Schachfestival beim Dreifach-Heimkampf in Kriegshaber

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Das gab es noch nie: Unsere ersten drei Teams Kriegshaber 1 bis 3 spielen alle versammelt am selben Ort ihre Mannschaftskämpfe.
Hier der Mega-Bericht zum Mega-Event im Jubiläumsjahr...

Große Ereignisse werfen große Schatten.

Die Terminplanung der bayerischen und der schwäbischen Ligen wollte es so, dass am 25. Februar 2024 die Teams Kriegshaber 1, 2 und 3 alle am selben Tag Heimspiele zu bestreiten hatten. Das wäre zwar in ziemlich beengter Form auch im Zollhaus zu machen gewesen (die Oberliga bei der AWO im Erdgeschoß, und die beiden Schwabenliga-Teams in bewährter Ölsardinen-Manier in den Klubräumen) - aber nein, schon als wir diese Terminkoinzidenz zu Saisonbeginn im Kalender erkannt hatten, bestand in der Führungsriege des Klubs Einigkeit darüber, dass man diese besondere Konstellation für eine Art Kriegshaber-internes kleines Schachfestival nutzen müsse. Also mieteten wir den Pfarrsaal, sorgten im Vorfeld für reichlich (wirklich reichlich) Verpflegung und Getränke, die von unseren charmanten Mädels kredenzt wurden, und leiteten schließlich per E-Mail die drei Gast-Teams sowie den Oberliga-Schiedsrichter in den lichtdurchfluteten, geräumigen Spielsaal um, den wir am Vorabend eigens für den großen Anlass vorbereitet hatten.

Das heißt, nicht ganz. Den eingeteilten Oberliga-Schiedsrichter wollten wir nur umleiten. Jedoch: Er war und blieb an diesem Tage schlicht verschollen. Viele Stunden nach Ende der Kämpfe rätseln wir noch immer, wo er wohl abgeblieben sein mochte. Es wird sich bestimmt irgendwann klären, und letzten Endes ging es auch ohne ihn.

Da ich selbst am Brett im Einsatz war, kann ich nicht für alle drei parallel ausgetragenen Mannschaftskämpfe Bericht erstatten. Wir haben uns daher so abgesprochen, dass hier alle drei Berichterstatter nacheinander mit ihren jeweiligen Match-Berichten zu Wort kommen sollen.

 


 

Wir beginnen mit dem Oberliga-Match von

Kriegshaber 1 gegen TSV Trostberg

(Bericht von Michael Bintakies)

Wunderbare Turnieratmosphäre beim Tripel Heimkampf. Hier der Bericht über die erste Mannschaft von Michael Bintakies.

  • Brett 1 Bauer, Sebastian (2267) - Zehnter, Sebastian (2266) 1:0
    Nach verhaltenem Start zündete Sebastian langsam die Stellung an und lehnte ein Remis-Angebot des Gegners ab. Das Spiel wurde scharf und in Zeitnot passierte Sebastian ein Einsteller.
  • Brett 2 Demel, Paul (2095) - Weiß, Christian (2339) 0:1
    Pauls Gegner gelang eine sehenswerte Glanzpartie. Glückwunsch. Da kannste nix machen.
  • Brett 3 Hinterreiter, Markus (2254) - Kudrytsky, Stanislav (2053) 1:0
    Auch Stanislavs Gegner erwischte einen guten Tag. Stas geriet schnell unter Druck. Hinterreiter opferte korrekt eine Qualität und erreichte damit eine technische Gewinnstellung, die er sauber verwertete.
  • Brett 4 Kamenskyi, Dmytro (2086) - Knoll, Hermann (2232) 0:1
    Dmytro spielte scharf nach vorne, verbrauchte dafür aber viel Zeit. Es wurde kompliziert. Dmytros König stand ziemlich offen und der Gegner hatte einen weit vorgedrungenen Freibauern. Eine Zeitlang konnte Dmytro mit den Problemen jonglieren. Auf Inkrement spielend. Schließlich kam dann doch ein taktischer Schlag mit Abwicklung in ein für den Gegner gewonnenes Endspiel.
  • Brett 5 Mostbauer, Florian (2309) - Bintakies, Michael (2112) 1/2
    In der Eröffnung beschloss ich, eine Variante nicht zu berechnen, sondern sie schlichtweg als nicht spielbar für den Gegner zu erklären. Der Gegner spielte diese Variante und gewann damit einen Bauern gegen nichts. Gerne hätte ich in die Tischkante gebissen, riss mich aber zusammen und leistete Widerstand. Das wurde nach 54 Zügen mit Remis belohnt.
  • Brett 6 Hahn, Christoph, Dr. (2142) - Kobl, Rudolf (2099) 1:0
    Christoph kam aus der Eröffnung mit einigen Bauernschwächen heraus und es ging schließlich auch ein Bauer verloren. Aber dann zeigte er, dass aktives Spiel das Wichtigste ist, opferte im Turm+Springer versus Turm+Springer Endspiel weitere 2 Bauern (!!) um zum gegnerischen König vorzudringen. Nun hatte er Zugwiederholung sicher. Beim Versuch diese zu vermeiden, stellte der Gegner seinen Turm ein. 
  • Brett 7 Huch, Reiner (2245) - Stör, Andreas (2062) 1/2
    Andi glich sehr souverän aus. Nach 24 Zügen kam es zu einer 3maligen Stellungswiederholung. Solide Leistung mit Schwarz gegen einen 200 Punkte stärkeren Gegner.
  • Brett 8 Schechter, Dimitri (2018) - Kern, Johannes, Dr. (2161) 1:0
    Dimitri opferte in der Eröffnung einen Bauern, um die Stellung gegen den noch in der Mitte stehenden schwarzen König zu öffnen. Der König musste nach f8 fliehen und der Turm h8 blieb eingesperrt. Schwarz spielte praktisch mit einem Turm weniger, was Dima entscheidend nutzte. Sehr starker, unternehmungslustiger und druckvoller Vortrag!

Später standen Tomas Reschka, ich und eine geheime dritte Person ratschend zusammen, als der Firmeninhaber von Catering-Frank auf uns zusteuerte: "Ich brauch 3 fürs Körbe (mit Mittagessen) tragen." Thomas und ich folgten brav. Draussen bemerkten wir, dass uns die geheime Person abhanden kam. Ich kam mir vor wie beim Komikerduo Badesalz in ihrem Sketch "Du und ich, wir sind die 3 von der Tankstelle." Zum Glück konnte der Personalengpass durch den draussen angetroffenen Tommi Städele beseitigt werden.

 


 

Kriegshaber 2 gegen SK Königsbrunn

(Bericht von Viktor Kaiser)

Aufstiegsgespenst ist wieder da! Wie konnte das geschehen? Nach dem Heimsieg gegen Königsbrunn rutscht die Zweite  an die Tabellenspitze

5 zu 3 gewannen wir gegen Königsbrunn.  Wir konnten mit unserer kompletten Stammmannschaft antreten. Alle hatten Zeit und Lust zu spielen und die Erste hatte keinen Ersatz angefordert. 
 
Das Match begann zunächst eher ereignislos.
 
An den letzten drei Brettern, wo wir DWZ-mäßig deutlich stärker waren, trudelte eine Remismeldung nach der anderen ein. Sowohl bei Max Kling , als auch bei Hans Reschka wurden die Eröffnungen gespielt ,ohne dass eine Partei einen Vorteil erlangen konnte und man einigte sich nach 19  bzw. 22 Zügen auf remis.
 
Gleiches passierte in meiner Partie. Nachdem ich mit Weiß in einer perspektivelosen Stellung gelandet war, lehnte ich zunächst bei schlechterer Stellung ein Remisangebot  (mit schlechtem Gewissen) ab, um dann später, als die Damen getauscht waren und mein Gegner mit seinem Läuferpaar einfach etwas besser stand, doch noch das zweite Remisangebot anzunehmen. 
 
Besser machte es an Brett vier zunächst Denys Filin. Er konnte durch einen feinen Läufereinschlag auf h2 einen Bauern gewinnen und  diesen Mehrbauern bei guter Stellung halten, als das Handy seines Gegners klingelte. Das war der Sudden Death und die Führung für uns.
 
Während also die letzen vier Bretter frühzeitig die Arbeit einstellten , lieferten sich die ersten vier Bretter einen langen, spannenden Kampf. Das war schön anzusehen.
 
Roland Glück war in einem End/Mittelspiel mit jeweils Dame und Springer gelandet und sein Gegner versuchte beharrlich, mehr als remis zu erreichen. Roland konnte seine Dame aber sehr aktiv aufstellen, und so einigte man sich dann doch auf die Punkteteilung.
 
Helmut Schönau hatte einen Bauern gewonnen, musste sich aber eines Königsangriffs erwehren.
 
Felix Stelter war in eine Zwickmühle geraten. Ohne Bauernverlust war da eine Befreiung wohl nicht möglich.
 
Thilo Kuessner hatte unternehmungslustig Turm gegen Springer und Bauer getauscht und stand optisch gut.
 
Alle Partien wurden mit einem besseren Ende für uns ausgespielt: Felix musste zwar das Endspiel Läufer gegen Turm - in das abgewickelt wurde - aufgeben, Helmut konnte jedoch den Angriff abwehren, die Damen tauschen und noch ein paar Bäuerchen gewinnen, sodass der volle Punkt verdient an ihn ging. Auch Thilo hatte eine wirklich spannende Stellung in ein Endspiel mit zwei verbundenen Freibauern gegen einen Rand-Freibauer bei ungleichfarbigen Läufern abgewickelt. Er konnte dieses Endspiel gewinnen!
 
Das war für uns ein erfolgreicher Sonntag. Zwei Spieltage haben wir noch, um ... (den Satz muss jeder selbst sinnvoll/wunschgemäß ergänzen)
 
 
 

 

Kriegshaber 3 gegen SG Augsburg 1873

(Bericht von Lothar Weimer)

10:10 Uhr

Kurz nach Matchstart schlendere ich mal die Bretter ab und mache mir erste Notizen.

  • An Brett 1 spielt Vladimir Belevtsov mit Schwarz gegen Martin Schönwetter. Eröffnung 1.c4 e6 2.Sf3 d5.
  • Auf Brett 2 hatte unser Captain Tomas Reschka Aufschlag und serviert dem Gegner einen Katalanen.
  • Auf der Drei sitze ich selbst (Lothar Weimer) und pariere den e4-Aufschlag meines Gegners Wolfgang Angeli mit e6, woraufhin das seltene aber gar nicht so üble 2.f4 folgt.
  • An Brett 4 hat Tom Städele Weiß gegen Uwe Lang, der einen Sizilianer aufs Brett schraubt (1.e4 c5 2.f4 e6 3.Sf3 d5). Sagt mir nix, spiele ich selbst nie.
  • Auf Position 5 sitzt Darko wieder mit den schwarzen Klötzen dem Ehrenpräsidenten des BSB, Dr. Klaus-Norbert Münch, gegenüber. Auf dem Brett ein Damengambit, Cambridge-Springs-Variante.
  • Deutlich fetziger sieht dagegen aus, was die Jungs nebenan auf Hausnummer 6 fabrizieren: Manfred Wiedemann wird von Stefan Januschke sofort mit Albins Gegengambit angesprungen, das in der Turnierpraxis gar nicht allzu häufig zu sehen ist. Manfred nimmt den Bauern und wählt danach die Variante mit 5.a3, was auch die Theorie  empfiehlt. Mit diesem Gambit hab ich mich auch selbst mal eine Zeit lang beschäftigt, aber letzten Endes denke ich, dass es nicht ganz vollwertig ist. Naja egal, auf unserer Ebene kann man ja zum Glück noch alles spielen, was Spaß macht.
  • Weiter zu Brett 7, dort sitzt Rosi Sodbakhsh Werner Kirchmeir gegenüber und spielt nach langer Zeit mal wieder Skandinavisch. Das hab ich von ihr schon etliche Jahre nicht mehr gesehen (oder ich habs einfach vergessen - kann mittlerweile auch sein). Viel ist da noch nicht passiert.
  • An Brett 8 schließlich sitzt unser starker Ersatzmann Matthias Frenkel, der auch gestern schon beim Kampf unserer 6. Mannschaft gegen Mering 3 im Einsatz war und dort am Spitzenbrett Jürgen Haubrich besiegt hatte. Heute spielt er mit Weiß gegen Thomas Steiner. Die Eröffnung ist ein etwas ungewöhnlicher Holländer.

So weit der erste Überblick - und da ich sowieso schon unterwegs bin, hole ich mir am Kaffee-Ausschank bei den Mädels gleich noch einen Kuchen und eine Tasse meines homöopathischen Blümchen-Kaffees (danke an Susanne und Anika für die Erfüllung jeglicher Extra-Wünsche - Ihr seid einfach nur spitze!). Als ein Beispiel dafür, was für kulinarische Silvesterknaller man dort ergattern konnte, siehe das Bild in der Einleitung - es zeigt eine Schokobombe mit Erdnüssen und Sahne aus dem Hause Kamenskyi. Auch hier nochmal ein herzliches Dankeschön an alle Torten- und Kuchenbäckerinnern und -bäcker (mindestens drei der beteiligten Künstler waren männlich, wie ich aus sicherer Quelle weiß).


11:00 Uhr

Zweiter Rundgang.

  • Bei Vladmir am Spitzenbrett jeweils Springer und ein Bauer getauscht, beide haben kurz rochiert. Noch nicht viel los.
  • Links neben mir sitzt Tomas Reschka. Zwölf Züge gespielt, ein Bauernpaar vom Brett geflogen, der Gegner drückt leicht am Damenflügel.
  • Bei mir selbst an Brett 3 hat der Gegner soeben seinen guten weißfeldrigen Läufer gegen meinen Sf5 getauscht; was ich eher nicht erwartet hatte. Ich kenne aber diesen Stellungstyp und fühle mich recht wohl darin. Passt also.
  • Bei Städele gegen Lang an Brett 4 wurden Läufer und je 2 Bauern getauscht. Schwarz (Lang) hat einen Isolani auf d5, steht aber insgesamt etwas freier als Weiß. Toms weißer Bauer auf f4 sieht außerdem für mich jetzt etwas deplaziert aus und schadet dort mehr, als er nützt.
  • Darko an Brett 5 ist gegen Dr. Münch mittlerweile im 9. Zug. Ein Leichtfigurenpaar wurde getauscht, rochiert hat noch keiner der beiden. Darko laboriert am thematischen schlechten Damenläufer und wird für dieses Problem demnächst mal eine Lösung entwickeln müssen.
  • Weiter zu Ex-Taxler Manfred an Brett 6 (das Albinsche Gegengambit). Er hat mit Weiß immer noch seinen Mehrbauern. Schwarz hat lang rochiert, wobei die weiße Dame überraschend auf a7 den Bauern rausschlagen durfte. Okay, Manfreds König hängt dafür immer noch in der Mitte fest. Aber wenn er das überlebt, steht er klar besser. Ich sehe zumindest keine wirklich gefährlichen Drohungen von Schwarz.
  • An Brett 7 ist Rosi mittlerweile bei Zug 15 angekommen. Irgendwie kam ihr im Zentrum durch eine verschwurbelt-vierdimensionale Fesselung ein Bauer abhanden. Aber der Gegner hat dafür einen isolierten Doppelmoppel auf c2/c3, das ist ein gewisses Äquivalent. Allerdings hat Rosi zusätzlich auch Probleme, mit dem König in Sicherheit zu kommen, und das wiegt schwerer. Sieht für mich mindestens verdächtig aus - hier könnte sich eine Null anbahnen.
  • Matthias Frenkel an der Acht ist ebenfalls im 15. Zug. Beide Spieler haben die 0-0-0 gemacht, 2 Leichtfiguren und je ein Bauer sind getauscht. Einschätzung vom schnellen Reinschauen: Etwa ausgeglichen.


11:50 Uhr

  • Brett 1: Vladimirs kecker Versuch, mit der Dame auf der 2. Reihe einzudringen, wird vom Gegner brüsk zurückgeworfen. Symmetrische Bauernverteilung, am Königsflügel 4:4, auf der Damenseite 2:2. Die Wetten der Buchmacher stehen klar auf Remis.
  • Brett 2: Hier scheint erstmals etwas Wichtiges zu passieren: Tomas ist gerade drauf und dran, eine Qualität zu gewinnen. Sieht prima aus, könnte ein ganzer Punkt werden.
  • Brett 3: Bei mir siehts auch zunehmend bequem aus. Ich habe bei geschlossenem Zentrum den König in der Mitte belassen, wo er fürs Endspiel besser postiert wäre als der weiße. Außerdem habe ich Spiel auf den beiden offenen Linien am Damenflügel (a- und b-Linie). Für Weiß ist kein gutes Gegenspiel in Sicht, und sein Damenläufer ist eine traurige Figur. Fraglich ist allenfalls, wie groß mein Vorteil wirklich ist und ob es für reelle Gewinnchancen reicht.
  • Brett 4: Uwe Langs schwarzer d-Isolani steht jetzt auf d4 und Toms Stellung gefällt mir allmählich immer weniger. Der Gegner hat nun spürbaren Raumvorteil und vertreibt gerade Toms Dame von der e-Linie. Meine Einschätzung: Vorteil für Schwarz.
  • Brett 5: Darko hält gegen Dr. Münch gut mit. Weiß (Dr. Münch) hat im Moment noch ein starkes e4/d4-Bauernzentrum, aber Schwarz übt unangenehmen Druck darauf aus und wird es in Kürze sprengen. Einschätzung: Ausgeglichen.
  • Brett 6: Also, da lehne ich mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte, Manfred steht klar auf Gewinn. Im 19. Zug hat er nun 2 Mehrbauern am Damenflügel. Wenn diese Walze sich in Bewegung setzt, muss sie die Entscheidung bringen. Beim Gegner (Schwarz) spielen außerdem der Lf8 und der Th8 noch immer nicht mit. Allerdings steckt auch Manfreds König weiterhin auf e1 fest, und sein Königsflügel ist exakt genauso unentwickelt wie der von Schwarz (Lf1, Th1). Dem Gegner räume ich hier allenfalls noch vage Schwindelchancen ein. Diese Kiste sollte Manfred mit Geduld und Spucke nach Hause schieben.
  • Brett 7: Bei Rosi gehen gerade die Lichter aus. Beide sind im Endspiel 2T+S gegen 2T+L, wobei Rosi einen Minusbauern hat, und just als ich ans Brett trete, sackelt Werner Kirchmeir gerade noch einen zweiten Bauern ein. Des schaut fei nimmer guad aus...
  • Brett 8: Auch Matthias hat jetzt plötzlich eine Zahnlücke in der Bauernstellung - sein h-Bauer fehlt. Das ist genau der, mit dem er in der Eröffnung schon ganz früh so nassforsch nach vorne gestürmt war. Also vielleicht absichtlich geopfert, bloß: Wofür? Ich sehe am Horizont nirgendwo eine Kompensation für diesen Bauersmann. Fazit: Klarer Vorteil für Schwarz, aber es ist noch viel Material am Brett, also man kann hier noch lange kämpfen.


12:30 Uhr

Die Stunde der Entscheidungen. Tomas Reschka hat soeben an Brett 2 gewonnen. Tja, sieh mal an, auch so kann man also Schach spielen: Selbst möglichst wenige Fehler machen, dafür die Fehler des Gegners gezielt ausnutzen und dann einlochen. Klingt eigentlich ganz einfach - nur mit der Umsetzung hapert es halt bei mir immer wieder mal.

12:41 Uhr

An Brett 5 in der Mittelreihe klingelt laut vernehmbar ein Handy. Die Mittelreihe ist die, wo die Schwabenliga I spielt, also Team Kriegshaber 2 gegen Königsbrunn. Bei dem Angerufenen handelt es sich um den Gegner von Denys Filin. Hier kann man jetzt also ebenfalls die Figuren zusammenschieben und die Uhr abstellen. Das Gute daran: Der Betroffene hat nun reichlich Zeit, das Telefonat zu führen.

12:48 Uhr

Zurück zu unserem Kampf. Auch hier hat sich wieder eine Waagschale zum Boden geneigt, leider zu unseren Ungunsten: Vladmir an Brett 1 hat durch eine Springergabel auf Dame und Läufer die Leichtfigur für nichts verloren. Er spielt zwar noch ein paar Züge und schafft es im Endspiel sogar noch, einen Bauern zurück zu gewinnen, steht aber letztlich trotzdem klar auf Bruch.

Brett 2 (Tomas Reschka) ist ja bereits beendet, siehe oben.

An Brett 3 bei mir selbst wird eigentlich nur noch auf zwei Ergebnisse gespielt: Entweder ich gewinne, oder es wird Remis. Wie um alles in der Welt sollte ich diese schöne Stellung noch zum Verlust verderben können? (Wer mich kennt, ahnt es schon...)

Tom Städele an Brett 4 hat vor 10 Minuten mal Remis angeboten, was Uwe Lang aber abgelehnt hatte. Inzwischen ist die Materialverteilung stark asymmetrisch, nämlich TL+6B für Tom gegenüber TLS+3B für seinen Gegner. Oder anders ausgedrückt, Tom hat 3 Bauern für einen Springer. Einschätzung über den Dauemn gepeilt: Unklar.

Brett 5: Darko steht mittlerweile in einem Endspiel mit gleichem Material (beide TS+6B) recht gedrückt und muss genau spielen, um nicht in Nachteil zu geraten. Er hat etwas Probleme, die 7. Reihe zu verteidigen, kriegt es aber am Ende gebacken.

Manfred Wiedemann auf dem Court Nr. 6 hat mittlerweile seinen König behelfsmäßig auf f2 geparkt, mit einem Bauernduo e3/f3 als Schutzschild davor. Damit kann er jetzt endlich seinen restlichen Königsflügel aktivieren. Weiterhin klare Gewinnstellung mit 2 Mehrbauern. Die Fans in der Südkurve fordern johlend, dass sich die Damenflügelwalze endlich in Bewegung setzt und den Gegner zermalmt.

An Rosis Brett auf Nummer 7 - sitzt gar niemand mehr. Oha, da wurde von Skandinavier-Rosi inzwischen das Handtuch geworfen, und ich habs gar nicht mitgekriegt. Also hier eine Null für uns, aber das hatte sich ja schon angedeutet.

Hmpf, noch mehr Schmerzen beim Blick auf Brett 8: Hier hat Matthias nun schon zwei Bauern weniger. Der Schwarzspieler besitzt das Bauernduo h7 und g6, während Weiß auf diesen beiden Linien gar keine Bauern mehr hat. Matthias hat sich zwar auf den Feldern vor den Bauern mit seinen Figuren festgekrallt, aber über kurz oder lang wird Schwarz die Umklammerung lösen und dann sein Übergewicht in die Waagschale werfen. Ist nur eine Frage der Zeit und der Technik. - Ah, das ist übrigens auch so ein Spruch, den Old Aljechin in seinen Partiekommentaren immer gern benutzt hat: "Der Rest ist eine Sache der Technik!". - Jaja, für ihn galt das vielleicht, als ehemaliger Super-GM und späterer Weltmeister kann man leicht so daher schreiben. Für uns Normalsterbliche ist dagegen nichts wirklich klar. Wir müssen uns alles irgendwie immer selbst zusammen zimmern und jedesmal das Rad neu erfinden. Da heißts dann: Hart ist der Weg  zum Sieg, und gepflastert mit allerlei Gefahren und Fallgruben.

13:25 Uhr

Tom Städele kapituliert auf Brett 4 gegen Uwe Lang; der schwarze e-Bauer wurde mit der Zeit einfach unstoppable. Gleichzeitig erhalte ich von meinem Gegner ein Remisangebot. Ich schlendere also nochmal das Schlachtfeld rauf und runter:

  • Brett 5: Bei Darko sind jetzt die Türme getauscht, im reinen Springer- Bauern-Endspiel hat er zeitweise einen Bauern gegeben, um mehr Aktivität zu entfalten. Dank eines entfernten Freibauern kann er den gegnerischen König ablenken und dann mit seinem eigenen Chef über die restlichen Bauern des Weißen herfallen - wenns klappt wie geplant.
  • Brett 8: Matthias Frenkel steht mit Weiß nun definitiv auf Bruch, inzwischen hat er einen ganzen Läufer weniger. Das geht steil den Bach runter und man hört schon den Wasserfall rauschen.

Heißt für mich: Ich muss für das Team mein Remisangebot ausschlagen und stattdessen versuchen, aus meiner Stellung einen ganzen Zähler zu machen. Mein Gegner steht zwar einerseits sehr passiv und klammert sich mit allem, was er hat, an seinen schwachen c3-Bauern, aber andererseits ist auch für mich kein Weg zu sehen, wie ich die Stellung noch weiter verstärken könnte. Wenn es mir nur gelänge, die Damen zu tauschen, dann könnte ich mit meinem König auf dem Damenflügel in die gegnerische Stellung eindringen. Das sähe gewinnträchtig aus. Also Augen zu und weiter nach vorne mit dem König...

13:31 Uhr

Jetzt ist es so weit, Matthias Frenkel hat an Brett 8 aufgegeben.

Und wenns schon Sch... regnet, dann aber gleich aus vollen Kübeln: Auch die schöne Gewinnstellung von Manfred an Brett 6 ist inzwischen leider zum Remis vermurkst: Aus den noch schwelenden Trümmern der Stellung entstand ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und nur noch einem nicht verwertbaren Mehrbauern für Manfred. Mist, Mist, Mist...!

13:38 Uhr

Nun ist es also auch an Brett 6 amtlich: Manfred Wiedemann hat remisiert, die Partie ist aus, der Mannschaftskampf damit verloren. Ich selbst bin dabei, mit meinen Gewinnversuchen die Stellung zu überziehen und habe dem Gegner erlaubt, seinen superschlechten Läufer ins Freie zu führen. Dadurch habe ich jetzt fast meinen ganzen Stellungsvorteil aufgegeben.

13:39 Uhr

Na also, wer sagts denn: Schlimmer geht immer! Nun habe ich es doch geschafft, aus meiner Stellung noch einen ganzen Punkt zu generieren - allerdings für den Gegner. Vor lauter Hin- und Her-Rennen, Notizen machen für den Matchbericht usw., habe ich mich nur mal eben kurz ans Brett gesetzt und schnell einen unbedachten Zug aufs Brett geworfen, mit dem ich durch ein Abzugsschach die Dame verliere. Das lässt sich mein Gegner Wolfgang Angeli natürlich nicht entgehen. - Weiter oben hatte ich noch großspurig geschrieben: "Wie sollte ich diese schöne Stellung noch zum Verlust verderben können?" Jetzt weiß ich, wie das geht.

Nur Darko spielt jetzt noch.

13:53 Uhr

Darko hat das Springerendspiel schön aktiv behandelt, aber mehr als Remis war auch hier nicht drin. Am Ende konnte Darko den letzten weißen Bauern noch schnappen, so dass nur die beiden Könige und je 1 Springer übrig geblieben wären, daher gerechte Punkteteilung. Immerhin ein kleiner Lichtblick.

Das Endresultat von 2:6 kann uns allerdings leider gar nicht gefallen.



Autor dieser Meldung:Lothar Weimer
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