Bayerische Mädchen Einzelmeisterschaft 2009 in Wurmannsquick

Wer nicht genau weiß, wo dieser Ort denn liegen mag, braucht nicht an seiner mangelnden Allgemeinbildung verzweifeln. Es liegt wirklich da, wo es der Name schon vermuten lässt: am A…. der Welt. Wer es genauer wissen will: in der Nähe von Eggenfelden. Noch nie war ich meinem Mann so dankbar für das geschenkte Navi wie diesmal. Ohne dieses Gerät wäre ich vermutlich stundenlang herumgeirrt und zu spät zur ersten Partie gekommen. Glücklich angereist, war ich dann angenehm überrascht von den schönen Zimmern im Schullandheim zu Wurmannsquick. Ordentliche Zimmer mit eigener Nasszelle, geräumige Schränke und zur Krönung auch noch Zugang zum Balkon: da war ich erst einmal versöhnt. Als ich allerdings dann die ersten Gerichte probieren durfte, relativierte sich meine Freude ganz schnell. Genießbar waren sie wohl, aber gut ist etwas völlig anderes. Egal, wir waren ja nicht zur Wellness und Schlemmerei angereist, sondern um Schach zu spielen bzw. spielen zu lassen. Voller Eifer und Tatendrang klemmten sich folgende 4 Mädels vom SKK hinter ihre Bretter:

 

U10: Anja Grabowski und Tamina Männer

U12: Tamara Buchberger

U18: Valeria Rusovski

 

Anbei noch ein paar allgemeine Daten, die vielleicht später zur Erklärung oder Information wichtig werden könnten:

Die U10 hatte 12 Teilnehmerinnen an insgesamt 6 Brettern. Die beste Spielerin hatte eine DWZ von 790. Es gab insgesamt 6 DWZ-Trägerinnen.

In der U12 gingen 20 Mädels an den Start und es gab somit 10 Bretter. Die höchste DWZ war 1230 und nur eine Spielerin hatte keine Wertungsziffer.

Bei der U18 traten insgesamt 14 Mädchen an, alle mit DWZ. Die höchste Zahl lautet hier 1777.

Dies für unsere Statistikfans. Viel Spaß beim Herumrechnen und Analysieren J.

 

Nun endlich zum 1. Tag und der allerersten Partie in der BEMw 2009: Der Ausschreibung folgend begaben wir uns auf die Suche nach dem verheißungsvoll klingenden "Palmengarten". Nachdem wir nichts Ähnliches finden konnten, verfolgten wir die gute alte Strategie "Folge einfach der Masse" und landeten in einem großen Spielsaal, in dem sich dicht gepfercht Schachbrett an Schachbrett reihte (siehe Bildergalerie).

Anja und Tamara durften gleich einmal an Brett 1 mit Weiß starten, d.h. sie hatten die DWZ-stärkste Gegnerin des Turniers gegenüber sitzen. Beide gingen dann auch folgerichtig mit 0 Punkten aus der ersten Runde hervor. Tamina gelang es am letzten Brett mit Schwarz ebenfalls nicht, einen Punkt zu holen. Allein Valeria (ebenfalls an Brett 6) gelang ein Sieg, so dass wir wenigstens einen Punkt auf dem SKK-Konto verbuchen konnten.

Für den Abend hatte sich das Orga-Team einige lustige Kennenlernspiele ausgedacht. Regina Heyne betrag sichtlich überrascht den Saal angesichts der vielen Mädels, die sich dazu eingefunden hatten. Aber für sie und Evi war es überhaupt kein Problem, die Schar zu beschäftigen und so hörte man bis spät in den Abend fröhliches Gelächter über die großzügige Grünanlage in Wurmannsquick schallen.

 

Am 2. Tag durften dann Tamina und Anja in Runde 2 erst einmal gegeneinander spielen (sozusagen Turmgruppe gegen Springergruppe) und nicht überraschend gewann Tamina diese Partie. In der 3. Runde gelang Anja dann an Brett 6 ihr erster Sieg und sie verließ sichtlich stolz den Turniersaal. Tamina hatte in dieser Runde an Brett 4 weniger Glück und konnte der späteren Vizemeisterin nicht viel entgegensetzen.

Tamara und Valeria hatten an diesem Tag ebenfalls kein Glück bzw. kein wirksames Rezept gegen ihre Gegnerinnen, so dass am Abend alle Mädels außer Tamara einen Punkt erspielt hatten.

Als Veranstaltung stand diesmal Abends ein Tandemturnier auf dem Programm. Unsere drei jüngsten Mädels hatten keineswegs genug vom Schachspiel und meldeten sich an. Jedes Team sollte sich selbst einen Namen geben. Tamara und Anja kürten sich zu den „Brillenschlangen“, Tamina und ihre neue, beste Freundin Alisa entschieden sich für „TATA!“ Bis nach 21.00 Uhr (eigentlich die offizielle Bettruhezeit der U10) kämpften die 16 Teams jeweils 2 Runden gegeneinander („Ich brauche dringend einen Springer!“ – „Kommt sofort!“). Am Schluss hatten beide oben genannten Teams 4 Punkte erspielt. Die TATA´s landeten aufgrund der besseren Buchholzwertung auf Platz 12. Gleich dahinter platzierten sich die Brillenschlangen. Da hier überwiegend ältere Teilnehmer antraten und die Konzentration zu so später Stunde doch leidet, können die Mädels sich wirklich etwas auf Ihre Platzierungen einbilden. Das ist zumindest meine persönliche Meinung.

 

Der 3. Tag stand ganz im Zeichen von Freizeitveranstaltungen, so dass nur eine Runde gespielt wurde (die 4.).  An Brett 4 durfte sich Anja mit Alisa, Taminas neuer Freundin, messen. Diese wurde dann auch erst einmal genauestens von Tamina über die bevorzugte Eröffnung und Spielweise von Anja aufgeklärt. Zuerst war ich zugegebener Maßen sauer auf Tamina. Aber im Nachhinein betrachtet war das sogar ganz gut, denn dieses Verhalten veranlasste Anja dazu, eine andere Eröffnung zu spielen (ohne es zu wissen wählte sie „skandinavisch“) und dies wiederum führte zum besten Spiel von Anja im gesamten Turnier. Zwar verlor sie diese Partie wie erwartet gegen Alisa, aber sie fand tolle Spielzüge und hat hier auf alle Fälle eine Menge dazugelernt. Für die anderen drei Mädels verlief dieser Tag auch sehr zufriedenstellend, konnten sie doch alle drei ihre Spiele gewinnen. Tamara und Valeria fanden an der Chaosolympiade am Nachmittag keinen Gefallen und besichtigten lieber ausgiebig die Hauptmeile von Wurmannsquick (geschätzte Dauer: ½ Stunde hin und zurück) oder genossen ein gepflegtes Spielchen auf der einzigen (leider ziemlich maroden) Tischtennisplatte der Anlage.

 

Unsere beiden Jüngsten tobten sich jedoch so richtig ausgiebig bei der Olympiade aus und Tamina konnte mit ihren Mannschaftskolleginnen ihren Sieg bei der spät Abends selbst organisierten „Geisterparty“ feiern. Zuvor fand noch das offizielle Grillfest statt, bei dem sich Spielerinnen und Betreuer so richtig mit Grillfleisch, Würstchen und diversen Salaten verwöhnen lassen konnten. Möglich wurde dies durch den selbstlosen Einsatz von Herrn Diesler (seines Zeichens an diesem Tag angereister Spielerinnen-Papa), der nicht nur Alles komplett im Alleingang grillte, sondern auch am Schluss noch alleine aufräumte! HERZLICHEN DANK!!!!!

 

Ein wenig getrübt wurde diese Freude allerdings durch das ausgiebige Ausbringen von Gülle des örtlichen Bauernverbandes am Nachmittag dieses Tages auf dem Feld direkt neben der Ferienanlage. Es muss sich um ein Konvolut von Exkrementen gehandelt haben, denn welcher Bauer alleine hat so viele Kühe, um mit deren Auswürfen drei riesige Güllefässer zu füllen?

 

Anja, Tamara und Valeria zogen es daher vor, den Tag im geschlossenen Raum beim gemütlichen Kinoabend ausklingen zu lassen (gezeigt wurde der Kassenmagnet „Der Babynator“).

 

Ganz gespannt wartete ich darauf, was uns der 4. Tag in Wurmannsquick bescheren mochte. Es standen die Runden 5 und 6 auf dem Programm und vermutlich würden schon die ersten Vorentscheidungen fallen. Anja spielte am Vormittag solide und ließ sich ihren Sieg nicht mehr nehmen. Tamina und Valeria errangen jeweils ein Remis. Nur Tamara wollte einfach nicht in ihr Spiel finden und verlor auch in dieser Runde. Nach dem Mittagessen begab sie sich daher erst einmal auf Spaziergang mit Mutter und Bruder (Personalien: Name = Joscha, Alter = 12 Monate, Besondere Kennzeichen = absoluter Liebling aller Mädels und Mütter auf der BEMw, wickelt durch sein entwaffnendes Lächeln alle weiblichen und viele männliche Homo Sapiens um seinen Finger). Wohin sie gingen und was dabei gesprochen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber irgendwie muss dabei der Knoten endlich geplatzt sein, denn am Nachmittag gewann Tamara sichtlich zufrieden und erleichtert ihre Partie und beendete diesen Tag mit 2 Punkten insgesamt. Auch Tamina konnte sich gegen ihre Gegnerin durchsetzen und erreichte damit einen Zwischenstand von 3,5 Punkten. Anja und Valeria allerdings unterlagen ihren Kontrahentinnen. Während Anja mit ihren 2 Punkten zufrieden war (schließlich hatte sie sich diese Zahl als Ziel für das Turnier gesetzt), haderte Valeria mit sich und der Welt. Meiner Meinung nach völlig zu Unrecht. Denn wenn man sich die Anwesenden Betreuer auf der BEMw einmal genauer anschaut, fällt es doch sehr auf, dass mit zunehmendem Alter auch die Anzahl der mitreisenden Privattrainer steigt. Diese sind dadurch zu erkennen, dass sie immer an einem Schachbrett bzw. Laptop sitzen, mit einem dicken Schachbuch an ihrer Seite und fleißig analysieren. Ein Schachklub hat seinen Spielerinnen sogar ausgiebige Dossiers mit auf die Reise gegeben, welche genau Auskunft über bevorzugte Eröffnungen und Spielweisen jeder einzelnen Gegnerin in der Altersklasse geben. Über all diese Features verfügte Valeria nicht. Sie war vollkommen auf sich alleine gestellt. Sollten wir SKK-intern eine Diskussionsrunde starten, ob wir in Zukunft unsere Jugendlichen auch in gleicher Art und Weise unterstützen? Ich weiß es nicht und möchte dieses Thema in diesem Rahmen auch gar nicht weiter vertiefen.

 

Unbedingt erwähnen muss ich noch, dass am Abend ein Gutschein-Turnier angeboten wurde an dem auch Tamara teilnahm. Von dem Gespräch mit Ihrer Mutter immer noch beflügelt, spielte sie sich bis auf Platz 2 vor, Gratulation!

 

Wenden wir uns nun dem 5. und letzten Tag zu. Tamina musste sich an Brett 1 der bis dahin Führenden und späteren Bayerischen Meisterin stellen und konnte ihren Punkten daher keinen weiteren hinzufügen. Anja verlor an Brett 5 gegen die spätere Viertplatzierte und war darüber auch nicht traurig. Tamara war jetzt wieder ganz in ihrem Element und spielte mit alt bekannter Stärke, so dass sie den Spielsaal strahlend mit einem weiteren Punkt verließ. Und auch Valeria konnte in ihrer letzten Partie noch ein Remis herausspielen, so dass sie schon wieder etwas versöhnlicher auf folgende Endstände blicken wird:

 

Tamina Männer ist mit 3,5 Punkten und einem erreichten 6. Platz in der U10 die erfolgreichste Spielerin des SKK auf der BEMw. Gefolgt von Valeria Rusovski mit 3 Punkten und auf dem 7. Rang in ihrer Altersklasse (U18). Tamara Buchberger hat ebenfalls 3 Punkte erspielt und erreichte damit Platz 15 in der U12. Mit ihren 7 Jahren erspielte sich Anja Grabowski immerhin 2 Punkte und belegt damit den 10. Platz in der U10.

 

Als brave Teilnehmerinnen des Turniers warteten wir dann mehr oder weniger geduldig auf die Siegerehrung, die erst um 15.00 Uhr angesetzt war. Ich muss aber sagen, dass sich das lange Warten wirklich gelohnt hat. Denn das Bild, das sich einem beim Betreten des Saales bot, war beeindruckend. Auf einem Tisch reihten sich jeweils 3 Glastrophäen für jede Altersklasse. Daneben waren die Sachpreise sehr dekorativ ausgestellt. Und hier hat sich die Bayerische Schachjugend nun wirklich nicht lumpen lassen. Für jeden Geschmack war hier etwas geboten: viele verschiedene Gesellschaftspiele, Bücher, Sudoku-Computer standen dort neben Diddl-Blöcken, Plüschis und vielen andere Dingen, die ein Mädchenherz höher schlagen lassen.

Ausgestattet mit persönlichem Namensbutton für jede Teilnehmerin, einer Urkunde (die ein Gruppenfoto aller Teilnehmerinnen enthält), dem ausgesuchten Sachpreis und last, but not least den BEM-News 2009 (Großen Respekt vor der vielen Arbeit, eine Zeitschrift während der BEMw auf die Beine zu stellen!) verließen wir müde aber glücklich das traute Wurmannsquick in Richtung Heimat.

 

Zum Schluss bleibt mir nur noch, mich bei Regina Heyne und dem gesamten Orga-Team herzlich zu bedanken. Mit viel persönlichem Einsatz und großem Engagement haben sie es wieder einmal geschafft, aus der BEMw ein bleibendes Erlebnis in schöner Atmosphäre zu machen. Es war eine Freude, dabei sein zu dürfen und eine Bereicherung in den Osterferien.

 

Ich kann hier nur von Anja berichten. Sie hat sich jetzt schon zum Ziel gesetzt hat, nächstes Jahr auf alle Fälle wieder zur Bayerischen Meisterschaft fahren zu wollen und übt bereits heute mit ihrem Papa aus eigenem Antrieb dafür (momentan analysieren die Beiden fleißig die gespielten Partien auf der BEMw). Eine bessere Motivation gibt es wohl kaum, oder?



Autor dieser Meldung:Peter Grabowski
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