Nachdem vor ein paar Wochen schon die Vierte gegen unseren heutigen Gegner gewonnen hatte, hielt ich uns eigentlich für deutlich favorisiert und unseren Sieg mehr oder minder nur noch für eine Formsache. Diese Überheblichkeit rächte sich leider.

Um 19.30 Uhr, also nach etwa anderthalb Stunden Spielzeit entschieden sich kurz hintereinander die Partien an den Brettern 5, 6 und 4: Daniel Birth und sein Gegner hatten ohne viel Federlesens das Brett weitgehend leergeholzt und einigten sich auf Remis. In der gleichen Minute musste Detlef Czajka mittels Zugwiederholung die Notbremse ins Remis ziehen, denn ihm war nach einem kleinen Lapsus ein Bäuerchen abhanden gekommen. Und während man noch die beiden Remisen in die Spielberichtskarte eintrug, musste Julian Niedermayer gegen Altmeister Kampen die Segel streichen, weil er seine neue Schwarzwaffe Caro-Kann offenbar im Mittelspiel noch nicht ganz richtig zu behandeln versteht - naja, verbuchen wir es einfach unter der Rubrik Erfahrung sammeln. Letztes Jahr spielte er übrigens schon mal gegen denselben Gegner und konnte ihn damals bezwingen.

Also lagen wir um halb acht Uhr mit 1:2 zurück. Ein Blick an mein linkes Nachbarbrett heiterte meine Stimmung auch nicht gerade auf, denn da quälte sich gerade Michael Kling gegen Grandseigneur Taubert in einem Leichtfigurenendspiel mit Minusbauer.

Um 20.20 Uhr meldete Tommi Städele seinen Sieg gegen Micheler - endlich der Ausgleich! Von der Partie selbst bekam ich fast nichts mit, aber ich dachte eigentlich, dass wir nun den Kampf drehen und auf die Siegerstraße kommen würden. Das dachte ich allerdings nur wenige Minuten lang, denn dann lagen wir schon wieder 2:3 zurück - Michael hatte sein Endspiel inzwischen sang- und klanglos verloren. Unnötig, wie mir schien. Aber vom Nachbarbrett aus weiß man ja bekanntlich immer alles besser.

Ich selbst drehte meinem Gegner Heinrich König mit Weiß in einem Damengambit zunächst einen Isolani an, musste ihn aber wieder zu hängenden Bauern verbinden lassen. Die nachfolgende zähe Belagerung führte schließlich nach einem Übersehen zu Bauerngewinn und einem trostlosen Endspiel, das mein Gegner sich zu recht nicht mehr antun wollte.

Damit hatten wir erneut ausgeglichen und es stand nun 3:3. Meine Vorstellung, dass der heutige Kampf sowas wie ein leichter Spaziergang würde, an dessen Ende uns der Sieg wie von selbst in den Schoß fallen müsste, hatte ich inzwischen reumütig begraben.

Nun liefen nur noch die Partien an den beiden Spitzenbrettern - hier musste die Entscheidung fallen. Peter Reichardt hatte gegen Uhl ein Schwerfigurenendspiel mit sichtbaren Vorteilen (mehr Raum, bessere Bauerstruktur). Bei Jens Ebeling stand dagegen eine für mich zunächst undurchschaubare Stellung auf dem Brett, wo beide Spieler entblößte Könige hatten und dem Chef des Gegners jeweils ganz unverhohlen an die Gurgel wollten. Blöd nur, dass praktisch sämtliche Figuren, wie aggressiv sie auch aufgestellt waren, zugleich in ihren Bewegungsmöglichkeiten recht beschränkt waren, da jeder Spieler dem Gegner sofort mit dem finalen Atomschlag drohte. So nahm Jens schließlich gegen 21.30 Uhr notgedrungen das Remisangebot seines Gegners an.

Blieb noch Peter. Hier war das Schwerfigurenendspiel inzwischen in ein reines Bauernendspiel übergegangen, mit Raumvorteil und aktiverem König für Weiß (= Peter). Aber Uhl verteidigte seine passive Stellung zäh und geschickt und hielt Peters Gewinnversuchen stand, so dass auch hier nicht mehr als ein halber Punkt heraussprang.

Gesamtergebnis also 4:4 - eigentlich enttäuschend, wenn man bedenkt, dass die Dritte heuer mit dem erklärten Ziel des Aufstiegs angetreten ist und der heutige Gegner durchaus schlagbar gewesen wäre - zumindest für unsere Vierte.

Die Einzelergebnisse:

SG Augsburg IV - Kriegshaber III
1.	Uhl	-	Reichardt	? - ?
2.	Wagenlader	-	Ebeling	? - ?
3.	Micheler	-	Staedele	0 - 1
4.	Kampen	-	Niedermayer	1 - 0
5.	Baur	-	Birth	? - ?
6.	Schroeppel	-	Czajka	? - ?
7.	Koenig	-	Weimer	0 - 1
8.	Taubert	-	Kling	1 - 0