Erste Mannschaft auch zu siebt erfolgreich

Da Frank kurzfristig erkrankt ist, traten wir nur zu siebt gegen München-Sendling an. Das Problem war nämlich: Die Zweite spielt(e) um den Aufstieg und die Dritte gegen den Abstieg.Da es bei uns vermutlich nur noch um die Goldene Ananas geht (dass der Zweitplatzierte aufsteigt ist doch ziemlich unwahrscheinlich), war der Beschluss klar: Wir ziehen niemanden aus der Zweiten oder Dritten ab.

Zum Kampfgeschehen…

Wir lagen natürlich 0:1 hinten, da Mirko Lipp den kampflosen Punkt am verwaisten achten Brett einkassierte. Michaels Partie sah sehr interessant aus – er hatte mit den Weißen Steinen einen Mehrbauern einkassiert. Dafür stand sein König im Zentrum und wäre dort eine zeitlang geblieben. Schwarz hatte Druck auf der e- und c-Linie. Eigentlich gefiel Michael die Chose gut (sagte er), willigte aber dennoch ins Remis ein. In Sachen Spielzeit und Zugzahl ein großmeisterliches Remis. Ob Großmeister aber die Eröffnung so behandelt hätten?!Paul kam am vierten Brett mit den schwarzen Steinen in eine Variante, die er erst neulich angeschaut hatte. Sein Gegner aber offensichtlich nicht – Paul hatte bald eine Druckstellung. Ich fragte mich, wie man als Weißer so schnell sooo breit stehen könne. Der Punkt kam dann auch bald auf Pauls Konto – wir hatten ausgeglichen.

Bezüglich der Papierform sollte der Rest eine einfache, klare Angelegenheit sein. Aber ganz zu unrecht wird Sendling nicht so weit oben in der Tabelle stehen.

Ich habe mit den weißen Steinen mal wieder etwas ganz ruhiges gewählt. Rybka gab dem Schwarzen zwar bald einen leichten Vorteil, aber ich meinte, das bessere Endspiel in Aussicht zu haben. Der Schwarze König stand auf f8 etwas unpassend, der Turm auf h8 hingegen nicht ganz so schlecht – die h-Linie war offen, da ich einen Läufer auf g6 mit einem Springer schlagen konnte. Nachdem mein Gegner dann gefühlt 5 und real 3 Tempi wegwarf, fühlte ich mich richtig wohl und suchte mir geeignete Gewinnwege heraus.

Felix spielte wieder neben mir am sechsten Brett. Seine Stellung gefiel mir auch gut – er stand nicht nach der Eröffnung auf Bruch, also sollte er eigentlich den ganzen Punkt holen.

Andi spielte mal wieder „sein System mit Weiß“ und kam entsprechend gut aus der Eröffnung.

Alex’ und Helmuts Partien habe ich weniger gut verfolgt – ich habe nur gesehen, dass Helmut mit Weiß sehr trocken spielte und Alex mit Schwarz wohl Ausgleich hatte. Ich habe da aber nicht vertieft reingeschaut…

Felix Stellung entwickelte sich und er konnte auf f2 einschlagen – Bauer und Stellung mehr. Es verblieben noch Restverwicklungen… einzig Felix’ Zeit machte mir ernsthaft Sorgen. Als er dann in aller Seelenruhe weiterspielte, sah ich das Unheil nahen. Noch 20 Sekunden für vier (?) Züge… 12 Sekunden nachgedacht… noch 8 Sekunden für den Rest… und dann zwei Züge später: Zeit! Sendling führte wieder.

Andi hatte mittlerweile den gegnerischen Springer am Rand festgepinnt– allerdings konnte er auch nicht viel machen, wenn das Gaul nicht wieder Tageslicht sehen soll. Ein sicheres und klares Remis also – schade irgendwie, denn die Stellung sah vorher für meinen Geschmack recht gut aus.

Mein Gegner kam ebenfalls in Zeitbedrängnis. Ich musste jetzt entscheiden, ob und wie ich die Stellung öffne. Nachdem der eine Schwarze Turm mittlerweile auf h6 geparkt wurde (trotz Doppelbauer g7/g6) hatte ich gefühlt einen Turm mehr. König noch in Zentrumsnähe – also Öffnen. Ich hatte mich aber auf eine f4-g3-h2-Struktur eingelassen, was meinen König auch nicht so gut aussehen ließ. Jedenfalls habe ich ewig lang gerechnet, habe die Stellungen nach dem Durchbruch angeschaut – ihn dann ausgeführt und war bereit einen Bauern für Aktivität zu opfern. Ich hatte aber eine Idee, die ich zwischendurch hatte, während des Rechnens wieder vergessen. Ein Zwischenschach… damit hätte ich gar keinen Bauern spucken müssen und hätte genau das bekommen, was ich eigentlich wollte. So „vergaß“ ich das Zwischenschach, gab den Bauern, tauschte ein bisserl was ab und landete in der taktisch unübersichtlichen Stellung, in die ich mich so reingekniet hatte – mein Gegner wählte dann ein Abspiel das im Turmendspiel endete – und zwar: Schwarz mit Tripolani auf der g-Linie, isoliertem Bauen auf e6, Turm auf h6 weggeparkt, dafür einen Bauern mehr. Klare Sache, meinte ich – wofür hatte ich denn gerechnet? Der Blechdepp Rybka hingeben gibt der Sache Ausgleich. Ich denke aber, dass Schwarz sich keinen schwachen Zug erlauben darf. Meine Einschätzung muss ich aber wohl revidieren (wenn Rybka Turmendspiele kann). Die Variante, vor der ich mich ein bisserl gesorgt hatte (ob ich da wirklich besser stehe, was ich aber auch dachte), ist laut Blechkiste auch nur Ausgleich… Gut, dass immer noch Menschen spielen! Der Punkt kam dann sehr geschmeidig daher, da mein Gegner keine Anstalten machte, seinen Turm zu aktivieren. So wurde aus einem Minusbauern Netto ein Plus von drei Bauern (verbunden, kein Bauer auf der Gegenseite), was dann das Händeschütteln einbrachte.

Zwischenstand 2,5 : 2,5 für Sendling

Andis Stellung wurde aber immer schlechter, dann mausetot, um dann noch töter zu werden. Kurzum: Andi musste die Segel streichen. Die Ausbeute der Bretter 5 und 6 war also statt der von mir eingeplanten 1,5 Punkte eine magere Null. Wenn’s so läuft und man zu siebt antritt, sollte man eigentlich eins auf die Nase bekommen – hätten wir nicht unsere beiden Kämpfer an den Spitzenbretter.

Jetzt stand es aber 3,5 : 2,5 für Sendling.

Alex spielte gegen den nominell stärksten Sendlinger, der auf dem Papier direkt auf Augenhöhe ist. Wie gesagt – ich hab davon wenig mitbekommen (jetzt war ich im Analyse-Nebenraum), war aber positiv überrascht, dass dann recht schnell der Punkt kam, nachdem ich in den Hauptraum zurückkehrte.

Ausgleich – 3,5 : 3,5

Helmut hatte ein schwieriges Endspiel auf dem Brett. Beide Könige luftig und Dame plus Leichtfigur auf beiden Seiten – die Damen natürlich wechselseitig in des Gegners Stellung. Unübersichtlich! Nach dem Figurentausch klärte sich alles ein bisserl. Helmuts Gegner bot remis, als er gerade einen Bauern verlor. Es kam dann zu einem „Dame plus zwei Bauern gegen Dame plus ein Bauer“ Endspiel. Nach den üblichen Schachgebiete holte sich Helmut den letzten gegnerischen Bauern mit dem König ab – wehrte wieder Dauerschachideen ab und spielte einfach nur solide vor sich hin. Der Gegner hatte kaum noch Zeit auf der Uhr – die Sekunden liefen gnadenlos runter. So ist die Stellung wohl auch bei einem möglichen Remisweg kaum noch zu halten… Helmut holte sich in aller Seelenruhe den Skalp des Gegners und uns den wichtigen Punkt zum 3,5 : 4,5.

Mein persönliches Fazit:
1. Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.
2. Papierform bzw. DWZ-Zahlen sollte man nie überschätzen. Mehr als ein Anhaltspunkt ist das nicht.
3. Nach dem kleinen Fehlstart der ersten zwei Bretter haben sich Helmut und Alex wieder zu einer sicheren Bank entwickelt. Weiter so, Jungs!
4. Ich bin als einziger Stammspieler noch ungeschlagen – 4,5 aus 5 – habe aber zwei Runden ausgesetzt. Es läuft aber deutlich besser als letztes Jahr (mein Referendariat ist auch beendet – langsam kommt wieder Ruhe in alles)
5. Leider hat sich das selbstlose zu-siebt-Spielen nicht wirklich gelohnt, da sie Zweite mit ihrer Niederlage wohl den Aufstieg vermasselt hat. Wie bekommen wie die Zweite langfristig nach oben?! Wer Ideen hat, bitte melden^^.
6. Sehr gut ist aber, dass die Dritte ihre ersten zwei Mannschaftspunkte geholt hat und jetzt vorerst knapp aus der Abstiegszone rausgekommen ist.

Hier die Ergebnisse im Einzelnen:

Sendling - Kriegshaber 3½ - 4½
1 Unger, Michael 2103 2177 - Wolfsteiner, Helmut 2316 2338 0 - 1
2 Künzner, Franz 2277 2306 - Vuckovic, Aleksandar 2284 2311 0 - 1
3 Altmann, Christoph 2024 2092 - Bintakies, Michael 2148 2178 ½ - ½
4 Schamberger, Alfons 2057 2127 - Demel, Paul 2093 2168 0 - 1
5 Wein, Ulrich 1993   - Stör, Andreas 2172 2179 1 - 0
6 Stielfried, Martin 2141 2249 - Stelter, Felix, Dr. 2209 2052 1 - 0
7 Schmitz, Tim 1873 1932 - Hahn, Christoph, Dr. 2132 2205 0 - 1
8 Lipp, Mirko 1790   - kampflos   + - -



Autor dieser Meldung:Andreas Stoer
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