Keres - SKK 4 1:7

Das Spiellokal von Keres ist geräumig und weist einen (gasbeheizten) Schwedenofen in der hinteren Raumhälfte auf (einem alten Kriegshaberer kommen da nostalgische Erinnerungen auf, als wir noch alles, was irgendwie brennbar erschien, in einen kleinen Bullerofen schoben, solange es nur die brannte (qualmte...) und den Anschein von Wärme verbreitete. Naja, gute alte Zeiten (oder so). Es war nicht übermäßig warm, und so versammelten sich die Keres-Spieler (soweit nicht als Raucher ins Freie verbannt) um den Ofen und sogen jegliche Wärme auf. Sowas nennt man dann "kühlen Kopf bewahren".

Für Rosi (beruflich verhindert) und Erich (familiär verhindert) kamen Stefan Kiechl und Mike Gröger zum Einsatz und es ging so pünktlich los, dass etliche Raucher den Startschuss gar nicht mitbekamen. So liefen schon einige Begegnungen, während nochmals der Nikotinhaushalt auf Normalnull gestellt wurde und die flüssige Verpflegung organisiert wurde. So kam es, dass HP Dillimann (Brett 4, Keres) Brett 3 (Stefan Schneider) passierten und angesichts der ersten absolvierten Eröffnungszüge - und hierbei vor allem 1. b4 - einen Juchzer ausstieß: "Endlich mal jemand, der hier ne gscheite Eröffnung spielt!"

Nachdem mein Gegner seine Züge gut bedachte und vor seinem Figurenopfer fast eine Stunde in die Partie schaute, hatte ich diesmal genügend Zeit, auch den einen oder anderen Blick in die anderen Partien zu werfen.

Brett 1: Ich hatte ein paar Squashmatches vom selben Tag in den Knochen, war etwas müde und spielte meine Partie etwas uninspiriert. Insgesamt kam eine Stellung aufs Brett, bei der ich lange nicht rochierte, hauptsächlich am Damenflügel rumfummelte und meinen Gegner im Zentrum und am Königsflügel im wesentlichen frei schalten und walten ließ. Hier rechente Schwarz sehr lange ein Figurenopfer durch, das ich annehmen musste, wenn ich nicht positionell meinen Königsflügel in Trümmer legen und meinen König im Zentrum einbetonieren wollte. Der Clou dabei war, dass der für mich scheinbar natürliche Verteidigungszug nach einem weitren Turmopfer zu matt oder zu einer Stellung a la Trümmerbruch geführt hätte, dass aber eine etwas unkonventionelle, aber konsequente Verteidigung mit der Option, die geopferte Figur auch wieder herzugeben nachwies, dass das Opfer inkorrekt war. Nach weiteren Figurenopfern des Schwarzspielers blieb dann nur noch die Aufgabe, als sich der Angriff völlig zerschlagen hatte und mir zwei Mehrfiguren übrigblieben. 1 : 0

Brett 2: Keine Ahnung, wie es Florian anstellt, dass er mit Schwarz nach 15-20 Zügen eindermaenes Druck-Bauernspiel am Damenflügel aufzieht: 4 Bauern mit Figurenunterstützung schnürten die gegnerischen Figuren vollständig ein. Den nicht mehr verhinderbaren Materialverlust versuchte Weiß mit einem unkorrekten Läufereinschlag auf h7 zu kontern (das gute alte Motiv mit Damenschach auf h3 gefolgt von Sg5 und Mattdrohungen), aber das Feld g5 hatte Flo unter Kontrolle und so konnte er den Angriff locker abwehren; nach einem weiteren Figureneinsteller gab Weiß dann auf. 1 : 0

Brett 3: Die Eröffnung von Stefan Schneider hatten wir ja schon erwähnt, und er setzte dann mit aktivem Spiel weiter fort, eroberte einen Bauern, hatte positionell klare Vorteile und verwandelte dann diese Vorteile unspektakulär aber eindeutig. 1 : 0

Brett 4: Stefan deLange hatte mit dem b4 seines Gegners seine liebe Not. HP kam - wie seit über 20 jahren - in die selbe Stellung, den selben Königsangriff, bot - wie seit über 20 Jahren - den Springer auf g5 zum Opfer an, opferte und opferte - wie seit über 20 Jahren - sich durch die gegnerische Königsstellung und das bei zunehmend knapper Zeit bei Stefan, der nun in wenigen Sekunden die besten Züge hätte finden müssen. Die Frage ob Matt oder Zeitüberschreitung war dann letztendlich egal, Stefan musste den Ehrenpunkt für Keres zum zwischenzeitlichen 1 : 2 abgeben. 0 : 1

Brett 5: Chris setze die Eröffnungsvorgaben von Alex pflichtschuldig um und erspielte sich relativ bald klare Vorteile. Meiner Meinung nach hätte er dann wesentlich einfacher in die Verwertung gehen können, aber er fand zwischendurch nicht immer den besten Plan. Das reichte aber, um seinen Gegner ins Grübeln zu bringen, was man am hohen Zeitverbrauch festmachen konnte. Mit Vorteilen setzte sich Chris dann entschlossen hin und verwandelte seine Vorteile im Endspiel dann souverän zum Endstand. 1 : 0

Brett 6: Wenn man hoch positionell geprägte Stellungen sehen möchte, dann muss man unbedingt in die Partien von Taner reinschauen. Ist auch eine Drachenstellung, die man nicht sehr häufig zu sehn bekommt. Bringt aber was: Läuferpaar mit viel Platz, eine aktive Bauernstellung im Zentrum und ständigen Druck. Die Angriffsversuche gegen den eigenen König konnte er dabei aussitzen, da passierte nix. Nun konnte er sich wieder ganz auf den Damenflügel und das Zentrum verlegen, Bauern und Stellung kneten, das gab dann Mehrmaterial und bald zügige Verwertung. 1 : 0

Brett 7: Diesmal tat sich schwerer als das zu erwarten war (für die, die DWZ statt Schach spielen). Zwischendrin remiselte es etwas, aber Stefan hatte nicht mitbekommen, dass Flo an 2 gewonnen hatte, er dachte, wir lägen hinten, lehnte deswegen ein gegnerisches Remisangebot ab und wurde so quasi zum Sieg gezwungen: im Endspiel und positionell war er seinem Gegner einfach überlegen. 1 : 0

Brett 8: Ingrid Niessner stand nach der Eröffnung positionell mehr als vorteilhaft und ich begann schon, mir um Mike Sorgen zu machen: Eine Figur war am Rand eingeklemmt und weitestgehend passiv, das Zentrum preisgegeben, aber mit Geduld konnte er sich langsam aber sicher wieder rauswurschteln, als seine Gegnerin ihre Angriffsbemühungen mehr oder weniger einstellte. Nachdem sie auch noch eine Figur eingestellt hatte, war das Endspiel gelaufen. 1 : 0

Ich kann mich nicht erinnern, dass wir mit der 4.Mannschaft jemals so einen hohen Sieg erzielt hatten (an so hohe Niederlagen hingegen schon...). Jetzt haben wir mit dem Abstieg - auch aufgrund des Brettpunktestandes - wohl kaum noch was zu tun, der Aufstiegszug dürfte aber auch abgefahren sein, so dass wir im Nirvana der Tabelle ganz entspannt dahintrudeln dürfen. Einfach mal entspannt Schach spielen.



Autor dieser Meldung:Andreas Stoer
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