Rein nominell stehen wir ja in der Landesliga Süd heuer ganz hinten. Natürlich fühlen wir uns stärker, als es unsere Zahlen aussagen und Zahlen sind wie Schall und Rauch. Mit 2 : 4 Punkten standen wir aber vor dieser Begegnung nah am unteren Tabellenrand. Da kann das Selbstvertrauen auch ganz schnell schwinden. Also musste ein Sieg her – und zwar unbedingt.
Leider mussten wir ohne unser erstes Brett bei diesem wichtigen Kampf antreten. Da heißt es um so mehr: Kämpfen Jungs!
Der Mannschaftskampf begann zunächst auch völlig unklar. Thomas hat an Brett 5 eine – wie ich finde – spannende Eröffnungsvariante gewählt, die in einen viel diskutierten Stellungstyp mündete, in dem Schwarz allen Mut aufbringen muss. Der weiße Königsangriff rollt fast von alleine und droht alles zu zerschlagen, aber die schwarze Stellung ist stabiler als sie aussieht. Nur muss Schwarz Gegenspiel aufbauen, sonst wird man einfach nur zerquetscht. Thomas wählte genau diesem Weg – Gegenangriff mit Qualitätsopfer – für mich sah es erst als deutlich besser für Weiß aus, dann wieder unklar. Schwer zu beurteilen.
Felix an Brett 8 hat einen Bauern geopfert, um seine hängenden Bauern einfach loszuwerden. Es wurden dabei Figuren getauscht und für mich sah es aus, als hätte er fast nichts. Außer Läufer gegen Springer – also Remisoptionen. Kurz später hatte er eine Figur mehr, dann Dame gegen Turm, dann den Punkt. Wie in alten Zeiten! Das beruhigt ungemein.
Michael musste an Brett 3 gegen eine Beton-Gummi-Mischung spielen. Ich darf da aber nichts sagen, denn ich wählte an Brett 2 ja selbst eine – sagen wir mal – extrem solide Variante. Völliger Ausgleich, wenn Schwarz seine Figuren im Spiel hat. Bekam er auch, aber ein nicht optimaler Zug (h6 – das Feld g6 wurde später wichtig) und dann eine Ungenauigkeit und schon war der Druck da, den ich erhofft hatte.
Robert an Brett 4 kam gut aus der Eröffnung und belüftet den gegnerischen König ein bisserl. Sah optisch gut aus.
Paul an Brett 6 spielte eine Theorievariante, also relativ weit nur für Eingeweihte komplett zu verstehen.
Matthias an Brett 7 bekam ungefähr das auf’s Brett, was wir am Freitag vorher noch angeschaut haben. Der Gegner spielte sehr ruhig und wollte unseren „Achtzehnhunderter“ wohl einfach wegdrücken. Doch wie war das mit den Zahlen?
Sebastian musste an Brett 1 recht bald kämpfen. Der Gegner setzte ihn unter Druck, erspielte sich guten Läufer gegen schlechten Läufer, drohte mal am Königsflügel, mal am Damenflügel und tauschte alsbald die Damen. Sa sehr ungemütlich aus.
Und dann geschah relativ lange nichts. Zudem habe ich nicht mehr mitbekommen, da ich an meiner Partie brütete. Mein Gegner beging eine dritte Ungenauigkeit und stand jetzt richtig breit. Sein Remisangebot musste ich natürlich ablehnen. Kurz danach kamen dann plötzlich die Erfolgsmeldungen:
Robert holte das 2 : 0, Michael überspielte seinen Gegner und hatte ein gewonnenes Endspiel. Minimal ein weiterer halber Punkt, eher ein ganzer. Und Thomas hat sich durchsetzen können. Zwischendurch war ich da sehr verunsichert. 3 : 0 für uns mit der Option 4 : 0.
Ich habe dann leider zu viele Varianten durchgerechnet, konnte mich in einer Stelle nicht entscheiden und die Zeit war weg. Ich werde langsam alt – ich wurde nervös, spielte suboptimal, hatte zwar einen Mehrbauern und eine klar gewonnene Position, aber Damen am Brett mit schwachen schwarzen Feldern meinerseits. Und dann griff ich daneben, verdarb die Stellung und gab den Bauern zurück. Natürlich im 39. Zug. Und im vierzigsten Zug – ich war noch perplex von meiner Planlosigkeit wähnte ich mich auf Verlust stehend und schoss einen Riesenbock. Mein Gegner, ebenfalls unter Zeitdruck und nach dem langen Kampf gegen die Niederlage auch nicht völlig frei, was die Gedanken angeht, hat es auch nicht gesehen und tauschte die Damen. Danach war es ein ausgeglichenes Springerendspiel mit asymmetrischen Bauern. Nur, wenn mein Gegner überzeiht, konnte ich gewinnen. Bei dem Trend der letzten Züge aber nicht unwahrscheinlich.
Michael bekam nun ungleichfarbige Läufer auf’s Brett. Es sah aber trotzdem sehr gut aus – eigentlich etwas für das Jugendtraining (Endspiele!). Läufer und König des Gegners waren überfordert. Zu viele Schwächen und die Bauern zu weit entfernt. Keine Chance! 4 : 0.
Paul musste leider kämpfen. Er verlief sich etwas im Variantendschungel (der Gegner vielleicht auch, aber Paul strauchelte im Dickicht. Nach langem, zähen Kampf musste er dann doch den Punkt abgeben. Nur noch 4 : 1.
Matthias hat seine ruhige Stellung auch sicher behandelt, bekam das Läuferpaar und wickelte dann in eine totremisliche Stellung mit ungleichfarbigen Läufern ab. Und schon stand der Sieg fest.
Mein Gegner hatte auch ein Einsehen, gab Gewinnversuche auf und bot Remis. 5 : 2 für uns.
Sebastian durfte am längsten kämpfen. Er hat sehr trickreich verteidigt, hielt gut gegen, hatte aber zu viele Schwächen. Er musste dann einen Bauern spucken, versuchte dafür etwas Aktivität zu bekommen und macht es seinem Gegner nicht leicht. Langsam aber sicher wurde er aber leider weggedrückt.
Endstand 5 : 3 für uns. So kann es weitergehen!
Hier die Statistiken und die Tabelle:
4 | SK Kriegshaber 1 | DWZ | ELO | - | SK Freising 1 | DWZ | ELO | 5 - 3 |
1 | 2 | Reimann, Sebastian | 2113 | 2152 | - | 1 | Gregor, Jiri | 2209 | 2213 | 0 - 1 |
2 | 3 | Hahn, Christoph, Dr. | 2083 | 2141 | - | 3 | Zill, Christoph | 2159 | 2213 | ½ - ½ |
3 | 4 | Bintakies, Michael | 2133 | 2166 | - | 4 | Trapp, Maximilian | 2145 | 2050 | 1 - 0 |
4 | 6 | Reimann, Robert | 2052 | 2096 | - | 5 | Bauer, Robert | 2101 | 2165 | 1 - 0 |
5 | 7 | Reis, Thomas | 2152 | 2193 | - | 6 | Parashchenko, Oleg | 2066 | 2139 | 1 - 0 |
6 | 8 | Demel, Paul | 2137 | 2176 | - | 7 | Grüttner, Ralf | 2089 | 2130 | 0 - 1 |
7 | 10 | Reimann, Matthias | 1831 | 1943 | - | 8 | Belz, Frank-Martin, Prof. Dr. | 2027 | 1992 | ½ - ½ |
8 | 11 | Stelter, Felix, Dr. | 2126 | 2070 | - | 19 | Daoud, Marcel | 2000 | 1898 | 1 - 0 |
Schnitt: | 2078 | 2117 | - | Schnitt: | 2099 | 2100 | |
Rang | Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | MPkt | BPkt |
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1. | SC Gröbenzell 1 | ** | | | | | | 5 | 5 | 6 | 4½ | 8 - 0 | 20,5 - 11,5 |
2. | SV Deggendorf 1 | | ** | | 6 | 4½ | 5 | | | 4½ | | 8 - 0 | 20,0 - 12,0 |
3. | SC Tarrasch 45 München 1 | | | ** | 3½ | | | 5 | 5½ | | 6½ | 6 - 2 | 20,5 - 11,5 |
4. | TSV Haunstetten 1 | | 2 | 4½ | ** | 5½ | | | | | 4½ | 6 - 2 | 16,5 - 15,5 |
5. | SK Kriegshaber 1 | | 3½ | | 2½ | ** | | | 5 | | 5½ | 4 - 4 | 16,5 - 15,5 |
6. | SC Rottal 1 | | 3 | | | | ** | 4 | 3 | 5½ | | 3 - 5 | 15,5 - 16,5 |
7. | SC Dillingen 1 | 3 | | 3 | | | 4 | ** | | 4½ | | 3 - 5 | 14,5 - 17,5 |
8. | SK Freising 1 | 3 | | 2½ | | 3 | 5 | | ** | | | 2 - 6 | 13,5 - 18,5 |
9. | SV Röhrnbach 1 | 2 | 3½ | | | | 2½ | 3½ | | ** | | 0 - 8 | 11,5 - 20,5 |
10. | SC Garching 1980 2 | 3½ | | 1½ | 3½ | 2½ | | | | | ** | 0 - 8 | 11,0 - 21,0 |
Auch im "LIga-Orakel" gelten wir als gesichert. Aber darauf darf man sich nicht verlassen. Wichtig ist, dass wir uns gegen Dillingen für die Niederlage im letzten Jahr rächen. Dann sieht es wieder gut aus.