Ein Turnier in (den) Bergen

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Turnierbericht zur 34. Bayerischen Senioren-EM

Irgendwelche Vorteile muss es ja auch haben, wenn man älter wird - also dachte ich mir, dass ich als mittlerweile Ü60er doch jetzt mal ein Seniorenturnier mitspielen könnte. Meine Wahl fiel auf die Bayerische Senioren-Einzelmeisterschaft 2024. Diese sollte zum wiederholten Male im Luftkurort Bergen im Chiemgau stattfinden, nur wenige Kilometer vom Chiemsee entfernt gelegen. Also flugs die beste aller Ehefrauen um Erlaubnis gefragt, sodann beim Turnier angemeldet und Stellplatz für den Wohnwagen gebucht. Durch ein wenig Recherche im Internet hatte ich nämlich schnell herausgefunden, dass es am Ortsrand einen Campingplatz gibt, von dem aus der Turniersaal mit dem Fahrrad in wenigen Minuten zu erreichen ist.

In meiner Fantasie malte ich mir schon in bunten Farben aus, wie ich wohl nach einem gemütlichen Frühstück immer zum Schachspielen pilgern und anschließend nach den Partien bei mildem Sonnenschein sanft in der Hängematte dösen würde, um dort meine glorreichen Siege oder niederschmetternden Verluste innerlich nachzubereiten. Damals, also zum Zeitpunkt der Anmeldung für das Turnier, konnte ich ja noch nicht wissen, dass genau in dieser Zeit quasi die Sintflut über Bayern hereinbrechen würde. Während des Turniers herrschten nämlich viele Tage lang fast ununterbrochen äußerst starke Regenfälle, die in weiten Teilen Bayerns zu Hochwasser und großflächigen Überschwemmungen führen sollten. Aber wie gesagt, davon ahnte ich in der Vorausschau ja noch nichts...

Das Turnier selbst fand im Festsaal der Gemeinde Bergen statt. Ein paar Fotos zu diesem Bericht habe ich in die Fotogalerie gestellt, wo ihr euch ein Bild von der Örtlichkeit machen könnt.

Der Saal ist für ein Schachturnier gut geeignet, geräumig und hell (zumindest auf der Seite der Fensterfront), und die Organisation durch den Bayerischen Seniorenreferenten, den Internationalen Schiedsrichter Wolfgang Fiedler, war insgesamt recht gelungen. Zu spielen waren 9 Runden nach Schweizer System mit der etwas ungewöhnlichen Bedenkzeit von 130 Minuten pro Partie plus 30 Sekunden Inkrement ab Zug 1. Gespielt wurde immer nur eine Partie pro Tag, was im Vergleich zu den typischen Opens mit zwei Turnierpartien pro Tag wirklich deutlich entspannter ist - was aber natürlich ein Turnier auch zeitlich ziemlich in die Länge zieht. Und so viele Urlaubstage können eben Berufstätige häufig nicht opfern, nur um ein Turnier mitzuspielen. Bei den Senioren sieht das anders aus, da ist das meist kein Problem mehr. Und genau das empfand ich auch als sehr positiven Umstand bei meiner ersten Teilnahme an einem solchen Turnier der alten Männer, wie ich es insgeheim für mich selbst flapsig bezeichnete. Upps, stopp - ein paar (wenige) Frauen spielten allerdings schon auch mit.

Mit 93 Spielern war das Turnier in der Breite schon mal ziemlich gut besucht; laut Organisator war dies Teilnehmerrekord. Aber auch immerhin sieben Titelträger (nur FM und CM) hatten sich angemeldet, darunter als Erster der Startrangliste auch FM Frank Röder und sein Bruder Dr. Gerd Röder. Beide sind in Augsburg noch von ihren früheren Einsätzen für den SK Göggingen her bekannt - zumindest den älteren Semestern wie mir. Turniersieger wurde am Ende jedoch FM Ulrich Dresen von der Elberfelder SG, der als einziger Spieler 7 aus 9 erreichte und dabei ungeschlagen blieb.

Ich selbst war laut Startrangliste auf Nr. 33 gesetzt, und ungefähr dort landete ich auch nach wechselvollem Verlauf auf Platz 37, mit 5 aus 9. Mit meinen Partien bin ich dabei jedoch alles andere als zufrieden. Mangelndes Positionsverständnis, Fehlkalkulationen und grobe Einsteller ließen mich ein ums andere Mal schier verzweifeln. Als negatives Sahnehäubchen oben drauf kam dazu noch, dass ich in Runde 8 einen extrem unfairen Gegner hatte, der durch Essen am Brett und absichtliche (!) Störgeräusche gezielt immer genau dann meine Konzentration behinderte, nachdem er gerade meine Uhr in Gang gesetzt hatte. Nach der dritten Störung hatte ich ihn zunächst höflich gebeten, dies doch bitte zu unterlassen. Nach der fünften Störung musste ich tatsächlich den Schiedsrichter zuziehen, der den Gegner dann schließlich verwarnte. In dieser extremen Form habe ich eine solche absichtliche Unsportlichkeit am Brett noch nie erlebt. Den Namen des betreffenden Spielers von der SG Traunstein/Traunreut werde ich ganz bestimmt nie wieder vergessen.

Eher in die Kategorie Witzige Schusseligkeit gehört dagegen, was ich erst während des Turniers bemerkte: Dass ich nämlich in weiser Voraussicht zwar allerhand Lesestoff für die Nachmittage nach den Runden mitgenommen und in den Wohnwagen gepackt hatte - jedoch die wichtigen Eröffnungsbücher mit den von mir geplanten Varianten zum Nachschlagen und Auffrischen zuhause vergessen hatte. Naja, wozu gibt es Internet. Und auf dieses eigene Versäumnis kann ich meine mangelnde Performance ehrlicherweise auch nicht wirklich schieben.

Details zum Turnier sind auf dem bekannten Schach-Ergebnisserver chess-results.com hier abrufbar.

Positives und Negatives zum Turnier

Pluspunkte:

  • Schöner Austragungsort mit vielen Freizeitmöglichkeiten
  • Vom Organisator kostenlos (!) angebotener Bus-Ausflug auf die Winklmoos-Alm (siehe Foto in der Einleitung zu diesem Artikel)
  • Viel Platz und Ellenbogenfreiheit für alle Spieler - jeder hatte einen eigenen Tisch für sich alleine
  • Turnierergebnisse und Rundenpaarungen stets aktuell über chess-results.com abrufbar
  • Schnelle Partieneingabe und PGN-Download-Möglichkeit schon während des Turniers
  • Kleines Präsent für jeden Turnierteilnehmer (äußerst passend: Ein Regenschirm)

Minuspunkte:

  • Unangemessen hohe Getränkepreise (4 Euro pro Getränk für Nicht-Alkoholisches, bei Selbstbedienung!!)
  • Zweierlei Uhrenmodelle im Einsatz - sowohl DGT 2010 als auch DGT 2500. Die FIDE schreibt bei ELO-gewerteten Turnieren strikt die Verwendung einheitlicher Uhren für alle Teilnehmer vor
  • Lichtverhältnisse im Turniersaal nicht überall optimal: An den von der Fensterfront entfernteren Brettern war die Saalbeleuchtung teils merklich zu schwach

Fazit

Kann man das Turnier anderen Klubmitgliedern empfehlen? - Meine Antwort: Ja, unbedingt - sofern einen die relativ lange Turnierdauer von neun Tagen nicht abschreckt, hätte ich keinerlei Bedenken, unseren Senioren im Klub das Mitspielen dort fürs nächste Jahr zu empfehlen. Die Ausrichtung ist übrigens auch für 2025 schon wieder an gleicher Stelle fest eingeplant.

Was auch eine Rolle spielt sind die vielfältigen Möglichkeiten, die Nachmittage nach den Partien durch Ausflüge und Besuche sehenswerter Orte verbringen zu können. So besuchte ich selbst einmal das im Ort gelegene Museum Maxhütte (eine ehemalige Eisengießerei) und fuhr mit der Seilbahn auf den Bergener Hausberg Hochfelln (1.674 m) hinauf. Für die Fahrt mit der Seilbahn hatten übrigens alle Turnierteilnehmer eine Ermäßigungskarte erhalten (24 € anstatt 27 €). Einen geplanten weiteren Besuch im Mammut-Museum des Nachbarortes Siegsdorf konnte ich mit dem Fahrrad leider wegen des massiven Dauerregens nicht mehr durchführen, aber prinzipiell gibt es in Bergen und der Umgebung durchaus viele interessante Freizeitangebote. Direkt angrenzend an den Campingplatz, auf dem ich meinen Wohnwagen stehen hatte, befindet sich übrigens auch ein Freibad. Allerdings war die Nachfrage von Badegästen angesichts des wochenlangen Regenbads von oben natürlich äußerst, hm, überschaubar.

Ansonsten aber kann ich nur eine uneingeschränkte Empfehlung für dieses Turnier aussprechen.

Übrigens, wenn ihr selbst an Turnieren teilnehmt, dann schreibt doch bitte möglichst auch immer einen kurzen Turnierbericht zusammen, den man auf die Homepage stellen kann. So wie es auch unsere Leutasch-Fahrer kürzlich gemacht haben. Das sind u.U. wertvolle Informationen für andere Klubmitglieder. Wer weiß, vielleicht gibt genau dies den Anstoß, dass Vereinskollegen nächstes Jahr dasselbe Turniere auch mal besuchen wollen.

Wer sich die Erstellung eines Turnierberichts nicht selbst zutraut, der darf sich natürlich gerne auch an mich wenden, dann machen wir das zusammen. Ein paar Fotos vom Turnier wären natürlich ebenfalls immer eine nette Bereicherung.



Autor dieser Meldung:Lothar Weimer
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