20,5
8.SK Kriegshaber 13 64 **  3 - 718,0 - 22,0
9.SC Unterhaching 134 4  ** 2 - 817,0 - 23,0
10.SK Freising 1  42  **1 - 916,5 - 23,5

Christoph




Autor dieser Meldung:Christoph,Dr. Hahn
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Thomas schrieb am 20.01.2020 gegen 17:23 Uhr Toller Artikel. Danke, Christoph.
Herzliche Grüße,
Thomas Reis


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