Eigentlich hätte mir ja schon im Vorfeld etwas schwanen müssen: Ich bekam vom Mannschaftsführer LEchhausen eine Mail, dass das Match nicht am üblichen Spielort von Lechhausen stattfindet, sondern ein paar Schritte daneben in der Kirche St. Simpert. Mein Unterbewusstsein meldete, dass da doch was war (lt. Diözese sollen wegen Energieeinsparung die Kirchen bis maximal 8 Grad beheizt werden), aber der Glaube an das Gute im Menschen...
Die werden schon irgendwie einen beheizten Nebenraum haben.

Als ich meinen Gegner mit einer beheizbaren Weste (!!!) sah, schwante mir allerdings Übles. Auch die anderen Lechhauser waren bestens für eine Nordpolexpedition ausgerüstet.
Man muss ihnen zu Gute halten, dass sie sich bemühten: 4 Heizstrahler (jetzt weiß ich, warum die Atom-Meiler noch weiterlaufen müssen) bemühten sich, soweit der Lechhauser Kibitz nicht davor saß und alle Wärme absorbierte. Allerdings ist St. Simpert aus dicken Betonmauern errichtet, die in den letzten Tagen alle Möglichkeiten genutzt hatten um abzukühlen. Den Baustil nennt man glaub ich "Brutalismus": stimmt, es war brutal kalt.

Sonst war es ein nettes Spiellokal, also schritten wir zur Sache.

Herbert an Brett 3 saß erst mal beschäftigungslos da. Sein Gegner lief dann nach einer halben Stunde ein; er war zum "normalen" Spiellokal gegangen, dort war nix los, also war er wieder heimgefahren. Beim Mannschaftskampf herrscht ja Handy-Verbot, also muss ihn daheim eine Eingebung gestreift haben, dass er nochmal aufbrechen und in die Kirche schauen soll. Jedenfalls kam er dann, spielte eine wilde Bird-Angriffsvariante, die Herbert aber ganz cool (!!! Wortspiel!) konterte und nach Figurengewinn auch rasch einen vollen Zähler einfuhr. 1 : 0

Bevor ich an meinem Sitz festfror lief ich lieber öfter mal durch den Turnierraum: Christian hatte einen tollen Angriff auf den Königsflügel, da schauten mindestens 2-3 Mehrbauern raus. Rolf hatte bald eine Mehrquali und einen Mehrbauern, auch prima. Paul hatte in der Eröffnung eine Figur gegen einen Bauern verloren, sah aber noch ganz solide aus.

Susanne kam an Brett 6 gut aus der Eröffnung, danach gab sie aber ihre gute Position zunehmend auf und geriet unter Druck, zumal sie jetzt auch noch eine Figur einstellte und sich einer Bauernwalze gegenüber sah. Diese Stellung war leider trotz tollem Kampf nicht haltbar. Den Übergang von der Eröffnung ins Mittelspiel sollten wir uns nochmals anschauen. 0 : 1

An Brett 7 spielte Tomas erstmals für uns und zeigte eine schöne Partie, man konnte zuschauen, wie er seine Stellung verbesserte und Druck aufbaute und dabei immer mehr Material gewann. Ein sehr schön herausgespielter Sieg! 1 : 0

Genauso souverän agierte Hans an Brett 8: Positionell verbesserte er sich Schritt für Schritt, gewann einen Bauern, noch bessere Position und noch weiteres Material. Kurz nach Tomas meldete auch Hans einen vollen Zähler. 1 : 0

Ich spielte an einer Partie herum, die sich für mich recht positionell anfühlte. Deswegen machte ich ein Figurenopfer, mit dem ich 4 Bauern gegen einen Springer gewann. Nach einer Weile konnte ich meinem Gegner noch seinen letzten Bauern operieren, das Figurenmaterial waren bei mir D+T gegen D+T+L, meine Bauern waren nicht durchgehend, Gewinnvarianten sah ich bloß, wenn mein Gegner mithelfen würde. Aber beim Zwischenstand von 3 : 1 und den gewonnenen Partien für Rolf und Christian... Ich ließ mich auf eine Remisschaukel ein. 1/2 : 1/2

An mir vorübergegangen war leider, dass
Rolf an Brett 5 seine Dame eingestellt und daraufhin bald aufgegeben hatte. 0 : 1

Und auch Christian hatte seine Angriffsoptionen überschätzt und war dabei die Dame gegen S+T losgeworden, statt nach Bauerngewinn zu konsolidieren und den Angriff neu aufzubauen. Sah aber immer noch ganz gut aus, Christian hatte eine Festung aufgebaut, einfach nix machen, und auf remis spielen.
Leider versuchte er doch anzugreifen, das ging nicht gut: Ein Bauer fiel, im Endspiel D+2B gegen T+S+2B setzte er nicht optimal fort und das kostete einen Turm. Schade. 0 : 1

Ein wildes Aufschnaufen aller Zuschauer bei Paul an Brett 4: Sein Gegner war mit dem König deutlich zu optimistisch in die Stellung von Paul eingedrungen; leider sah Paul als Einziger das einzügige Matt nicht!!! Ich muss mir die Partie im Endspiel nochmals anschauen, meine Einschätzung war, dass er trotz Wenigerfigur wohl mit seinen Bauern remis halten hätte können, es sollte aber nicht sein.

Statt eines möglichen 6,5-Sieges dröppelten wir mit einer 3,5-Niederlage nach hause.
Und die Frage bleibt: Hat die Eiskönigin unsere Synapsen soweit vereist, dass wir drei Partien...

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