Landesliga Süd: Kriegshaber I - Haunstetten I 5:3

"Schach und Schafkopf"

Es ist nun sechs Jahre her, dass ich das letzte Mal das Vergnügen hatte neben Helmut Wolfsteiner zu sitzen und für Kriegshaber einen Mannschaftskampf zu bestreiten. Wobei wir ausgerechnet auf Haunstetten trafen, mit denen wir uns schon in der Vergangenheit packende Duelle geliefert hatten, wie es in Derbys nun einmal üblich ist.

Auch dieses Mal waren die Vorzeichen dergestalt, dass man getrost davon ausgehen konnte, dass bis zum bitteren Ende gekämpft werden würde. Denn Haunstetten wollte nach der Auftaktniederlage schnellstmöglich den unteren Tabellenbereich verlassen und wir wollten wenigstens in der Landesliga eine weiße Weste behalten, wenn uns dies schon nicht in den anderen Meisterschaften geglückt war - siehe ältere Berichte!

Entsprechend hochgerüstet traten beide Teams an, sodass nur ein einziger Ersatzspieler zum Einsatz kam, der aber seine Rolle wohl nicht ganz richtig verstanden hatte, denn sonst wäre er nicht aus dem Rahmen gefallen. Doch dazu später mehr!

Nach anfänglichen Höflichkeiten und der üblichen Zurückhaltung, zumindest an den meisten Brettern, entwickelte sich die Begegnung auch tatsächlich zu dem, was viele Kibitze erwartet und ich befürchtet hatte, zu einem Hauen und Stechen, bei dem die objektive Stellungsbeurteilung mehrmals missachtet wurde, nur um sich maximal mannschaftsdienlich zu verhalten.

Am 4.Brett trafen Paul und Dr. Schnelzer aufeinander, die zu Pauls Überraschung einen "Igel" auf das Brett bekamen. Grundsätzlich lässt diese Verteidigung ein langes und zähes Ringen erwarten, doch als Schwarz einen unnatürlch anmutenden Zug spielte, dachte Paul, dass er das Geschehen forcieren könne, was ihm auch insofern gelang, dass nach einigen taktischen Scharmützeln in unklarer Stellung ein Remisangebot im Raume stand, das Paul letztlich annahm - 0,5:0,5.

Kurze Zeit später folgte zu meiner Erleichterung ein weiteres Remis am 2.Brett zwischen Helmut und dem jungen Grimberg. Der Grund meiner Freude bestand darin, dass Helmut relativ früh die Initiative abgegeben hatte und sich zu allem Überfluss in so einer Situation wiederfand, dass er nur noch reagieren konnte. Da ihm dies aber anscheinend ausreichend lange gelang, stellte sein Gegner bald weitere Gewinnversuche ein und begnügte sich mit dem halben Punkt - 1:1.

Zu diesem Zeitpunkt machte ich einen kurzen Rundgang und war mit mir und den Positionen der anderen ausgesprochen zufrieden. Allerdings hatte ich noch im Hinterkopf, dass dies kein gutes Omen für die 1. Mannschaft des SKK in der Vergangenheit war. Und dies sollte auch dieses Mal zunächst so sein.

Denn am 8.Brett spielte Christoph gegen den einzigen Ersatzspieler dieser Begegnung, nämlich gegen Paul Weichlein, erreichte mit Weiß eine hervorragende Stellung, eroberte eine Qualität, wehrte einen Verzweiflungsangriff souverän ab und beging dann quasi "Selbstmord mit Anlauf", indem er mit einem Zug gleich zwei "goldene Regeln" missachtete. "Der beste Freund des Königs ist der Springer!" und "Stelle Dich nicht unnötigerweise in eine absolute Fesselung!". Denn mit dem Abzug seines "Schutzspringers" flog ihm seine Stellung binnen weniger Züge um die Ohren - 1:2!

Quasi zur gleichen Zeit entschloss sich Felix - 5.Brett - gegen Stefan Herb neue Wege zu beschreiten, weshalb er "streng positionell" seinen f-Bauern vorzog, sich freiwillig einen rückständigen Bauern auf e6 einhandelte und damit noch seinem Gegner das Diktat des Handelns überließ!

Hier war ich mir ganz sicher, dass der Kampf zu unseren Ungunsten gekippt war, eilte an mein Brett und hoffte, irgendeine Möglichkeit zu entdecken, meine Partie zum Sieg zu führen. Und während ich an meinen 16. Zug sage und schreibe 50 Minuten verschwendete - ich kann nicht sagen, was ich "überlegt" hatte - überschlugen sich bei Felix die Ereignisse und er erreichte im taktischen Wirrwarr eine Gewinnstellung, die er nach der Zeitkontrolle auch überzeugend verwandelte - 2:2.

Immer noch liefen vier Partien, wobei meine die nächste war, die beendet werden sollte. Nachdem ich mich optimal auf Umansky vorbereitet hatte - ich pickte mir eine alte Partie von ihm heraus und hoffte, dass er es wieder so spielen würde -, erreichte ich schon recht bald einen klaren Vorteil, zumindest für den Computer! Mir war das leider aber keineswegs so klar - siehe oben -, weshalb ich insgesamt eine Unmenge an Zeit verbrauchte. Dies zog die logische Folge nach sich, dass ich für die letzten zehn Züge vier Minuten und für die letzten fünf Züge gar nur eine Minute Restbedenkzeit hatte. Es gelang mir die Zeitnot problemlos zu überstehen und als ich mich entscheiden musste, ob ich weitere Gewinnversuche unternehmen möchte oder aber das Remis zementieren soll, wurde mir das insofern abgenommen, dass ich beim erneuten Rundgang klare Vorteile für uns ausmachen konnte; sprich, mit meinem Remis wäre der 4,5-Sieg gesichert. Also Remis am 1.Brett 2,5:2,5!

Eben diese Situation an den restlichen Brettern wurde Armin Wolf zum Verhängnis! Er bekam es nämlich am 3.Brett mit unserem grundsoliden Michael zu tun. Nach einer interessanten Eröffnungsbehandlung, die aber stringent der Theorie entlehnt war, wie ich mich mittlerweile habe aufklären lassen, geriet Michael beim Verlassen der Theoriepfade unter Druck, vermochte aber seine Stellung zu stabilisieren, sodass eine Zugwiederholung zu einer letztlich wohl gerechten Punkteteilung geführt hätte. Eben dieses Remis hätte Michaels Gegner nur zu gern herbeigeführt, entschloss sich aber aufgrund der anderen noch laufenden Partien für die "Brechstange". Wie es nun einmal in solchen Fällen ist, erweist sich ein zwanghaftes Spielen auf Gewinn als kontraproduktiv, weshalb Michael am Ende einen vollen Zähler einfahren konnte - 3,5:2,5.

Unmittelbar danach stellte am 6.Brett Dima gegen Schachfreund Fehmer auch die letzten Gewinnversuche ein und willigte in ein Unentschieden ein. Von seiner Partie bekam ich leider viel zu wenig mit, fand aber seine Zähigkeit und seinen Einfallsreichtum das Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern noch zum Sieg zu führen äußerst beeindruckend - 4:3.

Schließlich bleibt noch eine Partie, die ich schon sehr früh als im höheren Sinne gewonnen für uns gewertet hatte. Es handelt sich dabei um die Begegnung Rubke gegen Andreas am 7.Brett. Hier war es Andi schon recht früh gelungen, die Initiative zu übernehmen, die er eigentlich bis zum Schluss nicht abgeben sollte. Man könnte auch sagen, dass das eine Partie aus einem Guss war. Nur an der Widerstandskraft seines Gegners hatte es gelegen, dass diese Partie beinahe sechs Stunden dauerte. Allerdings war alles vergebens, denn am Ende fuhr Andi den Sieg zum 5:3 ein und ich durfte, obwohl ich nicht Schiedsrichter war, zur Freude aller die Turnierruhe aufheben!

Mit diesem Sieg bleiben wir logischerweise oben dran und spielen am nächsten Spieltag gegen einen direkten Konkurrenten. Zuschauer, die uns nach Rottal begleiten möchten, sind natürlich willkommen! :)

Hier nochmals die Einzelergbnisse:

1. Vuckovic A.      - Umansky M.   0,5:0,5

2. Wolfsteiner W.  - Grimberg B.   0,5:0,5 

3. Bintakies M.     - Wolf A.            1,0:0,0

4. Demel P.           - Schnelzer R.    0,5:0,5

5. Stelter F.           - Herb St.           1,0:0,0 

6. Schechter D.     - Fehmer D.       0,5:0,5

7. Stör A.              - Rubke M.        1,0:0,0

8. Hahn Ch.         - Weichlein P.    0,0:1,0

Abschließend noch einige kurze Anmerkungen:  

 - Da ich erst seit 16 Jahren in Bayern lebe, wird man es mir sicher nachsehen, dass es mir nicht schon viel früher ausgefallen ist, das Schach und Schafkopf erstaunliche Parallelen aufweisen. Doch der heutige Mannschaftskampf bestätigte eindrucksvoll die alte Schafkopfregel "Nicht vorne, sondern hinten wird gestochen!"

- Bei diesem Mannschaftskampf gab es vier (!!) Schwarzsiege, aber keinen (!!) Weißsieg, sodass sich Martin Baierlein mit seiner selbsterkannten Weißschwäche problemlos in das Landesligateam von Kriegshaber oder Haunstetten einfügen könnte! ;)

- Eine Vorbereitung anhand nur einer Partie und ohne Schachprogramm reicht zwar manchmal aus, ist aber eher suboptimal - das geht an die Adresse meiner Jugendlichen!

- Das Pfarrheim bot hervorragende Spielbedingungen und auch ausreichend Platz für Zuschauer, die hoffentlich beim nächsten Kampf noch zahlreicher erscheinen werden.

- Zeitgleich zur Landesliga spielte unser Schwabenliga II-Team. Sie schlugen Keres mit 6,5:1,5, wobei auch hier "hinten gestochen wurde" - die Bretter 4-8 holten 5/5; Bericht wird von der 2. Mannschaft noch nachgeliefert.

So, das war`s wieder. Bis zum nächsten Mal! :)

  



Autor dieser Meldung:Aleksandar Vuckovic
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Helmut schrieb am 20.11.2009 gegen 10:58 Uhr Erfrischend, wie auch die übrigen Artikel von Alex. Bitte weiter so.
Martin Baierlein schrieb am 24.11.2009 gegen 04:42 Uhr Dem Erfrischendem kann ich nur beipflichten und mich herzlich für die Aufmerksamkeiten bedanken, die mir Alex in letzter Zeit zukommen läßt.
Gerade im grauen November tun solche Beiträge meiner wachsenden Berühmtheit und besonders der angesägten Seele gut ( leidet immer noch an der Niederlage gegen Rochade, obwohl ich außnahmsweise mit Weiß gegen den noch berühmteren R.F. punkten konnte ). Leider muß ich aber, der darin innewohnenden, indirekten Abwerbeaktion eine wenn auch schmerzliche, aber doch deutliche Abfuhr erteilen. Dies soll allerdings nicht heißen, daß ich mich über weitere Erwähnungen echauffieren würde.
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