Dritte Mannschaft verliert in Wertingen tragisch mit 3½ : 4½

Sieben Remis - und ein einziger Fehlzug entscheidet den Tag

Für die eiligen Leser hier die Kurzinfo in Tabellenform:

 

Nr.Wertingen IDWZ-Nr.Kriegshaber IIIDWZ4½-3½
01Kugelmann, Werner2124-01Ebeling, Jens1963½-½
02Helmschrott, Otto1917-02Gergen, Harald1986½-½
03Strobel, Josef1944-03Reichardt, Peter1874½-½
04Göttle, Artur1940-04Weimer, Lothar1871½-½
05Stuhler, Josef1931-05Grabowski, Peter1835½-½
06Endisch, Peter1870-06Czajka, Detlef17841-0
07Mengel, Horst1856-07Buchberger, Sascha1713½-½
08Gerten, Paul1762-08Städele, Thomas1767½-½

 

Es war der Kampf des Tabellenführers (Wertingen) gegen den Tabellenletzten (Kriegshaber III). Was sollte man da schon groß anderes erwarten dürfen als einen Sieg der Favoriten? Und dennoch... So klar war für uns die Sache nicht. Außerdem war es ein ganz besonderer Kampf, denn wenn irgend möglich wollten wir heute heute helfen, für Kriegshaber II den Weg nach oben in die Schwabenliga I freizukämpfen - und Wertingen ist der einzige ernsthafte Konkurrent unserer Vereinskameraden von der Zweiten...

Beide Mannschaften waren in Bestbesetzung angetreten. Was uns betraf, so waren wir, wie schon gesagt, wild entschlossen, unserer zweiten Mannschaft möglichst gute Schützenhilfe für ihren geplanten Aufstieg zu leisten, indem wir den Wertingern so viele Brettpunkte wie nur irgend möglich abnahmen, wenn nicht sogar einen oder beide Mannschaftspunkte. Das erklärte Saisonziel ist schließlich der Aufstieg der Zweiten in die Schwabenliga I. Deshalb war es enorm wichtig, dass wir heute möglichst in Bestbesetzung antreten sollten - und das klappte dann letzten Endes auch. Wir spielten mit der nominell stärksten Mannschaft, den Brettern 1 bis 8. Allerdings trat leider auch Wertingen ohne jedweden Ausfall mit den Meldenummern 1 bis 8 an, so dass ein knochenharter Kampf zu erwarten war.

 


Brett 1: Jens Ebeling - Werner Kugelmann

Die Eröffnung war ein geschlossener Sizilianer mit 3.Lb5. Zwischendrin hatte ich mal die Befürchtung, dass Jens allmählich in Probleme reinschlitterte, aber wie er mir hinterher versicherte, war das zu keiner Zeit der Fall. Schwarz hatte lediglich optisch leichte Vorteile in Form von etwas mehr Raum, aber Jens hielt dem mit Abstand DWZ-stärksten Wertinger ohne jeden Wackler stand. Hier die Endstellung nach 27.g2-g4, in der man sich auf Remis einigte:

Diagramm 51

Jens meinte nach der Partie, gegen einen etwas weniger starken Gegner würde er diese Position jederzeit bedenkenlos weitergespielt haben, aber er wollte das Schicksal nicht herausfordern und war zufrieden, den Wertinger Frontmann am Spitzenbrett neutralisiert zu haben.
½-½

 


Brett 2: Otto Helmschrott - Harald Gergen

Dies sollte die zweitlängste Partie des Tages werden. Eröffnung Sizilianisch mit 2.c3, also die sogenannte Alapin-Variante. Harri versuchte in dieser Partie wirklich alles, um seinen Gegner in die Knie zu zwingen, und nach meinem Eindruck sah das im Mittelspiel auch längere Zeit recht vielversprechend aus: Harri schaffte es, dem Weißen einen Isolani auf d4 zu verpassen und drohte, das weiße Lager zu infiltrieren. Helmschrott verteidigte sich jedoch gut und ausgesprochen hartnäckig. Um überhaupt noch Fortschritte erzielen zu können, schreckte Harri auch nicht davor zurück, sich die Bauerstruktur ziemlich zerfleddern zu lassen, und tatsächlich quetschte er das letzte Quäntchen Aktivität aus seinen Figuren raus und drängte den Weißen in eine bedenklich passive Stellung zurück:

Diagramm 52

Hier hatte Harri soeben 47. ... Le4-b1 gezogen. Ich finde, die Stellung ist wirklich ein Diagramm wert! Es folgte jedoch 48.Lc3 Tc2 49.Lxa5 mit Übergang in ein Turmendspiel, welches Harri trotz weiterer beharrlicher Gewinnversuche nicht zum Sieg verwandeln konnte. Erst nachdem alle noch am Brett verbliebenen Bauern weggeholzt worden waren und nur noch die beiden Könige und je ein Turm überlebt hatten, reichte man sich die Hand zum Friedensschluss. Diese Partie verdiente wirklich das Prädikat ausgekämpft.
½-½

 


Brett 3: Peter Reichardt - Josef Strobel

Pirc-Eröffnung - vielleicht von Peter etwas zu zahm angelegt, denn nach dem frühen Damentausch war die Luft raus und Weiß hatte eigentlich bei der symmetrischen Bauernverteilung auch keine reelle Chance mehr, irgendeinen Vorteil aus der Stellung herauszuholen.

Diagramm 53

Das Diagramm zeigt die Endstellung nach 15.Le3-g5, in der man sich auf Remis einigte.
½-½

 


Brett 4: Artur Göttle - Lothar Weimer

Französisch, Winawer-Variante. - Oben in der Einleitung hatte ich noch etwas von einem knochenharten Kampf geschrieben. Dazu passt nun so gar nicht, dass diese Partie schon nach nur 11 Zügen remis gegeben wurde. Ich muss allerdings dazu erklären, dass ich noch am Freitagabend eine angesetzte Partie des Neusäßer Open kampflos verloren gegeben hatte, ohne anzutreten, weil mich derzeit eine Virusinfektion dahingerafft und fest im Griff hat. Für das Ligaspiel gegen Wertingen wollte ich mich aber keinesfalls krank melden, um die Truppe nicht zu schwächen. Deshalb schleppte ich mich ans Brett, war aber dann sehr froh, dass ich mich mit Artur auf ein schnelles Remis einigen konnte - nachdem ich zufällig genau in die Eröffnung reingetroffen hatte, gegen die er zur Zeit eine richtige Aversion hegt, wie er mir selbst verriet:

Diagramm 54

Weiß hat hier soeben 11.d4xc5 gespielt. Ich überlegte eine Weile an der Antwort Sf6-g4 herum, was Txf3 droht. Dann kam ich aber zu der Überzeugung, dass hier 11...e6-e5 der stärkste Zug sein müsse und führte ihn aus - mit sofortigem Remisschluss. Wie gesagt, das ersparte es mir, mit Brummschädel stundenlang über dem Brett brüten zu müssen.
½-½

 


Brett 5: Peter Grabowski - Josef Stuhler

Die Eröffnung war eine Art Altindisch mit Damentausch bereits im 4. Zug. Allerdings wurde es danach eine richtig schwerblütige Lavierpartie, wie ich schon lange keine mehr gesehen habe. Wie ein Kampf zweier gleich starker Ringer, die einander gegenseitig belauern und nur jeweils auf den kleinsten Fehler des Kontrahenten warten, um ihn dann sofort gnadenlos auszunutzen - nur machte eben keiner den entscheidenden Fehler. Lange Zeit schleppte sich die Partie zäh wie Honig dahin, es wurde kaum Material getauscht, und die Öffnung der Stellung erfolgte erst sehr spät. Entschieden wurde die Partie durch Friedensschluss nach Zugwiederholung in dieser Stellung:

Diagramm 55

Die Kontrahenten wiederholten hier mehrfach die Züge Tg2-g1 Kb1-c2 Tg1-g2+ Kc2-b1 usw., bevor sie weitere Kampfhandlungen einstellten. - An diesem Brett war am längsten von allen gespielt worden, sogar noch länger als an Brett 2.
½-½

 


Brett 6: Peter Endisch - Detlef Czajka

Sizilianisch, Maroczy-Aufbau. Die einzige entschiedene Begegnung dieses Tages, und damit zugleich die alles entscheidende Partie des gesamten Mannschaftskampfes. Der bedauernswerte Pechvogel und tragische Held dieser Partie war Detlef, dem hier folgender Patzer unterlief:

Diagramm 56

Schwarz hatte soeben (allerdings in schon schwieriger Stellung) mit 27...Da6-a2?? einen schweren Blackout produziert und musste nach der Antwort 28.Lf3xg4 wegen Figurenverlustes die Waffen strecken. - Kopf hoch, Detlef! - Wir gewinnen und wir verlieren stets zusammen, und ich hab bei uns in der Dritten noch niemals nach einem solchen Lapsus jemanden ein böses Wort sagen hören! Nächstes Mal bist Du dann wieder der Matchwinner und bügelst das aus, OK?
1-0

 


Brett 7: Sascha Buchberger - Horst Mengel

Die Eröffnung kann ich nicht eindeutig zuordnen; es war so etwas wie ein Zweispringerspiel im Nachzug mit 5.d3. Aber vielleicht auch Ungarisch, da Schwarz im vierten Zug Le7 gespielt hatte. Mögen sich Experten darüber streiten. - Jedenfalls spielte Sascha sehr ordentlich, brachte seine Figuren in aktive Positionen und verbuchte Raumvorteil. An einer Stelle im Mittelspiel geben Computer für ihn einen möglichen Bauerngewinn an, aber die dazu erforderlichen Zugfolgen sind so "unmenschlich", dass man Sascha das Verpassen dieser Chance nicht wirklich anlasten kann. Allerdings konnte er aus seiner optisch vorteilhaften Stellung auch anderweitig nichts Greifbares herausarbeiten.

Diagramm 57

Wir sehen hier bereits die Endstellung, in der das Remis durch mehrfache Wiederholung des Zügepaars Dd8-a8 Dc6-d7 Da8-d8 Dd7-c6 usw. besiegelt wurde.
½-½

 


Brett 8: Paul Gerten - Thomas Städele

Reti-Eröffnung. Tommi spielte als Schwarzer mit einem isolierten Bauer auf d5, hatte dafür aber die aktivere Figurenstellung. Es gelang ihm jedoch nicht, genügend Aktivität zu erzeugen, um den weißen König ernsthaft in Gefahr zu bringen. Schließlich musste er weitere Vereinfachungen vermeiden, um nicht zum Schluß nur den Endspielnachteil des Isolanis verwalten zu müssen. Daher trudelte auch diese Partie am Ende durch eine Zugwiederholung ins Remis aus:

Diagramm 58

Schlussstellung nach 25.De5-c7. Vorausgegangen waren mehrfache Verfolgungen mit Damentauschdrohung Df5-c2 Dc7-e5 Dc2-f5 und wieder zurück.
½-½

 


Als Fazit bleibt, dass wir unser großes Vorhaben nicht ganz verwirklichen konnten, nämlich aus Wertingen einen Punkt zu entführen. Hätte das geklappt, dann würde im Gegenzug unserer Zweiten im direkten Aufeinandertreffen mit den Wertingern ein 4:4 reichen, um sie sicher hinter sich zu lassen. OK, das haben wir nicht hingekriegt. Immerhin aber haben wir den Wertingern dreieinhalb wichtige Brettpunkte abgenommen - und dass die am Ende enorm wichtig sein können, sieht man schon daran, dass Kriegshaber II durch einen 7½-Kantersieg in Dillingen sowie durch unsere Schützenhilfe nun erstmals ein besseres Brettpunkteverhältnis aufweist als Wertingen. Und damit hat unsere Zweite zum ersten Mal in dieser Saison den angepeilten Platz 1 in der Tabelle inne. Hoffentlich sieht das am Ende der Saison noch genauso aus! Übrigens, schon in der nächsten Runde kommt es zum großen Showdown zwischen Wertingen und Kriegshaber II...

Vor lauter Altruismus sollte die Dritte allerdings nicht vergessen, dass wir mittlerweile im vierten Spiel die vierte Niederlage kassiert haben und der Abstiegskandidat schlechthin sind. Oder um es deutlicher zu sagen: Nur weil das Saisonziel heißt, dass Kriegshaber II aufsteigen soll, bedeutet das nicht zwingend, dass wir von der Dritten dafür im Gegenzug unbedingt absteigen müssen. Das ist keineswegs Bestandteil des Plans! - Also wie wäre es eigentlich, wenn wir uns jetzt mal auf unseren Hosenboden setzten und zum Beispiel die drei letzten Kämpfe gewinnen würden? Denn dass wir das drauf haben, daran zweifle ich nicht im Geringsten. Außer in Burlafingen, wo wir zugegeben völlig von der Rolle waren, haben wir bis jetzt in jeder Begegnung trotz Niederlage jeweils eine gute Figur gemacht und hatten jedesmal durchaus unsere Chancen. Unsere Dritte ist keineswegs so schlecht, wie es der derzeitige Tabellenplatz glauben machen könnte. Beweisen wir es!

Soweit die Blitzlichter aus den Partien. Den aktuellen Tabellenstand der Schwabenliga II Nord (diesmal endlich mit Kriegshaber II auf Platz 1 :-)) findet ihr übrigens hier



Autor dieser Meldung:Lothar Weimer
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Kommentare zu dieser Meldung:

Name und ZeitpunktKommentar
Peter G. schrieb am 18.01.2011 gegen 20:10 Uhr Vielen Dank Lothar für die unzähligen Liter Schweiß, die Dich dieser wahnsinnig packende Bericht gekostet haben muss. Nach Deinen aufmunternden Worten kann in den noch verbleibenden Begegnungen, wie ich glaube, nun schon nichts mehr schief gehen.


Der vorliegende Bericht ist älter als ein Jahr und kann daher nicht mehr mit Kommentaren versehen werden!
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