Fide greift durch: Ergebnisreform schon im Oktober

Die vielen zuschauerfeindlichen kurzzügigen Großmeisterremisen auf Spitzenturnieren, aber auch in de

Wer in den beiden Schlussrunden der letzten Schach-Olympiade als Zuschauer 10 Minuten zu spät erschien, hatte Pech. Die Spitzenmannschaften hatte schon längst ihr abgesprochenes Remis quittiert und die Spieler waren bereits verschwunden. Bei der letzten Europameisterschaft das Gleiche. Nach einigen Minuten waren die vorderen Tische bereits verwaist. Auch hier hatten die meisten Spieler aus turniertaktischen Gründen bereits das abgesprochene Remis unterschrieben. Und wer in Linares einem betrügerischen Taxifahrer aufgesessen war, der auf dem Weg zum Hotel ein paar Runden mehr als nötig um die Blocks fuhr, musste damit rechnen, dass bei seiner Ankunft schon zwei der drei Tische wieder leer waren.

Jetzt will die Fide entschlossen durchgreifen. Wenn Schach ein Zuschauersport werden soll, dann können die Spieler nicht kurze Remis machen, wie sie Lust haben. Beim Fußball gibt es das ja auch nicht, dass die Mannschaften sich nach 20 Minuten oder weniger die Hand geben, Unentschieden vereinbaren und dann in der Kabine verschwinden, sagte die Vorsitzende der Fide- Regelkommission Nona Drawenian. Aus der Vergangenheit wissen wir aber, dass es nicht hilft, wenn man den Spielern verbietet, Remis vor dem 30. Zug oder so zu vereinbaren. Sie finden trotzdem Wege, zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Wir haben nun aber einen Weg gefunden, der ein für allemal Abhilfe schafft.

Der neue radikal Ansatz der Fide ist gleichermaßen einfach wie wirksam. Es wird einfach die Punktvergabe geändert, und zwar wie folgt:

1. Für eine gewonnene Partie bekommt der Sieger 1 Punkt (wie bisher)
2. Für eine verlorene Partie bekommt der Verlierer 1/2 Punkt (Neu!)
3. Bei Remis gibt es 0 Punkte für beide Spieler (Neu!)

Mit unserem Richtung weisenden Ansatz gehen wir noch weit über die Dreipunkteregelung anderer Sportarten hinaus. Ich kann mir sogar vorstellen, dass die Regel auch woanders zur Anwendung kommen kann. Vom IOC haben wir schon entsprechende Signale bekommen!, sagte Drawenian.

Auf einem Sonderkongress der Fide im September kurz vor der Schacholympiade soll die Regeländerung beschlossen werden und dann schon bei der Schacholympiade zu Anwendung kommen. Die Fide erwartet auch große und positive Auswirkungen für die Elo-Liste. Fide-Präsident Ilymshinov will dann sogar noch weiter gehen und die gesamte Elo-Liste rückwirkend nach den neuen Ergebnisregeln neu ausrechnen lassen. Wir sind sehr gespannt, wer dann die neue Nummer Eins ist, meinte Frau Drawenian.

chessbase.de sprach mit einigen Spielern und holte erste Stellungsnahmen ein:

Vladimir Kramnik:
Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Regel nur für Remise unter 15 Züge gilt. Remis über 15 Züge sollen nach der alten Regel bewertet werden, finde ich. In jedem Fall werde ich meinen Titel nun in Weltmeister im klassischen Schach mit dem klassischen Ergebnis umbenennen.

Garry Kasparow:
Mir ist das völlig egal. Ich bin ganz sicher, dass ich auch dann die Nummer Eins bin. In jedem Fall gelten weiter ja alle Vereinbarungen zwischen mir und meinem guten Freund Kirsan über die nächsten WM-Kämpfe. Ich habe außerdem vorgeschlagen, dass, wenn ich den Wiedervereinigungskampf gewonnen habe, die Remisen des Titelverteidigers jeweils mit 0,1 Punkten gewertet werden. Der BGN-WM-Kampf gegen Kramnik erscheint dann in ganz neuem Licht: Bei 13 Remisen hätte ich dann als Titelverteidiger 1,3 Punkte bekommen, hinzu kommen zweimal 0,5 für meine Niederlagen. Das macht 2,5 Punkte. Kramnik hat jedoch nur 2 Punkte aus seinen Gewinnpartien aufzuweisen.

Alexej Shirov:
Das ist ein ausgezeichneter Vorschlag der Fide. Nun bekommen meine 14 Verlustpartien gegen Kasparov ein ganz neues Gewicht.

Vishy Anand:
Wenn die Fide das so festlegt, dann gilt es nun eben so. Vielleicht könnte man noch den Bedenkzeitverbrauch mit einfließen lassen. Wenn jemand mit nur wenig Bedenkzeitverbrauch schnell gewinnt, bekommt er 1,25 Punkte oder etwas in der Art. Beim Fußball gibt es ja auch 1:0 und 5:0, also ganz unterschiedliche Siege in der Höhe.

Ulf Andersson:
Diesen Vorschlag finde ich sehr schlecht. Vielleicht sollte ich dann mit dem Schach aufhören. Falls die Fide sogar die Eloliste rückwirkend umrechnet, habe ich aber vielleicht ganz gute Chancen in der Ratinggruppe unter 2000.

Rainer Knaak:
Das ist ein überraschender, vielleicht recht kluger Vorschlag. Was mir nicht gefällt, ist, dass die Fide dies rückwirkend einführen will. Ich werde dann beantragen, dass meine 20 Partien oder so gegen Lothar Vogt neu gespielt werden dürfen.

Peter Leko:
So ein Blödsinn. Wenn es stimmt, dass es auch rückwirkend gelten soll, sind auch meine ganzen Großmeisternormen nicht mehr gültig und ich muss von vorne anfangen.

Dr. Robert Hübner:
Ich verstehe das nicht. Ich verstehe den ganzen Sinn überhaupt nicht. Die Regel erscheint mir in höchstem Maße unlogisch, unausgereift oder einfach ganz falsch. Das Schach wird mir immer fremder.

Nigel Short:
Um ehrlich zu sein, manche Partien sind so öde, dass 0 Punkte dafür schon viel zuviel sind.

Ken Thompson:
Es wird natürlich Einwände wegen der mathematische unsymmetrischen Ergebnissummen geben, weil manche Partien 1,5 Punkte abwerfen, andere 0 Punkte. Die Fide hat an mich deshalb den Auftrag gegeben, zu beweisen, dass die beiden Summenlinien im unendlich gekrümmten Raum zusammenlaufen, also eigentlich gleich sind.

Quelle: http://www.chessbase.de



Autor dieser Meldung:Harald Gergen
Zuletzt geändert von: ALTDATENÜBERNAHME PROWIDE (am 05.12.2008)
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