Im Vier-Tage-Zeitfenster von Christi Himmelfahrt bis Sonntag (9. bis 12. Mai) richtete unser Klub die Schwäbische Einzelmeisterschaft 2024 aus. Als Turniersaal diente wie schon so oft der Pfarrsaal der Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit, schräg gegenüber von unserem Vereinslokal.
Insgesamt hatten sich 51 Teilnehmer angemeldet, die sich wie folgt auf die drei Turniergruppen verteilten:
- 14 Spieler im Meisterturnier
- 11 Spielerinnen in der Frauenmeisterschaft
- 26 Spieler (m+w) im Begleit-Open.
Im Masters traten für unseren Verein drei Spieler aus unserer ukrainischen Garde an, nämlich
- Dmytro Kamenskyi (Setzliste Nr. 4, Endplatzierung Nr. 4 mit 4/7), der damit zugleich bester Teilnehmer unseres Klubs war,
- Denys Filin (Setzliste 10, Endplatzierung Nr. 7, ebenfalls mit 4/7), und
- Vladimir Belevtsov (Setzliste 11, Endplatzierung Nr. 13 mit 2/7)
Eigentlich war noch ein vierter Teilnehmer aus Kriegshaber für die Meistergruppe vorgesehen gewesen, nämlich der ELO-Favorit Michael Bintakies. Leider erkrankte er genau zum Beginn des Turniers und musste seine Teilnahme kurzfristig absagen. Den dadurch frei werdenden Platz füllte dann Stefan Holuba (SK Caissa Augsburg) aus dem B-Open auf - der im Masters am Ende leider mit 0 aus 7 eine traurige Rolle spielen sollte, was mir ein ziemlich schlechtes Gewissen bescherte.
Schwäbischer Meister wurde am Ende der erst 14-jährige Vincent Blodig von den SF Augsburg, worauf vor Beginn des Turniers wohl niemand gewettet hätte. Der Junge ist zweifellos enorm talentiert, aber dass er aus diesem Feld am Ende als Sieger hervorgehen würde, diese Prognose hätte sicher keiner gewagt.
Toll war, dass wir auch dieses Jahr wieder eine gesonderte Schwäbische Frauenmeisterschaft auf die Beine stellen konnten - sogar mit beinahe doppelt so vielen Spielerinnen wie bei der ersten Ausrichtung im Jahr zuvor! Von den 11 Teilnehmerinnen stellte unser Klub allein sieben (!) Frauen und Mädchen, was natürlich dem fleißigen Werben unserer Susi Bulmer zu verdanken ist. Um das Ganze richtig einordnen zu können sollte man sich ins Bewusstsein rufen, dass kein anderer Schach-Bezirksverband in ganz Bayern es schafft, eine solche eigene Frauenmeisterschaft auszurichten. Hier nimmt Schwaben eine absolute Vorreiter-Rolle ein, seit Susanne vor zwei Jahren den Posten als Schwäbische Frauenreferentin übernommen hat.
Leider konnte sich von unseren Mädels keines in den Medaillenrängen platzieren. Zugetraut hätte ich das insgeheim am ehesten Iliza Ramazanova oder Julia Linde, wobei sie dazu natürlich auch einen richtig guten Lauf mit etwas Turnierglück gebraucht hätten - den sie aber leider nicht hatten, eher im Gegenteil. So gelang zum Beispiel Julia fast gar nichts, obwohl sie in der Vergangenheit schon mehrmals gezeigt hat, dass sie selbst gestandene 1800er-Spieler besiegen kann, wenn sie ihre Stellungen aufs Brett bekommt und in der richtigen Verfassung ist. Sollte diesmal halt leider nicht sein. Schwamm drüber.
Aaaaber: Die Überraschung des Turniers aus Kriegshaberer Sicht war jedoch der Auftritt von Olha Byrina, die mich völlig erstaunt hat: Sie spielte erkennbar äußerst konzentriert, vertiefte sich total in ihre Stellungen und fand häufig gute bis sehr gute Züge. Dass sie am Ende sogar die an Nummer 1 der Setzliste rangierende Kseniya Protsenko besiegte, war dabei mehr als nur Zufall: Zwar gewann Olha diese Partie "nur" durch Zeitüberschreitung der Gegnerin, in einer bereits für Olha deutlich schlechteren, vermutlich sogar verlorenen Stellung - allerdings hatte sie sich zuvor im Mittelspiel durch eine schwierige Kombination eine klare Gewinnstellung herausgespielt und diese erst später wieder verdorben. Bedenkt man, dass dies Olhas erster Auftritt in einem gewerteten Turnier war, dann können wir von ihr in der Zukunft sicher noch so einiges erwarten. Ich freue mich schon darauf, ihre nächsten Partien zu sehen! - Mit Rang 5 in der Abschlusstabelle schnitt Olha bei der Frauenmeisterschaft am Ende auch als beste Spielerin unseres Klubs ab.
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| (Aus der Partie Byrina - Protsenko nach dem 18. Zug von Schwarz) |
Soeben war 18. ... Sd7-f6? erfolgt. So mancher erfahrene Turnierspieler hätte dies wohl gar nicht als Fehler erkannt, doch Olha erspähte den wunden Punkt. Wie erzielte sie hier entscheidenden Materialgewinn? -- Es geht nur so, wie Olha abwickelte: 19. Sxf6+ Lxf6 20. Lxg6 fxg6 (oder 20. ...Lxg5 21. Lxg5 Db6 Ld3 usw. mit Mehrfigur für Weiß) 21. Sxe6 Dd6 22. Sxf8 Txf8, und Olha stand auf Gewinn.
Dass wir nicht völlig erfolglos aus der Schwäbischen Meisterschaft herausgingen, haben wir Tomas Reschka zu verdanken: Er ging von 26 Teilnehmern des Begleit-Opens am Ende als Sieger hervor, wobei er 5½ aus 7 erzielte - ebenso wie sein hartnäckigster Konkurrent Markus Nitsch vom SK Caissa Augsburg, der allerdings in der Feinwertung am Ende anderthalb Buchholzpunkte hinter Tomas rangierte.
Weitere Teilnehmer unseres Klubs im Begleit-Open waren außerdem:
- Siegfried Berger (Setzliste Nr. 15, Platz 16)
- Michael Trimpl (Setzliste Nr. 20, Platz 10)
- Alexander Crista (Setzliste Nr. 22, Platz 26)
- Vitalii Yakuba (Setzliste Nr. 26, Platz 18).
Besonders Vitalii war dabei überhaupt nicht einzuschätzen, da er vor dem Turnier keine Wertungszahl besessen hatte und ich von ihm bis dahin nur zwei Schnellpartien gesehen hatte. Vitalii ist jedoch alles andere als ein Anfänger, was man im Turnier deutlich erkennen konnte - nach den ersten zwei, drei Runden sah es sogar so aus, als ob er ganz oben mitmischen könnte. Allerdings pflegt er einen hyper-aggressiven Stil, der oft mit unkorrekten Bauernopfern verbunden ist, und bei einem Turnier mit langer Bedenkzeit schlagen einem die Gegner so etwas leicht um die Ohren. Genau das passierte ihm dann auch mehrmals. Im Blitz oder Rapid ist dies dagegen durchaus kein schlechtes Rezept.
Und Michael Trimpl? Tja, unser junger Schachfan wird einfach mit jedem Turnier besser; diesmal erzielte er 4 aus 7 und gewann in der DWZ-Liste erneut weit über 100 Punkte dazu. Er klettert und klettert immer weiter nach oben, und man fragt sich unwillkürlich, in welche DWZ-Höhen ihn sein Weg noch führen wird. In Michaels derzeitigem Alter konnte ich selbst noch nicht mal zuverlässig mit König und Turm mattsetzen, während er nun schon gestandene Turnierspieler auf die Matte legt. Es ist wirklich eine Freude, dem Jungen beim Spielen zuzusehen.
Alle Detailergebnisse, Tabellen und Auswertungsergebnisse findet ihr auf der Homepage des Bezirksverbands Schwaben unter dieser Internet-Adresse:
http://www.schachverbandschwaben.de/index.php
Bitte beachtet auch die Fotogalerien zum Turnier hier auf unserer Webseite.