VM 2021 - Blitzlichter aus Runde 2

Den zweiten Umgang unserer diesjährigen Vereinsmeisterschaft kann man mit Fug und Recht als die Runde der Schwarzsiege bezeichnen. Von den 11 Paarungen endeten bislang nämlich fünf  mit Siegen für die Nachziehenden (dazu ein kampfloser "Schwarzsieg").


 

augsburgerfrank vs Karpof43 ½-½

Beginnen wir gleich mit der einzigen Remispartie dieser Runde - eine Partie ohne große Aufreger. Aus einer Bird-Eröffnung heraus war eine symmetrische Bauernverteilung entstanden; nur die d-Linie war offen. Nach dem 11. Zug von Weiß (12.e5, siehe Diagramm 191) musste sich Schwarz entscheiden, wohin er seinen Rappen f6 beordern wollte.

Diagramm_191

Die meisten Spieler würden hier wohl zu 12...Sd5 greifen, doch Karpof43 entschied sich, den Springer nach g4 zu ziehen. Von dort wurde er sofort durch 13.h3 nach h6 zurückgeworfen und blieb dort über weite Strecken der Partie eine recht wirkungslose Figur. Dennoch verflachte die Partie nach und nach in ein Leichtfigurenendspiel, das für keine Seite mehr ernsthafte Gewinnchancen bot. Hier die Schlussstellung, in der sich die Kontrahenten virtuell die Hände zum Friedensschluss reichten:

 
 Diagramm_192

(Stellung nach 43...Sc3, remis gegeben).



checkmatemate95 vs juniorfrank 1-0

An diesem Brett lautete das Eröffnungsthema Skandinavisch mit 3...Dd8. Im 7. Zug griff Schwarz zu dem etwas seltsam wirkenden Zug 7...g6:

Diagramm_193

Offenbar versprach sich juniorfrank von dem Lf8 eine größere Wirkung, wenn er ihn über g7 auf die lange Diagonale bringen würde, aber meines Erachtens sprach auch nichts gegen das einfache 7...Ld6. Der von Schwarz gewählte Zug engt dagegen den Lf5 unnötig ein. Tatsächlich hätte sich dies in der Partiefolge an einer Stelle entscheidend auswirken können, man sehe:

Diagramm_194

juniorfrank hat soeben leichtsinnig 16...h5? gezogen und läuft damit dem weißen Angriff voll ins Messer. Mit der scharfen Antwort 17.g4! hätte checkmatemate95 hier die von Schwarz angebotene Angriffsmarke h5, in Verbindung mit der unglücklichen Stellung des Lf5, unter Bauernopfer sofort ausnutzen können, um eine Linie gegen den feindlichen König zu öffnen. Die Bewertung der Engine springt nach 16...h5? von +0.80 auf +6.26, da Schwarz den Angriff danach nur noch unter großen Materialverlusten hätte abwehren können.

Weiß hatte dieselbe Idee, führte sie jedoch in umgekehrter Reihenfolge aus (zuerst 17.Dh6, danach 18.g4), was ebenfalls gut genug war. Der Angriff gipfelte schließlich in einem Springermatt:

 
 Diagramm_195

Weiß zieht und setzt Matt durch 28.Sf7#




daersc vs MisterMurks 0-1

Das Damengambit mit 4.Lf4 war eine alte Liebe von Viktor Kortschnoi. In seinem legendären WM-Kampf von 1978 in Baguio City gegen Antatoli Karpow wandte er diese Variante mehrmals an und erreichte damit spannende Partien. Auch drei Jahre später beim erneuten WM-Match in Meran gegen denselben Gegner griff er in der 11. Partie nochmals auf dieses System zurück. Anders als Karpow, der als Schwarzer den Königsläufer nach e7 entwickelte, bietet MisterMurks allerdings mit 4...Ld6 sofort den Tausch der schwarzfeldrigen Läufer an:

Diagramm_196

Bald darauf ergab sich eine symmetrische Bauernverteilung, die Partie plätscherte so dahin, bis MisterMurks im 14. Zug eine Ungenauigkeit unterlief, die jedoch von beiden Spielern unbemerkt blieb:

Diagramm_197

Schwarz hatte soeben 14...Sf6-e4?? gezogen und damit eine Stellung wie fürs Taktik-Lehrbuch erzeugt. Weiß antwortete darauf nun 15.Dc2-d3, doch viel stärker wäre hier die Bombe 15.Sxd5! gewesen. Die Idee ist natürlich, im Falle von 15...Txc2? 16.Sxe7+ Kh8 17.Txc2 zu spielen, aber abgesehen davon droht Weiß nach 15.Sxd5! auch ganz direkt mit 16.Dxc8 (dieser Zug ginge sogar noch nach der schwarzen Antwort 15...Dd7, da nach zweimaligem Tausch auf c8 die anschließende Springergabel auf e7 folgen würde). Aber wie gesagt, beiden Spielern war die Möglichkeit zu diesem taktischen Schlag entgangen.

Umso trauriger ist eigentlich der Schluss der Partie. Der nach Wertung deutlich niedriger eingestufte daersc hatte fast die gesamte Partie hindurch in bewunderswerter Weise tapfer dagegen gehalten und das Spiel ausgeglichen gestaltet, bis man schließlich in einem remislichen Dame-Springer-Endspiel mit je 7 Bauern beiderseits gelandet war. Erst hier verließ er sich fälschlich auf ein vermeintliches Dauerschach, büßte zunächst einen Bauern ein und ließ dann unter ungünstigen Umständen den Tausch der Springer zu, so dass ein für beide Seiten schwer zu kalkulierendes Damenendspiel entstand.

 
 Diagramm_198

Noch hier hätte Weiß am Zug das Remis halten können, wenn er nun zu 43.Df7 gegriffen hätte (droht mit der Remisschaukel Dg6+/De8+). Es hätte dann zum Beispiel  folgen können 43...Dg5+ 44.Kf2 Df4 45.Dg6+ Kh8 46.De8+ usw. mit Remis durch Dauerschach.

Zu seinem Leidwesen zog daersc hier aber 43.De5?, und nach 43...Dg5+ 44.Kf2 f4 war für Weiß kein Weg mehr zum rettenden Dauerschach vorhanden und die Partie ging kurz darauf sogar durch einen Dameneinsteller abrupt verloren.




fozzie017 vs Schlumpf88 0-1

Der Kampf dieser beiden Titanen verdient natürlich besondere Aufmerksamkeit, und der Partieverlauf war auch durchaus etwas Besonderes. Die Eröffnungszüge 1.f4 e5 2.fxe5 d6 3.exd6 Lxd6 charakterisieren das selten zu sehende Froms Gambit:

 
 Diagramm_199

Verwegener Einfall am Brett, oder tiefschürfende Vorbereitung? - Eine Frage, die nur Schlumpf88 selbst beantworten könnte. In der Diagrammstellung muss Weiß eigentlich mit 4.Sf3 fortsetzen, denn im Falle von z.B. 4.Sc3?? würde Schwarz bereits durch 4...Dh4+ 5.g3 Dxg3+ 6.hxg3 Lxg3# mattsetzen. Nach 4.Sf3 wird diese Figur allerdings sofort mittels 4...g5 und nachfolgendem g4 attackiert (das war auch die Fortsetzung in der Partie). Ich zitiere dazu aus Wikipedia:

"Die im Froms Gambit entstehenden Stellungen sind durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • Weiß hat einen Mehrbauern und gute Chancen, das Zentrum zu besetzen. Zudem ist der schwarze Damenflügel oft unterentwickelt.
  • Die Schwäche von Weiß ist die Diagonale e1–h4, die das Leitmotiv für schwarze Mattangriffe bildet. Zudem hat Schwarz einen kleinen Entwicklungsvorteil, weil er durch 3. … Lf8xd6 seine erste Figur vor dem Weißen ins Spiel bringen konnte und damit den weißen Anzugsvorteil umgedreht hat."

Soweit die Wikipedia zu dieser Eröffnung. Ob dieses ultrascharfe Bauernopfer wirklich korrekt ist, darüber mögen sich Berufenere als ich streiten. Zu spannenden Partien führt es allemal.

Aus der Stellung von Diagramm 199 heraus folgte 4.Sf3 g5 5.g3 g4 6.Sh4 Se7 7.d4 Sg6, wonach wir folgende Situation haben:

 
 Diagramm_200

Schlumpf88 droht, zweimal auf h4 zu schlagen, was fozzie017 nicht gut zulassen kann. Deshalb nimmt Weiß hier selbst auf g6, öffnet damit allerdings dem Schwarzen die h-Linie. Nach 8.Sxg6 hxg6 droht sofort wieder 9...Lxg3+ (da 10.hxg3 den Th1 kosten würde). Deshalb überdeckte fozzie017 mit 9.Dd3 nochmals den Punkt g3.

Im Grunde wäre fast jeder Zug der Eröffnungsphase dieser Partie schon ein eigenes Diagramm wert, da die gesamte Variante hochtaktisch und mit Fußangeln nur so gespickt ist, z.B. hier nach 9...Sc6:

Diagramm_201

Jeder schwarze Zug eine Drohung - hier lautet sie 10...Sxd4, weil sich darauf 11.Dxd4?? wegen 11...Lxg3+ nebst Damenverlust verböte. So erklärt sich auch die Antwort 10.c3, allerdings erhält die weiße Dame nun mit 10...Lf5 sofort wieder einen Tritt (und auf 11.e4 folgt die Fesselung 11...De7 - alles Taktik pur). Auch als schwächerer Spieler erahnt man hier allmählich, worin eigentlich die schwarze Kompensation für den geopferten Bauern besteht: Mit jedem Zug kann er seine Figuren schnell in aktive Positionen bringen. Allerdings muss er auch so energisch spielen, denn bei einem Nachlassen würde sich sein Entwicklungsvorsprung verflüchtigen - Weiß könnte seine Stellung stabilisieren und dann auf Verwertung des Materialvorteils umschalten. Daher muss Schwarz die Suppe ständig am Köcheln halten.

Wir übergehen nun einige Züge und springen sofort zu der Stelle der Partie, in der die Taktik kulminierte:

Diagramm_202

Das letzte Zugpaar vor der Diagrammstellung war 16.b3 Txh2. Wow, was für ein Gemetzel! Bei Schwarz sind drei Figuren gleichzeitig angegriffen (Sc4, Lf5 und Th2). Also, der Reihe nach: Was passiert auf 17.Kxh2? - Die forcierte Folge 17...Dh4+ 18.Kg1 Lxg3 mit Matt oder Damenverlust ist auch für uns Normalsterbliche zu finden - also als unspielbar abhaken. Was ist mit 17.exf5? Darauf wäre wohl 17...Txg2+ 18.Kxg2 Dxd1 19.Txd1 Txd1 20.bxc4 Txc1 gefolgt, was in ein Endspiel mit gleichem Material mündet, in dem aber Schwarz laut Engine hohe Gewinnchancen hat (ich habs nicht weiter verfolgt, da zumindest ich am Brett ohnehin nicht viel tiefer hätte rechnen können). Fozzie017 griff deshalb zu Möglichkeit 3, nämlich 17.bxc4, geriet aber nach der Folge 17...Txg2+ 18.Kxg2 Lxe4+ 19.Kf2 Th8! in einen nicht mehr zu parierenden Angriff.

Übrigens, aber das ist natürlich engine-bewaffnet hinterher leicht zu sagen: Stockfish zeigt sich in der Stellung von Diagramm 202 durchaus unbeeindruckt und reklamiert großen weißen Vorteil (+2.03) nach der Antwort 17.Txf5! - insofern hätte gegen den Hammerzug 16...Txh2 also durchaus eine Widerlegung existiert (zumindest, wenn man eine Engine ist...)

Hier noch die Schlussstellung nach 23...Th2-e2+, wonach Weiß die Waffen streckte:

 
 Diagramm_203

Boah, was für eine Partie!!



Goergmann vs Kiwrin 0-1

Nach den Eröffnungszügen 1.d4 Sf6 2.c4 e5 3.dxe5 Sg4 4.Sf3 Lc5 stand das sogenannte Budapester Gambit auf dem Brett.

Diagramm_204

Die Partie verlief ohne allzu große Aufreger. Weiß kamen im Partieverlauf nach und nach zwei Bauern abhanden und er wurde allmählich überspielt. Der erste Bauernverlust ereignete sich in dieser Stellung:

 
 Diagramm_205

Für Goergmann ist die Welt eigentlich noch in Ordnung, und das wäre sie auch geblieben, hätte er hier zum Beispiel 13.Le2 gespielt, um vorsorglich schon mal den zu erwartenden schwarzen Zügen 13...Le6 und 14...Se5 vorzubeugen. So hätte er den Bc4 gedeckt halten und den Lf3 dem Abtausch entziehen können. Tatsächlich entschied er sich in der Diagrammstellung aber zu 13.c5?, und nach 13...Le6 14.Dd1 dxc5 war er erstmal einen Bauern los. - Nach etlichen weiteren Zügen war dann dieses Springerendspiel entstanden,


 Diagramm_206


wo Weiß nach 33...Se5 den Kardinalfehler beging, seine letzte Figur abzutauschen und in das völlig perspektivlose Bauernendspiel überzugehen. Zwar hätte er auch in dem Endspiel mit Springern am Brett auf Verlust gestanden, aber unter praktischen Gesichtspunkten sollte man die letzte verbliebene Figur so lange wie möglich auf dem Brett behalten, um wenigstens noch theoretische Chancen zu bewahren. Hier jedenfalls konnte Weiß auch der Freibauer auf der e-Linie nicht vor dem Untergang retten. Wegen des bald eintretenden Zugzwangs ging zunächst dieser Bauer und dann auch die Partie rasch verloren.

 


 

lodjuschka vs holgerbaehren 0-1

Holger und ich waren durch Zugumstellung in ein abgelehntes Damengambit geraten, und nach 6 Zügen stand die Position aus Diagramm 207 auf dem Brett:

Diagramm_207


Hier investierte ich einige Minuten, um mir über die Folgen von 7.Da4+ Sc6 8.Dxb4 klar zu werden. Letzten Endes spielte ich es und war froh, dass mein Gegner das Damenschach nicht mit dem Springer, sondern durch 7...Ld7 abwehrte. Es folgte 8.Dxb4 cxb4 9.Sxd5 Sxd5:

Diagramm_208


Nun fühlte ich mich wohl und glaubte, über zwei Pluspunkte zu verfügen: Erstens, das Läuferpaar in einer relativ offenen Stellung, und zweitens einen virtuellen Mehrbauern auf der d-Linie, da die schwarze 3:2-Bauernmajorität auf dem Damenflügel entwertet sei und später keinen Freibauern erzeugen könnte.

Das mag stimmen oder nicht, Stockfish scheint zumindest vorsichtig zuzustimmen und bewertet die Diagrammstellung mit +0.79 als leichten Vorteil für Weiß. Die Frage war allerdings nun, wie ich weiter fortsetzen sollte: Aktiv mit 10.e4 (was 10...Sf6 mit Gegenangriff auf e4 erwarten ließ), oder etwas verhaltener mit 10.e3, was jedoch den schwarzen Sd5 länger in seiner starken Zentralstellung belässt.

Nun, ich entschied mich für die aktivere Version, bekam aber einige Züge später genau dadurch Probleme mit meiner instabilen Lage im Zentrum:

Diagramm_209

Wir sehen hier die Stellung nach 15.h3. Schwarz legte hier mit dem findigen Scheinopfer 15...Sxd4! genau den Finger in die Wunde. Es folgte 16.Sxd4 Le8 17.Le3 e5, und erst hier kam ich wohl vom richtigen Pfad ab:

 
 Diagramm_210

Ich war so verbohrt in den Gedanken, auf keinen Fall mein Läuferpaar wieder aufzugeben zu wollen, dass ich hier den Zug 18.f3 wählte, mit der Folge 18...exd4 19.Ld2 usw. Dabei hätte Weiß nach dem besseren 18.Sf3 Txd3 19.Sxe5 Td6 20.f3 weiterhin einen (wenn auch kleinen) Vorteil bewahren können. Nach der von mir gewählten Ich-beharre-auf-dem-Läuferpaar-Fortsetzung behauptete Holger jedoch aus Diagramm 210 heraus nach 18.f3 exd4 19.Ld2 mit 19...a5! seinen Mehrbauern und verwertete ihn später durch sehr geduldiges und fehlerfreies Spiel zum Sieg. Ich muss es leider neidlos anerkennen, aber diesen Punkt hatte sich mein Gegner absolut verdient. Hut ab!

Für mich bedeutet das, dass ich mit dem Schweizer Gambit (zwei Nullen hintereinander) ins Turnier gestartet bin :-( Hoffentlich kommt nicht noch eine dritte dazu...




Garde7 vs andino6869 1-0

Leute, ich sags euch, wie es ist: In dieser Partie wäre ich bereits nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Le2 out of book gewesen.

 
 Diagramm_211

Was soll das denn sein? Ungarisch mit vertauschten Farben? Hmm, hab ich in meinen über 40 Schach-Jahren noch nie gesehen. Wenn unsere Kinder im Training sowas spielen, fangen sie sich normalerweise immer einen leichten Tadel vom Jugendleiter ein, aber hier sind ja zwei Spieler mit 2100+ am Werk. Also verbuchen wir es mal unter suuupergeheime Spezialwaffe mit tiiiieef verborgener Strategie, die wir Kaffeehaus-Kreisklassen-Schächer halt nicht raffen. Und genau so wirds wohl auch sein, denn im Zweifel darf man bei diesen beiden Spielern durchaus unterstellen, dass sie wissen, was sie tun. Das macht es mir auch schwer, so eine Partie sinnvoll zu kommentieren. Ich beschränke mich deshalb auf das, was mir von Garde7 hinterher als Ergebnis der gemeinsamen Analyse übermittelt worden ist. Dazu springen wir von hier gleich vorwärts bis zur Stellung im 16. Zug:

Diagramm_212

Hier war gerade mit 15...axb4 16.axb4 ein Bauernpaar getauscht worden, und nun wählte andino6869 die Fortsetzung 16...Le6. Laut Anlayse beider Spieler wäre dies wohl besser durch 16...Sh7 oder 16...Sh5 ersetzt worden (damit der Lg7 ein Auge auf den wichtigen Bauern d4 haben kann). Der weitere Verlauf der Partie war äußerst taktisch geprägt und verlangte von beiden Spielern sehr präzise Variantenberechnung.

Im 26. Zug landeten die Kontrahenten schließlich in dieser Stellung:

Diagramm_213

Weiß hatte soeben mit 26.Lf1xd3 den störenden schwarzen Bd3, diesen Pfahl im Fleische der weißen Stellung, eliminiert. Schwarz antwortete darauf mit 26...Sd6-c5 (Stockfish: +1.57), hätte aber wohl besser die Fortsetzung 26...Sa2-b4 gewählt, wonach die Stellung im Gleichgewicht bleibt.

Hier noch die Schlussstellung nach 43.Se4

 
 Diagramm_214


Schwarz gibt auf.



 


FelixStelter vs Chris545T 1-0

Diese Begegnung begann nach den Zügen 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 mit der sogenannten Grünfeld-Indischen Verteidigung.

Diagramm_215


Schwarz lässt hier absichtlich zu, dass Weiß mit 4.cxd5 Sxd5 5.e4 Sxc3 6.bxc3 ein starkes Bauernzentrum errichten kann, das der Nachziehende danach mit dem Hebel c7-c5 und den zentrumswirksamen Zügen Sb8-c6 und Lf8-g7 massiv unter Druck setzen will. Aber natürlich ist Weiß nicht gezwungen, auf dieses Vorhaben einzugehen. Er kann ebensogut auch mit 4.e3 einen gemütlicheren Weg einschlagen - und genau so kam es in der vorliegenden Partie auch.

Beide Spieler begegneten sich danach über 30 Züge lang auf Augenhöhe und waren sich annähernd ebenbürtig - keiner konnte bis dahin einen wirklich entscheidenden Vorteil erringen. Erst im 32. Zug ereignete sich etwas, das für den weiteren Fortgang der Partie bedeutend sein sollte:

 
 Diagramm_216

Felix hatte hier gerade 32.Lf3-d1 gespielt, um seinen weißfeldrigen Läufer auf die Diagonale b1-h7 zu bringen und damit eine gefährliche D-L-Batterie aufzubauen. Die von Chris darauf gewählte Antwort 32...Lg7-h8? war aber eindeutig zu passiv und brachte ihm schließlich ernsthafte Probleme ein, da Weiß seinen Plan nun ungestört durchführen konnte. Aus schwarzer Sicht wäre es hier dringend nötig gewesen, mit 32...e5! sofort im Zentrum dagegen zu halten, was laut Engine weiterhin das Gleichgewicht aufrecht erhält.

Nach 32...Lh8? 33.Lc2 De8 34.fxg5 fxg5 35.Ld6 war Schwarz dagegen bereits verloren:

 
 Diagramm_217


Es folgte noch 35...Tf7 36.exd5 cxd5 37.Dg6+ Lg7 38.Dh7#



 


Thomas051974 vs jessuz 0-1

Das war eine wirklich fetzige Partie, wie man es bei der Begegnung speziell dieser zwei Spieler auch gar nicht anders erwarten durfte. Und standesgemäß passte natürlich schon die Eröffnung voll dazu: Der Grand-Prix-Angriff in der Sizilianischen Verteidigung (1.e4 c5 2.f4 d5), womit die Spieler von Beginn an zu erkennen gaben, dass sie beide auf Krawall gebürstet waren :-)

Da aber nach neun Zügen die Damen getauscht wurden, schien die Luft - oberflächlich betrachtet - erstmal raus zu sein. Ein Irrtum! Die entscheidende Phase nahm eigentlich hier ihren Ausgang:

Diagramm_218


Schwarz greift mit dem Td8 den ungedeckten Bd3 an. Für Weiß wäre nun der Deckungszug 14.Tf3 ratsam gewesen, doch wer Thomas kennt, der weiß, dass er lieber angreift, anstatt zu verteidigen, und so zog er hier 14.Le3 mit Gegenangriff auf c5, was auch gleichzeitig eine Figur entwickelt. Schwarz deckte zunächst mit 14...b6, und nach 15.Sbc3 griff Schwarz mit 15...Txd3 zu. Es folgte 16.Tf3 Sg4?! (besser Sa5), und nun kam es zu einem taktischen Handgemenge:

Diagramm_219


17.Lxc5 Txf3 18.Lxf8 Txc3,

Diagramm_220


und hier hätte Thomas anstatt des gewählten 19.bxc3? besser mit 19.Sxc3 zurück geschlagen, was nach 19...Kxf8 20.g3 zwar auch etwas besser für Schwarz ist, aber noch längeren Widerstand ermöglicht hätte. Nach dem Partiezug 19.bxc3? dagegen konnte er  die Stellung nicht mehr halten. Trotz tapferer und zäher Gegenwehr in einem Endspiel mit Turm gegen zwei Leichtfiguren verschlechterte sich seine Lage immer weiter, bis er schließlich im 46. Zug die Waffen strecken musste.

 
 Diagramm_221


Endstellung, Weiß gibt auf.



Autor dieser Meldung:Lothar Weimer
Aufrufe:Dieser Artikel wurde bisher 443 Mal gelesen.


Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
ExVicePresident schrieb am 02.05.2021 gegen 21:26 Uhr Eine tolle Leistung Lothar. Wie kann man die Partien der Protagonisten verfolgen? Geht das LIVE oder gibt es die irgendwo zum Nachspielen?
Lothar schrieb am 02.05.2021 gegen 21:57 Uhr An Wolfgang: Beides geht. Live mittels /observe oder /follow Spielername, und die Partien jedes Spielers findest du nachträglich auf seiner jeweiligen Seite unter der Rubrik „Partien“.
ExVicePresident schrieb am 03.05.2021 gegen 18:09 Uhr Danke Lothar für deine schnelle Antwort!
Lucky schrieb am 05.05.2021 gegen 09:22 Uhr Super Sache, Lothar! Könnte man den Buchi als Livekommentator gewinnen?!
Lothar schrieb am 05.05.2021 gegen 09:33 Uhr Willst du das *wirklich*?? Du musst ja viel Zeit haben :-)

Ich bastle gerade an den Partien des zweiten Teils - sollten heute noch online gehen. Freut mich, wenns gut ankommt. Ich bin ja von der Spielstärke her jetzt nicht gerade als Kommentator prädestiniert, deshalb gehe ich nicht zu sehr in die Tiefe. Ich will halt nur die wesentlichen Wendepunkte der Partien zeigen und hoffe, dass es unterhaltsam ist.
Gabriel schrieb am 05.05.2021 gegen 17:34 Uhr Richtig coole Partien, besonders das Taktikfeuerwerk in diesem Froms Gambit.
Gardez schrieb am 05.05.2021 gegen 18:45 Uhr Hallo Lothar,
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Le2 ist Altinidisch/Philidor im Anzug.
Der ungarische Großmeister Istvan Csom würde dafür seinen Jugendspielern ein dickes Lob aussprechen. :-)

Tolle Analysen, Lothar. Fantastisch.


Der vorliegende Bericht ist älter als ein Jahr und kann daher nicht mehr mit Kommentaren versehen werden!
Terminvorschau:
Kreisliga 2: Kriegshaber IV - SF Augsburg V, Beginn 18:00 Uhr am Samstag, 27.04.2024

Kreisliga 2: Kriegshaber V - Caissa Augsburg II, Beginn 18:00 Uhr am Samstag, 27.04.2024

Oberliga Bayern: NT Nürnberg - Kriegshaber I, Beginn 10 Uhr am Sonntag, 28.04.2024

Mädchen und Frauenteam am Mittwoch, 01.05.2024

Alle Saisontermine

Künftige Termine




Aktuelle Downloads:
Alle Partien des AFRO-A 2023 (PGN-Format)
(Dateigröße: 218.92 KB)

Schwäbische Meisterschaft 2024
(Dateigröße: 168.66 KB)

Beitrittsformular Jugendliche
(Dateigröße: 92.43 KB)

Alle Partien des Augsburger Weihnachts-Opens 2023 im Format .pgn
(Dateigröße: 127.75 KB)

Satzung des Schachklubs Kriegshaber
(Dateigröße: 108.62 KB)

Alle Partien des AFRO-A 2022 (PGN-Format)
(Dateigröße: 211.47 KB)

Beitrittsformular Erwachsene
(Dateigröße: 91.84 KB)

SEPA-Lastschrift für Mitgliedsbeiträge
(Dateigröße: 95.79 KB)

Ausschreibung Zirbel-Cup 2024
(Dateigröße: 217.41 KB)

   Datenschutz     |    Haftungsausschluß     |    Administration / Redaktionssystem     |    Impressum

Anzahl der Zugriffe seit 21.12.2008 um 18:46 Uhr: 835853

Powered by PHP 7.2