Der Sieg in der 6. Runde hatte eine ungemein befreiende Wirkung auf die Kinder, denn erstmals hatten sie das erlebt, was ich ihnen im Vorfeld erzählt hatte, nämlich dass sie wirklich gewinnen können! Deshalb ging es neben dem gewohnten Kampfgeist auch mit neuem Selbstvertrauen in die Finalrunde. Dort erwartete sie die Mannschaft des Brackweder SK, die sich bis dato recht gut geschlagen hatte, was wohl in erster Linie darauf zurückzuführen war, dass sie eine ausgeglichen besetzte Mannschaft vorzuweisen hatte.
Nach einer letzten kurzen Mannschaftsbesprechung ging es an die Bretter. Die Aufstellung wurde entgegen des alten Mottos "never change a winning team" an einem Brett geändert, indem für den siegreichen Vadim Tamara wieder in die Mannschaft rückte. Diese Maßnahme entsprach zum einen voll meinem Wunsch der Rotation - Vadim, Tamara und Felix kamen so auf jeweils vier Partien - und zum anderen sollte Tamara ohnehin die Chance erhalten, ihre 0/3 noch zu korrigieren.
Wie gewohnt wurden die Gegner sofort angegangen und nach ca. einer Stunde bot sich mir das übliche Bild, nämlich das eines klaren Sieges für uns. Denn Sascha stand in seinem c3-Sizilianer recht aussichtsreich, Chris Gegner fabrizierte ausgerechnet jene Variante aufs Brett, die wir nach der 2. Runde analysiert hatten - kompensationsloser Mehrbauer für Schwarz -, Tamaras Gegner hatte im Italiener weder auf e4 genommen, noch sonst eine für Weiß unangenehme Variante gespielt, und Felix stand in seinem mittlerweile dritten Sizilianer dieses Turniers - der ausgebliebene Farbwechsel machte da möglich - wieder einmal hervorragend! Doch während ich in den vergangenen Runden immer hatte fürchten müssen, dass die stellungen noch kippen könnten, so schaute ich dieses Mal doch recht optimistisch in die Zukunft.
Daran änderte auch der Umstand nichts, dass sich Chris aus völlig unerklärlichen Gründen dazu entschloss, nicht die gute Variante zu spielen und stattdessen einen wichtigen Zentralbauern einzustellen. Zwar wehrte er sich danach noch recht lange, erhielt zu meiner Überraschung sogar noch eine Gelegenheit zum Ausgleich, doch als er diese nicht nutzte, da musste er letztlich doch die Segel streichen - 2:1.
Ja, richtig, 2:1. denn Chris Gegenwehr war ungemein wichtig für die Moral der Truppe. Tamara und Felix hatten nämlich nicht mitbekommen, in welch aussichtloser Lage sich Chris befand, weshalb sie in aller Ruhe ihren jeweiligen Vorteil vergrößerten und schließlich in je einen vollen Punkt unwandelten! Äußerst erfreulich, nicht nur, weil es zwei Siege waren, sondern vor allen Dingen die Art und Weise der Siege.
Blieb nur noch Sascha, der durch genaues Spiel eine Gewinnstellung erreicht hatte. Das einzige Problem, das er noch zu lösen hatte, dass war sein immenser Zeitverbrauch, der ihm schon recht früh, ungefähr ab dem 25. Zug eine Zeitnot eingehandelt hatte. Er schaffte es dennoch immer wieder gute bis sehr gute Züge zu finden - so ein Zeitaufschlag hat durchaus seine Vorzüge - und es schien, als ob das 3:1 demnächst eingetragen werden könnte. doch ausgerechnet im 40. Zug - restbedenkzeit 16 Sek.; Markus befand sich gedanklich schon auf dem Weg zur Apotheke, um sich Herztropfen zu besorgen - griff er daneben. Und so kam es, dass er trotz eines Mehrspringers im Endspiel in ein Remis einwilligen musste! So bedauerlich es auch seiner Sicht war, die schöne Partie nicht mit einem Sieg gekrönt zu haben, das hatte er sich redlich verdient, so gab es dennoch keine Traurigkeit, denn mit dem 2,5:1,5-Erfolg verließ die Mannschaft den letzten Platz und beendete, obwohl nominell schwächstes Team, das Turnier als 15.

Abschließend bleibt anzumerken, dass die Mannschaft ungemein viel aus der Veranstaltung mitgenommen hat. Selbst wenn man die Tatsache außen vor lässt, dass man sehr viele Punkte schlichtweg verschenkt hat - sie waren mit den Gedanken wohl noch überwiegend beim Weihnachtsfest - so hat man doch gesehen, dass sie auf hohem Niveau durchaus mithalten können. Doch was in meinen Augen viel wichtiger ist, das ist der Umstand, dass sie sich in diesen Tagen noch nähergekommen sind. Sie tauschen sich nun verstärkt aus, was für ihren schachlichen Werdegang sicher von Vorteil ist, aber vor allen Dingen haben sie ihre Freundschaft vertieft, wovon sie ganz sicher am meisten profitiert haben!

Sascha Buchberger 1,5/6
Christoph Baiter 0,5/6
Vadim Lavrinenkov 1,5/4
Tamara Buchberger 1,0/4
Felix Grabowski 2,0/4

Die komplette Tabelle mit weiteren Informationen und diversen Bildern können auf der Seite der DSJ angeschaut werden.