Schnellschach Mannschaftsmeisterschaft (SSMM) 2010

"Der SK Ingolstadt - Segen oder Fluch?"

Endlich hatte wieder die Saison begonnen und mit der SSMM in Kelheim bot sich uns eine wunderbare Gelegenheit, nicht nur die letzten Schwächen unserer ansonsten ausgefeilten Eröffungssysteme auszumachen, vielmehr hätten wir mit einem starken Auftritt auch unsere Gegnerschaft in der Landesliga beeindrucken können.Leider dachten nicht alle so, weshalb wir nach den Absagen von Helmut Wolfsteiner, Andreas Stör und Felix Stelter - Christophs Telefonnummer blieb aus unerklärlichen Gründen verschollen! - mit unserem B-Team auflaufen mussten. Dieses bestand aus Michael Bintakies, Paul Demel und mir und wurde noch durch unser Neumitglied Dr. Madjid Emami ergänzt, entsprach also in groben Zügen der Mannschaft, der im vergangenen Jahr der Aufstieg geglückt war, erschien uns aber dennoch als zu schwach, um ganz oben mitspielen zu können. Aus diesem Grund war unser Turnierziel entgegen der bisherigen Gepflogenheiten nicht, dass wir mit 100% durchmarschieren und bei Bedarf das Ziel nach unten korrigieren, was ja in der Vergangenheit fast nie vorkam, sondern schlicht und ergreifend "Klassenerhalt".Und so machten wir uns froh gelaunt auf den Weg nach Kelheim, kamen dort Dank Madjids umsichtiger Fahrweise sicher und erholt an und stellten nüchtern fest, dass wir uns nominell gerade noch in der oberen Hälfte befanden. Folglich versprach es ein spannendes Turnier zu werden, allerdings vollkommen anders als wir das zu jenem Zeitpunkt erahnen konnten.

1. Runde - "Der Sturm bricht los!"

In der ersten Runde bekamen wir es mit Meutraubling zu tun, wobei wir anfangs eindrucksvoll demonstrierten, warum die anderen vier Kollegen hätten spielen sollen! Denn nach gerade einmal zehn Zügen verfiel mein Gegner aus mir völlig unerklärlichen Gründen in ein langes Nachdenken, was mir die Gelegenheit bot, einen Blick bei den anderen zu riskieren. Am 2. Brett brütete Paul vor sich hin und mir war nicht klar, ob er mit der Stellung nicht zurecht kam oder ob er schlichtweg eingeschlafen war - Studenten haben es eben an Wochenenden besonders schwer! Bei Michael zeichnete sich schon ein Desaster ab, er hatte bereits zwei Bauern weniger, was mich aber bei seinen Repertoire nicht wirklich überraschte - es kann ja auch nicht jeder meine Sattelfestigkeit im breiten Spektrum der Eröffnungen besitzen. Was bei Madjid los war, konnte ich leider nicht mehr erkennen, weil ich am gestrigen Tag noch mit meiner Reservebrille unterwegs war, deren Stärke leider nicht drei Bretter weit reichte. Aus diesem Grund, und nur aus diesem Grund, werde ich mich nur einmal über Madjids Partien äußern können.
Als ich mich wieder meinem Brett zuwandte, schoss mir die Frage durch den Kopf, ob der Schwarzspieler überhaupt ein Stellungsgefühl besitzt, als ich erschrocken feststellte, dass ich jenes Genie war. Von da an war Überlebenskampf pur angesagt und ich bekam nur noch mit, dass wir mit 2,5:0,5 - Michael hatte seine Stellung tatsächlich noch gehalten! - in Führung lagen, bevor ich in einer Zeitnotschlacht zum 3,5:0,5 vollendete! Ein toller, wenn auch unverdienter Start!


2. Runde - "Unser Anker!"

Gleich darauf bekamen wir es mir den Forchheimern zu tun, die allerdings ebenfalls nicht mit ihrem A-Team angetreten waren. Wir ließen uns davon nicht irritieren und griffen auf unsere bewährte "Taktik" der ersten Runde zurück, weshalb so mancher Zuschauer sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, ein "deja vu" zu haben. Michael hatte wieder Material verloren, Paul brütete vor sich hin und ich durfte wieder die Ellenbogen in den Tisch rammen und das Kinn hinhalten.
Gleichwohl hielten Michael und ich stand und steuerten je einen halben Punkt bei. Madjid passte sich uns an und spielte ebenfalls Remis, sodass alles von unserem Paul in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern abhing. Er behandelte es souverän und mit einer Restbedenkzeit von noch 14 Sek. setzte er matt - seine Einteilung der Bedenkzeit könnte noch etwas besser sein; so eine Verschwendung! 2,5:1,5!


3. Runde - "Volle Kraft voraus!"

Die Auslosung der 3. Runde bescherte uns die Mannschaft aus Kelheim, die wir zu unserer eigenen Überraschung absolut beherrschten. Dies ist am besten daran zu erkennen, dass sogar Michael problemlos eine technisch gewonne Stellung zu erreichen vermochte, die er zudem auch wahrhaftig in einen vollen Punkte verwandelte! Als dann auch noch Madjid Vollzug meldete, da entschloss ich mich bei knappster Bedenkzeit für das Dauerschach und sicherte so den Mannschaftssieg. Und was war mit Paul? Nun, dem hingen die Haare ins Gesicht, sodass niemand sagen konnte, ob er den dritten Sieg in Folge bewusst erlebte oder als Schlafwandler erzielte! 3,5:0,5!

Nach dieser Runde waren wir alleiniger Tabellenführer und konnten so unsere Mittagspause entsprechend entspannt angehen. Ich haderte mit mir über mein bisheriges Abschneiden, was wohl die Küchenhilfe des Restaurants, in dem wir unsere Salate zu uns nahmen - Paul wollte als "Mr. 100%" nicht mit uns gesehen werden -, nahm dies wörtlich und streute einige Glassplitter in meinen Salat. Anfangs wunderte ich mich über das harte "Eis", war letztlich aber froh, dass sonst nichts passierte.


4. Runde - "Ein Tsunami!"

Mit Garching wurde uns ein "Schwergewicht" des Turniers vorgesetzt und ausgerechnet da zeigte Paul die ersten Lebenszeichen. Er kam nämlich mit einem Kaffee ans Brett und hoffte damit, die Müdigkeit zu bezwingen. Dieser Kampf schien ihn derart in Anspruch genommen zu haben, dass er tatsächlich nur ein lumpiges Remis zustande brachte und uns die ganze Arbeit überließ!!
Nun, ich hatte so etwas ja schon geahnt, als Paul ans Brett schlurfte, weshalb ich eine ultrascharfe Eröffnungsvariante aufs Brett brachte. Leider musste ich erschrocken feststellen, dass mir die genaue Zugfolge entfallen war, weshalb ich a la Michael ein Endspiel mit zwei Minusbauern verwalten durfte, das ich, um die Spannung vorwegzunehmen, sicher in den Remishafen bugsierte.
Als ich froh über diesen glimpflichen Ausgang nachfragte, wie es denn stehe, ich hatte wieder eine Zeitnotschlacht, musste ich erfahren, dass unsere erste Niederlage schon vor meinem Kampfremis besiegelt war! 1:3!


5. Runde - "Wir brauchen mehr Fahrt!"

Endlich saßen uns die Nürnberger am Brett gegenüber! Gut, sie waren Favorit, hatten sie doch immerhin drei FMs in ihrem Reihen, darunter den unverwüstlichen Ossi Hirn und den "fehlerfreien" Thomas Kirchner, doch hatten wir bisher unser Turnierziel noch nicht erreicht, weshalb wir jetzt alles unternehmen wollten, um nicht durchgereicht zu werden.
Bei Paul hatte die Wirkung des Kaffees glücklicherweise bereits nachgelassen, sodass sein "Verhaltensmuster" wieder jenem der Runden 1 - 3 entsprach - das stimmte doch optimistisch. Aufgrund des Umstandes, dass ich trotz Michaels Anwesenheit Remiskönig war, entschloss ich mich ein weiteres Mal alles auf Angriff zu setzen und griff meinen jugendlichen Kollegen mit Schwarz wüst an. Dieses Mal zur Abwechslung in relativer Kenntnis der Theorie! Und während wir beide so kämpften, da trug man an mich heran, dass Paul zwar seine Partie gewonnen hatte, Michael und Madjid jedoch die Segel streichen mussten. Doch davon unbeeindruckt vollendete ich meinen Angriff und konnte so nicht nur nach drei Remisen in Folge einen weiteren Sieg verbuchen, ich sicherte uns damit auch einen wichtigen Punkt. 2:2!


6. Runde - "Kanoniere, laden!"

Während sich nun die Konkurrenz gegenseitig ans Leder musste, erwartete uns mit Kronach ein Gegner, der bis dato vorne nicht unbedingt aufgefallen war. Gestählt durch die beiden harten Runden zuvor erwiesen wir uns etwas überraschend als übermächtig, sodass ein deutlicher und realtiv leichter 4:0-Erfolg verbucht werden konnte! Damit war der Klassenerhalt gesichert, doch es tat sich nun ein neues Problem auf.


Denn vor der 7. Runde sah die Tabelle an der Spitze dergestalt aus:
1. Garching 9:3 16,5
1. Nürnberg 9:3 16,5
1. Kriegshaber 9:3 16,5
4. Ingolstadt 9:3 15,5
Nachdem wir endlich begriffen hatten, dass ja plötzlich der Turniersieg in greifbarer Nähe war, ließ ich mich in meinem jugendlichen Leichtsinn zu dem Schlachtruf "Gebt uns Ingolstadt, oh gebt uns Ingolstadt, oh .. .!" hinreißen. Welch besseres Los konnte es denn geben, hatten wir es in der vergangenen Saison erstmals geschafft, diesen störrischen, wenn auch ungemein sympathischen Haufen mit 4,5:3,5 zu deklassieren! Und das Programm sah das genauso!


7. Runde - "Entern!"

Allen Akteuren war klar, dass für jeden nur ein Ergebnis zählte, dieses aber nicht acht Mal vergeben werden konnte! Folglich ging der Kampf kompromisslos an, wobei ich das Glück hatte, dass mein Gegner eine äußerst zweifelhafte Variante wählte, in der ich schon früh Vorteil erzielte. Doch leider währte meine Freude darüber nur recht kurz, weil ich zu meinem Entsetzen feststellen musste, dass ausgerechnet Paul einen Bauern in der Eröffnung eingestellt hatte! Es dauerte auch nicht lange und er streckte die Waffen! Da mein Gegner unmittelbar danach ebenfalls aufgab und Michael ein Remis beisteuerte, hing nun alles von Madjid ab, der bis dahin ein solides Turnier gespielt hatte. Als ich ans Brett kam, da hatte er noch vier Minuten Restbedenkzeit und eine etwas ungewöhnliche, aber äußerst solide Stellung, während sein Gegner viele Probleme zu lösen hatte und ihm dafür gerade einmal 2 Minuten zur Verfügung standen. In dieser Situation entschied sich der Ingolstädter alles noch weiter zu komplizieren und hielt einfach einmal rein! Das war insofern goldrichtig, investierte Madjid doch seinen Zeitvorteil, um die optimale Fortsetzung zu finden, was ihm auch gelang! Aber leider für den Gegner!! Denn innerhalb von nur vier Zügen wurde die Partie entschieden! 1,5:2,5! Immer wieder dieser SK Ingolstadt!

Letztlich belegten wir den 3.Platz und wurden von verschiedenen Seiten darauf aufmerksam gemacht, dass wir aufgrund einer dritten Wertung mit einem Sieg ganz oben auf dem Treppchen hätten stehen können! Das ist zwar ein wenig betrüblich, doch angesichts unserer ursprünglichen Zielsetzung, konnte uns weder dieser Umstand, noch die Bestrafung durch den Turnierleiter, der nahezu alle Namen unseres Teams falsch auf die Urkunde drucken ließ, die Laune verderben.

Die Abschlusstabelle gibt es auf der Homepage des BSB.


Im einzelnen haben wir wie folgt abgeschnitten:

1. Brett: Vuckovic A. 5,5/7
2. Brett: Demel P. 5,5/7
3. Brett: Bintakies M. 3,5/7
4. Brett: Dr. Emami M. 3,5/7


Fazit:

- Das A-Team hätte mit 14:0 gewonnen!
- Paul darf nicht im Wachzustand spielen!
- Michael hat ein Schwarz/Weiß-Problem!
- Madjid feierte einen gelungenen Einstand, hätte sich aber unsterblich in Kriegshaber machen können!
- Ich vergesse definitiv zuviel bzw. hätte es irgendwann lernen sollen!
- Wir müssen uns bis zum Beginn der Mannschaftskämpfe deutlich steigern!


Autor dieser Meldung:Aleksandar Vuckovic
Zuletzt geändert von: Karin Grabowski (am 30.09.2010)
Aufrufe:Dieser Artikel wurde bisher 264 Mal gelesen.


Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Lothar Weimer schrieb am 28.09.2010 gegen 22:03 Uhr Der an sich schöne Bericht ist in dieser Form leider ein Monstrum! - Hin und wieder einen Absatz einzufügen hätte den Artikel leichter lesbar gemacht.
Alex schrieb am 28.09.2010 gegen 22:56 Uhr Lothar: Ich entschuldige mich für die Form, auch wenn ich nicht dafür verantwortlich bin - das Original ist wunderbar gelungen! Stefan Schneider kümmert sich schon um das Problem - Karin versuchte auch schon helfend tätig zu werden - und ich hoffe, dass der Bericht in den nächsten Tagen in der Gestalt erscheint, die ich ihm zugedacht habe. Sollte man dieses Problem nicht beheben können, so werde ich natürlich von weiteren Beiträgen absehen, denn die Form ist wirklich eine Zumutung! :(
Karin schrieb am 30.09.2010 gegen 14:52 Uhr Geschafft! Danke Stefan für die wertvollen Tips zur Formatierung des Textes! Wie mein Mann so gerne zu sagen pflegt: das Problem sitzt meistens vor dem Computer...
Nur gut, dass der Mensch lernfähig ist.
Lothar schrieb am 30.09.2010 gegen 20:47 Uhr Danke, Karin! Schon viiiiel besser... :-)


Der vorliegende Bericht ist älter als ein Jahr und kann daher nicht mehr mit Kommentaren versehen werden!
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