Kriegshaber III entführt beide Punkte aus Aichach

Starker Auftritt unserer dritten Mannschaft beim 5:3-Sieg gegen die Paartaler

Vor der vierten Runde in der Kreisliga I Augsburg lagen insgesamt vier Mannschaften mit jeweils 4:2 Mannschaftspunkten, nur durch ein paar Brettpunkte getrennt, gemeinsam an der Tabellenspitze. Und das Schicksal wollte es, dass in Runde vier just diese vier untereinander zu spielen hatten: Wir mit Kriegshaber III auswärts in Aichach, und die SF Augsburg IV zuhause gegen die SG Augsburg II. Damit war klar, dass sich an diesem Spieltag die Spreu vom Weizen trennen und sich zeigen würde, wer allmählich ernsthaft aufstiegsgefährdet ist, wie Eckhardt das neulich launig nannte. Und so kämpften sich also zwei Autos aus Kriegshaber durch das seit Stunden herrschende Schneetreiben nach Aichach in die Alte Mädchenschule.

Apropos: Dass wir in einem ehemaligen Klassenzimmer spielten, war unverkennbar - zumindest für die älteren Semester unter uns. Die Nachgeborenen hätten womöglich heute schon Probleme zu erkennen, worum es sich bei diesem seltsamen Ding da an der kurzen Wand neben der Eingangstür eigentlich handelte. Ich aber fühlte mich sofort um etliche Jahrzehnte zurück versetzt in meine eigene Schulzeit: Da stand doch tatsächlich eine veritable, echte Schultafel im Raum, so mit mattgrüner Oberfläche, mit Kreide zu beschriften und einem echten Schwamm zum Abwischen daneben - wo die heutige Jugend vermutlich verzweifelt den Einschaltknopf zum Booten dieses merkwürdigen analogen Devices suchen würde. Hach...

Aber jetzt zum Schachlichen. Da allerdings überkam mich sogleich ein ähnliches Gefühl wie beim Anblick der Schultafel, als ich die guten alten Jerger-Uhren auf dem Tisch stehen sah. Zunächst etwas irritiert versicherte ich mich durch Nachfrage: Sollten wir heute tatsächlich mit diesen mechanischen Uhren da...? Jawohl, wir sollten. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich zum letzten Mal eine Partie mit mechanischer Schachuhr gespielt habe. Das fühlt sich heutzutage bereits ziemlich anachronistisch an (der Wortwitz drängt sich hier ja förmlich auf).

Jetzt aber wirklich zum Bericht über den Kampf an den Aichacher Brettern - da ich nach dem Mannschaftskampf mit Eckhardt und einer Handvoll Willigen noch den Turniersaal für die morgige Schwäbische Einzelblitz hergerichtet habe, fasse ich den Bericht einfach ab, wie er mir aus der Feder fließt, denn es ist inzwischen nach Mitternacht und ich bin richtig platt und bettreif.

18:00 Uhr
Trotz Schneetreibens (siehe oben) kamen wir alle auf die Minute in Aichach an, erledigten kurz die Formalitäten und legten los. Nach ein paar Minuten Spielzeit drehe ich eine erste Runde:

Brett 1 sieht Harry Gergen (danke für die Anfahrt aus München!) mit Weiß gegen Gerhard Lutz. Steinitz-Variante der Französischen Verteidigung. Kenne ich ein bisschen, habe ich auch schon mal misshandelt.

Brett 2: Hier sitzt für uns der unverwüstliche Vladimir Belevtsov mit Schwarz seinem jungen Gegner Dominik Jacob gegenüber. Ein Damengambit, wobei Schwarz seinen Damenläufer schon auf f5 draußen hat, und zwar anscheinend ohne dass er dafür Probleme mit seinem Damenflügel (Felderkomplex b7/c6) bekommen hat. Sieht komfortabel aus.

Brett 3: Detlev mit Weiß gegen Christian Glaser, der mich beim letzten Besuch in Aichach zerlegt hat. Vielleicht macht Detlev es heute besser als ich damals. Irgendeine Damenbauer-Eröffnung, kenne ich so nicht.

Brett 4: Ich selbst mit Schwarz gegen Günther Probsdorfer, ein London System.

Brett 5: Tommi Städele springt als Weißer seinen Gegner Bernhard Lenz ganz klassisch mit einem Italiener an.

Brett 6: Denys Filin, Schwarz, spielt - hm, irgendwas... offenbar den Regeln entsprechendes... In 40 Jahren Schach noch nie gesehen.

Brett 7: Darko als Weißer, Damengambit.

Brett 8: Unser jüngst vom Fleck weg schanghaiter Neuzugang Hans Reschka mit Schwarz, Spanische Partie.

Ich setze mich hin und spiele wieder ein paar Züge. Aber nicht lange, denn...

um 18:55 Uhr:
Denys Filin vermeldet den vollen Punkt. Ein Abzugsangriff gewinnt entscheidend Material, 1-0 für uns. Bravo!

19:10 Uhr:
Ich drehe mal wieder eine Runde. Harry an 1 hat lang rochiert, und sein Gegner rollt mit den schwarzen Damenflügelbauern auf ihn zu, wobei der sK in der Mitte geblieben ist. Bei geschlossenem Zentrum steht er da auch erstmal recht sicher. Ein weißer Gegenangriff ist erstmal nicht in Sicht. Da ich um Harrys Qualiltäten weiß, mache ich mir nicht wirklich Sorgen, aber irgendwas ist in der Eröffnung vermutlich ein bisschen aus dem Ruder gelaufen.

Duplizität der Ereignisse: Auch Vladimir an Brett 2 hat seinen König in der Mitte belassen und rollt mit den schwarzen Damenflügelbauern nach vorne. Bei diesem Burschen schaut Schach immer so einfach aus...

Detlevs Gegner an 3 hat ein frühes Remisangebot abgelehnt, die Stellung sieht aber sehr ausgeglichen aus. Detlev hält den Ball flach, macht das ganz geschickt gegen den um zwei Klassen stärkeren Gegner.

Bei mir an vier ist nicht viel los, mein Gegner agiert etwas inkonsequent, der typische London-Angriff kommt gar nicht erst in Gang, der weißfeldrige Angriffsläufer ist getauscht, ich kriege sogar leichte Stellungsvorteile. Material beidseits DTTS und je 7 Bauern.

An Brett 5 zähle ich kurz nach: Tommi hat einen Bauern weniger, es ist aber auf ein schnelles Hingucken nicht sofort klar, wer hier eigentlich wen angreift.

Brett 6: Ist schon aus, wie beschrieben (Denys Filin, 1-0)

Brett 7: Darko steht aussichtsreich, hat seinem Gegner einen Isolani in der d-Linie verpasst und massiert gerade den schwarzen Damenflügel. Sehr schön, weiter so!

Brett 8: Bei Hans hat sich der spanische Läufer gegen den Sc6 getauscht, Schwarz nahm mit dem d-Bauern zurück und versucht jetzt aus seinem Läuferpaar etwas zu machen. Sieht solide aus.


20:00 Uhr, nächster Rundgang:

Brett 1: Schwarz rollt bedrohlich auf Harrys König zu, Ausgang unklar. Etwas direkt Durchschlagendes sehe ich allerdings nicht.

Brett 2: Vladimir hat noch immer nicht rochiert, schiebt in Seelenruhe seine Bauern auf dem Damenflügel vor und hat dort deutlichen Raumgewinn erzielt. Obwohl sein Monarch noch auf e8 steht, sieht es aus, als sei er dort für die nächste Zeit noch sicher.

Brett 3: Detlev hält weiter wacker dagegen, Christian Glaser versucht derweil, Wasser aus dem Stein zu pressen.

Brett 4: Mein Gegner zieht sich die Zähne selbst, das ist ja bequem: Nun wurden auch unter für mich günstigen Umständen die Damen getauscht, wodurch der gesamte weiße Bauernkomplex am Damenflügel unbeweglich und dauerhaft schutzbedürftig geworden ist. Ich schiebe ganz allmählich einen Bauern nach dem anderen nach vorne und gruppiere meinen Springer um. Die Stellung spielt sich wie von selbst. Ich glaube, das nennt man Spiel auf zwei Ergebnisse: Sieg oder Remis.

Brett 5: Bei Tommi blicke ichs nicht. Könnte sein, dass der Gegner das bessere Ende für sich erhält, aber so vom schnellen Reinkiebitzen von der Seite - stimmt das auch?

Brett 7: Darko konnte seinen Vorteil in was Zählbares ummünzen, hat jetzt eine Qualle für einen Bauern, eventuell schwer zu verwerten - stop, während ich das gerade schreibe, gewinnt er eben diesen Bauern, hat jetzt eine glatte Mehrqualle mit allen Bauern auf der gleichen Seite (4 gegen 4). Darko hat dazu Turm, der Gegner einen Springer, dazu zwei getrennte Bauerninseln. Das muss ein ganzer Punkt werden...

Brett 8: Äußerlich eine ruhige Stellung, Hans spielt sehr sorgfältig und überlegt, kontrolliert alle möglichen Einbruchsfelder und neutralisiert alle gegnerischen Versuche, Schwächen zu erzeugen. Gefällt mir sehr gut die Partie, sieht sehr solide aus.


20:20 Uhr:
An Brett 1 haben Harry und sein Gegner sich auf Remis geeinigt (Angebot kam vom Gegner, Harry war gerne einverstanden). Kurz darauf ist es bei Detlev doch passiert, seine Stellung fliegt auseinander, nach einer Abwicklung bleibt ein ganzer Turm auf der Strecke. Zwar hat Detlev dafür einen Satz Bauern, aber die holt Glaser mit seinen 2 Türmen gegen einen alle nach und nach ab.

20:50 Uhr:
Darko verwandelt seine Mehrqualle völlig souverän und ungefährdet in einen ganzen Punkt. Wir führen jetzt mit 2½:½, allerdings werden wir den Punkt an Detlevs Brett abschreiben müssen. Eine Minute später gibt er dann auch auf, Zwischenstand nun 2½:1½ für uns.

Vladimir an Brett 2 hat mittlerweile eine Stunde mehr auf der Uhr als sein Gegner und dazu eine Leichtfigur mehr, der Gegner gerät in Zeitnot und schreibt nicht mehr mit (muss er auch nicht, wir spielen ohne Inkrement und er ist unter 5 Minuten Restzeit).

21:00 Uhr:
Bei Tommi Städele geht das Ding wohl verloren, aber nach einem Blick in die Runde und Abschätzung der noch laufenden Partien biete ich meinem Gegner nun in gefühlter Fast-Gewinnstellung ein taktisches Remis an. Die Rechnung: Vladimir gewinnt, Tommi verliert, Hans dürfte ein sicheres Remis haben, dazu ein halber Punkt von mir wären - und jetzt ist ein günstiger Augenblick, um es anzubieten, da die Stellung für meinen Gegner ziemlich unbequem zu spielen ist (auf die letzten drei Reihen eingepfercht, ohne Aussicht, Aktivität entwickeln zu können). Nach kurzem Rundblick nimmt mein Gegner 5 Minuten später an, Zwischenstand damit jetzt 3:2 für uns.

21:20 Uhr:
Vladimir behält den Überblick und lässt die gegnerischen Angriffsversuche gekonnt abtropfen. Kurz bevor beim Gegner das Blättchen fällt, gibt dieser auf - damit steht es 4:2 für uns.

Wenige Minuten darauf vermeldet auch Hans den vollen Punkt (hier war laut meiner Hochrechnung ja nur ein halber eingeplant, aber gerne her damit!). Der Gegner hat ein Zwischenschach übersehen und wird auf jeden Fall einen ganzen Turm verlieren - das lässt er sich nicht mehr zeigen. Das war definitiv der Siegpunkt, es steht jetzt 5:2.

Tommi spielt noch ein paar Züge und wirft dann das Handtuch zum Endstand von 5:3.

Starke Leistung Leute! Eigentlich hätte ich ja heute mit unserer Truppe gegen Aichach knapp verlieren wollen, aber Eckhardt hatte uns ja unbedingt einen Sieg befohlen, also haben wir halt widerwillig gehorcht...



Autor dieser Meldung:Lothar Weimer
Zuletzt geändert von: Stefan Schneider (am 11.09.2023)
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Eckhardt schrieb am 24.01.2023 gegen 21:28 Uhr Also wenn das klappt, dass ich ein Ergebnis bestellen muss und dann wird geliefert, dann werde ich das im Hinterkopf behalten. Auf alle Fälle Glückwünsche zum Sieg!
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